Druswyns Geschichte

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Druswyn
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Druswyns Geschichte

Beitrag von Druswyn »

Die Flucht

Auf allen Vieren rannte ich voran. Mein Atem ging schnell und mir hing bereits die Zunge heraus. Bald war ich da, ich konnte die Halblinge bereits riechen. Ich schmeckte Blut auf meiner Zunge. Ich wusste, es war nicht mein eigenes.

Geschickt sprang ich hinter einem Busch in Deckung, als ich Stimmen näher kommen hörte. Meinen schweren Atem unterdrückend stellte ich die Ohren auf und lauschte. Mein Blick viel auf die krallenbesetzten Pfoten, auf denen ich stand. Jene pelzigen Treter, die mich bereits durch viele Hobbit-Dörfer getragen hatten. Immer auf der Suche nach einem neuen Blutbad.

Angespannt wartete ich, die Halblinge konnten nicht mehr fern sein. Ich vernahm eine Kinderstimme. Scheinbar handelte es sich um einen Familienausflug. Es roch nach Speis und Trank, die kleine Familie war auf dem Weg zu einem Picknick.

Die Eltern gingen voran, als das Hobbitkind innehielt und zu dem Busch blickte, hinter dem ich mich verbarg. Hatte ich mich verraten? Es stapfte neugierig näher an den Busch heran. Ich machte mich sprungbereit und konnte mir ein Zähnefletschen nicht verkneifen. Mein Herz raste und ich spürte wieder jenen Blutdurst, den ich schon so oft verspürt hatte. Unschuldiges Kinderblut reizte mich ganz besonders.

Das Kind hockte sich vor den Busch und hob etwas vom Boden auf. Es war ein glitzernder, kleiner Gegenstand. Vorsichtig wischte es den Dreck davon ab, um es genauer betrachten zu können. In diesem Moment sprang ich. Mit einem erschrockenen Schrei alarmierte das Kind seine Eltern, doch es war bereits zu spät. Meine scharfen Zähne hatten sich bereits in seinem Arm festgebissen. Mit einem kräftigen herumwirbeln meines Kopfes riss ich das kleine Wesen entzwei.

Lediglich mit einem Wanderstab bewaffnet rannten die beiden übrig gebliebenen Hobbits auf mich zu. Arme Narren, sie würden als nächstes ihre Ahnen treffen… so dachte ich jedenfalls.

Mein Kopf fühlte sich an, als würde er explodieren. Jemand hatte mich von hinten überrascht. Es drehte sich alles, als der Boden näher kam. Ich spürte kaum noch den harten Aufprall, dann bereits legte sich Dunkelheit über meine Augen.



Druswyn schrak auf. Schweißgebadet blickte sie sich hastig um. Ihr Kopf dröhnte vor Schmerz, sodass sie sich wieder zurücksinken ließ. Ihr Atem ging noch immer schnell, als sie eine dumpfe Stimme in ihrer Nähe vernahm. Es stank fürchterlich, doch sie konnte nicht genau sagen, nach was.

Wenn sie sich so umblickte, wollte sie auch gar nicht wissen woher der beißende Geruch kam. Es war Nacht und sie lag in einer Zelle. Das Moos war über den Boden gewachsen, denn ohne ein schützendes Dach über dem Kopf regnete es oft auf diese Steinplatten. Eine Fackel war an eine Steinwand nahe dem Zelleneingang befestigt. Sie flackerte etwas durch das Lüftchen, welches hier ab und an wehte.

Druswyn strich sich mit ihrer, vom Matsch überzogenen Hand das rötliche Haar aus dem Gesicht. Es klebte durch den Schweiß an ihrer Haut. Ein kurzer Blick in eine der Wasserpfützen am Boden verriet ihr in der Dunkelheit nicht viel. Aber sie vermutete, dass sie wie ein Schwein aussehen musste.

Jetzt viel ihr erst auf, dass sie sich frei bewegen konnte. Die Hand- und Fußfesseln wurden offensichtlich durchtrennt. Vorsichtig blickte sie sich erneut um, ihr Kopf dröhnte noch immer. Doch sie konnte im ersten Moment niemanden erkennen, der sie vielleicht befreit haben könnte. Lediglich eine erneute, dumpfe Stimme drang an ihr Ohr.

Da bemerkte sie, dass sie auf etwas lag. Es war ein dreckiger Leinensack, welchen sie unbewusst als Kissen genutzt hatte. Jedoch war er viel zu groß, um darin nur Vorräte zu lagern. Zudem blickten ein paar matschige Stiefel am unteren Ende heraus. Vorsichtig stieß sie noch einmal gegen das Bündel.

Beantwortet wurde dies mit einem dumpfen stöhnen. Für Druswyn hörte sich dies nach Schmerzenslauten an. Sie tastete ihre Kleidung ab. Vielleicht hatten ihre Entführer ja eine Waffe übersehen. Aber dies war unwahrscheinlich. Immerhin hatten sie ihre komplette Rüstung entfernt. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt noch etwas am Leibe trug.

Die junge Menschenfrau seufzte und versuchte nun also den Strick, welcher den Sack an den Beinen der darin gefangenen Person festhielt, mit bloßen Händen aufzuknoten. Ihre verdreckten Hände waren durch den Matsch ziemlich glitschig und auch der Strick war halb durchgeweicht und nur schwer zu packen.

Leise fluchte sie vor sich hin, als das eine Ende des Strickes abriss und sie so erst recht nicht den Knoten aufbekam. Wäre sie dem Schurkenhandwerk nachgegangen, hätte sie sicherlich schon längst eine Lösung gefunden. Aber ohne ein Messer zum aufschneiden kam sie hier nicht weiter.

So rieb sie sich erneut den schmerzenden Kopf und hoffte, dass ihr eine andere Lösung einfallen würde. Nachdenklich betrachtete sie die Gitterstäbe ihres kleinen Gefängnisses. Wie war sie hier nur hergekommen? Angestrengt versuchte sie sich zu erinnern. Aber lediglich die Erinnerungen an diesen Warg und das tote Hobbitkind kehrten zurück in ihr Bewusstsein. Angewidert versuchte sie diesen Gedanken abzuschütteln.

Sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken, was dieser seltsame Traum zu bedeuten hatte. Sie hörte schlurfende Schritte und legte sich schnell wieder auf den alten Schlafplatz. Etwas zu schnell, denn neben dem aufstöhnen der immer noch gefesselten Person meldete sich auch erneut Druswyns Kopfschmerz.

Als die Wache gerade zu der Zelle kam, hatte Druswyn schnell noch ihre Hände hinter den Rücken gelegt und hoffte, dass ihr zerschlissener Umhang reichte, um ihre Beine zu verdecken.

„Dru, bist du wach?“, fragte der Wachmann mit heiserer Stimme. Druswyn runzelte die Stirn und blickte den Mann in der viel zu laut klappernden Rüstung matt an. Kannte sie ihn?

Ein boshaftes Grinsen machte sich auf den Lippen des Mannes breit. „Ich hoffe du hast gut geschlafen, Prinzessin…“ Druswyn versuchte sich weiterhin daran zu erinnern, ob sie diese Person schon einmal gesehen hatte. Der Schlag auf ihren kopf war wohl doch etwas stärker als sie zuerst angenommen hatte.

Der Wachmann blickte sich prüfend um, bevor er ein Schlüsselbund herausholte. Er war auch hierbei viel zu laut und es dauerte eine Weile, bis er den passenden Schlüssel zu der Zelle gefunden hatte.

Druswyn ahnte schlimmes. Es war mitten in der Nacht, die anderen Wachen hatten vermutlich feste Plätze, an denen sie aufpassen sollten. Wären ihre Fesseln nicht aus unerklärlichen Gründen verschwunden, hätte dieser stinkende Kerl vermutlich eine wehrlose Frau vor sich. Druswyn entschied sich, erst einmal die angeschlagene zu spielen und beobachtete den Wachmann weiterhin aus nur halb geöffneten Augen.

Quietschend öffnete sich die Zellentür, als der Wachmann herein trat. Vorsichtshalber schloss er diese wieder hinter sich und schloss ab. Die Zelle hatte genügend dunkle Ecken, in die man von außen nicht blicken konnte. Immer noch grinsend schlurfte er zu Druswyn. Als er dann vor ihr stand blickte er hämisch auf sie herab.

„Ich hätte nie gedacht, dass du einmal vor mir im Dreck kriechen würdest, Dru.“, während er dies sagte, öffnete er den Waffengürtel und legte diesen neben sich ab. Bald darauf folgte der Gürtel seiner schäbigen Lederhose, welche mit ein paar Ketten und Platten verstärkt war.

Angewidert blickte Druswyn zu dem Kerl auf. Sie wusste zwar noch immer nicht, wer er war, aber es war offensichtlich, dass er sie kannte. Mit heruntergelassenen Hosen packte er Druswyn nun am Kragen. Er hatte offensichtlich vor sie in eine der dunkleren Ecken zu ziehen. Dabei war Druswyn sich sicher, dass seine Kameraden sich dieses Schauspiel mit Freuden angeschaut hätten.

Druswyn nutzte die Gelegenheit und rammte nun ihr Knie in das Gemächt des Wachmannes. Dieser war sich seiner Sache so sicher gewesen, dass er wimmernd auf die Seite viel. Er hatte keinerlei Chance gehabt diesen Angriff abzuwehren. So schnell ihre Kopfschmerzen es zuließen griff sie nach dem Waffengürtel und zog daraus das Schwert.

Der Wachmann lag noch immer zusammengekrümmt am Boden, mit einem hastigen Blick nach draußen, konnte Druswyn vermuten, dass niemand das Scheppern seiner Rüstung beim Aufprall gehört hatte. So griff sie nach dem Leinensack und schlitzte ihn mehr schlecht als recht mit dem Schwert auf. Grummelnd stellte sie dabei fest wie stumpf diese Klinge war.

In dem Sack befand sich ein Mann, welcher offensichtlich zusammengeschlagen wurde, bevor man ihn verschnürt und in diesen Sack gestopft hatte. Aber er schien wenigstens bei Bewusstsein zu sein. Wohl aus Mitleid befreite sie ihn von den restlichen Fesseln und nahm ihm den Knebel ab. Jede Bewegung bereitete ihm Schmerzen, dass sah Druswyn ihm deutlich an.

Doch hatte sie sich zu sehr mit dem Gefangenen beschäftigt, ein kräftiger Hieb in ihren Nacken ließ sie vornüber direkt auf den gerade befreiten sacken. Dieser konnte sich einen erneuten Schmerzenslaut kaum verkneifen. Auch Druswyn hatte vor Schreck glatt das Schwert fallen gelassen. Ein schmerzhafter Tritt in ihren Rücken ließ sie aufkeuchen.

„Das hast du dir wohl so gedacht!“, tönte der Wachmann wütend hinter ihr. Druswyn wandte sich herum, sodass sie nun auf dem Rücken lag und trat nach dem rechten Arm des Wachmannes. Das Messer, welches er in der Hand gehalten hatte, flog gefährlich nahe an ihrem Gesicht vorbei und blieb neben dem Gefangenen im Boden stecken.

Doch der Wachmann packte ihren Fuß und riss ihn herum, sodass man ein knacken hören konnte. Druswyn riss die Augen auf und Schrie, als sie spürte wie ihre Knochen zerbarsten. Tränen des Schmerzes schossen in ihre Augen, was ihren Blick stark einschränkte. Blind tastete sie nach dem Schwert, doch die Wache riss sie an ihrem Bein zurück, was ihr weitere Schmerzen bescherte.

Nur der Gefangene, welcher noch immer am Boden lag, vernahm das surren in der Luft, als der Pfeil sich seinen Weg geradewegs in den Hals des Wachmannes suchte. Sein über Jahre geschultes Gehör konnte dies vernehmen. Obwohl ihn alles schmerzte, griff er nun selbst nach dem Messer neben ihm und zog es aus dem Boden.

Die Wache gurgelte und spuckte Blut, als der Pfeil in seiner Lebensader versank. Nur wenig später tauchte ein weiterer Mensch in der Zelle auf. Er hatte eine Kapuze ins Gesicht gezogen und betrachtete die beiden noch Lebenden.

„Ich bin Amdir. Helft mir, zwei Hobbits aus den Fängen der Schwarzwolds zu befreien… ich helfe euch, hier herauszukommen.“

Druswyn hievte sich mühsam wieder auf und presst die Lippen aufeinander, als sie den gebrochenen Fuß aufsetzen wollte. Amdir hielt ihr einen Wasserschlauch entgegen, welcher mit einer wohlriechenden Flüssigkeit gefüllt war.

„Trinkt dies, es wird eure Schmerzen lindern. Das muss reichen bis wir hier raus sind.“

Druswyn nickte und nahm ein paar Schlucke des Kräutersaftes. Auch der Gefangene erhielt etwas davon. Die meisten seiner Wunden waren zwar nur oberflächlich, aber es reichte dennoch um genügend Schmerzen bei jeder Bewegung zu verursachen. Mehr schlecht als recht waren die drei nun Kampfbereit und machten sich auf die zwei Hobbits aus den Fängen der Schwarzwolds zu befreien.

Der Wald

„Du wirst niemals wie dein Vater werden, Dru!“

Die junge Frau blickte finster drein. Ihr Pferd ging gemächlichen Schrittes über die Wiese. Neben ihr ritt ein weiterer Hauptmann. Zusammen hatten sie ihre Ausbildung absolviert.

„Warum gehst du noch immer davon aus, dass ich so werden will, Richard?“, entgegnete Druswyn, ohne ihn dabei anzublicken. Ihre Aufmerksamkeit lag ganz bei dem Pfad vor ihnen.

Die Sonne hatte ihren höchsten Stand erreicht, als die beiden Hauptmänner mit ihren Pferden über die Wiesen von Thal spazierten. Sie waren, wie so oft, auf dem Weg zum Fluss. Dort konnte man in aller Seelenruhe etwas trainieren, ohne das man allzu viele Schaulustige dabei hatte. Druswyn und Richard pflegten ihre Kampftaktiken nicht jedermann offen zu legen.

Das Fell von Druswyns Pferd war mit Kakaobraunen Flecken übersäht. Es war nicht so ein reinrassiges Pferd wie der weiße Schimmel Richards, aber es reichte ihr. Ihre Mutter hatte all das Ersparte geopfert, damit ihre Tochter diese Ausbildung genießen konnte.

„Warum wohl zieht eine so hübsche Frau wie du in die Schlacht? Ich weiß, dass er dein Vorbild ist!“, grinsend griff er in die Zügel von Druswyns Pferd und sorgte dafür, dass es stehen blieb. „He, schau mich an, wenn ich mit dir rede!“

Druswyn blickte mürrisch in Richards Gesicht. Er war einer jener blonden Frauenhelden, welche mit lockigem Haar und einem schelmischen Grinsen die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Auch hatte er es zu einem erfolgreichen und ansehnlichen Hauptmann geschafft. Es gab kaum jemanden in Thal, der ihn nicht kannte.

Neben ihm wirkte Druswyn immer nur wie ein verblasster Stern. Es war nicht einfach, sich als Frau durchzusetzen. Noch dazu war ihr Vater vor langer Zeit verstorben. Gerüchte weisen darauf hin, dass er Opfer einer Räuberbande geworden wäre. Ein nicht gerade ehrenhafter Tod.

„Du weißt, warum ich das tue…“, Druswyn schüttelte den Kopf und seufzte. Ja, es war das Bedürfnis nach Rache. Eines Tages würde sie diese Banditen ausfindig machen und zur Strecke bringen. Aber auch die Sorge um ihre kranke Mutter hatte sie oft genug angespornt. Als Hauptmann konnte man durchaus Ansehen und Geld gewinnen. Vielleicht konnte sie ein Heilmittel für ihre Mutter finden. Wenigstens ein Heilkundiger… niemand wusste wirklich, an was ihre Mutter erkrankt war.

Richard machte eine wegwerfende Handbewegung. „Immer noch auf der Suche nach Vergeltung? Das ist jetzt fast zehn Jahre her, Dru…“, richtig Druswyn war damals noch ein Kind.

„Was verstehst du schon davon?“, genervt wollte sie ihm die Zügel wieder aus der Hand reißen. Richard kam ihr jedoch zuvor und packte ihre Hände. Etwas verdutzt blickte sie ihm nun doch direkt in die grünen Augen.

Er lächelte sie an: „Ich verstehe davon eine Menge…“, säuselte er und zog sie näher an sich heran. Druswyns Herz klopfte so stark, dass sie es spürte. Eine Mischung aus Angst und Scham regte sich in ihr. Es kam, wie sie vermutete… Wenige Augenblicke später spürte sie seine Lippen auf den ihren. Zwei Herzschläge zögerte sie noch, dann ließ sie es einfach geschehen und schloss ihre blauen Augen…


Ein Lachen ließ Druswyn wieder erwachen. Es dauerte eine Weile, bis sie realisierte, dass sie sich in einem Wald befand. Erschrocken stellte sie fest, dass sich ihre Hände in denen eines Mannes befanden. Aber es war nicht Richard.

„Mich würde jetzt ja interessieren, was du geträumt hast…“, hörte sie den Mann, welcher mit seinem Gesicht ziemlich nah an dem ihren war. Druswyn stieß ihn von sich und setzte sich auf. Da war er wieder, der Schmerz in ihrem Kopf. Auch ihren gebrochenen Fuß spürte sie wieder. Ein Blick darauf brachte auch die Erinnerungen an die letzte Nacht zurück.

Sie hatten sich durch das Lager der Schwarzwolds geschlagen und diese beiden Hobbits befreit. Druswyn blickte sich um, als sie ihren Kopf hielt. Die Hobbits hatten in dem Wald scheinbar etwas Essbares gefunden, denn sie kochten gerade irgendeine Kräutersuppe über einem kleinen Feuer.

Andromos, so hatte er sich vorgestellt, erhob sich nun auch und ging zu dem in Decken gewickelten Amdir. Richtig, Druswyn erinnerte sich wieder. Amdir hatte gestern Nacht eine Auseinandersetzung mit einem Nazgûl, welche ihn fast sein Leben gekostet hätte.

Druswyn wunderte sich etwas, dass Andromos schon wieder so gut auf den Beinen war. Aber er war vermutlich genauso ein guter Schauspieler, was die Schmerzen betraf wie sie selbst. Während die beiden Halblinge keinerlei Verletzungen davongetragen hatten, waren die drei Menschen mehr mit Glück als Verstand davongekommen.

Ein Geräusch im Wald gewann Andromos’ Aufmerksamkeit. Er blieb zwar bei Amdir sitzen, lauschte aber und suchte die Gegend mit seinen Augen ab. Der Wald war nicht gerade die beste Umgebung für einen Schurken wie ihn. Stadtgeräusche konnte er eher einordnen.

Druswyn nahm gerade wieder ein paar Schlucke des Schmerzlindernden Gebräus aus Amdirs Wasserschlauch, als etwas durch das Gestrüpp brach. Sichtlich überrascht viel Andromos hintenüber, als der hässliche Ork ihn ansprang. Geistesgegenwärtig griff Druswyn zu dem Zweihänder, welchen sie letzte Nacht im Lager der Schwarzwolds ergattern konnte.

Die Hobbits reagierten unterschiedlich. Während der Mürrische Beutlin-Abkömmling sich hinter Amdir in Deckung brachte, griff die tapfere Hobbit-Dame nach einem Holzscheit ihres Lagerfeuers, um sich dem nächsten Ork kampfbereit entgegen zu stellen.

Druswyn zählte ein halbes Dutzend Orks, welche das kleine Lager umzingelt hatten. Bereits als sie sich erhob, konnte sie einen mit ihrer Waffe von den Füßen heben. Es war also nur noch eine Handvoll, als sie den Hobbits zur Hilfe kam.

Andromos’ Stärke war der Hinterhalt, nicht eine direkte Konfrontation mit dem Feind. Der Ork bohrte trotz dem Versuch des Menschen, auszuweichen, seinen rostigen Säbel in dessen Schulter. Mit einem wütenden Schrei stieß Andromos den Ork mit seinen Füßen von sich. Der Säbel blieb in seiner Schulter stecken.

Mehr schlecht als recht drehte der Mensch sich herum und versuchte dem Ork davon zu kriechen.

Druswyn hingegen war im Kampfesrausch. Jeder tote Ork bestärkte sie nur noch mehr in ihrer Handlung. Sie brüllte den Grünlingen ihren ganzen Kampfeswillen entgegen und tötete diese dann mit ein paar gezielten Schlägen. Mit einem Furcht einflößendem Kampfschrei sorgte sie dann letztendlich dafür, dass der nun unbewaffnete Ork für eine Sekunde von Andromos abließ. Mit erhobenem Zweihänder und ein paar großen Sätzen sprang sie auf diesen zu.

Der Ork schien tatsächlich über eine Flucht nachzudenken, seine Kameraden waren tot. Einer von den Orks brannte lichterloh auf dem Lagerfeuer der kleinen Gemeinschaft, überall war das dunkle Orkblut zu sehen. War es Dummheit oder gab es doch noch Orks, die etwas mehr Mumm in den Knochen hatten?

Der Ork grinste Druswyn mit seinem Gebiss aus scharfen und schiefen Zähnen an, als er zwischen seiner schäbigen Rüstung ein scharfkantiges, gezacktes Messer hervorholte. Er hob schnell den Arm, um mit dem Messer auf Andromos zu werfen. Druswyn sah dies und wusste sie würde nicht rechtzeitig dafür sorgen können, dass dieses Messer die Hand des Orks verließ.

So sprang die Hauptmännin in die Wurfbahn des Messers und tat es dem Ork gleich. Sie warf ihren Zweihänder nach der hässlichen Kreatur, während sie Andromos mit nichts als sich selbst schützte.

Mit einem erschrockenen Schrei sah sie das Messer noch auf ihr Gesicht zufliegen, bis die Wucht des Messers und der Schmerz sie zu Boden warfen. Andromos rollte sich zur Seite, um nicht von der fallenden Menschenfrau erschlagen zu werden. Er konnte sehen, wie der Ork fast zweiteilig zu Boden ging. Die lange Klinge von Druswyns Zweihänder hatte sich komplett durch ihn gebohrt.

Mit Hilfe der Hobbitfrau konnte Andromos sich dann auch von dem Säbel des Orks befreien. Erst dann gelang es ihm, sich aufzusetzen und zu Druswyn zu krabbeln. Er fühlte sich fast schlecht, als er das Gesicht von ihr betrachtete. Aber das verbarg er hinter seiner Maske aus Gleichgültigkeit, welche ihm als Schurke schon oft geholfen hatte.

Das Messer hatte knapp das Auge Druswyns verfehlt, ihre Wange war komplett aufgerissen und Andromos glaubte sogar schon etwas von ihrem Wangenknochen sehen zu können. Natürlich blutete die Wunde stark und die junge Frau war nicht bei Bewusstsein.

Es würde einen weiteren Tag brauchen, bis die kleine Gruppe wieder reisebereit war. Bisher hatte Druswyn den Waldläufer Amdir getragen. Beide wären unmöglich zu transportieren. Also musste Andromos wieder auf die Kräuterkenntnis der Halblinge setzen. Sie würden sich auch um seine Schulter kümmern. Zuerst aber musste dieses Feuer aus. Es verriet sie nur und wer wusste schon was sie noch anlocken würden…


Verrat

„Warum?“, mehr brachte Druswyn kaum heraus. Ihre Stimme war heiser und sie spürte den Schwerthieb in ihrer Seite noch immer deutlich. Blut sickerte zwischen ihren Fingern hindurch. Ihre Hand war auf die Seite gepresst.

Es brannte. Der Geruch von Menschenfleisch raubte ihr fast den Atem. Das flackern der Flammen zeichnete sich auf den Gesichtern ab. Sie sank auf die Knie, hob den Kopf aber erneut an, um in Richards eiskaltes Gesicht blicken zu können. Zorn und Verzweiflung durchfluteten sie. War sie wirklich so eine Närrin gewesen?

Der Hauptmann hielt das Schwert, dessen Klinge mit Druswyns Blut beschmiert war, lässig in der Hand. In der anderen hielt er eine Fackel, mit der er unzählige Hütten angezündet hatte. Das ganze Dorf brannte lichterloh. Druswyn begann zu husten, noch immer auf eine Antwort wartend.

„Du hast es noch immer nicht verstanden, was?“, jetzt lachte Richard. Hinter ihm konnte Druswyn Schemen erkennen. Es waren die Krieger, welche unter Richards Kommando standen. Sie plünderten die Häuser und ermordeten die anderen Überlebenden.

„Schon dein Vater war ein Narr… du bist seinen Fußstapfen gut gefolgt. Druswyn. Aber niemand stellt sich mir in den Weg. Auch nicht du.“, er ging näher an sie heran, legte die Klinge seines Schwertes an ihren Hals.

Warum nur war sie so dumm gewesen ihm zu glauben? Druswyn war sich nun sicher. Richard hatte ihren Vater getötet. Richard verdiente sein Geld als schmutziger Söldner. Er führte eine eigene Räuberbande, um die Menschen von Thal in Angst und Schrecken zu versetzen.

„Ich gebe dir noch eine Chance, Dru. Komm mit mir…“, konnte sie da etwa Wehmut in seiner stimme hören? Nein, dieses Mal würde sie nicht wieder auf ihn hereinfallen. Ihre ganze Beziehung war eine Lüge. Er hatte sie schamlos ausgenutzt. Das würde ihr nie wieder passieren… kein Mann würde sie je wieder so an der Nase herumführen.

„Töte mich.“, antwortete sie heiser. Der Rauch des Feuers hatte ihre Kehle trocken gemacht. Sie ließ ihren Kopf wieder hängen, es war anstrengend Richard die ganze Zeit anzusehen. Dieser zog das Schwert zurück, wohl um auszuholen, ihr den Kopf abzuschlagen. Irgendetwas. Druswyn schloss die Augen und bereitete sich auf ihr Ende vor.

Doch da kam nichts. Nach vielen endlosen Augenblicken öffnete Druswyn wieder die Augen und blickte sich um. Richard war verschwunden. Es war in der Ferne ein Horn zu vernehmen. Druswyn versuchte aufzustehen, aber die Wunde war tief. Würde sie nicht daran verbluten, würde sie an dem Rauch des Feuers ersticken oder selbst verbrennen.

Mit ihrer letzten Kraft versuchte sie nun also aus dem brennenden Dorf zu gelangen… bis eine wohlige Schwärze sie umschloss…



Druswyn spürte eine Hand auf ihrer Wange. Noch bevor sie die Augen öffnete, schlug sie mit geöffneter Hand nach der Person, welche offensichtlich über ihr war. Mit einem ziemlich gereizten Blick betrachtete sie dann Andromos, welcher sich die Wange hielt, die gerade eine knallrote Farbe annahm.

Druswyn tastete nach ihrer rechten Gesichtshälfte, die mit einem Verband umwickelt war. Es schmerzte bei Berührung. Strafend schaute sie den Schurken an. Was auch immer er schon wieder mit ihr getrieben hatte, während sie schlief… er sollte sich in Acht nehmen. Dies zeigte sie ihm auch unmissverständlich mit ihrem Blick, als sie sich erhob.

Seitdem Richard sie verraten hatte, begegnete sie jedem männlichen Wesen mit Wut und einer gehörigen Portion Vorsicht. Das Andromos offensichtlich ihre unruhigen Träume bemerkte, gefiel ihr daher umso weniger. Dieser äußerte sich bisher aber auch nicht dazu.

Ob sie wohl ein verschlossenes Buch für ihn blieb?
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Druswyn
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Re: Druswyns Geschichte

Beitrag von Druswyn »

Träume

Der Himmel war dunkel, die Sterne nicht zu sehen. Ich sah den Blutmond. Ich konnte den Krieg riechen… konnte die Angst spüren. Ich sah sie, meine Begleiter in dieser - meiner letzten - Schlacht. Ihre Gesichter waren von Sorge geziert. Wir wussten alle, dass der Kampf aussichtslos war. Doch es war ein gut angelegtes Opfer. Viele andere Dörfer würden so genügend Zeit haben zu einem sicheren Ort zu gelangen. Zeit. Das war es was wir ihnen gaben.

Ich sprach meine Gebete gen Mond, ich bat nicht um Sieg. Nur um Hoffnung, die uns stärken sollte. Nie hatte mich einer meiner Waffenbrüder beten gesehen. Niemals dachte ich, dass es einmal nötig gewesen wäre. Doch diese Nacht würde ich sterben, das wusste ich.

Ich sprach ihnen Mut zu, meine Stimme erklang über die Ebene. Mit hocherhobenem Schwert pries ich ihre Fähigkeiten an. Ich bestärkte sie in ihrem Wissen, dass sie für eine gute Sache sterben würden. Sie alle waren sehr gute Krieger. Vielleicht sogar die besten, die der Orden noch hatte.

Dann konnten wir den Feind bereits riechen. Die Schlacht kam in rasanter Geschwindigkeit über uns. Ich sah viele meiner Freunde und treuen Gefährten fallen, bevor ich selbst meinem Richter gegenüberstand. Meine Rüstung war bereits von vielen Speeren durchstoßen worden. Die Wunden spürte ich mit jeder Bewegung. Vermutlich hielt mich nur noch der Schmerz am Leben.

Der Krieger war nicht besonders groß und trug in jeder Hand eine Waffe. Seine Rüstung war darauf ausgelegt nicht zuviel zu behindern und dennoch genügend Schutz zu bieten. Fast schon zu Beginn des Schlagabtausches durchstieß eine seiner Klingen meinen Schwertarm. Mühsam parierte ich die weiteren Schläge mit meinem Rundschild.

Mit einem Tritt stieß der Schwertmeister mich zu Boden. Ich konnte mich kaum aufsetzen, ich kämpfte schon zu lange… zwei blutige Nächte hatte ich auf diesem Schlachtfeld schon gesehen. Die Schlacht auf dieser Ebene wütete bereits zehn Tage… ich hoffte dies war genug Zeit, die wir ihnen verschafft hatten… und genügend Verluste bei unserem Feind.

Aus den Augenwinkeln konnte ich einen Krieger des Ordens sehen, der auf den Schwertmeister zu rannte und dessen Aufmerksamkeit mit seinem Kampfschrei auf sich lenkte. Bitter erkannte ich meinen Schüler. Er sollte an meiner Statt die Truppen als Heermeister weiter anführen, wenn ich es nicht schaffen würde… Doch er fand noch vor mir ein Ende. Sein Blut klatschte mir ins Gesicht, als sein Kopf an mir vorbeirollte.

Voller Zorn konnte ich mich noch einmal aufstemmen. Ich riss aus einem toten Kameraden einen Speer und stürzte mit dessen Spitze auf den Schwertmeister zu. Die Schlacht tobte um uns herum und ich wusste, es würde niemand übrig bleiben, der von Heldentaten berichten könnte. Mit einem Fluch auf den Lippen rammte ich den Speer in den Schwertmeister. Im gleichen Zuge sah ich seine beiden Klingen auf meinen Hals zurasen…


Ein Angstschrei hallte durch das Gasthaus „zum tänzelnden Pony“. Einer der Hobbits viel vor Schreck aus – einem von vieren – Bett, rappelte sich auf und stemmte die Hände in die Seiten. Verschlafen betrachtete er die Menschenfrau, welche aufrecht in ihrem Bett saß.
Druswyn atmete schwer und Angstschweiß war auf ihrer Stirn zu sehen. Sie brauchte einige Augenblicke, bis sie erkannte, dass es nur ein Traum gewesen war. Sie schaute sich um, hier im Schlafraum war sie vorerst sicher. Dennoch rieb sie sich unbewusst mit einer Hand ihren Hals.

Wenig später ging sie in den Schankraum, zielstrebig in jene dunkle Ecke, in der er immer saß. Geistesabwesend setzt sie sich neben den Schurken und starrte vor sich hin. Andromos war etwas verwirrt. Die morgendlichen Sprüche von ihr blieben heute aus. Es war – soweit er sich erinnern konnte – der erste Morgen, an dem sie nicht auf ihm herumhackte.

Als die Schankmaid die Schalen mit Suppe auf den Tisch knallte, zuckte Druswyn zusammen – als wäre sie erst jetzt richtig erwacht. Andromos schmunzelte, was die Hauptfrau aber in dem Schatten seiner Kapuze nicht sehen konnte.

„Ich hörte, man hat dich heute Nacht ins Bett tragen müssen…“, erwähnte er eher beiläufig. Druswyn schaffte es heute irgendwie nicht so richtig, ihn böse anzusehen.

„Ja, war wohl doch etwas viel Bier… ich weiß nicht einmal mehr, wer mich hinaufgetragen hat… nur an diese Elbe kann ich mich noch erinnern… Ennadub. Sie wartete solange am Bett, bis ich eingeschlafen bin.“, ihre Stimme war leise und sie räusperte sich. Irgendwie schmerzte ihr Hals.

Andromos schlürfte die Suppe lautstark, bevor er auf den Punkt kam: „Hast du heute Nacht wieder schlecht geträumt? Du siehst aus als hättest du einen Mondlauf nicht mehr geschlafen… Bier solltest du wahrlich nur den Männern überlassen.“ Bereit, einer Ohrfeige auszuweichen grinste er sie frech an.

Druswyn murmelte irgendetwas Unverständliches vor sich hin und starrte in ihre Suppe. Sie hatte in der Tat schon länger das Gefühl, sie würde nicht wirklich schlafen. Was mit dem reißen von Hobbitkindern als Warg anfing hatte sich mittlerweile zu einer Schlacht entwickelt, welche sie Nacht für Nacht erlebte. Ganz so als wäre sie selbst mitten im Geschehen… das einzige was das ganze verband war der Mond, welcher immer über ihren Träumen wachte.

Nachdenklich blickte sie auf jenen Stuhl in der Schenke. Noch vor ein paar Tagen hatte dort dieser Jäger gesessen… Er hatte den beiden im großen Hügelgrab zur Seite gestanden. Gemeinsam mit diesem Zwerg… Druswyn runzelte die Stirn als sie etwas erkannte.

„Seit wann kennen wir Tarodor und Targosh nun?“

Völlig verwirrt antwortete Andromos ohne Fragen zu Stellen: „Vier Tage.“

„Vier… seit vier Nächten sehe ich diesen Turm… ob das einen Zusammenhang hat?“

„Turm? Wovon redest du? Ich rate dir wirklich vom Bier ab. Du redest ja nur noch wirr.“

Doch Andromos erhielt lediglich nachdenkliches Schweigen von ihr als Antwort. Was ging nur wieder seltsames in ihr vor?
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Re: Druswyns Geschichte

Beitrag von Druswyn »

Auf der Suche nach Antworten

Leise fluchte Druswyn, als sie erneut über einen größeren Ast stolperte. Sie hatte sich ihre Suche anstrengend vorgestellt, aber irgendjemand schien heute den ganzen Tag Spaß daran zu haben, sie an der Nase herumzuführen. Die junge Menschenfrau war in einer außerordentlich schlechten Stimmung. so entschied sie sich an dem Beerenbusch - den sie heute schon zum vierten mal sah - zu rasten.

Laut scheppernd setzte sie sich auf ihren Hosenboden und schaute in den Himmel. Die Mittagssonne spendete nur bedingt Wärme, aber der Umhang schützte Druswyn genügend. Als Hauptfrau war sie langwierige, nervenaufreibende Wanderungen gewohnt. Sie sehnte sich danach wieder auf dem Rücken eines Pferdes reisen zu können. Oh, wie verwöhnt sie doch gewesen war.

Angestrengt versuche Druswyn sich zu erinnern. Viel zu oft hatte sie diesen Ort in ihren seltsamen Träumen gesehen und dennoch... es war zu verschwommen gewesen um den Ort so einfach wiederzufinden.

Sie pustete sich eine rote Strähne aus dem Gesicht, bevor sie ihren Wasserschlauch an den Mund führte um daraus zu trinken. Sie musste es sich eingestehen - sie hatte sich verlaufen. Eine ihrer großen Schwächen ... mangelnde Orientierung. Oft genug hatte Richard sich darüber lustig gemacht... wie wolle sie so je ein Heer führen?

Das Wasser schmeckte bitter, als sie an Richard denken musste. Wie verderbt konnten Menschen werden? Wie konnte sie ihn lieben? Er hatte sie geblendet, sie hatte ihm blind vertraut. Seitdem war sie vorsichtig geworden. Aus diesem Grunde hatte sie Andromos auch nicht erzählt, wo sie hingehen würde. Noch vor Sonnenaufgang war sie aufgebrochen.

Sie wollte endlich wissen was es mit diesem seltsmane Ort, den Schlachten die sie ständig sah und dem Mond, der ihr immerwieder ihre Träume erhellte auf sich hatte. Druswyn hoffte hier antworten zu erhalten.

Etwas stieß ihr gegen den Rücken, es hörte sich an wie ein Wanderstab - es könnte aber auch etwas anderes sein -, der gegen ihre Rüstung klopfte. Aus ihren Gedanken gerissen schrack sie zusammen und hätte beinahe ihren Wasserschlauch fallen gelassen. Hastig sprang sie auf, ihre rechte Hand bereits am Griff der Hellebarde, welche auf ihrem Rücken befestigt war.

Doch sie hatte ihren Gegenüber nicht so fixiert, wie sie es im Kampfe benötigte. Erstaunt erblickte sie die Weidenpforte hinter der Person. Sie war ihr die ganze Zeit so nah gewesen ohne es zu merken. Völlig überrascht schaute sie ihren Gegenüber nun an.

Ihre Kapuze war etwas nach hinten gerutscht, wodurch das rötliche Haar zum Vorschein kam. Unter ihrem rechten Auge war deutlich eine Narbe zu sehen und das, obwohl sie schätzungsweise erst 20 Sommer hinter sich hatte. Ihre grünen Augen strahlen eine gewisse Traurigkeit ob ihrer bisherigen Verluste aus und wäre sie in diesem Moment nicht so überrascht hätte man ihren - eigentlich starken - Kampfeswillen erkennen können.
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Re: Druswyns Geschichte

Beitrag von Druswyn »

Auf der Suche nach Antworten II

Der Elb lächelte ob der Erscheinung Druswyns. Mit großen Augen blickte sie diesen ungläubig an, nie war sie einem der Unsterblichen so nahe gewesen. Seine goldenen Augen faszinierten sie, das immense Alter des Elbenvolkes spiegelte sich darin wieder. Etwas, das Druswyn schon immer gebannt hatte. Sein Haar war gräulich-silbern und trotz der elbischen Eleganz konnte man vermuten das er ein Krieger war, jener die bereits viele Schlachten geschlagen hatten. Doch heute trug er nur eine helle Robe, verziert mit silbernen Rankensymbolen. Sein edles Gesicht ließ nicht erkennen wie alt er wirklich sein mochte. Dennoch war er in seiner gesamten Erscheinung imposant genug, dass Druswyn ihre Hand vom Griff der Hellebarde nahm und ihn wie ein kleines Kind anstarrte.

„Mae govannen, Adaneth.“, sprach er sie höflich an. Druswyn war nie gut in Sindarin, lediglich ein paar Worte hatte sie bisher aufgeschnappt, aber auch wieder vergessen. Elben übten eine starke Faszination auf sie aus, aber sie hatte nie die Zeit gehabt sich mit ihnen und ihrer Kultur auseinanderzusetzen. Vielleicht blieb sie einfach lieber bei den Wesen die sie mehr zu verstehen glaubte: den Menschen.

„Hier werdet ihr nicht finden, wonach ihr sucht.“, sprach er weiter. Druswyn gelang es endlich ihren offenstehenden Mund zu schließen. „Ihr wisst wonach ich suche?“, die Menschenfrau klang beinahe kleinlaut.

„Mae“, nickte der Elb „Ihr jagt einer Erinnerung nach, die nicht die Eure ist. Eine alte Schlacht vor Jahrhunderten im Staub des Turmes. Doch das ist nicht euer Weg. Ihr seid nicht dazu bestimmt in einer Schlacht zu sterben, Druswyn.“ Seine Hände lagen auf seinen Handgelenken, sodass diese unter den langen Ärmeln der Robe verschwanden.

Irritiert blinzelte Druswyn nun. Wer war dieser Elb, woher kannte er ihren Namen… und woher wusste er von ihren Träumen? Sie bekam keine Antworten, es folgten nur mehr Fragen hier an diesem Ort. Aber er schien auf sie gewartet zu haben um ihr etwas zu sagen, also lauschte sie weiter seinen Worten.

„Diese Träume sollen euch warnen. Ihr solltet nicht für jeden ins Feuer gehen, der euren Weg begleitet… es könnte euren Tod bedeuten.“, sanftmütig sprach der Elb diese Worte aus.

Nun wurde Druswyn trotzig: „Das mag von euren Lippen so leicht kommen, wo ihr bereits viele Menschengenerationen hinter euch habt. Aber ich habe nicht soviel Zeit wie ihr. Ich habe nur dieses Leben… ebenso wie jene an meiner Seite. Wenn sie meine Hilfe brauchen, sollen sie diese bekommen. Wenn das heißt das ich sie mit meinem Leben schützen muss, dann soll es so sein.“

Die Augen des Elbs lächelten sie an, als wollte er nichts anderes hören. „Was ist mit jenen, die Unrecht tun? Jene die sich an euch wenden, obwohl sie gar Euren Ansichten von Recht und Ordnung wiedersprechen?“

Druswyn wollte gerade ansetzen als sie das Schmunzeln des Elbs bemerkte. Andromos… er war nun nicht gerade der Traumprinz, noch ein vorbildlicher Bürger. Er war ein Dieb, ein Halunke… aber Druswyn wusste, dass er niemals über Leichen gehen würde um seine Ziele zu erreichen. Er war ein Trickser. Druswyn machte eine abwinkende Geste mit der Hand.

„Unter diesen gibt es dennoch welche die trotzdem ein gutes Herz haben.“

„Wie wollt ihr diese unterscheiden von denen die wirklich verdorben sind?“

„Ich vertraue auf meine Menschenkenntnis… auf mein Gefühl.“

Der Elb hob eine Augenbraue. Druswyn verstand. Richard hatte sie auch vertraut. Dafür hatte sie teuer bezahlt. Nein, eigentlich die Dorfbewohner ihrer Heimat. Sie seufzte:

„Sagt mir wie.“

„Erfahrung.“, Druswyn seufzte abermals. Es gab kein Artefakte mit dem man die Absichten von jemandem erfuhr. Es gab keinen Zauber der sie Gedanken lesen ließ. Auch gab es niemanden der dies für sie übernehmen konnte. Also sollte sie mit mehr Menschen in Kontakt kommen, sollte ihre Erfahrung über die Völker schulen. Sie sollte Kontakte knüpfen, verstehen und lernen. Damit sie das nächste Mal viele Leben retten konnte.

„Ich werde es versuchen.“, Die Menschenfrau wusste nur noch nicht wie.

„Nicht versuchen, tun!“ Der Elb war noch immer höflich und seine sanfte Stimme streichelte ihr Ohr.

Druswyn nickte und nachdem die beiden sich verabschiedet hatten reiste sie zurück nach Bree. Sie wusste nicht, ob sie den Elb jemals wiedersehen würde. Aber das war vermutlich auch gar nicht nötig. Auf dem Weg nach Bree formte sie erste Ideen und Gedankenansätze, die sie nach und nach zu einem Ganzen zusammenfügte…

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Sindarin
Adaneth = Menschenfrau
Mae = Ja
Mae govannen = Seid gegrüßt
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Druswyn
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Re: Druswyns Geschichte

Beitrag von Druswyn »

Das Ende

Druswyn saß auf ihrem Pferd. Es war schon alt, lahmte etwas und war oftmals ziemlich stur. Aber mehr hatte ihre Mutter ihr damals nicht geben können. Die guten Pferde des Hengstacker Hofes waren schlichtweg zu teuer und wurden sowieso nicht nach Thal gebracht. So musste eines der Breeländer Pferde herhalten. Leider hat dieses die bisherigen Ereignisse nicht sehr gut überstanden, so dass es beim ersten Anzeichen von Gefahr scheute und – wenn Druswyn nicht auf ihm saß – es vorkam, dass es einfach davon galoppierte. Deshalb war es lange in den Ställen von Bree geblieben, während Druswyn sich auf ungewisse Reisen mit oder ohne Andromos gemacht hatte.

„Wo ist er?“, Druswyns Stimme war befehlend, vielleicht drohend aber auf jeden Fall so laut, dass sicherlich jeder Gast der Taverne mithören konnte. Der hagere Küchenjunge verlor fast den Boden unter den Füßen und er schnappte bereits nach Luft – Druswyn hatte ihn mit beiden Händen am Kragen gepackt und riss ihn immer weiter in die Höhe.

„I…Ich weiß nicht… Wie ich sagte, ist er plötzlich aufgebrochen und hat sein Zimmer aufgegeben. Er hatte wohl nicht vor, so bald zurück zu kehren.“, stotterte der Küchenjunge, sichtlich eingeschüchtert durch die hochgerüstete Menschenfrau mit der Berufung des Hauptmannes.

Druswyns Helm hätte wohl schon gereicht um den Burschen an der Wand zu befestigen, zeigte der prunkvolle Hauptmannhelm doch Ausläufer die ein wenig wie Hörner wirkten. Schnaubend setzte sie den jungen Burschen wieder ab und er war froh, dass sie nicht ihren Zweihänder vom Rücken zog um ihn zu enthaupten. Denn so wie sie ihn anblickte schien sie genau dieses vorzuhaben.

„Er hat nicht zufällig gesagt wo er hinwollte?“, sprach sie nun etwas ruhiger. Ihre Fassung langsam zurück bekommend.

Der Küchenjunge rieb sich den Hals und schüttelte vorsichtig den Kopf: „Nein, er murmelte irgendetwas vor sich hin. Ich glaube er sprach von Abenteuern fern von Bree. Es wirkte auf mich als suche er die Herausforderung weiter im Herzen des Feindes.“

Druswyns Augen weiteten sich erstaunt: „Oh, Andromos, wenn ich dich dort erwische… welcher Bilwiss hat dich geritten…Bursche, wenn ihr lügt….“, schon wurde ihr Blick wieder finster. Der Küchenjunge winkte panisch ab.

„Falls er doch noch hier sein sollte…sagt ihm: Falls er mich suchen sollte, ich bin in den Trollhöhen. Aber er soll mir keinesfalls nachreisen sondern in Bree auf mich warten.“ Mehr musste er nicht wissen. Also weder der Küchenjunge noch Andromos. Es gab da etwas persönliches zu klären…


Verwinkelt waren die Trollhöhen, das Pferd verfluchte seine Reiterin bestimmt das ein oder andere Mal, als sie erneut bergauf oder durch irgendein Gewässer mit ihm ritt. Nun ja, mehr als Schritttempo gönnte das alte Pferd sich nicht mehr. Druswyn zerrte das Pferd auch mehr in eine Richtung als das es in irgendeiner Form freiwillig gehen würde.

Plötzlich brach ein riesiger Bär aus dem Unterholz. Sein Gebrüll und die angsteinflößende Haltung auf den Hinterbeinen waren mehr als deutlich. Die Tiere hier in den Trollhöhen waren Besuchern nicht gerade aufgeschlossen. Druswyn erinnerte sich, vor einigen Stunden war sie schon einmal auf eine Bärin gestoßen. Diese konnte sie sich aber mit einem gezielten hieb ihres Zweihänders vom Leibe schaffen. Dieser Bär hier war um einiges größer und sicherlich nicht davon angetan das Druswyn nach Bärenblut roch. Welch fataler Fehler.

Mit einem kräftigen Hieb schlug der Bär Druswyn aus ihrem Sattel. Ihr Pferd stürzte und kam nicht schnell genug wieder hoch um weiteren Hieben des wütenden Fellknäuls zu entkommen. Schmerz durchfuhr Druswyns linke Schulter, als sie unsanft am Boden aufkam. Ihre schwere Rüstung hatte nicht gerade dafür gesorgt, dass sie sich elegant abrollen konnte. Plump schlug sie auf dem Waldboden auf, ihr entfuhr ein Schmerzenslaut. Mühsam stemmte sie sich nun hoch, den Zweihänder in der rechten Hand haltend, der linke Arm hing etwas herab.

Als sie vor sich das blutende, halb zerrissene Pferd liegen sah, hatte sie ein ganz schlechtes Gefühl im Magen. Der Bär richtete sich gerade wieder auf und wandte den mächtigen Kopf in ihre Richtung. Furcht überkam Druswyn. Doch sie schalt sich innerlich selbst, jetzt nur nicht aufzugeben.
„Eine kräftige Stimme hast du für deine Gefährten, sie zu ermutigen im Kampfe. Doch für dich selbst hast du keinen Ton? Wie erbärmlich.“, Druswyns Atem stockte als sie die wohl bekannte Stimme wahrnahm. Sie gönnte sich einen knappen Seitenblick, den Bären kurz aus den Augen lassend. Er war es wirklich!

Der blonde Mensch schulterte eine mächtige Hellebarde, die grünen Augen hatten den Bären fixiert. Keine Angst war darin zu sehen, Übermut, Selbstsicherheit und Arroganz. Keine Herausforderung war dieser Bär für Richard. Zumal er nicht allein war. Hinter ihm versammelten sich eine Handvoll weiterer Männer, sie waren mit Armbrüsten und Schwertern ausgerüstet. Erstere wurden gerade geladen und auf den Bären gerichtet.

Nach einem knappen Befehl erschossen sie den Bären, welcher durch die Bolzen tödlich verletzt zu Boden ging. Richard hatte keinen Finger gerührt. Druswyn viel auf, dass er mittlerweile einen Bart trug, der ihn künstlich älter wirken ließ. Aber wieder etwas, um sich Respekt zu verschaffen. Wussten seine Gefährten mit wem sie umherzogen? Druswyn vermutete das auch diese nichts weiter als Banditen und Räuber waren.

So stand sie da, den linken Arm nur unter Schmerzen bewegen könnend, in der rechten Hand noch immer den Zweihänder haltend. Auch wenn dessen Spitze gen Boden gerichtet war. Ihre dicke Rüstung wog schwer auf ihren Schultern. Ihr Pferd war tot.

Richard trat an sie heran, während sein Gefolge einen Kreis um Druswyn bildete. Langsam.

Mit einem kecken, überheblichen Blick musterte er Druswyn. Warum war ihr diese offensichtliche Überheblichkeit nicht schon damals aufgefallen? Oder empfand sie diese nur jetzt so? Angestrengt beobachtete Druswyn seine Gefährten aus den Augenwinkeln.

„Oho, wer hat dir denn das Gesicht zerkratzt?“, grinste er sie an. Woher sie die Narbe unter dem rechten Auge hatte ging ihn gar nichts an. So beantwortete sie seine frage lediglich mit einem finsterem Blick. In ihrem Kopf hatte sie ein Gedankenkarussell, unterschiedliche Gefühle prasselten auf sie ein, völlig Gegensätzliche Handlungsdränge wollten sie bewegen. Es war das reinste Chaos. Es kostete Kraft nichts davon nach außen scheinen zu lassen, zu verharren und abzuwarten was nun auf sie zukommen würde.

„Meinen Respekt, du bist immer noch am Leben, Dru. Selbst diesem Nazghul bist du entkommen.“, es war ein Lachen von Richard’s Gefährten zu vernehmen. So war es also Richard gewesen der seine Schergen im Schwarzwoldlager hatte. Dort, wo Druswyn das erste Mal auf Andromos gestoßen war. Dort wo Amdir mit der Nazghulklinge verletzt wurde. Druswyns Faust um den Griff des Zweihänders knackte.

Richard spazierte um sie herum, sein hämisches Grinsen hätte sie ihm am liebsten auf der Stelle aus dem Gesicht geschnitten. War er denn für nichts anderes hier um sich über sie lustig zu machen? Nach all dem? Der Tod ihres Vaters, das Niederbrennen ihres Heimatdorfes. Wahrscheinlich war er auch dafür verantwortlich, dass ihre Mutter immer noch an irgendeinem seltsamen Gift litt. Sie sollte ihn töten. Auf der Stelle.

„Wo ist deine Armee, Dru? War deine Ausbildung so schlecht? Och… hatten deine Eltern etwa nicht genug Geld für die Militärakademie? Du bist hier ganz allein und willst ein Hauptmann sein?“

„Schweig!“, Druswyns Stimme zitterte. Mehr als sie eigentlich wollte. Zuviel verriet es über ihren Gemütszustand. Doch noch konnte sie ihre Tränen zurückhalten. Was wollte er bezwecken? Sie heulend und wimmernd zu Boden gehen sehen? Nein, diese Genugtuung würde er nicht bekommen. Sie würde nicht nach dem warum fragen, sie hat letztes Mal auch keine vernünftige Antwort bekommen. Richard war einfach so. Ihr viel kein geeignetes Schimpfwort ein, das ihm auch nur annähernd beschreiben könnte.

„Du bist ein Niemand, Druswyn. Wenn man nach deinem Namen fragt, kennt dich keiner. Drüben in Thal bist du nur die verlorene Tochter auf der der gleiche Fluch wie auf ihren Eltern liegt.“, mittlerweile stand Richard wieder vor ihr. Seine Stimme hatte nichts Spottendes mehr. Er klang mehr wie ein Vater, der einen guten Ratschlag geben wollte.

Druswyn schluckte und blickte ihm in die Augen, wollte keine Schwäche zeigen. Genau das wollte er, ihre Aufmerksamkeit. Seine Stimme war sein Werkzeug. Er wusste wie man Menschen manipulierte, wusste wie man jene mit schwachem Geist anführen konnte. Er war ein Hauptmann, doch er nutzte seine Gabe als Redner für düstere Zwecke.

„Druswyn du bist am Ende, sieh‘ es ein. Wenn du uns begleitest zeige ich dir wie man stark wird. Wie man sich das nimmt, was man verdient hat. Du kannst…“, weiter kam er nicht. Der Rest des Satzes ging in einem Schmerzenslaut unter. Zornig erwiderte er ihren Blick und griff mit beiden Händen nach ihrem Handgelenk. Ihr Zweihänder ragte ihm aus dem Rücken, sie hatte seine rechte Schulter durchbohrt.

Zielstrebig blickte sie ihn an: „Ich brauche keine falschen Freunde um zu leben. Ich werde niemandem etwas wegnehmen, nur weil ich es selbst haben will. Ich bin nicht wie du. Ich bin nicht wie mein Vater. Ich bin ich.“ Richard schlug nach ihrem Gesicht, wodurch sein Plattenhandschuheinen schmerzhaften Riss in ihre Wange grub. Es blutete stark.

Die Armbrüste wurden erhoben und obwohl Druswyn sehr offensichtlich Richard als Schutzschild nutzte, feuerten die Anderen. Unter Schreien und Getose ging Richard zu Boden, durchlöchert von Armbrustbolzen. Druswyn rannte. Sie stieß einen der Armbrustschützen um, entriss ihm das Schwert und stach ihn damit nieder. Dann rannte sie weiter, stets die Bäume im Rücken. Sie wußte das Nachladen der Armbrüste würde Zeit kosten, aber dann waren diese Kriegswaffen tödlich. Druswyns Schulter schmerzte im Lauf, mit dem Schwert in der rechten Hand schlug sie sich die Äste vor dem Gesicht weg.

Bald schon hörte sie das Surren der Bolzen in der Luft, die Männer waren ihr dicht auf den Versen. Heißes Blut verteilte sich über ihre Wange, tropfte das Kinn herab und färbte ihren Kragen rot. Einige Bolzen schlugen knapp neben ihr in einen Baumstamm. Sie hörte das brüllen eines Bären, Hufgetrappelt von Wildhirschen und duckte sich auch unter einem riesigen, fliegenden Insekt hinweg. Der Wald war aufgescheucht und sie war blind hineingerannt. Zum Glück waren Richards Gefolgsleute ohne ihren Anführer auch nicht mehr als ein aufgeschreckter Hühnerhaufen, der ziemlich wirr durch den Wald huschte.

Ein erneuter stechender Schmerz durchbohrte ihre linke Schulter. Die Wucht des Armbrustbolzens riss sie zu Boden. Tränen des Schmerzes schossen in ihre Augen und verklärten ihre Sicht. Hinter sich hörte sie einen gellenden Schrei und einen wütenden Bären. Er hatte sein erstes Opfer gefunden.

„Steh auf!“, brüllte Druswyn sich selbst an. Dann stemmte sie sich hoch, doch sofort wurde ihr schwarz vor Augen. Wankend ging sie voran, den rechten Arm nach vorne ausgestreckt. Ihre Knie waren kurz davor nachzugeben, als sie sich an einem Baum festhalten konnte. War das ihr Ende?

Ein Wolfsjaulen war das letzte, dass sie vernahm, bevor die Ohnmacht sie gänzlich einhüllte.
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Re: Druswyns Geschichte

Beitrag von Druswyn »

Es war noch früh am morgen, als Rileona wieder unterwegs war. Sie hatte einem kränklichem Holzfäller aus Schlucht versprochen etwas Wild zu jagen, damit er wieder einen vollen Magen hatte. Nach einem Unfall mit seiner Axt war er nicht mehr sehr gut zu Fuß.

Da stand er, mitten in Schlucht. Seine Gewänder waren fein gearbeitet und das edle Haar war mit goldenen Blättern zurückgesteckt. Der Elb blickte sich suchend um und als er Rileona sah wusste er, dass er sein Ziel gefunden hatte. Diese war wie angewurzelt stehen geblieben. Nun kam dieser Elb auch noch auf sie zu.

„Mae govannen!“, erschallte seine liebliche Stimme in ihren Ohren. Ganz verdutzt nickte sie ihm nur zu und ihre Begrüßung viel sehr spärlich aus: „Grüße.“

Sogleich holte der Elb einen versiegelten Briefumschlag hervor und reichte ihn Rileona. Das Siegel war ein verschnörkeltes E und das Papier duftete nach Blumen. „Ein Schreiben für euch, Rileona.“

Die Menschenfrau war nun noch mehr verwirrt. Woher wusste der Elb ihren Namen und sogleich wer sie war? Aber ehe sie Fragen stellen konnte verabschiedete der Elb sich auch schon wieder höflich und verschwand so schnell er erschienen war.

Rileona stand noch eine Weile perplex an Ort und Stelle, den Brief in der Hand haltend und dem Elben nachsehend, obgleich er längst nicht mehr zu sehen war.

Einen Boten der Elben hatte sie hier in Schlucht nicht erwartet. Schon gar nicht ein Schreiben an sie. Vorsichtig öffnete sie den Briefumschlag und zerstörte damit das Siegel, auf welches sie sich ebenfalls keinen Reim machen konnte. Sie zog das Papier heraus und klappte es auf. Die Schrift war ebenfalls mit vielen Schnörkeln versehen und die Tinte glitzerte silbern.

Mae govannen, Rileona!

Ich schreibe Euch, da Ihr als gute Freundin von Druswyn Naheema Erwähnung fandet. Sie ist bei uns in Bruchtal und ihr Gesundheitszustand ist sehr schlecht. Offenbar ist sie einem Angriff von Räubern in den Trollhöhen nur knapp mit dem Leben davongekommen. So ruht sie nun seit einigen Tagen im letzten heimeligen Haus. Wir hoffen das ihre Wunden bald verheilen, doch das ist es nicht was uns Sorgen bereitet.

Druswyns Herz ist verwundet, nicht durch eine Waffe. Etwas zerreißt sie. Wenn sie über ihren Kummer nicht hinwegkommt sehe ich keine Hoffnung, dass sich ihr Körper von dem Angriff erholt. Dunkelheit breitet sich aus.

So erbitte ich Euch, als gute Freundin Druswyns, nach Bruchtal zu kommen und mit ihr zu sprechen. Wir Elben scheinen nicht die richtige Gesellschaft für sie zu sein.

Sichere Wege,
Elsyrion Sternenglanz


Rileona wurde bleich. Soviele Gedanken stürzten auf sie ein. Druswyn, Räuber, Bruchtal. Noch ehe sie genau wusste was sie eigentlich davon halten sollte machten sich ihre Füße bereits selbstständig. Sie steckte den Brief eilig ein und rannte los. Ihr Weg führte sie quer durch Schlucht und anschließend nach Bree.

Sie musste aufbrechen. Aber sie würde Hilfe benötigen. Bruchtal war weit weg von Bree und die Reise würde nicht ungefährlich werden. Rileona suchte nach Berethion. Es würden noch mehr Gefährten benötigt werden um den langen Weg nach Bruchtal zu bestreiten. Mehr von jenen Gefährten die zu den Boten Numenors stoßen würden.
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Re: Druswyns Geschichte

Beitrag von Druswyn »

Dunkelheit

Druswyn lag auf ihrem Bett, alle Viere von sich gestreckt und starrte an die Decke. Ihre Schulter schmerzte noch immer stark, obgleich die Elben hier in Bruchtal gute Arbeit geleistet hatten. Es war mehr als nur Schmerz, da war auch Kälte die sich in Form von Verzweiflung in Druswyn ausbreitete. Trübsal vernebelte ihre Gedanken und vermochte auch nicht durch den Sonnenschein vertrieben zu werden der durch das Fenster hineinschien.

Als sie nach ihrer Ohnmacht im Wald der Trollhöhen wieder erwacht war, lag sie bereits hier im Bett. Mehrere Elben standen um sie herum unterhielten sich in ihrer Sprache, dem Sindarin und pflegten ihre Wunden. Unter ihnen war auch jener Elb, dem sie schon einmal begegnet war. Sein silbernes Haar glitzerte im Sonnenlicht und die goldenen Augen ruhten nachdenklich auf ihr. Sie vermochte nicht zu sagen worüber er sich wohl den Kopf zerbrach, die Elben waren ihr immer ein Geheimnis geblieben und das beängstigte sie. Druswyn fand Elben unheimlich.

Er hatte die Anderen hinaus gesandt und stellte sich Druswyn als Elsyrion Sternenglanz vor. Er hätte wohl geahnt was ihr zustoßen würde und war deshalb in der Nähe. So war er es, der sie aus dem Wald geholt und nach Bruchtal gebracht hatte. Er wäre da, wenn sie mit jemandem sprechen wollte, hatte er gesagt.

Doch Druswyn fühlte sich allein und fremd in Bruchtal. Hier lebten Leute die wohl schon existierten bevor ihre Familienlinie überhaupt begann und sie würden auch noch leben wenn der letzte ihrer Familie verstarb. Elben waren so überirdisch, Druswyn hatte Respekt vor ihnen und fühlte sich unwohl in ihrer Gegenwart zugleich.

Ihre Gedanken kreisten immer wieder um das Geschehene, der Tod Richards, den sie als unnötig empfand. Warum hatte seine eigene Bande ihn getötet? Das ergab keinen Sinn. Schmerzlich musste sie feststellen, dass er ihr - trotz allem - noch etwas bedeutete. Er hatte vieles verdient, aber nicht den Tod. Nicht so.

Das war es wohl auch, was Druswyn an Bruchtal nicht mochte: Die Elben. Unsterbliche Wesen um sie herum. Sie war nur ein Mensch, ein Wimpernschlag. Eine sterbende Kreatur inmitten der Unendlichkeit. Sie fühlte sich klein. Ein Schmerz stach durch ihre Schulter und sie ergrifft diese mit einer Hand.

Der Armbrustbolzen hatte eine Wunde geschlagen, doch das war nicht alles. Elsyrion sprach von irgendeinem Gift, welches daran war. Der schleichende Schatten entzog ihr die Kraft. Da war man schon in Bruchtal und nicht einmal hier konnte einem geholfen werden. Druswyn war zornig. War sie es denn nicht Wert das Herr Elrond sich um sie kümmern konnte?

Geduld war es, die sie aufbringen sollte. Druswyn starrte wieder an die Decke.

Eine Erinnerung ging durch ihren Kopf und wenig später ließ sie sich Pergament und Feder bringen, diese Erinnerung festzuhalten. Seitdem sie diese kriechende Dunkelheit spürte, wusste das diese ihren Geist vernebelte und sie aggressiv machte, schrieb sie so etwas wie ein Tagebuch. Wer wusste schon wo ihr Schicksal sie hintrieb - da wollte sie wenigstens etwas für die Nachwelt auf Papier bringen.

((Druswyns Tagebuch))

Bis zum späten Abend schrieb sie. Als die Sterne am Himmel leuchteten legte sie sich wieder schlafen. Selbst hier war sie vor den seltsamen Träumen nicht gefeit, welche sie stetig begleiteten. Seit ihrer Rettung aus den Trollhöhen waren sie wieder verstärkt aufgetreten.

Es waren etwa zwei Dutzend. Sie versammelten sich vor Lugazag, einer der Festen in den Ettenöden. Die orkischen Krieger wurden von einer schwarzen Spinne und dem kleinen Wargrudel begleitet. In den Schatten lauerten die vier Warge. Ich war direkt hinter dem Leitwarg und konnte die Angst der Orks riechen als der Befehlshaber, ein Uruk, Befehle gab.

Wenig später machte sich die große Gruppe auf den Weg zur Feste, die von den Freien Völkern gehalten wurde. Zuerst machten wir die Wachen nieder. Ehe der Rest bemerkte was geschah, hatte ich bereits einen der beiden zerfleischt. Drinnen konnte man ein Horn vernehmen und bald strömten weitere Wachen durch den Gang. Zwerge und Menschen stellten sich uns mutig entgegen, doch sie alle fielen. Nach einer kurzen Rast in der Feste, ertönten auch schon neue Befehle und wir zogen rasch weiter. Wieder fielen die Wachleute. Ich biss mich an einem Menschen fest.

"Xantcha!", gurgelte einer der Orks und ich sprang ihm zur Hilfe. Meinen Namen sprachen sie gewöhnlich nicht aus. Wir waren auf einer steinernden Wendeltreppe und boten wenig Angriffsfläche. Die Gegenwehr war groß und der Hauptmann der Festung hatte sehr viele Begleiter. Dennoch sah es schlecht für sie aus.

Ein Donnerschlag zerfetzte mir beinahe das Gehör und ich wusste zuerst gar nicht wie mir geschah, da traf mich eine brennende Klinge. Wütend wich ich zurück und versuchte meinen Angreifer auszumachen. Der Rest der 'Maden', wie der Uruk uns nannte stand weiter oben auf der Treppe und bemerkte nicht, was hier vor sich ging.

Die Elbenfrau zögerte nicht und versetzte mir weitere Hiebe, verbrannte meine Schnauze mit Magie - so vermutete ich es zumindest. Ich wusste nicht einmal mit was sie mich genau Angriff, doch sie besiegte mich. Ich war die erste die fiel. Zu stark war die Elbenfrau.

Zuerst schien niemand zu bemerken, dass wir von hinten geschlagen wurden. Der Orkschamane stärkte meine Moral mit ein paar seltsamen Sprüchen. Mir war es eigentlich egal was er sprach, aber es reichte, das ich wieder mitkämpfen konnte. Von der Elbenfrau keine Spur mehr.

Nervös suchte ich in dem Kampfgetümmel nach ihr, rannte durch die Schlacht und sprang einen Wachmann an. Es dauerte jedoch nicht lange, bis ich erneut am Boden lag. Die Elbe war deutlich mächtiger als all die Menschen hier oben. Schmerz durchfuhr mich und ich sackte auf den Boden. Ich sah nur noch die Lichtgestalt, die Elbenfrau, an mir vorbeihuschen. Sie stellte sich wagemutig der Gruppe Orks entgegen. Zweimal hatte sie mich besiegt. Ich hatte nicht den Hauch einer Chance.

Ich wusste nicht, ob die Gruppe erfolgreich war oder ob die Elbenfrau nun auch den Rest vernichtete. Ich war am Ende.
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