Laranell

Schildert Erlebtes oder berichtet über Abenteuer aus der Sicht Eures Charakters.

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Laranell
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Kochen und andere Sorgen
Eine Woche war sie nun hier, im Truppenhaus, als Köchin der man erst einmal das kochen zeigen musste. Denn mit ihrer Kartoffelsuppe würde sie hier auf Dauer keine Freunde finden, das war gewiss. Die Menschen hier waren besseres gewohnt, sie konnte es ihnen nicht einmal übel nehmen, war doch niemand von ihnen unter den Umständen aufgewachsen, die sie zu ertragen gehabt hatte. Es war aber auch alles kompliziert, auf einmal stand sie einem Keller gegenüber der gefüllt mit allerlei Essen war, viel Wünsche blieben nicht übrig, dazu noch einen Schrank in dem sich viele verschiedene Gewürze befanden, die sie noch nicht einmal kannte. Woher sollte sie also wissen welches von ihnen man für was benutzte, noch dazu, was sollte man aus all den Essen kochen? Bisher musste sie mit dem zurecht kommen was sie bekam, waren es Kartoffeln, so gab es eben eine Suppe daraus, oder sie wurden gebraten, gab es Karotten, so wurden jene eben gekocht. Es war um so viel einfacher gewesen.
Zum Glück stand ihr Ristred immer zur Hilfe, wenn es seine Zeit zuließ, die abendlichen Kochstunden machten ihr ja sogar Spaß und sie musste durchaus zugeben das ihr jenes Essen besser schmeckte als das gewohnte. Und bei soviel Essen im Haus sank ihre Priorität das es doch nur satt machen sollte.
Darüber hinaus musste sie immer zusehen vor Anrangar zu flüchten, der ihr nach wie vor jedes Mal wenn er sie zu Gesicht bekam nahe brachte das sie doch das lesen lernen sollte. Er bewies dabei einen unglaublichen Dickkopf und sie war sich nicht mehr so sicher ob sie den größeren besaß. Eigentlich war es ja immer so gewesen, noch nie hatte sie sich irgend etwas sagen oder vorschreiben lassen, gut bis auf dieses eine Mal, doch das bereute sie schon lange. Doch konnte sie weiterhin ihren Kopf durchsetzen? Ihm klar machen das sie bisher auch ganz gut ohne Bücher zurecht gekommen war, das nicht viele die sie kannte lesen und schreiben konnten und es demnach auch nicht wichtig war. Außerdem war dies ohnehin fast nur den reichen Schnöseln, wie Reichere von ihr liebevoll genannt wurden, vorenthalten. Zudem war es wirklich schwer die ganzen 24 Buchstaben! zu lernen und sie dann auch noch in ganzen Wörtern zu verstehen. Wenn sie schon allein an diese blöde Katze dachte, es waren wirklich unglaubliche Wortkreationen entstanden, wie zum Beispiel die Katühze. Ein T genannt Tee kam darin wirklich nicht vor, auch wenn der Buchstabe so heißt. Alles seltsam.
Im Grunde lebte sie sich nach und nach gut ein, wenn auch ihre Gedanken immer wieder zurück in das Viertel gingen, zusammen mit der Frage warum denn ausgerechnet sie dies alles verdiente wo es doch so viele gab die genau die gleich Hilfe gebrauchen konnte, die derer Tage nach wie vor in irgendwelchen Ecken lagen, mit leeren Magen. Es stellte sich fast schon ein schlechtes Gewissen gegenüber jenen ein, denn was hatte sie schon groß geleistet bisher um in den Genuss des ganzen Luxus hier zu kommen? Kartoffelsuppe kochen? Doch sollte sie ihre Gedanken beiseite lassen und sich einfach darüber freuen das es ihr nun besser ging, das es ihr vielleicht doch vergönnt war ein besseres Leben zu führen als jenes was sie bisher lebte.
Sie musste noch viel lernen, das war gewiss und nicht alles würde Spaß machen, auch dessen war sie sich gewiss. Bisher machte es den Anschein als würde niemand zu viel erwarten als würde jeder ihr genug Zeit geben zu lernen. Doch würde das immer so bleiben oder war dies nur am Anfang so? Und wie oft waschen sich die Leute hier eigentlich?
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Beitrag von Laranell »

Erinnerungen
Streit, Misstrauen, Gerüchte, falsche Zungen, zu schnell gezogene Waffen.
Noch Stunden später saß Laranell auf dem Teppich im Truppenhaus, in das Kaminfeuer starrend. All dies hatte sie bereits erlebt, vor langer Zeit. Nie wieder wollte sie so etwas erleben, nie wieder in solch Kreise geraten und doch war es wieder geschehen und es hatte ihr vor allem eines klar gemacht. Gleich wie man sich gab, gleich welchen Weg man einschlug, es konnte einen immer wieder treffen. Ein Abend, eine zufällige Begegnung, eine Einladung auf ein paar Bier. Warum ausschlagen, warum? War es doch ein normales mit jemanden ein Bier zu trinken. Leichtsinnig mit jemanden nach Schlucht zu gehen? Wohl kaum. Aber doch war es geschehen und doch rief es die Erinnerungen an früher wach. Bilder die sie in die hinterste Ecke ihres Kopfes gebannt hatte, auf das sie nie wieder hervor kamen. Nun waren sie da, wegen einer Begegnung, einem Bier. Einem verdammten Bier!
Immer wieder zogen schemenhaft die Bilder des Abends an ihr vorbei, des Abends an dem sie alles verlor was sie bis dahin besessen hatte, sogar ihren Namen hatte sie Tags darauf abgelegt. Lea, warum auch immer ausgerechnet Lea, doch so nannte sie sich als die Wachen sie danach fragten. Sie glaubten ihr, ob nun weil sie einfach glauben wollten oder weil sie an jenem Tag genug anderes hatten um was sie sich kümmern mussten. Es interessierte sie nicht, nicht an diesem Tag, auch nicht danach. In der nächsten Zeit nannten immer mehr sie nur noch Lea, ganz davon abgesehen das viele ihrer eigenen Wege gingen oder gar verschwanden. Einen sah sie hängen, einen einzigen, viel mehr verdienten es und doch war es bei einem geblieben. Befriedigung nach seinem Tod? Nein, keineswegs, denn es änderte nichts an dem Geschehenen.
Streit, Misstrauen, Gerüchte, falsche Zungen, zu schnell gezogene Waffen, die kräftigen Arme die sie umschlangen, sie wehrlos machten. Schon immer war die wenige Kraft ihres Körpers ein Problem gewesen, besonders an jenem Abend. Immer lauter wurden die Worte, von immer mehr Zorn erfüllt. Dann die Klinge an ihrer Wange, die sich langsam in ihr Fleisch schnitt, der Schmerz der sie erfüllte, das warme Blut das ihre Wange hinab lief. Der Aufschrei von Arndt, voller Wut. Das Klirren von Klingen die gegeneinander schlugen, das zusammensinken von Arndt, gefolgt von einem weiteren Schrei, diesmal vor Schmerz, das dumpfe Aufprallen seines Körpers auf den Boden, das viele Blut. Dann Stille...
Vergessen, sich auf Neues konzentrieren, neue Wege gehen, neues lernen. Würde all dies etwas ändern? Würde dies ihre Herkunft ändern, ihre Vergangenheit? Vielleicht, vielleicht auch nicht, heute Abend war ihr bewusst geworden, wie schnell sie alles wieder einholen konnte, wie schnell sie wieder in solch Situationen geriet. Was wenn sie hier, im Truppenhaus einfach falsch war, wenn dies nicht die ihre Welt war?
Und doch war es genau das was Arndt stets wollte, sie beide aus dem Viertel bringen, in ein eigenes kleines Haus, mit Garten für Gemüse. Zugegeben das Haus hier war nicht klein, auch gab es hier keinen Arndt doch immerhin einen Gemüsegarten. Und man nannte sie wieder Laranell.
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Beitrag von Laranell »

Rückzug - Teil 1
Kurz sah sie sich um, auf das ihr auch niemand gefolgt war. Die Straße hinter ihr war leer, ebenso wie die vor ihr, der Weg der ins Armenviertel führte. Sie ging ihn, verdammt noch mal sie ging ihn wirklich. Nicht um irgendjemanden darin zu besuchen oder jemanden anhand der Umstände hier zu erklären wie sie die letzten Jahre verbracht hat, warum sie ist wie sie ist. Nein, sie ging diesen Weg heute Nacht um zu flüchten, vor ihrer eigenen Unfähigkeit, vor klaren Worten die an sie gerichtet wurden. Sie flüchtete vor allem, nicht weil sie feig war, doch wusste sie nicht anders umzugehen mit eben Geschehenen.
Wie ein geschlagener Hund zog sie sich in ihre Ecke zurück, ließ sich dort nieder, zog ihre Beine an und schlang ihre Arme fest darüber, es war lausig kalt diese Nacht. Man gewöhnt sich schneller als einem lieb ist an warme Betten des Nachts, viel zu schnell. Davon abgesehen war so gut wie nichts mehr von ihrem “Bett” übrig.

“Hah, schau da ist sie ja schon wieder”
“Hat aber nicht lange gedauert, eh?”
“Ich habs doch gleich gsagt dass die das nich schafft”

Spöttisches Gelächter...

So würde sie morgen geweckt werden, dessen war sie sich sicher. Doch in die Siedlung, in das Truppenhaus? Nein, dafür war sie zu Stolz, zugegeben sie besaß nicht all zuviel davon doch immerhin genug um jetzt nicht dorthin zu gehen. Nicht nachdem man ihr so eindrucksvoll klar gemacht hatte das sie dort fehl am Platze war, als ob sie sich das nicht schon oft genug selber dachte.
Vielleicht sollte sie aber doch in die Siedlung gehen, es gab noch jemanden den sie dort kannte - Berendt. Immerhin war er mit der Zeit einer von jenen Menschen geworden, dem sie halbwegs vertraute. Seine Tür stand ihr immer offen sollte es einmal nötig sein, das hatte er mehr als einmal gesagt.

So machte sie sich auf in Richtung der Siedlung, Berendt war jetzt genau der Richtige, er würde keine dummen Fragen stellen, nicht über sie lachen, er würde sie einfach bei sich schlafen lassen, so hoffte sie zumindest. Außer er hatte Frauenbesuch, was bei dem rauen Kerl der im Grunde doch zumindest einen kleinen weichen Kern besaß, durchaus vorkam, so war er doch nicht gerade bekannt dafür etwas anbrennen zu lassen.
Einige Zeit später kam sie in der richtigen Siedlung in der, etwas abseits, verdeckt von großen Bäumen das alte Haus, vielmehr eine bessere Hütte, mit den kaputten Fenstern und dem ebenso kaputten Dach stand in dem Berendt wohnte.
Harsch ließ sie ihre kalten Finger an das morsche Holz der Türe klopfen, immer wieder bis sich darin etwas regte.
“Verdammt nochma, wer” mit diesen Worten wurde geöffnet und ein sichtlich verschlafener Berendt sah ihr entgegen, mit freiem Oberkörper und zerzaustem Haar, unrasiert und nach Alkohol riechend. Mit zusammengekniffenen Augen blinzelte er sie an, brauchte wohl einen Moment um sie zu erkennen “Lea? Wasn mit dir passiert?”
Ohne ihm groß zu antworten schob sie sich an ihm vorbei und betrat sein Reich. Die wenigen Sachen die er besaß waren über den Boden verteilt, mit ihnen zwei Flaschen Schnaps, der schwere Duft von abgestandenen Alkohol schwängerte die Luft.
“Kann ich bleibn? Für ne Nacht?” sie sah über ihre Schulter zu ihm, mittlerweile hatte er die Türe wieder verschlossen und schlich Richtung des alten Bettes, ließ sich hineinfallen.
“Na sicher kannste das, weißte doch” raunte er ihr zu ehe sein Kopf auf das Kissen aufschlug “kannst dich auch hier hin legn” mit einem schiefen Grinsen im Gesicht klopfte er auf den Platz neben sich, doch verzog sich das Grinsen schnell zu einer Grimasse und anstelle von weiteren Worten kam nur ein lautes auf-schnarchen.
Laranell fröstelte, ihr Blick ging zum Kamin, dieser war wohl schon einige Zeit erloschen, nicht einmal neues Holz lag daneben.
“Immerhin besser als nichts” murmelte sie und ließ sich auf den Teppich plumpsen und rollte sich auf ihn zusammen, nur ein wenig schlafen, mehr wollte sie nicht. Und das würde auch so gehen. War dies doch eher die ihre Welt, der Platz an dem sie gehörte?
Nicht zuletzt der Alkohol trug noch dazu bei das sie in einen unruhigen Schlaf fiel.
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Re: Laranell

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Rückzug - Teil 2
Nach wenigen Stunden, geprägt von schlechten Schlaf, was nicht zuletzt Berendt zu verdanken war der mit seinem Schnarchen jedem Sägewerk Konkurrenz machte, gab sie ihren Kampf schließlich auf und erhob sich. Die vielen Biere am Vorabend hatten einen schalen Geschmack in ihrem Mund hinterlassen, in ihrem sehr trockenen Mund wohl bemerkt. Berendt musste doch irgendwo Wasser im Haus haben, doch außer einer vollen Flasche Schnaps war nichts zu finden.
Seufzend verließ sie das Haus um zum nahe gelegenen See zu gehen. Sie ließ sich an dessen Ufer sinken, formte ihre Hände um damit genug Wasser aufnehmen zu können um zu trinken. Es tat gut als das eiskalte Wasser ihre Kehle hinab floss. Sie wiederholte diese Prozedur einige Male bis der größte Durst gestillt war, dann noch einmal um ihr Gesicht zu waschen. Kaum zu glauben doch gab sie mittlerweile darauf Acht das es immer sauber war.
Einige Dinge schienen sich geändert zu haben in ihrem Leben, doch hatten sie sich wirklich geändert oder war es nur falscher Schein? Falscher Schein, entstanden in einer Welt die ihr fremd war, in der sie sich befand ohne hinein zu gehören, die sie nicht gänzlich verstand. Die sie vielleicht nie zur Gänze verstehen würde und die, so wurde ihr gestern klar, ebenso wenig sie verstand
Als Faul wurde sie bezeichnet, Faul und fehl am Platze, an der falschen Stelle, die falsche Anstellung. Machte die neue Welt etwas falsch mit ihrer neuen Bewohnerin oder lag es an ihr etwas zu verändern? Doch konnte man sich über Nacht ändern? Konnte man von heute auf morgen alte Gewohnheiten ablegen nur weil man jede Nacht in einem warmen, weichen Bett verbrachte und das erste Mal im Leben jeden Tag genug zu Essen bekam? Sicherlich nicht.

Langsam erhob sie sich wieder. Wohin nun? Ihr Blick ging umher, zurück in das Truppenhaus? Entschieden schüttelte sie ihren Kopf. In das Viertel um nach Bertah oder Zyra zu suchen? Vielleicht doch erst zurück in Berendts Haus. Jener war mittlerweile ebenso erwacht, war jedoch noch nicht in der Lage sich aus seinem Bett zu erheben und so setzte sie sich auf dessen Rand, schnappte sich eine der dünnen Decken um sich darin einzuhüllen. Das Haus war mittlerweile ausgekühlt und nur noch der fehlende Wind schien einen Unterschied zu den Temperaturen draußen zu machen.

“Jetzt sag ma Kleine, wasn los mit dir?” richtete er die Worte an sie, sie dabei neugierig musternd. Sie erzählte ihm alles was er noch nicht wusste, von ihren letzten Tagen, von allem was sie lernen sollte und doch nicht wollte. Von dem sie glaubte sie könne es gar nicht, bis hin zu den Worten gestern die sie auf eine Art verletzt hatten die ihr bis dahin fremd war. So hatte doch noch nie jemand sie in Frage gestellt. Warum auch und wohl vor allem bei was? Sicherlich gab sie alles in ihren Worten, aus ihrer Sicht, so wie sie alles aufgefasst hatte.
Geduldig lauschte er ihren Ausführungen, lediglich ein sachtes Nicken ab und an verriet das er ihr überhaupt zuhörte und nicht wieder eingeschlafen war.
“Hm hm, verstehe. Aber eh sag ma Kleine, du willst jetzt wegn nen paar Wortn alles hinwerfn?” war seine Reaktion als sie geendet hatte. Dieser eine Satz, noch dazu aus den Mund von jemanden den sie mittlerweile vertraute ließ sie alles wieder in Frage stellen.
“Ja was weis ich denn? Vielleicht will mich dort ja keiner mehr, eh? War ja doch recht deutlich.” murrte sie zurück.
“Sicher war es das, aber hey. Die habn dich aufgenommen und du wärst schön blöd wenn du von selber aufgibst. Wenn die dich rauswerfn ist es was anderes. Aber so? Ne ne Kleine, willst du ewig in der Gosse bleiben? Du weist ich mag dich, du weist ich helf dir immer wenn es geht. Du kannst auch immer hier schlafen, das weiste. Aber ich kann uns beide nicht auf Dauer durchbringen, das geht einfach nicht.” ungewohnt ernst sah er zu ihr. “Bring deinen hübschen Hintern endlich hoch, mach endlich was. Nen guten Anfang hast du”.
Sie ließ sich seine Worte einen ganzen Moment durch den Kopf gehen ehe sie schließlich zustimmend nickte. “Ich weis ja das du Recht hast..aber es is alles so neu un schwer un komisch, keiner versteht mich”. brachte sie ihre Lieblingsausflucht vor, ja keiner verstand sie, eine Tatsache wegen der sie mehr meckerte denn etwas dagegen zu tun.
“Sicher ist es neu, es ist nicht mehr das Viertel. Aber dass ist doch genau das was du wolltest? Raus dort, was erwartest du? Das dort alles genau so ist?” er schnaubte aus.
“Nein, das nich...nur ebn anders als..ach was weis ich” brabbelte sie vor sich her, ihm nicht wirklich etwas entgegen zu setzten.
“Ich geh jetzt erst einmal, muss mich noch mit wem treffen. Bleib hier oder geh zurück. Aber wenn du meinen Rat hören willst, geh zurück ehe es zu spät dafür ist” Berendt erhob sich, sammelte seine Kleidung auf. “Egal was du tust, lass dich ma wieder sehn Kleine” ein Grinsen legte sich auf seine Lippen ehe er sie allein ließ.

Laranell überlegte noch eine ganze Weile. Irgendwann erhob sie sich um sich auf den Weg zu machen. Erst einmal Richtung Bree, dort würde sie weitersehen.
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Re: Laranell

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Rückzug - dritter und letzter Teil
Viele Stunden und unzählige Worte später stand Laranell, inmitten in der Nacht und alleine, vor der Feuerstelle des Hauses. Eine prall gefüllte Schüssel mit säuberlich geschnittenen Gemüse fand seinen Weg in das heiße Wasser des Kessels der über dem Feuer hing. Anrangar wollte ihr zeigen wie man eine Hühnersuppe kocht, doch kam zu viel dazwischen, zu viele Gespräche in denen sie ihrer Wut über das Unverständnis das ihr hier entgegen gebracht wurde freien Lauf ließ.
Doch hatte sich das Blatt gewendet, auch sie hatte verstanden. Verstanden, dass  nicht nur alle anderen es waren die etwas ändern mussten, an ihren Ansichten, an ihren Umgang mit ihr. Nein, auch sie musste es, sie musste lernen, sie musste Willen zeigen sich nicht weiterhin wie jemand aus der Gosse zu benehmen.
“Zeige Willen. Hör auf dein Herz, was du lernen willst” diese Worte hatte Anrangar vor Stunden an sie gerichtet und noch immer war sie nicht schlau daraus geworden. Ihr Herz sagte ihr doch nur das sie sich hier wohl fühlt, das sie sich sogar schon ein wenig wie zu Hause hier fühlt, das erste Mal seit einer sehr langen Zeit hatte sie dieses Gefühl. Es gab für sie nicht viel diesen Zustand zu verbessern. Also wie sollte sie seinen Rat nur beherzigen? Sich mehr Mühe beim kochen geben? Nun,genau das tat sie, sie würde es lernen, würde sich dabei wirklich Mühe geben. Ob dieser Wille ausreichen würde oder nicht, das würde sich zeigen.

Sie nahm den Kessel mit dem Huhn, bewaffnete sich mit Messer und Brett und ging damit auf die Treppen zu. Mit einem Ächzen ließ sie sich nieder und begann das Fleisch vom Huhn zu lösen, es dann in kleine Stücke schneidend.
Ein Schmunzeln kam über ihre Lippen als sie an Eiswyn dachte, die ihr noch zuvor mit Rat und Tat zur Seite stand, sicherlich ein falscher Rat. Ein Huhn das anschließend in eine Suppe kam musste also nicht gebraten werden so wie sie es dachte und sagte.
Zum Glück hatte Ristred alles noch gerettet, ihr sogar noch erklärt wie sie denn die Suppe machen solle, natürlich nachdem sie ihm eine Ohrfeige gab. Wirklich besser fühlte sie sich dadurch nicht, doch hoffte sie, dass er zumindest verstand das sie nicht so mit sich reden ließ.

Laranell wartete noch einige Zeit ehe, bis das Gemüse zerkochte war, ehe sie das Fleisch mit dazu gab, noch ein wenig kochen lassen und dann über Nacht an den Rand der Kochstelle. Vorher natürlich noch ein paar Gewürze, auf keinen Fall zu viel davon. Nachdenklich starrte sie in den Topf, sie hatte erreicht was sie wollte, niemand würde ihr in der nächsten Zeit etwas aufdrängen was sie lernen sollte. Diese Tatsache war nicht zuletzt Aendis zu verdanken, die Person die sie wohl am meisten verstehen konnte. Dennoch war dieser Gedanke nun irgendwie seltsam.
Sie nahm den Topf vom Feuer und stellte ihn am Rand ab, das Holz im Kamin sollte noch einige Zeit reichen. Danach räumte sie noch, eher flüchtig, alles weg.

Nach dem heutigen Abend hatten sich die Wogen wieder geglättet, ihre übereilte Flucht aus dem Pony am Tag zuvor war wohl wirklich vor allem eines gewesen. Übereilt und unüberlegt. Sie würde ihren Platz hier haben, das war ihr versprochen worden.
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Re: Laranell

Beitrag von Laranell »

Erkenntnis
Es lag nun schon einige Tage zurück, dieser Abend voller Gespräche an denen wohl einigen hier viel klar wurde, der viel verändert hatte. Seitdem war sie nicht mehr bedrängt worden, zu lernen, gleich was. An Worten war gehalten worden.
Nun war es an ihr sich auch an ihre Worte zu halten, jene das sie Willen zeigen würde, sich überlegen würde was sie denn lernen wolle. Am besten sie würde sich einem Vorschlag nach dem anderen in Ruhe widmen um dann danach zu wissen welches zu lernen das kleinste Übel war. Natürlich würde sie dies nicht so bezeichnen, eher als das was ihr am meisten Spass brachte.
Langsamen Schrittes ging sie auf eines der Bücherregale zu, hier musste es doch irgendwo sein, jenes Buch das ihr Anrangar zeigte, Es dauerte einige Zeit bis sie es tatsächlich unter den vielen anderen Büchern die hier ihren Platz gefunden hatten, fand. Viel zu viele Bücher ihrer Meinung nach, als ob man die wirklich alle lesen würde, zumindest konnte man damit im Notfall nach eindringenden Feinden werfen, oder sie in den Kamin legen so denn das Feuerholz alle war.
Mit dem Buch in der Hand ging sie auf den Kamin zu, ließ sich dort nieder und legte es sich auf den Schoß. Sie blätterte darin umher, jene Seite suchend die ihr Anrangar zeigte, mit deren Hilfe er ihr die einzelnen Buchstaben lernen wollte, nach kurzer Zeit wurde sie auch fündig doch blickte sie nur stirnrunzelnd auf die schwarzen Lettern hinab. Viel hatte sie sich nicht gemerkt, hah aber da war das Zeh! Einer der wenigen die sich merken konnte, wohl auch nur weil er sich so lustig anhörte wie sie befand, wie ein Zeh eben, also ein ganzes Wort.
“Einfach ein bisschn überlegn” murmelte sie und starrte weiter auf die aufgeschlagenen Buchseiten auf ihrem Schoß. Nach einer ganzen Weile des Starrens schüttele sie genervt und resignierend den Kopf.
“So ein Mist, scheiss lesn” murrte sie als sie das Buch zurück in das Regal brachte.
Somit würde das Lesen sicherlich nicht an erster Stelle, also das nächste versuchen.

Laranell holte das Schwert von oben welches Anrangar ihr eines Abends geschenkt hatte, ein echt großes und schweres, zumindest verglichen mit den Waffen die sie bisher in den Händen hielt, sah man von ihren beiden Möchte-gern Dolchen ab die sie im Viertel ständig mit sich trug. Jene Zeiten waren vorbei und zur Abschreckung erfüllten sie allemal ihren Zweck und was war schon dabei jemanden einen Dolch vor die Nase zu halten? Nichts war dabei, ein Schwert richtig zu führen war hingegen etwas gänzlich anderes. Doch würde sie es heute erneut versuchen.
“Üb damit, an einem Baum” so sagte Anrangar zu ihr, jene Worte waren unberücksichtigt geblieben, bis heute.
Sie fand sich mit dem Schwert in den Händen vor einem der Bäume auf dem Grundstück des Truppenhauses ein. Mit zweifelnden Blick sah sie auf den Baum, festigte den Griff um die Waffe in ihrer Hand.
“Verdammt, nen Baum angreifen..Blödsinn” murmelte sie, ihr Blick noch immer auf ihr standhaftes Gegenüber gerichtet. Vielleicht musste sie sich einfach nur vorstellen das dies wirklich ein sehr böser Baum war und würde sie ihn nicht angreifen so würde er wohl mit seinen Zweigen nach ihr ausschlagen oder gar sich entwurzeln um ihr nach zu laufen. Ein schiefes Grinsen machte sich auf ihren Lippen breit als sie dieses Bild vor Augen sah.
Sie bemühte sich wieder um Ernsthaftigkeit und sie tat dies tatsächlich. Sie schwang das Schwert zweimal in der Luft ehe sie einen Satz auf den Baum zumachte und nun auch gegen ihn einen Schlag ausführte. Es war ein recht einfacher Schlag von rechts nach links geführt, doch mit viel Schwung bedacht.
Die Klinge traf den Baum an der rechten Seite, im Ausweichen war er nicht gerade der Beste wie es schien. Der Rückschlag erreichte Laranell recht unerwartet, ließ sie ihr Gleichgewicht verlieren und am Boden aufschlagen, das Schwert ließ sie dabei natürlich aus und es landete neben ihr.
“Aua..verdammt..was” murrte sie als sie sich am Boden wiederfand, mit verzogenen Gesicht und mit wenig Begeisterung in der Mine sah sie zu dem Schwert, dann zum Baum.
“So, ein verdammter Mist” diese Worte sprach sie schon lauter, sah sich dann um, sie konnte nur hoffen das dies niemand gesehen hatte.
Sie schüttelte den Kopf, nein, das konnte ja auch nicht richtig sein, also auf zum nächsten, eines blieb immerhin noch über.

Laranell brachte ihr Schwert wieder in das Haus, auf dem Weg nach draussen ging sie zuerst zum Keller des Hauses, dort wo all das Essen untergebracht war. Sie nahm zwei Karotten an sich und ging wieder nach draussen zu den Platz an dem die Pferde angebunden waren. Ihr Blick ging von einem Tier zum anderen. Das Pferd von Aendis konnte sie nicht sehen, ihr Mund verzog sich zu einer Grimasse, denn immerhin war ihr dies Tier nicht so fremd wie diejenigen die nun vor ihr standen. Nun gut, so sollte es eben eines der anderen sein.
Vorsichtig näherte sie sich einem der Tiere, einen Arm mit einer der Karotten in der Hand weit nach vorne ausgestreckt. Nur nicht zu nahe. Das Pferd seinerseits schnappte nach der Karotte wie es ein Pferd eben zu tun pflegt. Mit großen Augen ließ Laranell die Karotte aus, besah sich das Tier und lauschte den lauten krachen der Geräusche die das Pferd beim kauen von sich gab. Na das war doch eigentlich gar nicht so schwer. Sie ging noch einen Schritt näher auf den Vierbeiner zu, hielt ihm die andere Karotte hin, auch jene wurde ebenso wie die erste freudig in Empfang genommen.
Laranell getraute sich nun sogar noch einen Schritt näher zu kommen und legte sogar ihre Hand an den Kopf des Pferdes und strich zaghaft darüber. Das Tier sah sie aus großen Augen, blieb ansonsten aber ruhig.
“Hah, das war doch gar nich so schwer” sprach sie, sichtlich zufrieden mit ihrem Erfolg, doch schon kurz darauf verzogen sich ihre Mundwinkel. War es doch ein Unterschied ob sie einem Pferd eine Karotte gab oder sich darauf setzen musste. Warum mussten die auch so groß sein?

Kurz darauf dachte sie noch einmal in Ruhe nach, auf ihr Herz solle sie hören wurde ihr gesagt was sie denn lernen will. Doch hatte ihr Herz die ganze Zeit über beharrlich geschwiegen bei ihren kläglichen Versuchen alleine heraus zu finden was ihr denn nun lag und was nicht.
So sehr sie sich über die Tatsache freute das nicht mehr ein jeder versuchte sie in gewissen Bahnen zu lenken so sehr bemerkte sie auch das ihr dies im Grunde nun fehlte, das sie selbst dazu nicht in der Lage war, das sie vielleicht sogar jemanden brauchte der sie diesbezüglich an der Hand nahm. Doch würde sie dies natürlich nie zugeben, ebenso war um Hilfe bitten eher ein Zeichen der Schwäche und wer wollte schon schwach sein?
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Re: Laranell

Beitrag von Laranell »

Von Bree und Pferden
In Bree scheint es ein ungeschriebenes Gesetz zu geben. Jeder der von dort verschwindet kehrt früher oder später auch dorthin zurück. Nun gut, fast jeder, abgesehen von jenen die unterwegs gefressen werden, sei es von einer Herde Orks oder einem wilden Tier.
Ein weiteres Gesetz der Stadt besagte wohl das sich hier ein jeder einnisten konnte, gleich woher er kam, gleich wer er war und was er zuvor machte. Es kam nicht selten vor das man eben eindeutig Fremde lauthals über die Stadt und deren Bewohner schimpfen und fluchen höre, wie dieser Kerl gestern, der Bär. Der Bär, das war ein knurrender Kerl der seine Wut an einem der Balken ausgelassen hatte, lauthals meckerte wie schlimm diese Stadt doch war und das er in diesem Gasthaus keine Ruhe fand. Halt nein, er nannte es Höhle, allen Anschein nach war er selbst zu lange Zeit in einer Höhle und dem Wahnsinn erlegen oder die Luft unter seiner dicken Fellkapuze staute sich derart das er nicht mehr in der Lage war einen klaren Gedanken zu fassen, wie auch immer. Außerdem hielten sich die meisten Menschen für viel zu wichtig und das ohne jeglichen Anlass. Frauen die ein paar Tage zuvor bis an die Zähne bewaffnet in zwielichtigen Tavernen anzutreffen waren, trugen auf einmal edle Kleider und versammelten eine Schar von Wachen um sich, alle mit dem selben Waffenrock. Noch dazu suchten sie Personal, natürlich Personal. Wer sucht nicht nach solchem wenn er doch kurz zuvor noch von der Hand in den Mund lebte?
Verrückte Stadt, verrückte Menschen, vor allem einer! Da kam dieser Kerl nach Wochen oder waren es gar Monate wieder in die Stadt und verhielt sich ihr gegenüber so als wäre er nie weg gewesen, und wieder wurde Katz und Maus gespielt. Sie war in dem Falle die Maus, er der Kater, doch war nie klar gewesen wer mit wem spielte. Die Katze mit der kleinen Maus, lauernd, sich langsam aber sicher dem Ziel nähernd oder war es doch die Maus die führte, die Katze absichtlich immer wieder ein Stück voran ließ nur um sich dann wieder in ihrem Loch zu verkriechen? Was dachte er sich eigentlich wen er vor sich hat? Eine billige Dirne mit der er seinen Spaß haben konnte? Sie war sicherlich vieles doch das nicht, eine Eigenschaft auf die sie nach wie vor stolz war, aus der Gosse gekommen ohne sich dafür irgendwem hinzugeben. Und dann sollte sie auch noch für ihn kochen!
Dennoch war es ein langes Gespräch, seine Art war nach wie vor interessant, aber wahrscheinlich war er wieder weg ehe sie sich dazu näher Gedanken machen konnte, vielleicht würde sie bis dahin wirklich einmal für ihn gekocht haben und sei es nur um ihm zu beweisen das sie es kann, vielleicht aber auch nicht.

Im Moment war es ein anderes Problem das sie beschäftigte und dies war kein kleines. Im Gegenteil stand vor ihr dieses großes Tier und blickte sie mit seinen ebenso großen Augen an. Sie wollte es heute einfach versuchen aufzusteigen, so wie Anrangar es ihr vor ein paar Tagen erklärte. Einfach daran hochziehen, wie bei einem Baum und das Pferd würde sich, so sagte er, auch nicht großartig bewegen. Doch hatte er dies auch seinem Pferd gesagt?
Vorsichtig streckte Laranell ihre Hand aus, darin hielt sie eine Karotte, so eine kleine Bestechung konnte sicherlich nicht schaden. Nachdenklich sah sie zu dem Tier das mit laut knackenden Geräuschen das Gemüse mit seinen Zähnen zermalmte.
“Wehe du bewegst dich doch” murmelte sie leise und begab sich an die Seite des Tieres. Hochziehen, am Sattel oder am Hals, lieber am Sattel. Ihre Hände legten sich an den ledernen Knauf, sie zählte innerlich bis drei ehe sie sich mit ihren Füßen vom Boden abfederte um gleichzeitig mit ihren dünnen Armen das Eigengewicht ihres Körpers nach oben zu ziehen.
Das Pferd hielt wirklich ruhig, auch als Larenell mit ihren Füßen strampelte, schließlich mit dem Bauch quer auf dem Sattel zu liegen kam und wohl einer Schildkröte glich die auf dem Rücken gelandet war. Fluchend und schimpfend sah sie auf den Boden, sie war oben, immerhin. Nun nur noch das eine Bein auf die andere Seite bekommen, vorzugsweise natürlich ohne das Gleichgewicht zu verlieren und hinunter zu fallen.
Ihr Tun sah sicher alles andere als Elegant aus, doch nach etwas drehen und wenden hier saß sie letztendlich wirklich im Sattel, unsicher sah sie auf den Hals des Tieres und ihre Hand ging unwillkürlich an dessen Hals über den sie in einer sachten Bewegung streichelte. Bis hierhin war es nicht so schlimm gewesen wie sie anfangs dachte doch wie sollte es weiter gehen? Wie bringt man ein Pferd dazu sich zu bewegen,  noch dazu in die Richtung die man einschlagen wollte?
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Re: Laranell

Beitrag von Laranell »

Kochen
Genüsslich schmatzend streckte sich die Rothaarige, wickelte sich danach wieder in die Decke ein und öffnete nur langsam ihre Augen. Die Sonne musste schon lange auf gegangen sein, denn auch in dem Zimmer war alles durch ihr Licht erhellt. Blinzelnd sah sie sich um, irgend etwas stimmte nicht. Seit wann stand neben ihrem Bett ein Bücherregal? Eine erneute Umräumaktion von Ristred? Schlaftrunken schüttelte sie den Kopf schloss ihre Augen erneut und legte ihn auf die andere Seite, nur noch ein bisschen liegen bleiben, dann erst würde sie aufstehen.
Die tägliche Flucht vor dem Elben würde beginnen, sie würde wie so oft erliegen. Der Kampf mit den Buchstaben würde beginnen. Nach einer kleinen Pause würde sie sich Gedanken über das Essen machen und jene dann in die Tat umsetzen, nach einer kurzen Zeit am Kamin würde sie dann, wie jeden Tag, die Spuren ihres Tuns entfernen. Danach vielleicht noch ein wenig reiten, auf jeden Fall aber würde sie sich um Anrangars Pferd kümmern.
Sie nickte entschlossen, jetzt nur noch die Augen irgendwie auf bekommen, aufstehen und schon würde es losgehen. Erst das eine, dann das andere Auge, ja so war es gut, das leise seufzen erstarb auf ihren Lippen, ihre Augen weiteten sich und sie wich zurück.
“Wer..verdammmt, mein Bett?” sie wich so weit zurück das sie um ein Haar aus dem Bett gefallen wäre.
Schlagartig wurde ihr wieder bewusst wer dort neben ihr lag, auch das es keineswegs ihr Bett sondern das seine.
Warum war sie noch einmal hier geblieben?
Richtig, es war spät geworden, sie war müde gewesen. Richtig müde und demnach zu faul den Heimweg in die Siedlung anzutreten.
Aber war es richtig gewesen hier zu schlafen, ausgerechnet hier, neben ihm?
Schnell kletterte sie aus dem Bett, warf dem Schlafendem die Decke über welche sie sich des Nachts angeeignet hatte und verließ das Schlafzimmer.
Draußen waren noch deutlich die Spuren von gestern zu sehen, man könnte meinen hier habe ein Kampf statt gefunden. Überall auf dem Tisch waren noch die Reste von Karotten und Kartoffeln zu sehen, Schalen die nicht verwendet wurden, Stücke die den Weg in den Topf nicht fanden. Vor der Kochstelle die Töpfe und Pfannen in denen sich noch immer Essen befand.
Sie hatte doch tatsächlich für diesen Kerl gekocht, warum eigentlich? Um ihm etwas zu beweisen oder gar sich selbst? Wahrscheinlich war der Grund viel einfacher, sie war derart von ihm überfahren worden vor dem Pony, zudem war doch eigentlich nichts schlimmes daran.

Sie zuckte mit den Schultern, wie auch immer. Mit geschickten Fingern riss sie der Ente noch einen ihrer Flügel ab, wandte sich um und blickte noch einmal in das Schlafzimmer, sah auf die Bettdecke sie sich in einem sachten auf und ab ob des Atmens des darunter liegenden bewegte. Danach machte sie sich auf den Weg in die Siedlung, es war sicherlich schon spät und vielleicht würde der Elb schon nach ihr Ausschau halten um erneut ihren Kopf mit all den Buchstaben und Worten zum qualmen zu bringen. Doch diesem Kampf würde sie sich stellen.
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Laranell
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Re: Laranell

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Böses Erwachen

Der Tag war schon weit voran geschritten, der Mittag bereits vergangen als die zierliche Gestalt in dem Bett sich endlich regte. Eine Hand glitt an ihren Kopf der sich anfühlte als würde er im nächsten Moment zerspringen, wie ein Krug der auf dem Boden aufschlug, ein schmerzliches aufstöhnen überkam ihre Lippen.
“Woah verdammt..” sie blinzelte, schnell erkannte sie das sie ein weiteres Male nicht in ihrem Bett im Truppenhaus lag, doch war dies auch nicht der Wolfsbau in dem sie sich befand. Ihr Blick wanderte in dem kleinen Zimmer umher, sie selbst versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.
“Wo bin ich denn jetzt schon wieder” murmelte sie leise. Langsam richtete sie sich in dem Bett auf, stützte ihren Kopf auf ihre rechte Hand. Sicherlich war es schon lange an der Zeit sich an die Arbeit zu machen, das Essen wollte ja gekocht werden. Ihr Blick fiel zurück auf das Laken auf welchem sie die Nacht verbracht hatte, zumindest lag niemand neben ihr, das war gut, sehr gut. Sie blinzelte und runzelte ihre Stirn, doch da lag jemand neben ihr, besser gesagt etwas. ein alter Jutesack.
Laranell brauchte nicht lange um zu erkennen um welchen Sack es sich handelte. Schnell ergriffen ihre Finger die alten Leinen um sie zu öffnen und einen Blick hinein zu werfen. Darin war all ihr Hab und Gut, alles was sie bisher besessen hatte. Die wenigen Kleidungsstücke die sie ihr eigen nennen durfte, ein paar Zeichnungen, allesamt von ihr. Darunter auch die neue die nur ihr Gesicht zeigte. Zwei alte, kleine Dolche und ein größerer.

Bilder traten in ihren Kopf, Bilder des vergangenen Abends, als sie die Treppen nach oben gelaufen war, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Eifrig und mit schnellen Fingern raffte sie ihren wenigen Besitz zusammen, stopfte das meiste davon achtlos in den Jutesack, bis auf die Zeichnungen, auf jene gab sie acht. Bei zwei geschriebenen Pergamenten hielt sie inne, überlegte einen ganzen Moment, doch fanden auch jene ihren Weg in den Sack hinein, vielleicht würde sie sich eines Tages jemanden suchen der ihr die beiden Schriftstücke vorlesen würde, denn sie selbst würde es nicht mehr lernen.
Ihr Blick ging unwirsch hin und her, um sicher zu gehen das sie nichts vergaß. Sie blinzelte um die aufkeimenden Tränen zu unterdrücken, Tränen die mehr ob ihrer Wut die sie empfand drohten zu fließen denn vor Trauer. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Nase, umklammerte den Jutesack fest und machte sich darauf die Treppen ebenso hinab zu laufen wie zuvor erst hinauf. Ohne sich noch einmal umzudrehen durchquerte sie die große Halle, den Eingangbereich, sie riss die Tür auf und floh regelrecht nach draußen in die Nacht, deren Stille jäh unterbrochen wurde als die Tür mit einem lauten Knall zurück in ihre Angeln geworfen wurde.

“Verdammt..verdammt...elender Orkmist verdammter” fluchte die Rothaarige leise vor sich her als der Schleier des Schlafes und des Alkohols von ihr wich und sie immer mehr Bilder und vor allem Worte des gestrigen Abends vor ihrem inneren Auge sah, immer wieder sah sie einzelne Szenen vor sich.
Veränderungen, ja das sollte der gestrige Tag mit sich bringen. Sie war bereit gewesen sich ein weiteres Mal zu ändern und sei es nur ihr äußeres. Natürlich war ihr dabei geholfen, sie selbst wäre sich zu unsicher gewesen, was denn zu ihr passte, was gut aussehen würde an ihr.
Doch war an diesem Tage nicht nur ihr Aussehen verbessert worden, nein sie hatte an diesen verdammten Abend schlagartig alles wieder verloren was sie die letzte Zeit erreichte. Alles. Ihre Arbeit, ihren Schlafplatz - und warum?

Wie so oft war es gewesen, sie und Anrangar, ein Gespräch. Er, wie immer seine Meinung, sie die ihrige. Beide lagen, so schien es, unerreichbar voneinander entfernt. Natürlich war erneut keiner von beiden bereit gewesen auch nur den Ansatz eines Schrittes in die andere Richtung zu wagen. Zwei Sturköpfe die seines Gleichen suchten prallten erneut aneinander. Ein Wort gab das andere, teils wohl überlegt, teils einfach aus den Gedanken heraus ausgesprochen.

So wurden im späten Verlauf des Streites sogar Versprechen gebrochen, wenn auch nur für den Moment. Das musste sie ihm zu Gute halten, sobald sie ihm das vorwarf lenkte er diesbezüglich wieder ein. Sie könnte weiterhin hier schlafen, doch um welchen Preis? Nur ob eines Versprechens..nicht mehr aber auch nicht weniger. Zudem wäre Laranell nicht sie selbst gewesen wenn sie daran festhielt. So entband sie ihrerseits ihr Gegenüber aus seinem Versprechen, denn darauf konnte sie wohl nun jetzt auch verzichten.

Erneut keimte die Wut in ihr auf, je mehr sie darüber nachdachte, warum nur vermochte dieser eine Kerl sie so zu reizen, das sie das Gefühl bekam platzen zu müssen oder ihm zum Ausgleich Widerworte zu geben, sei es nur aus reinem Trotz heraus. Temperament besaß sie schon immer, eine der Eigenschaften die man sich im Viertel schnell aneignen musste, außer man wollte untergehen, sich von anderen unterdrücken lassen. Das war nie ihr Wunsch gewesen, also musste sie sich eine dicke Haut zulegen , eine dicke Haut und eine scharfe Zunge. Aber warum nur wurde ihr genau dieses außerhalb des Viertels immer wieder zum Verhängnis und warum verdammt noch mal konnte sie nicht einfach aufhören damit? Wollte sie vielleicht nicht?

Laranell richtete sich in eine sitzende Position, schwang ihre Beine aus dem Bett, nun war es an der Zeit heraus zu finden wo sie war, bei wem sie war. Auch wie sie hier her kam. Danach würde sie sehen wie es nun weitergehen soll. Ein leises klirren erklang als ihr Fuß gegen eine Flasche stieß, sie ergriff selbige und hob sie hoch. Mit seitlich geneigten Kopf besah sie sich den flüssigen Inhalt, der noch aus knapp einem Viertel des Ganzen bestand, braun und schwer, sie neigte ihren Kopf hinab und roch daran. Rum..kein Wunder das sie so einen Kopf auf hatte, kein Wunder das ihre Erinnerung wo und bei wem sie war erloschen war. Ein Schulterzucken, ein Schluck, sie spürte das Brennen in ihrer Kehle als der starke Alkohol hinab floss und sie spürte die Wärme die sich in ihr ausbreitete. Es tat gut ohne Frage, sicherlich würde es keines ihrer Probleme lösen, dennoch, es tat einfach nur gut.
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Zeiten ändern sich
Das Leben läuft nicht immer in geregelten Bahnen, im Grunde tut es alles andere als das. Schon alleine wenn man bedenkt wie schnell es sich ändern kann, wie schnell man sich selbst ändern kann und sei es nur oberflächlich.
Manchmal waren es schlimme Ereignisse die unser Leben zu verändern vermochten, wie der Verlust einer geliebten Person, ob nun durch Tod oder Streit. Wahrscheinlich waren es es auch einfach die schlechten die uns mehr in Erinnerung blieben wie die guten, eigentlich falsch. Eigentlich sollte man an allem Guten festhalten was einem widerfährt und sei es noch so klein, denn viele kleine konnten schlussendlich Teil eines Großen werden - konnten. Natürlich musste es nicht so sein, dennoch war es wichtig sich auch an den kleinen Dingen zu erfreuen - vielleicht nur eine nette Begegnung, ein Gespräch, ein schöner Abend oder auch ein paar geschriebene Zeilen.

Laranell war wohl eine jener Personen die sich an Kleinigkeiten zu erfreuen wusste, die das Leben schätze wie es kam. Vielleicht mag es an ihrer Vergangenheit liegen in der bisher nur selten Gutes geschah das sie die Welt mit anderen Augen als die meisten sah. Das sie viel mehr Wert darauf legte, wenngleich sie es zumeist nicht offen zeigen konnte.
In diesem Moment, als sie alleine vor der Feuerstelle im Truppenhaus saß, war dies wohl auch so. Vor ihr hing ein Kessel, gefüllt mit Essen das vor sich hin köchelte, sie selbst saß im Schneidersitz am Boden und in ihren Händen hielt sie ein Pergament, beschrieben mit vielen Worten. Worten die ihr vor einigen Wochen noch fremd erschienen wären, Worte die sie nun, verbunden mit viel Mühe, lesen konnte. Und das tat sie, immer und immer wieder las sie die Zeilen die darauf geschrieben waren, freiwillig so sollte man anmerken ohne das irgendjemand sie dazu auffordern musste. Ein Lächeln zierte dabei ihre Lippen, ein Lächeln das man nur selten bei ihr sehen konnte. Denn es war eines dieser einfachen doch aufrichtigen, eines das von Herzen kam und nicht wie ein schiefes Grinsen nur all zu leicht aufzusetzen war.

Hätte ihr vor kurzen noch jemand gesagt das sie sich derart über ein Stück Pergament freuen würde, sie hätte denjenigen wohl für komplett verrückt erklärt.
Doch Zeiten ändern sich, Ansichten ändern sich.
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Re: Laranell

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Die Vergangenheit vor Augen
Mit nachdenklichen Blick saß die Rothaarige vor einem der Kamine im tänzelnden Pony, in ihren Händen ein Krug den sie fest umklammert hielt. Wenngleich ihr Blick auch gen Flammen ging so schien sie ihren Schein nicht zu sehen, das sachte knistern des Feuers nicht zu hören. Man könnte annehmen das sie von ihrer Umgebung in diesem Moment nichts mit bekam.
Vielmehr hing sie ihren Gedanken nach, Gedanken an einen früheren Zeitpunkt dieses Abends.


Wie so oft stand Laranell in der Taverne, besah sich das bunte Treiben. Auch wenn sie sich äußerlich nicht mehr von den meisten Gästen unterschied so war in ihr immer noch dieses Gefühl von früher, als sie noch nicht groß beachtet wurde. Lautes Stimmengewirr drang an ihr Ohr, mit scharfen Zungen aus unfreundlichen Mündern gesprochen. Neugierig wandte sie sich um, ein Streit in diesen Räumen war zwar wahrlich nichts ungewöhnliches aber doch des öfteren interessant oder auch nur amüsant. Doch das Bild das sich ihr dann darbot war in gewisser Weise ein neues, ein seltenes.
Zwei Männer die ein Mädchen, vielleicht 11 oder auch 12 Sommer alt, bedrängten. Nahe standen sie an ihr und als einer von ihnen das Handgelenk der Kleinen umgriff und jene laut aufschrie ging Laranell ohne groß über ihr Tun nachzudenken auf die Gruppe zu, um sogleich den einen Mann zur Rede zu stellen. Schnell war erklärt was denn deren Problem war, weshalb einer von ihnen die Kleine nach wie vor festhielt. Geklaut sollte sie haben, zumindest hatte sie es versucht und war von dem zweiten dabei gesehen und somit erwischt worden.
Laranell war sicherlich nicht naiv genug sodann dem kleinen Mädchen Glauben zu schenken, denn was sollten die Männer für einen Grund für solch Behauptung haben wenn nicht ein Körnchen Wahrheit darin steckte, zumal sie selbst nicht einmal fremden Männern zutraute sich an einem kleinen Mädchen grundlos abzureagieren. Doch erschienen ihr die Männer eher als ungemütliche Zeitgenossen, sie wäre nicht sie selbst gewesen hätte sie sich in diesen Moment nicht auf die Seite des Mädchens gestellt.
So tischte sie den beiden Herren eine Lügengeschichte auf, darüber dass sie die Kleine kannte die praktischerweise danach sogar Tante zu ihr sagte. In der darauffolgenden Diskussion behielt sie die Oberhand, schlagfertig war sie schon immer gewesen, dies wurde ihr auch hier zum Vorteil. Sie machte den beiden auf ihre “charmante” Art klar das sie ohnehin keine Beweise in der Hand hielten, das nichts geklaut wurde und das der alleinige Versuch nicht nach zu weisen wäre. So konnte die Kleine davon laufen als die beiden Herren ihr Augenmerk auf sie gerichtet hatten und so schaffte sie es auch das die beiden gingen, ohne weitere Worte außer ein paar Beleidigungen die an ihr abprallten, auch ohne die Drohung mit der Stadtwache wahr zu machen.
Später legte sie dem Mädchen noch nahe besser auf sich acht zu geben, vor allem auch vorsichtiger beim stehlen zu sein wenn sie dies schon tun musste und drückte ihr zwei Silberlinge in die Hand, denn viel Münzen trug sie selten bei sich wenn sie hier war. Doch würde es für einen warmen Eintopf und ein Brot am nächsten Tag reichen.

In mehreren kleinen Zügen leerte sie ihren Krug, schweigend machte sie sich auf den Weg nach draußen und wie von selbst führten ihre Schritte sie in Richtung Viertel. Mit einem seufzen ließ sie sich auf dem Brunnen davor nieder, den Blick gerade aus gerichtet, hinein in das Viertel das so lange Zeit ihr zu Hause war, da Viertel in dem auch die Kleine lebte - alleine.
So wie sie selbst vor einigen Jahren:

Sie sah sich vor ihrem inneren Auge als sie selbst so alt war. Ihr Vater war gestorben an dieser Krankheit die kein Heiler zu deuten wusste, die kein Mittel zu lindern wusste. Einen langen Kampf hatte sie mit angesehen, wie aus dem einst so stolzen Mann nur noch ein Schatten seiner selbst blieb, dünn, abgemagert. sein Gesicht eine eingefallene Fratze. Und doch hatte die kleine Laranell sich jeden Tag um ihn gekümmert, ihm Essen und Trinken an sein Bett gebracht, ihn schlussendlich sogar gefüttert als er zu schwach war selbst seine Hand an den Mund zu heben oder den Krug zu halten, auch versuchte sie stets die kleine Hütte in Ordnung zu halten, so wie ihr Vater dies früher tat, bevor er krank wurde. Des Abends war sie auf einem kleinen Schemel neben ihm gesessen und erzählte ihm Geschichten, sie erzählte ihm wie gut es ihr doch ginge, wie sie tagsüber mit den anderen Kindern spielte, wie sie lachten. Doch waren dies alles Lügen gewesen, die anderen Kinder beachteten sie nicht, wollten nichts mit ihr zu tun haben. Sie wurde stets gehänselt, ob ihrer viel zu kleinen Kleidung die vom Schmutz bedeckt war. Und doch fiel ihr jeden Abend wieder eine Geschichte ein die sie ihrem kranken Vater erzählen konnte, denn die Wahrheit wollte er sicherlich nicht hören und sie widerrum wollte sie ihm nicht erzählen. Er sollte sich keine Sorgen um sie machen, sie hatte Angst das ihn das noch kränker machen würde.
Eines Morgens war er einfach nicht mehr aufgewacht als sie mit einem Stück Brot und einem frischem Krug Wasser zu ihm kam, sogar ein paar Beeren hatte sie ihm zum Frühstück gesammelt doch der Kranke lag mit aschfahlem Gesicht in seinem Bett, die Augen verschlossen. So sehr sie den Körper auch rüttele und schüttelte so sehr sie schrie er öffnete sie nicht mehr und ihr wurde bewusst das er sie nie wieder öffnen würde, sie nie wieder ansehen und sein kleines Mädchen nennen würde. Laranell ließ den Krug fallen der auf dem Holzboden zerschellte und seinen Inhalt über selbigen vergoss, der Teller mit Brot und Beeren folgte kurz darauf. Die süßen roten Früchte kullerten über den ganzen Boden während das Brot seinen Weg unter das alte Bett fand. Dann war sie  aus der kleinen Hütte gerannt, zu jung um das gesamte Ausmaß des Geschehenen zu verstehen, zu naiv um zu wissen was sie tun solle und so rannte und rannte sie einfach bis sie schließlich inmitten einer Wiese erschöpft zusammenbrach.

Einige Zeit, es mochten Stunden vielleicht auch Tage später sein, fand sie sich in Bree wieder. Früher war sie oft hier gewesen, mit ihrem Vater. Doch lag dies lange zurück und die Erinnerungen daran waren nur noch vage vorhanden. Viel mehr als der Markt war ihr nicht bekannt. Was wollte sie hier? In der großen Stadt, alleine? Niemand schenkte dem kleinen verdreckten Kind große Beachtung, außer am Markt, dort jagte man sie von einem der Stände weg wie einen räudigen Straßenköter ob der Sorge das sie dort etwas stehlen wollte.
So striff sie weiter durch die große Stadt, ohne Ziel vor Augen, ohne zu wissen was sie hier wollte. Zurück nach Hause? Nun daran dachte sie sicherlich nicht, weitere Verwandte gab es nicht, auch keine engen Freunden der Familie. Noch dazu lag dort der tote Körper ihres Vaters. Also würde sie sich hier umsehen, irgend etwas, so dachte sie, würde sich schon ergeben.
Auf ihrem Weg kam sie auch an dem Viertel wobei das einen weniger behaglichen Eindruck machte, schon von außen sah man die alten Fassaden der Häuser an denen der Zahn der Zeit nagte der die Fassade zum bröckeln brachte. Zwei junge Burschen, kaum älter als sie selbst gingen durch den kleinen Torbogen, ihre Kleidung war nicht so sauber und gepflegt wie die der anderen Bewohner der Stadt, ein jeder von ihren hatte einen Apfel in der Hand und der eine stieß den anderen an der Schulter an woraufhin man ihr Lachen hören konnte. Neugierig folgte die kleine Laranell ihnen in das Viertel hinein.  Letztendlich war sie dort geblieben, eine sehr lange Zeit, wie lange genau vermochte sie nicht mehr zu sagen doch waren viele Jahre ins Land gezogen, viel war geschehen ehe sie eines Abend mit einem Mann zusammen stieß.

Sie wusste wie sie die ganzen Jahre verbrachte, sie wusste was sie alles erlebte und sie wusste das sie selbst der Kleinen nicht helfen konnte, nicht alleine und nicht aus eigener Kraft heraus.
Ebenso war ihr klar das dieses Mädchen nur eines von vielen war, warum also sollte ausgerechnet ihr geholfen werden wenn doch so viel andere ebenso dieser Hilfe bedürfen? Sie konnte weder allen helfen noch andere dazu bringen dies zu tun. Sie konnte die Welt nicht verändern. So musste sie nur hoffen dass die Kleine irgendwann ebenso viel Glück haben würde wie sie selbst, bestenfalls sollten bis dahin nicht so viele Jahre ins Land ziehen. Doch würde sie ein Auge auf sie haben.
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Re: Laranell

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Bertah - Rückblende
Schluchzend saß das kleine rothaarige Mädchen hinter einem Busch an einer Hausmauer gelehnt, die Beine an ihren kleinen dünnen Körper gezogen, die Arme eng darum geschlungen. Ihr Kopf war auf ihre Knie gebettet und bebte sachte auf und ab. All die Gefühle der letzten Zeit waren mit einem Male wieder über sie hereingebrochen, ihre Fassade war zusammengefallen wie ein Kartenhaus ob eines Windstoßes.
Von wegen es würde sich etwas ergeben in der großen Stadt, hier im Viertel fiel sie nicht auf, sie war weder besser noch schlechter als alle anderen, eine von vielen eben. Die anderen Menschen der Stadt, jenen den es besser ging, die ein Dach über den Kopf hatten und jeden Tag genügend zu essen, nun jene gingen an ihr vorbei ohne sie zu beachten, sie könnte auch Luft sein es würde nicht viel Unterschied machen. Die einzigen Momente in denen sie Aufmerksamkeit bekam waren jene wenn sie sich zu verdächtig benahm, wenn ihre Finger länger wurden um irgendwie an etwas essbares zu kommen, schließlich gab nicht jeder Strauch genug Beeren her um satt zu werden.
So ließ sie hier ihren Tränen freien Lauf, unentdeckt, so dachte sie.
Zumindest bis ihr auf die Schulter geklopft wurde. hastig trocknete sie ihre Tränen an dem schmutzigen Stoff ihres Kleides ab ehe sie ihn anhob um zu der Verursacherin der Berührung zu sehen.
Ein kleines Mädchen, sie sollte in etwa ihr Alter haben stand vor ihr. Ihr Körper bedeckt von einem alten zerschlissenen Kleid welches ihr viel zu groß war, der Saum berührte ständig den Boden und dementsprechend verschmutzt war er. Ihr Gesicht das ebenso vom Staub der Straßen bedeckt war machte einen neugierigen und zugleich freundlichen Eindruck.
Die Fremde musterte Laranell aus ihren rehbraunen Augen aufmerksam, strich sich ihre zerzausten Haare aus dem Gesicht hielt der am Boden sitzenden einen Apfel hin.

“Du hast sicher Hunger, hm? Ich bin Bertah, bist du neu hier? Hab dich hier noch nie gesehen” sprudelte es aus dem Mädchen heraus. Ihr Stimme klang hell, freundlich mit einem Hauch eines naiven Untertones wie man ihn von Kindern oft hört.
“Ja, hab ich” sprach der Rotschopf leise und ihre Finger ergriffen sich schnell den Apfel von dem sie sogleich hungrig ab biss, kauend sprach sie weiter. “Ich bin Laranell, seit ein paar Tagen in der Stadt”
“Laranell, schöner Name, bist alleine hier? Und warum hast du eigentlich geweint?” Bertah ließ sich ebenfalls auf den Boden nieder.
“Ich hab nicht geweint! Ich hatte nur etwas im Auge, ehrlich. Und ja ich bin alleine hier, ganz alleine.” sprach sie immer noch kauend.
“Ach, deshalb brauchst nicht weinen, ich bin auch allein, also ohne Familie. Außerdem kennste jetzt mich un ich kenn hier ganz viele. Also sin wir ja eigentlich gar nich allein.” in einer freundschaftlichen Geste legte sie der Rothaarigen eine Hand auf die Schulter. “Ich werd einfach auf dich aufpassn un du passt auf mich auf, eh?”
Laranell blickte auf das Mädchen neben sich, sie nickte ihr zu und ein Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab, das erste Mal seit langem trat ihr wieder jemand derart offenherzig gegenüber wie sie es tat. “Ja, das klingt gut, sehr gut sogar”

“Komm, steh auf, ich zeig dir jetzt erst einmal alles hier” schnell sprang Bertah auf und reichte ihr die Hand um ihr auf zu helfen. Laranell ergriff sich die Hand und zog sich daran hoch, den Apfelbutzen warf sie achtlos hinter sich und ihre Lippen überkam ein überraschter Laut als das Mädchen mit der anderen Hand ihr eigenes, viel zu langes Kleid hochhob und sogleich los rannte und Laranell hinter sich her zog.
Vor einem alten, schäbigen Haus blieben sie stehen. “Hier drin” Mit ausgestreckten Zeigefinger deutete Bertah auf die alte Holztüre die wohl mehr schlecht als recht überhaupt noch in ihren Angeln hing. “Da wohnen zwei ganz ekelhafte Jungs. Halt dich bloß von denen fern sag ich dir, mit denen haste nichts als Ärger, die ärgern nämlich gern kleine Mädels, weißt du” mit anklagenden Blick sah sie zu dem Haus als sie erzählte und noch ehe Laranell viel erwidern konnte lief sie auch schon weiter zum nächsten Haus.
Dieses wies eine Vielzahl von kaputten Fensterscheiben auf die sicherlich mehr kalte Luft hinein ließen als die warme drinnen zu behalten. “Und da drin wohnt die Liva, eine gute Freundin von mir, ihr zwei werdet euch sicher verstehen, aber die ist schon älter, jaha. Die hat sogar schon einen Mann und ein kleines Kind habn sie auch” Bertah deutete mit ihren Armen die Größe eines Babys an. “Noch ganz klein, kann noch nicht redn, schreit dafür aber umso mehr und sabbern, ja es sabbert eigentlich den ganzen Tag” sie lachte hell auf und schon rannte sie weiter.
“So und da drin, da wohnt der Arndt, das ist zwar nen Junge aber dafür isser echt ganz nett. Hat zwar auch nur Flausen im Kopf aber is nich ganz so fies zu uns Mädchen” Bertah zeigte auf eine Hausecke. “dann gibts noch viele die nich in nem Haus schlafn, so wie ich. Komm mit” sprach sie überflüssigerweise und zog sie den ganzen Weg wieder zurück bis in eine kleine Ecke hinein. Rechts und links ragten die Dächer der eng zusammen stehenden Häuser so weit über das nahezu die ganze Ecke bis auf einen schmalen Spalt in der Mitte überdacht war.

“Hier schlaf ich!” ganz stolz zeigte Bertah auf einen Haufen Stroh in einer der Ecken. “Ist es nicht toll hier? Es regnet fast nie hier hin un der Wind bleibt vorn an den Häusern hängen. Natürlich sieht man im Sommer den Sternenhimmel nicht aber sonst isses hier angenehmer als woanders.” mit leuchtenden Augen zählte sie die wenigen Vorzüge die solch ein Schlafplatz im Freien mit sich brachte auf.
“Wenn du willst dann holen wir dir Stroh un du kannst hier neben mir schlafn” das kleine Mädchen zeigte in die andere Ecke.”
Laranell selbst hatte die meiste Zeit über geschwiegen, den Worten des kleinen Wirbelwinds an ihrer Hand gelauscht. Lediglich durch ein Nicken merkte man ihr an das sie sehr wohl zuhörte, aufmerksam folgte. Doch nun, in der Ruhe dieser Ecke fing sie auch wieder an zu sprechen.
“Ich, ehm, also” sie räusperte sich ehe sie weitersprach. “Ich würde gerne hier neben dir schlafen” mit einem Lächeln blickte sie von der leeren Ecke zu Bertah und wieder zurück.

“Gut dann komm ich weiß wo wir Stroh her bekommen, können nur nicht so viel auf einmal nehmen aber nach und nach sammeln wir dir was zusammen” Bertah drückte ihre Hand und zwinkerte ihr zu ehe sie sich mitsamt ihr auf den Weg machte, zu den Stallmeistern in Bree. “Weißt du, wo Pferde sind da ist auch Stroh” stellte das Mädchen altklug fest. “Und die habn soviel davon, da fällt es nicht auf wenn wir uns etwas nehmen”
“Psschh” sie legte geheimnisvoll einen Finger auf ihre Lippen. “Ah, schau er ist gerade beschäftigt” sprach sie leise weiter und nickte zu dem Stallburschen der gerade dabei in einer der Boxen ein Pferd zu striegeln und zu bürsten.
Laranell nickte ihr zu und schlich ihr sodann auf leisen Sohlen nach hinter die Stallungen, dort war ein großer Strohhaufen. Schnell rafften die beiden Mädchen soviel Stroh wie es nur ging in ihre Schürzen, hielten sie fest zusammen und liefen davon. Wieder in das Viertel, in die kleine Ecke in der sie dann das Stroh auf dem Boden ausbreiteten. Das ganze machten sie drei Mal an diesen Nachmittag, dann waren sie endlich zufrieden, zumindest vorerst und Laranell’s Schlafplatz war fertig.
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Re: Laranell

Beitrag von Laranell »

Eines Morgens
Wieder brach ein neuer Tag heran und man konnte bereits die Vögel hören die draußen in den Ästen der Bäume ihr Morgenlied sangen. Auch die Sonne sandte bereits ihre ersten schwachen Strahlen über die Wiesen und Wälder und natürlich auch über die Siedlung.
Sie war erwacht, wieder in einem Bett das nicht das ihrige war. Wieder einmal hatte sie nicht in ihrem Bett geschlafen, eigentlich ein Hohn wenn man bedenkt wie froh sie war ein eigenes zu haben, in einem warmen Haus.
Doch war es dieses Mal anders, wusste sie doch diesen Morgen wie sie des Nachts in das Bett gekommen war, nicht wie vor einigen Tagen als man sie im Rausche und fernab von logischen Denken in das Haus einer Bekannten brachte, auf das sie dort sicher schlafen kann. Seltsam nur, das man dies jetzt tat, jetzt da sie nicht mehr in der Gosse lebte machte man sich Sorgen um eine einzige Nacht. Eigentlich ja ziemlich verrückt, aber wohl auch wirklich besser so, vor allem nach den ganzen Rum.
Auch war sie nicht wieder im Bett des Wolfes, was auch gut so war. Es war nach wie vor ein Fehler gewesen neben ihm zu liegen, trotz des Abstandes, trotz der Tatsache das außer einem gemeinsamen Essen, Reden und kleinen Rangeleien nichts vorgefallen war. Beim nächsten Treffen musste sie ohnehin Nägel mit Köpfen machen und klar mit ihm reden, die Spiele waren vorbei, ein für alle Mal. Es war nur zu hoffen das er nicht die selbe Reaktion zeigte wie der Wanderer. Noch einen Betrunkenen der sich den Kopf aufschlug konnte sie nicht gebrauchen.
Sie lenkte ihren Blick neben sich, betrachtete den Schlafenden an ihrer Seite mit einem Lächeln auf den Lippen, diesmal bereute sie nicht in einem fremden Bett auf zu wachen, dieses Mal wusste sie das es richtig war, außerdem fühlte es sich gut an, mehr als gut. Sogar auf eine, ihr lange Zeit verwehrte, vertraute Art und Weise.
Sie lag noch eine ganze Weile wach ehe sie aufstand, es war an der Zeit zu kochen, also würde sie sich auf den Weg zu ihrem Arbeitsplatz machen, heute sollte es Eintopf geben, mit viel Kartoffeln und Fleisch.

Ein Treffen mit Bertah
“Hey Bertah! Schön dich endlich wieder zu sehen, erzähl wie geht es dir. Los, ich will alles wissen” Laranell umarmte ihre Freundin innig, fast so als würde sie jene nie wieder los lassen wollen, doch tat sie es dann doch, auch noch bevor sie die Frau vor sich erdrückte. “Hach, gut siehst du aus, neues Kleid?” sie hielt Bertah noch an den Schultern fest und betrachtete sie eingehend. Jene wiederum schnappte erst einmal nach Luft ob der herzlichen Begrüßung, auf ihren Lippen lag ein Lächeln und in ihren Augen lag ein sanfter Ausdruck als sie ihrerseits die rothaarige Freundin ansah. “Ich denke nicht nur bei mir hat sich etwas verändert, wenn ich dich so ansehe. Gerade das man dich noch erkennt.”
“Jaja, ich weiß, war ebn ma Zeit für was anderes, hm? Aber egal, jetzt erzähl du erst. Wohnst du immer noch bei dem Kerl da?” neugierig sah sie zu Bertah, wohl auch mit einer gewissen Hoffnung im Blick.
“Ja natürlich und..ich muss dir was erzählen, aber. Setz dich erst, ist wohl besser so.” lächelnd ließ sie sich auf das kleine Stück Wiese nahe des Viertels vor dem sie sich getroffen hatten fallen und wartete bis Laranell neben ihr Platz nahm ehe sie mit ihren Erzählungen fort fuhr.

“Also, eigentlich wollte ich dir dass das letzte Mal schon erzählen, nur war ich mir da selber noch nicht so sicher wie ich es mir jetzt bin”
Laranell nutzte die kleine, theatralische Pause ihrer Freundin um dazwischen zu platzen. “Du willst den Kerl endlich verlassen?” ein schelmisches Grinsen lag auf ihren Lippen.
Bertah schüttelte entschieden den Kopf. “Nein! Nein, ganz und gar nicht. Im Gegenteil, wir werden heiraten..weil”
“Du willst was? Du willst doch nicht ernsthaft den alten Kerl..sag ma spinnst du?” fuhr sie erneut dazwischen. “Das könnte nicht nur dein Vater sein sondern sogar dein Großvater! Den kannst du doch nich heiratn. Neh, echt nich”
“Laranell, nun lass mich doch erst einmal erzählen” sachte legte sie ihr eine Hand auf ihren Arm und strich sachte darüber, mit leiser, freundlicher Stimme fuhr sie fort. “Ich bin schwanger von ihm, wir bekommen ein Kind, deshalb die Heirat. Es ist gut so”. Auf Bertahs Lippen lag ein glückliches Lächeln, ganz im Gegensatz zu Laranell, der in diesem Moment die Gesichtszüge erstarrten, ungläubig sah sie zu ihrer Freundin.
“Nein? Das ist nicht dein Ernst, Verdammt, das musste doch so kommen. Hach so ein Mist aber auch, eh? Als ob das wirklich wert war aus dem Viertel zu kommen. Erst seine Mätresse spielen und jetzt noch seinen Bastard im Bauch.” Laranells Stimme klang alles andere als freundlich, vielmehr spuckte sie ihre Worte aus.
“Lea..ehm, Lara..nell! Hast du mir nicht zugehört? Wir werden heiraten, also kein Bastard, außerdem geht es mir gut. Ich freue mich darauf”. versuchte Bertah mit sanfter Stimme ihre aufbrausende Freundin zu beruhigen.
“Ja klaar, dir geht es gut. Verdammt noch Ma, glaubst du das wirklich? Du redest dir das doch nur ein, du redest dir das die ganze Zeit schon ein. Hauptsache raus aussem Viertel auch wenn du das Bett dafür mit nem halb Toten teiln musst. Das kanns nicht sein Bertah, echt nicht. Hey, vielleicht hab ich einen anderen Weg für dich, einen besseren.“ ungeachtet von den Worten ihrer Freundin sprach Laranell ihre Gedanken offen und ohne darüber nachzudenken aus.

Bertah hingegen verlor ihre Ruhe langsam aber sicher und zog hastig ihre Hand zurück, so als hätte sie sich an etwas heißem verbrannt, auch ihre folgenden Worte klangen bei weitem nicht mehr so ruhig wie noch zu Anfang ihres Gespräches. “Nur weil du es nicht verstehen kannst Laranell, heißt es nicht das es nicht für mich gut ist. Das es mir dabei nicht gut geht. Oder soll ich mein Leben nach deinen Vorstellungen leben? Ungeachtet dessen was ich will?."
“Nein Quatsch, wie kommste jetzt darauf? Aber, wir zwei sind doch gleich Bertah und du weißt auch das du das nich ernst meinst, das es dir nich wirklich gut geht dabei. Sei doch ehrlich!” kopfschüttelnd sah die Rothaarige auf ihr Gegenüber, riss nebenher ein Grasbüschel aus und ließ es sogleich wieder fallen.
Seufzend blickt Bertah zu ihr, einen ganzen Moment überlegend ehe sie wieder das Wort erhob.
“Ich bin ehrlich und du als meine Freundin solltest mir vertrauen und solltest es auch wissen. Denkst du nicht das ich es dir sagen würde hättest du Recht? Gut, anfangs war es vielleicht noch anders, doch die Dinge haben sich geändert, ich habe gelernt ihn zu lieben.”
“Pah! Lieben! Den alten Kerl? Haste dir den ma angesehn? Das kannst du nich ernst meinen!” keifte sie und sprang auf.

Nun war es endgültig um die Fassung von Bertah geschehen, was man sicherlich nicht zuletzt der Umstellung ihres Körpers ob ihrer Schwangerschaft anlasten konnte auch sie erhob sich wieder und baute sich vor ihr auf.
“Es reicht Laranell. Es reicht! Du solltest dich reden hören. Willst mir sagen wen ich liebe und wen nicht? Das lasse ich mir nicht sagen, von niemanden auch nicht von dir. Und es ist mir egal wie alt er ist, wie er aussieht. Ich liebe ihn weil er ist, wie er ist..aber das kannst du natürlich nicht verstehen. Ich denke es ist wohl besser das Gespräch für heute zu beenden.” Bertah wandte sich nach ihren Worten bereits um, um zu gehen, doch konnte Laranell ihre Freundin nicht so einfach gehen lassen. Sie machte einen Satz nach vorne und ergriff sie an der Schulter.
“Ich meine es doch nur gut mit dir, mehr nicht. Ich will nicht das du dir einredest das du ihn liebst. Und heiraten? Damit bindest du dich an ihn, für eine verdammt lange Zeit. Da draussn gibt es soviel Kerle, also warum ihn?”.
Bertah zittere leicht, wohl vor Wut, sie riss sich los und wandte sich um, verengte ihre Augen als sie zu ihrer Freundin blickte.
“Ich meine es erst und ich rede mir nichts ein. Nur weil du keinen Kerl mehr an dich ran gelassen hast. Seit über sechs Jahren, seit Arndt getötet wurde. DU weißt doch gar nicht mehr was Liebe wirklich ist. Also lass mich damit in Ruhe, lass mich einfach in Ruhe” schrie sie ihr entgegen.
“Aber..aber” Laranell schnappte nach Luft, das hatte gesessen. Doch noch ehe sie etwas sagen konnte drehte ihr Bertah erneut den Rücken zu und entfernte sich schnellen Schrittes.
Zurück blieb eine verdutzte Laranell, sie rief ihr nach. “Aber..bleib jetzt da un lass uns redn”
Doch von ihrer Freundin kam keine Reaktion mehr, es waren wohl zu viele unüberlegte Worte die an diesem Tag gefallen waren.
“Außerdem...weiß ich was Liebe ist” murmelte die Rothaarige noch leise.
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Laranell
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Re: Laranell

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Volltreffer!
Erneut konnte sie Bertah nicht antreffen, dabei war sie heute wirklich über eine Stunde vor deren Haus gestanden, gut eigentlich war es nicht Bertahs Haus, eher das ihres Liebsten. Den Mann wegen dem sich die beiden Freundinnen derart in die Wolle bekamen auf das sich ihre Wege in Streit trennten.
Laranell war sich wohl mittlerweile bewusst geworden das ihre Worte nicht gerade mit Bedacht gewählt waren, dies für sich selbst einzusehen war nichts schweres,zu Kreuze zu kriechen um sich zu entschuldigen etwas gänzlich anderes. Doch hier ging es nicht um irgend jemanden, es ging um Bertah.
“Verdammter Mist verdammter” fluchte sie leise vor sich her, langsam aber sicher wurde ihr trotz des Mantels den Anrangar ihr gekaufte hatte kalt, Ein letzter Blick zu der verschlossenen Türe und ohne zu klopfen machte sie sich auf den Weg in das tänzelnde Pony, ein oder zwei Bier und ihre Laune würde sich deutlich anheben, dessen war sie sich sicher.

Kaum hatte sie die Tür der Taverne hinter sich geschlossen sah sie ihn auch schon. Ihn, diesen Agramir, der Wanderer wie sie ihn still nannte. Erst vor ein paar Tagen war ihr gesagt worden was der “feine Herr” denn über sie sprach. Keine guten Worte..verletzte Eitelkeit wohl oder was sonst brachte einen Mann dazu sich mit einer Trophäe zu schmücken an welcher er kläglich gescheitert war?
Sie musste unwillkürlich grinsen als sie noch dazu die Frau erblickte die an seinen Lippen klebte.
“Na, warte Bürschlein” murmelte sie leise vor sich her und schon ging sie auf das Pärchen zu und legte dem Kerl von hinten eine Hand auf die Schulter. Alleine sein Gesichtsausdruck als er seinen Kopf wand und sie erblickte war Gold wert. Wie ein Ehebrecher auf frischer Tat ertappt saß er vor ihr mit hochrotem Kopf.
„Oh...ehm..Du?“ stammelte er ihr zu.
“Ich muss noch mit dir redn, wegn letztens” sprach Laranell, bemühte sich um eine normale Stimme, ihren Zorn würde sie ihm schon noch zeigen, doch nicht hier, nicht in Gegenwart des Weibes, auch nicht durch bloße Worte. Natürlich willigte er ein mit ihr zu reden.
Laranell nickte zufrieden, sie war noch einen kurzen Blick auf seine “Beute” und blinzelte, hatte das Weib wirklich graue Haare? Ohne näher darauf einzugehen beschwichtige sie das Weib noch, sie würde ihr den Kerl gleich wieder bringen, so sagte sie zu ihr. In welchem Zustand, nun das gab sie nicht an, warum auch.

Draußen angekommen wandte sie sich sogleich ihm zu, noch oben auf der Treppe vor der Taverne, Laranell nickte, ob sie nun ein paar Zuschauer haben würde oder nicht war ihr reichlich egal, hauptsächlich wollte sie ihn von diesem Weib wegbringen weil die hatte sicher den ein oder anderen Grund ihr Vorhaben zu verhindern.
“Du das da drin ja, das ist nicht so wie es aussieht” begann er das Gespräch, als müsse er sich raus reden, als wäre er ihr Rechenschaft schuldig.
Sie ging nicht näher darauf ein, wollte sie dem Gespräch doch eine deutlich andere Richtung geben als ihre nicht vorhandene Eifersucht. Zudem hätte sie sich genau dies denken können, kaum das sie ihm eröffnete das er sich keine Hoffnung machen soll, schon da war ihr klar gewesen das er schon bald an dem nächsten Weib hängen würde, nichts besonderes also.

“Sag ma, wie gehts dir denn eigentlich, was machtn dein Kopf?” mit betont fürsorglichen Blick besah sie sich seine Stirn auf der noch vor kurzer Zeit eine Wunde prangte die sie sodann noch versorgte.
“Ach schon wieder alles gut” mit einem überzeugenden Nicken.
“Ja, doch. Sieht ja auch scho wieder gut aus” murmelte sie und ging auf ihn zu, das Augenmerk auf seine Stirn gerichtet, legte sie ihre Hände auf seine Schulter und hob ihr Knie schnell an.
Sie konnte sich ein leicht gehässiges Grinsen nicht verkneifen als der Mann vor ihr zu Boden ging, sich betroffene Stelle hielt und nur noch zu schmerzlichen Aussagen wie “Uhhhhh” oder “Ahhhh” in der Lage war.
“Eh das mit der Kleinen da drin is eine Sache eh...aber wehe ich hör noch ma das du behauptet du hast mich ran genommen.” zischte sie ihm entgegen.
Es folgten Ausflüchte seinerseits denen sie allerdings keinen großen Glauben schenkte.
“Och, was ist denn mit dem Mann passiert?” ertönte die gar besorgte wirkende Stimme einer Elbin neben ihr.
“Ich hab ihm in die Weichteile getreten weil er es verdient hat.” Sie wandte ihren Kopf nach links und sprach mit trockener und sachlich erklärender Stimme.
Dann wandte sie sich auch schon wieder dem auf dem Boden liegenden zu, der sich langsam und unter Schmerzen wieder aufrappelte. Von hinten war vernahm sie nur noch ein lautes: “In seine Kronjuwelen” wahr.

Es folgte also eine hitzige Diskussion darüber ob er nun wirklich schuldig war oder nicht, er stritt nach wie vor alles ab, tat es als Missverständnis ab, als ob es ihm noch was geholfen hätte, den Tritt hatte er bekommen, so oder so. Warum dann nicht den Arsch in der Hose haben und dazu stehen und sich schlicht entschuldigen? Doch so waren die Kerle Bree’s nun einmal, verlogen, verlogen und feige noch dazu.
Irgendwann verlor sogar Laranell die Lust weiter mit ihm darüber zu reden. Er hatte gesprochen, ihr wurde es erzählt und sie hatte ihm aufgezeigt was sie davon hielt, was also gab es noch so lange zu reden? Peinlich genug das sicher der ein oder andere Umstehende, und davon gab es genug, denken musste sie wäre ein eifersüchtiges Eheweib.
Zudem gesellte sich irgendwann sein grauhaariges Weib dazu, seltsam so alt sah sie eigentlich noch nicht aus.
Also wandte sich Agramir von ihr ab und dem anderen Weib zu, nicht das Laranell diese Tatsache sonderlich störte, doch der ein oder andere spitzfindige Kommentar überkam noch ihre Lippen. Vor allem als sie mit bekam wie dieses Weib sich an den Kerl schmiss, wohl froh das er ihr wirklich wieder gegeben wurde, wenn vielleicht auch etwas beschränkt in seinen Einsatzmöglichkeiten. Bei ihm schlafen wollte sie.
“Na dann noch viel Spaß heute, eh? Wenns überhaupt noch geht” sprach sie mit einem schiefen grinsen auf den Lippen nach links ohne ihren Kopf in die Richtung zu bewegen.
Damit war diese Sache für sie auch schon beendet, nun war es Zeit für ein Bier um diesen grandiosen Treffer zu feiern.
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Re: Laranell

Beitrag von Laranell »

Nächtliche Schwankungen oder auch Liebe ist doof!
Der Abend war schon weit fortgeschritten, die Stadt des Breelande lag ruhig und still da, die Lichter in den Häusern erloschen und abgesehen von ein paar wilden Katzen oder Kötern war niemand mehr auf der Straße als sich eine Gestalt den Weg hindurch bahnte.
Sie schwankte auf den Keilerbrunnen zu an dessen Rand sie dann mit ihrem Armen Halt suchte, sie blinzelte und im nächsten Moment waren laute Würgegeräusche, gefolgt von einem plätschern  zu hören als sie sich in das Wasser des Brunnen erbrach.
“Woah” sie hielt sich den Bauch “Das letzte Bier war nich gut, nene gar nich gut” ein weiterer Schwall verließ ihren Körper, wieder in das Wasser des Brunnens hinein, doch da spielte nun ohnehin keine Rolle mehr.
“Mist..verdammter” murmelnd wischte sie sich mit dem Handrücken über die Lippen, ihr Blick ging umher. “Zumindest das” sprach sie zu sich selbst als sie niemanden in ihrer näheren Umgebung ausmachen konnte.
“Nie wieder soviel Bier, eh?” fluchte sie leise vor sich her als sie sich wieder in eine aufrecht stehende Position begab, soweit aufrecht wie es ihr Zustand eben zuließ.
Einen ganzen Moment wartete sie noch ab ehe sie ihren Weg fortsetzte, in die Siedlung. Ein verdammt weiter Weg wohl bemerkt! Zumindest in ihrer momentanen Verfassung. Eigentlich hatte der Abend gut begonnen, sehr gut sogar.

War doch auf einmal Berendt vor ihr gestanden, sie sah ihn wieder öfter in letzter Zeit, eine Tatsache gegen die sie nichts einzuwenden hatte. War er doch über die Jahre hinweg ein guter Freund geworden, wenngleich er auch ein Schürzenjäger war, ein Chaot noch dazu, so doch auf seine ganz eigene Art liebenswert. Zugegeben jene musste man zuerst einmal ausmachen, oder es sich einfach nur einreden, je nachdem.
Sie prustete los als sie daran dachte wie er ein paar Tage zuvor im Pony vor ihr stand, mit Ruß bedeckt, mit Brandlöchern versehen, einer neuen deutlich kürzeren Frisur bis hin zu der Tatsache das einem in seiner Gegenwart das Wasser im Mund zusammen laufen konnte, zumindest wenn man Rauchfleisch mochte.
So sehr er und sie sich auch immer ärgerten, man konnte beiden von keinem nachsagen nicht auf den anderen zu schauen, so auch diesmal. Anrangar gewährte ihm einen Platz im Truppenhaus.
Achja Berendt, war der wirklich in Begleitung nach Hause gegangen? Ach egal, sollte er doch seinen Spaß haben.

Nach und nach gesellten sich noch zwei Frauen dazu, Ana und Feya, sie beide waren Schwestern und, was wichtig war, sie waren Breeländer! Ein lustiger breeländischer Abend also, so etwas konnte man nur genießen, zumindest wenn man davon absah das eine unter ihnen ihre wahre Freude über diesen Abend nicht zum Ausdruck bringen konnte, und warum? Natürlich wegen einem Kerl, warum auch sonst? Es sind immer Kerle über die man sich aufregen muss, wegen denen man miese Laune und ja wegen denen man dann auch noch mehr trinkt als einem gut tut! Aber bis dato eben ein schöner Abend.

Langsam wankte sie aus dem Stadttor hinaus, ihre Hände glitten an die Wand als ein erneutes Gefühl der Übelkeit überhand nahm, ein ausgelassener Schwung nach rechts und schon übergab sie dem dort wachsenden Busch eine Portion Alkohol, direkt aus ihrem Magen. Die Torwache die ganz in der Nähe besagten Busches stand hob die Brauen in beachtliche Höhen  an und besah sich das Häufchen Elend das sich fast vor seinen Füßen erbrach.
Ein paar Würgegeräusche und wehleidiges Husten später richtete sich Laranell wieder auf, nun fiel auch ihr die Wache auf, die dort stand, den Blick noch immer auf sie gerichtet.
“Tschuldigung” raunte sie ihm leise zu, begleitet von einem verlegenen räuspern.
Die Wache reagierte wie eine Wache dies eben tut, äußerst gelassen und vor allem auch sachlich.
“Geht es denn wieder?” fragte er lediglich, wohl mehr aus Höflichkeit heraus denn aus wirklichem Interesse wie es ihr ging.
“Jaja, klar.  Passt alles, mir gehts gut! Jawohl, total gut” murmelte sie ihm zu und machte sich auch schon weiter auf den Weg. Der Wachmann bedachte sie nur mit einem Stirnrunzeln und sah ihr noch nach ehe er sich wieder seiner Aufgabe zu wand. Stehen und dabei gut und vor allem wichtig aussehen!

So, also ein schöner Abend. Doch dann gesellte sich ein gewisser jemand zu der Truppe hinzu, ganz normal begrüßte er sie, so als wären sie vielleicht gute Freunde, nicht aber zwei Menschen die sich ein Bett teilten. Eine Tatsache die ihr, warum auch immer, ein Dorn im Auge war. Eigentlich verstand sie selbst nicht was sie daran so störte, doch irgendwie gab es ihr ein seltsames Gefühl. Noch dazu wenn dieser jemand dann kurz darauf noch andere Frauen in ihrer Gegenwart als ach so schön bezeichnete und ihnen ein Kompliment nach dem anderen machte. Ein kleiner Schlag in ihr Gesicht, jedes einzelne. Das Vertrauen in ihn würde dadurch sicherlich nicht wachsen. Zumal es da noch die ein oder andere Kleinigkeit gab die sie zum denken brachte. Warum dachte sie überhaupt soviel nach? Alles seltsam aber doch war es so.

“Mist verdammter..Orkmist” fluche sie leise vor sich her als ihre Gedanken an eben jenem Punkt des Abends angelangt waren der die Wende brachte und alles bisherige in einen Schatten stellte. Sie trat an einen nahe gelegen Baum an den sie gerade vorbei schwankte.
“Wahh...aua! Mistding blödes!” fauchte sie die Rinde besagten Baumes an als der Schmerz ihr Bein durchfuhr. Wütend funkelte sie ihn als, als wäre er schuld, schuld an ihren Gedanken, an ihrer Wut, an dem Bier welches zweifelsfrei zu viel war für diesen Abend. Ja dieser verdammte Baum war in diesen Moment einfach an allem schuld und all ihre Wut manifestierte sich auf ihn.
Allerdings war sie klug genug kein weiteres Mal gegen ihn zu treten, wer dies gewinnen würde lag auf der Hand, doch sollte sie das nicht daran hindern dem garstigen Wesen die Zunge heraus zu strecken ehe sie weiter ging.

Der Kerl also, jener Kerl der ihr ganzen Leben auf den Kopf stellte, der soviel veränderte. Doch irgendwie konnte sie nicht alles gut befinden, nein bei weitem nicht. Er setzte Gefühle in ihr frei von denen sie nicht einmal wusste das es jene gibt. Das konnte nicht gut sein.
Die Luft zwischen ihnen war zum zerschneiden dick geworden, eine Tatsache die auch an den anderen nicht vorüber ging, zumindest machte es den Anschein als ein Pärchen nach dem anderen seiner Wege ging und die beiden allein zurück ließen. Aber nein, nicht einmal das half jetzt noch, hatte er doch nichts besseres zu tun als sie zu kritisieren ob des Kruges in ihrer Hand. Es folgten Vorhaltungen über zu viel Biergenuss, sicherlich abstreiten konnte sie dies nicht, doch jetzt klein beigeben? Noch dazu ihm gegenüber? Pah, nein. Nicht im Traum wäre ihr dies eingefallen, nicht nach seinen Worten eben. Verdammter Sturkopf, natürlich ging er, natürlich ging er alleine, ohne sie.

Ächzend und schnaufend näherte sie sich der Siedlung, ihre Beine fühlten sich an als würden sie ihr jeden Moment den Dienst versagen.
“Nur noch nen bisschen, reiß dich zusammen, Weib” murmelte sie sich selbst zu als sie einen kurzen Halt machte. Hinlegen, einfach hinlegen, die Augen verschließen und schlafen, den ganzen Mist vergessen der sich wie ein roter Faden durch ihre Gedanken zog. Vergessen, nunja das konnte sie vorher auch, Noch im Pony als dieses Kapuzenmännchen auf sie zukam und ihr einen Keks entgegenstreckte. Eigentlich ja mutig von ihm wenn man bedenkt das sie noch  kurz zuvor einen Krug am Boden zerschellen ließ und sich missmutig, unterstützt von ihrer Schnute und mit verschränkten Armen gegen das Faß lehnte.
Irgendwie war es ja ein seltsamer Kerl, vor allem als sie sich wieder erinnern konnte woher sie diese Stimme kannte, die Angewohnheit Kekse zu essen, sowie das wenige von seinem Gesicht was durch tragen einer Kapuze eben zu sehen war.
Dennoch unterhielt sie sich mit ihm, schon alleine aus Trotz, noch dazu war er recht freigiebig was das bezahlen und bringen von diversen, gut befüllten Bierkrügen betraf. Je länger sie mit ihm sprach umso mehr wich der seltsame, fast schon schlechte Eindruck den sie anfangs von ihm besaß und irgendwann erzählte sie ihm sogar brühwarm wann und vor allem wie sie bereits vor einiger Zeit aufeinander trafen.
Alles in allem war es ein angenehmes, vor allem aber witziges Gespräch in welchem sie vergessen konnte was der Grund für ihre Laune gewesen war, eine Laune die sie dem Fremden gegenüber natürlich nicht zugab.

“Woah..endlich” murmelte sie als sie sich den Weg hinauf zum Truppenhaus befand, nur noch ein paar Stufen und sie konnte sich endlich hinlegen und schlafen, lange schlafen. Dann würde sie morgen eben etwas später kochen oder das lesen ausfallen lassen. Hauptsache es würde ihr, zumindest körperlich wieder besser gehen.
Im Truppenhaus angekommen, blinzelte sie umher, schnurstracks steuerte sie auf den Teppich vor dem Kamin zu und ließ sich darauf plumpsen. Hah, so würden ihr zumindest die Stufen erspart bleiben und es war besser wenn sie heute Nacht hier schlafen würde, auch wenn sie sich schon so sehr an seine Nähe gewöhnt hatte, in diesem Zustand wollte sie sich nun nicht neben ihm legen.
Morgen würde sie mit ihm reden, morgen würde sie ihm alles sagen was sie dachte. Wirklich alles. Doch er wollte mit ihr reden ehe sie zumindest ein Bier zu sich genommen hatte. Ach, aber egal Hauptsache war sie würden reden.
“Liebe ist doof” murmelte sie noch, zusammengerollt auf den Teppich ehe sie schließlich einschlief.
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Re: Laranell

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Zurück ins alte Leben
Sachte begannen die Augenlider von Laranell zu zucken als der Schleier des Schlafes von ihr abfiel und sie langsam aber sicher erwachte. Noch unfähig ihre Augen zu öffnen lag sie da.
“Nur noch ein wenig liegen bleiben” murmelte sie vor sich her.
Neben sich vernahm sie ein gleichmäßiges Atmen, begleitet von einem leisen Schnarchen.
Es war lange her das sie jemanden neben sich spürte beim wachwerden und eigentlich hatte sie schon nicht mehr daran geglaubt das dies so schnell geschehen sollte.
Nicht nachdem er sie einfach von einem Moment auf den anderen allein gelassen hatte, ohne etwas zu sagen, vor allem nicht nachdem sie ihn vor einem Tag wieder traf, zufällig im Pony.
Sie war wie vor den Kopf gestoßen als sie ihn sah. Nach all der Zeit der Sorge und des Kummers nach seinem Verschwinden stand er vor ihr und alles was er zu sagen hatte war :”He, was gibts Neues?” Soviel Nerven musste man erst einmal besitzen. Auch im folgenden Gespräch kam kein einziges “Es tut mir leid“ oder ein „ich bin froh dich wieder zu sehen”, von einer Umarmung oder gar einem Kuss ganz zu schweigen.

Doch nun lag er wohl wieder neben ihr, konnte sie alles nur geträumt haben? War er vielleicht nie weg gewesen? Hatte dieser Abend im Pony nie statt gefunden?
Sogleich sah sie Bilder vor ihrem inneren Auge, dieser eine Abend, nachdem sie die zwei Tage ohne Bier überstanden hatte und dafür reichlich belohnt wurde. Noch immer lag ihr der frische Duft von den Blumen, die in dem Kranz steckten den er für sie geflochten hatte, in der Nase.
Dann fragte er sie ob sie denn eine Familie mit ihm möchte. Natürlich war ihre Antwort ja gewesen, was auch sonst? Denn in diesem Moment war ihr Vertrauen in ihm größer als jemals zuvor, aller Streit, alle dunklen Wolken am Himmel waren vergessen. Ihr Versprechen sich zu ändern war ihr ernst, sie würde dann eben nur noch wenig Bier trinken wenn ihm dies so am Herzen lag. Denn immerhin sollte er glücklich mit ihr sein.
Abgesehen davon wäre es wohl ohnehin besser weniger zu trinken wenn sie eine Familie wollte, eine richtige Familie. Vielleicht würde sie dort endlich die Geborgenheit erfahren und weitergeben können die sie selbst nie erleben durfte.
Es musste einfach so sein, sie erwachte aus einem schlechten und vor allem verdammt langen Traum.
“Ich hab echt was blödes geträumt” murmelte sie und wandte sich auf die Seite von der das regelmäßige Atmen an ihr Ohr drang. Mit einem Lächeln auf den Lippen blinzelte sie und öffnete langsam ihre Augen.

“Ach du Scheiße” schrie sie auf als ihr Blick auf ihr Nebenan fiel. Ein lautes Auf-grunzen war die Antwort des Schlafenden.
“Verdammt..wo” ihr Blick ging umher. Marode Hauswände, ein kaputtes Fenster, der Boden lehmig und von vereinzelten Grashalmen durchzogen.
Ihr Schlafplatz im Viertel...
Rasch brachte sie sich in eine sitzende Position was sie sogleich bereute. Ein schmerzhafter Stich durchzog ihren Kopf und in ihrem Bauch machte sich ein flaues Gefühl breit.
“Was zum..” irritiert blinzelte sie. Der Traum..oder war es gar keiner gewesen, war alles nur ein Traum gewesen, ihr neues Leben? Das Truppenhaus?
Sachte schüttelte sie ihren Kopf und versuchte ihre Gedanken zu ordnen und langsam und vor allem unsanft landete sie in der Realität.
Es war alles geschehen, es gab ihr neues Leben, es gab ihre neuen Aufgaben, ihre neuen Fähigkeiten, das neu erlernte und vor allem gab es ihre neue Liebe.
Doch vor allem war auch alles andere geschehen, er war wirklich verschwunden und nach etlichen Wochen stand er wie aus dem Nichts gekrochen wieder vor ihr.
“Vielleicht wär es besser gewesn er wär gar nich erst wieder gekommen” nuschelte sie und stütze ihren Kopf. Denn jetzt wo er wieder da, vor allem wohl auch wie ihr erstes Aufeinandertreffen verlaufen war, war ihr eines klar geworden.
Ihr neues Leben war hiermit beendet, hatte es doch auch mit ihm angefangen.

Ihr Blick fiel auf Berendt, immerhin war er noch da. Und im Moment konnte sie einen guten Freund mehr als alles andere gebrauchen. Er war auch schon früher für sie da gewesen als sie jemanden brauchte, eigentlich war er schon immer da gewesen.
Er war ihr auch gestern zur Seite gestanden als sie ihre Sachen aus dem Truppenhaus holte, leise, still und heimlich war sie dabei vor gegangen. Auch ohne eine Nachricht zu hinterlassen, denn was er konnte, das konnte sie schon lange.
Irgendwann würde es sicherlich auffallen wenn kein fertiges Essen mehr an der Feuerstelle stand, vielleicht würde dem ein oder anderen sogar auffallen das ein paar Vorräte und etwas von dem Geschirr fehlte, vielleicht aber auch nicht, denn eigentlich war von allem genug da.

Sie seufzte leise als es zu regnen begann und rutschte näher an die Hauswand, dort angelehnt stand immer noch die Flasche Rum von letzter Nacht, sie griff danach und trank sogleich einen Schluck. Er würde sie wärmen, vor allem aber würde er sie vergessen lassen, ihr dabei helfen sich wieder in ihrem alten Leben zurecht zu finden.
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