Der Aufbruch

Termine, Feierlichkeiten, Events der Meigol I Estel findet Ihr hier, ebenso deren Planung.

Moderator: Offizier

Antworten
Benutzeravatar
Ristred
Wächter
Beiträge: 575
Registriert: Do 22. Jan 2009, 12:24

Der Aufbruch

Beitrag von Ristred »

Zwei Überlebende

Breelandsiedlung
Gute zwanzig Tage waren vergangen, seit er aus Minas Tirith zurückgekehrt war. Der Duft von Sommerregen erfüllte die nächtliche Abendluft. Bis zum Sonnenuntergang hatte es geregnet und noch immer war der Himmel von Wolken verhangen. Ristred atmete tief ein, den erdigen Geruch aufnehmend. Seit seiner Ankunft im Truppenhaus war er nicht mehr hier gewesen. Er wollte von Egin erfahren, wie weit er mit seinen Nachforschungen vorangekommen war. Er wies seinen Hengst Andwis den Hügel hinauf zum Truppenhaus. Die Laternen im Garten waren erloschen. Alle Fenster waren dunkel, nur im Hintersten konnte er die flackernden Schatten der Feuerstelle erkennen. War Egin so vertieft in die Bücher, dass er die restlichen Laternen und Kerzen vergessen hatte? Er würde es ihm zutrauen. Allzu oft vergaß er den Schlaf, um sein Wissen um ihr Geheimnis zu erweitern.

Er führte Andwis in den Stall, der einige Meter vom Truppenhaus entfernt lag. Es war kein weiteres Pferd dort. Das Stroh war frisch und höchstens einen Tag alt, es gab aber keine Spuren, dass es jemals von einem Pferd aufgesucht wurde. Egin hatte eine Stute, wo war sie? Misstrauisch schloss er die Stalltüre und lief die letzten Schritte hoch. Ein rußhaltiger Geruch kroch in seine Nase, wo vorher noch der Duft von Sommerregen und frischem Stroh war. Es war nicht der Geruch von Feuers, das Holz verspeiste. Der Gestank war beißend. Erinnerte an Holzkohle und Schwefel. Er sah sich um, konnte aber nichts Ungewöhnliches in der Dunkelheit der Nacht erkennen. Alle umliegenden Häuser waren still, die Bewohner wohl tief schlafend. Als er die Türe öffnen wollte, griff er ins Leere. Dort wo vorher noch das Schloss und der Türgriff waren, ragte nun ein Loch durch die beschlagene Tür. Er beugte sich nach vorn, um den Schaden näher zu begutachten. Um das Loch herum hatte sich eine dünne pulverisierte schwarze Schicht gebildet. Von dem eigentlichen Schloss war keine Spur mehr vorhanden. Langsam zog er sein Schwert, bedacht keinen Laut von sich zu geben. Die Tür schob er vorsichtig vor und betrat gebeugt und schleichend das Truppenhaus. Alle Bänke, Stühle, Tische und Bücherregale lagen umgestoßen auf dem Boden. Kein Gegenstand war mehr an seinem vorigen Platz. Nur das Kaminfeuer brannte noch mit einem letzten Rest des Holzfeuers an seinem angestammten Ort. Für einige Augenblicke blieb er ruhig stehen, auf jedes Geräusch achtend. War er alleine hier? Stille. Er nahm eine der Wandfackeln und entzündete sie in den letzten Flammen des Feuers. Vorsichtig schlich er die Treppen zum oberen Geschoss hinauf. Auch hier konnte er immer noch den beißenden Geruch riechen. Sein erster Blick wandte sich zum stets verschlossenen Zimmer zu, dort wo die Truhe aufbewahrt wurde. Sie stand offen. Wie auch an der Eingangstür war auch hier das Schloss herausgerissen. Und ein Blick in dem Raum bewahrheitete seine Befürchtung: Die Truhe war nicht mehr da. Mit schnellen Schritten ging er die Treppe wieder hinunter und aus dem Vorzimmer an die frische Luft.
Hastig suchte er den Erdboden mit der Fackel ab. Es dauerte nicht lang, bis er fand, was er suchte. Neben seinen eigenen, fand er von drei weiteren Menschen Abdrücke im Boden und die Spuren von vier Rädern, die den Hügel hinauf und wieder hinab gerollt waren. Hastig ging er zurück in die Hallen seiner Gemeinschaft, durchquerte sie bis zum Ende und stieg mit der Fackel zusammen die Leiter zum Keller hinab. Der Raum war unverändert. Scheinbar hatten die ungebetenen Gäste die Falltüre übersehen. Er ging zum gegenüberliegendem Ende des Kellers. Die letzte Türe war verschlossen und er konnte sie mit seinem Schlüssel aufschließen. Vor ihm auf dem Boden lag ein Zettel:

Sie sind hier. Ich breche gen Süden auf. Hoffentlich wissen die dortigen Schriften weiter. Wir brauchen dringend Antworten.
Ich verbinde dies mit der Hoffnung, die Aufmerksamkeit des Feindes ebenfalls gen Süden zu richten.
Seid wachsam!
E

Der Rohirrim stopfte die Nachricht in seine Taschen und ging schnellen Schrittes durch den Fluchtausgang und wieder hoch zu den Ställen. Er musste die anderen warnen. Wenn jemand der Seinen im Breeland war, dann Anrangar.



Bree
Geschäftiges Treiben war auf dem Vorplatz des Gasthauses, dessen feuchte Pflastersteine das Licht der Laternen spiegelte. Anders als in den Hallen seiner Gemeinschaft, wo nur Egin meist weilte und in seinen Büchern laß. Ristred war vor einigen Tagen zurückgekehrt. Eine Nacht lang hatten sie gesprochen, bevor der Rohirrim wieder verschwand. Sie waren zum Warten verdammt, bis ihr Anführer fand, was er seit Monaten in Büchern und Schriften suchte. Von den Anderen hatte er kein Wort mehr gehört. Er wusste nicht, wo sie waren, aber er hatte die Hoffnung, dass sie wieder in die Hallen zurückkehrten. Zu Dritt war ihr Unterfangen dem Untergang geweiht.

Vor ihm drangen sich Menschen und einige Hobbits nach vorn, von wo aus Oud, Kamantsche und Trommel erklangen. Unregelmäßig klatschten die Zuschauer immer wieder Beifall und johlten laut auf. Er hatte die Klänge der Instrumente noch nie vernommen. Sie wurden weder in Thal noch in einem ihm bekannten Ort gespielt. Neugierig ging er, um die Menge herum, um auf der Rückseite einen Blick auf die Musikanten zu werfen. Drei dunkelgebräunte Männer, in farbenfrohen Stoffen gekleidet, saßen mit ihren Instrumenten in einem Halbkreis den Zuhörern zugewandt. Vor ihnen tanzte eine zierliche, in roter Seide eingehüllte, Frau. Wegen ihres Schleiers waren nur Augen und Stirn zu erkennen. Die Augenlider hatte sie mit schwarzer Farbe geschminkt. Ihre Hände waren mit goldenen und silbernen Ringen verziert. Einige von ihnen waren mit einem kurzen Kettenband verbunden. Sie war ein faszinierender Anblick.

Hinter den Musikanten stand ein Planwagen ganz aus Holz gebaut. Dieses war rot bemalt und vereinzelt waren goldene Runen eingezeichnet, die er nicht zuordnen konnte. Hinter dem Wagen saßen zwei kräftige Männer auch ganz in ihrer Kleidung eingehüllt. Sie waren im Schatten des Wagens zu verborgen, um zu sehen, ob sie sprachen. Anrangar lies seinen Blick zurück zum Wagen schweifen. Die Holztüre stand einen Spalt offen und er konnte ein Waffenregal bestückt mit bronzefarbenen Säbeln erkennen. Nur eines dieser Schwerter war kein Säbel. Es war ein Schwert zwergischer Handwerkskunst. Der Stahl hatte seine graue Farbe behalten und die geschliffenen Seiten reflektieren selbst das geringste Licht. Der Griff, die Schmiedekunst, sie kam ihm bekannt vor. Er hatte ein solches Schwert schon einmal in der Hand gehalten. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Etwas stimmte hier nicht. Dieses Schwert, es wurde, wie auch die anderen Schwerter des Schmiedemeisters, nicht gehandelt. Wie kam ein Schwert von Kelim Kaltschmied in ihre Hände? Nur der Trupp hatte Zugriff auf diese und nie würde auch nur einer aus freiem Willen eines der Schwerter aufgeben.
Wie aus einem inneren Reflex zog er sich die Kapuze über und tief in das Gesicht. Schnellen Schrittes verschwand er hinter der Menschenmenge. War einer der ihren überfallen oder gar getötet worden? Wie war das Schwert in den Bestand der Musikanten gekommen? Fragen die dringend eine Antwort bedurften.
Kurz bevor er die Treppen hinauf zum Gasthaus bestieg, erkannte er zu seiner rechten Seite ein bekanntes Gesicht.



Gasthaus zum Tänzelnden Pony
„Ristred, folge mir! Hier ist es nicht sicher!“ Der Rohirrim nickte ihm zu und folgte Anrangar in das Gasthaus nach. Sie setzten sich an die hinterste Tischreihe, dort wo nur spärlich Licht brannte, aber der Blick zur Eingangstür frei war. Der Mann aus Thal berichtete von seiner Beobachtung und dem Schwert, dass er erkannt hatte. Zorn schwang in der Stimme Anrangars: „Ich fürchte, dass sie jemanden von uns angegriffen haben.“ Ristred unterbrach ihn mit einer kurzen Handbewegung und erzählte von dem Einbruch, der fehlenden gefälschten Kiste und den merkwürdigen Schäden an den beiden Türen im Truppenhaus. „Es kann sein, dass sie dort eines der Schwerter mitnahmen. Wenn dem so ist, dann sind wir unserem Feind so nah wie noch nie.“ Ristred sah nachdenklich zur Tür hinüber, bis Anrangar seine Aufmerksamkeit wieder zu ihrem Gespräch zurückholte: „Wir müssen hier verschwinden, nur wir haben die Schlüssel. Ich kann nicht sagen, ob das alle Südländer waren, als nur die, die ich vor dem Gasthaus gesehen habe. Vielleicht suchen weitere nach uns, da unsere Hallen leer waren.“ Der Rohirrim nickte kurz Anrangar zu, der weiter ausführte: „Sie werden aufbrechen, wenn sie uns nicht finden können. Dann werden wir sehen, wohin sie heimkehren. Ich werde nach Norden aufbrechen. Sollten sie Angmar unterstehen, dann werde ich es beobachten können. Ich kenne die dortige Gegend am besten.“ Erneut nickte der Rohirrim. „Du eilst Egin nach. Sollten Südländer ihm schon nachjagen, dann wird er Schutz brauchen. Und sollten sie nach Gondor reisen, dann wirst Du sie erspähen.“ Dieses Mal unterbrach Ristred ihn: „Und was ist mit unseren Hallen? Wer schützt diese, wenn nicht wir?“ Anrangar sah kurz zur Theke hinüber und winkte einen jungen Mann zu sich, flüsterte diesem etwas ins Ohr, der dann zügigen Schrittes das Gasthaus verließ.

„Nach wem lässt Du suchen, Anrangar?“ Der Angesprochene lachte leise auf: „Nach jemanden, der uns noch einiges schuldet.“ Und nur wenige Minuten später erschien der junge Mann wieder im Gasthaus, einen Hühnen von Mann im Schlepptau. Dieser setzte sich, nach einem kurzen Fingerzeig seines Boten, zu den beiden Männern. „Ich dachte schon, ihr würdet mich nie zu einem Bier einladen!“. Der neue Tischnachbar lachte auf. „Tun wir nicht!“, bekam er als knappe Antwort von Anrangar. „Wir haben einen Auftrag für Euch und eure Söldner!“ Interessiert lehnte der Hühne sich nach vorne. „Unser Truppenhaus wurde überfallen. Ihr sollt es beobachten und die Unseren warnen, wenn sie sich den Hallen nähern.“ Der Söldner nickte, während Anrangar aufstand und zu seinem Waffenbruder sah: „Es wird Zeit!“ Sie reichten sich die Hand und verließen das Gasthaus.
Benutzeravatar
Anrangar
Botschafter
Beiträge: 680
Registriert: Do 14. Aug 2008, 23:27

Der Aufbruch - Pläne und Änderungen

Beitrag von Anrangar »

Anrangar
Ehrk

Anrangar verließ das Gasthaus zum tänzelnden Pony und eilte zu seinem Pferd im Ostteil von Bree. Sein Bruder Ehrk war gerade dabei sein eigenes und das von Anrangar zu verpflegen. „Wir müssen aufbrechen, gen Angmar“. Er nahm die Zügel seines Pferdes aus Ehrk’s festen Griff. Dieser brachte nur ein kurzes „Wieso? Was ist mit…“ heraus. „Wir nehmen das Westtor. Wir müssen hier weg.“ An den Zügeln führte er sein Pferd hinter sich. Ehrk wusste den strengen Ton seines Bruders zu deuten und so blieb ihm nichts anderes übrig mit seinem Pferd ihm zu folgen. „Meinst du nicht es wäre gut, einige Rationen und Wasser mitzunehmen? Und ich habe kaum mehr mit als mein Schwert.“

Anrangar schwieg und war erleichtert, als das Westtor in Sichtweite war und die Stadtwachen Sie passieren ließen. Plötzlich zeigte Anrangar gen Westen, nachdem beide auf Ihre Pferde aufgestiegen waren.
„In Bruchtal, werden wir alles bekommen, was wir für die Reise durchs Nebelgebirge brauchen.“ „Nebelgebirge? Angmar liegt im Norden von hier.“

Ehrk setzte sein Pferd vor dem Anrangars. „Kannst du dich einmal klar ausdrücken und was ist mit den Anderen?“ Anrangar überlegte kurz und hielt inne. „Die Anderen… Wir müssen los und ich habe meinen Plan geändert.“ „Welchen Plan? Und innerhalb der kurzen Zeit ändert sich dieser mehrere Male?“ „Von Bruchtal aus führt der Hohe Pass übers Nebelgebirge und von dort Erreichen wir die Täler des Anduin“.

Ehrk schaute ihn verwundert an. „Willst du in die Heimat?“ „Nein, zu einer alten Freundin.“ Ehrk schwieg, er ordnete seine Gedanken, als Anrangar von seinem Sattel aus Ehrks Pferd sachte am Hals klopfte und ihm gebot den Weg freizugeben und langsam diesen fortsetzte. „Du weißt, was ich von Ihnen halte, Sie haben unser Volk im Stich gelassen… Vater hat es auch nie verstanden...“ Ehrk zog stark die Zügel nach links, sodass sich das Pferd einmal wiehernd im Kreis drehte und folgte Anrangar schließlich. „Verdammter Narr.“
„Es ist besser, wenn die Anderen nicht von unserem Ziel wissen. In Bruchtal holen wir uns warme Kleidung und Proviant. Die Pferde lassen wird dort. Lass uns keine Zeit verlieren.“

Der lange Weg nach Bruchtal war geprägt von einer langen unbehaglichen Stille zwischen den Brüdern. Tagsüber ritten Sie gen Westen bis die Pferde Ruhe brauchten. Dann wechselten Sie sich am Lager mit der Wache ab. Während Ehrk mit seiner stoischen Art die wache strikt hielt, widmete sich Anrangar seinem kleinen in Leder eingeschlagenes Buch. Das Leder hatte bereits deutlich Blassuren und Risse. Die Seiten gewellt und die meisten davon lose zusammengelegt. Konnte dieses Buch und dessen Inhalt nur noch durch mehrere Lederriemen zusammengehalten werden. Anrangar las seine alten Notizen und schaute sich alte Zeichnungen an. Zeichnungen von Mave und seiner Tochter und seinem Bruder Grimgard. Dieses kleine Buch war wie eine schwere Last, die er mit sich trug und der Zustand des Buches glich seinem Inneren. Alles war stets zusammengehalten durch mehrere dünnen Schnüre, die immer weniger wurden und stets drohten unter der Last zu reißen. Er war froh, dass Ehrk nichts Genaueres über diese Zeit wissen wollte und diese Zeit in der Heimat bei Vater und Mutter erlebt hatte. Um klare Gedanken zu erlangen, konzentrierte er sich auf einige Listen mit elbischen Worten. Dabei beobachtete er seinen Bruder Ehrk wie er einschlief. Und Ehrk hörte, bevor er einschlief, Anrangar immer wieder wohl elbische Worte vor sich hinsprechen, bis er sie selbst mitsprechen konnte.

„Kannst du dies nicht mal einen Abend sein lassen, Bruder? Selbst ich kann diese Worte schon.“ „Verzeih.“ Anrangar verschloss das Buch und legte es zurück in seinen Rucksack. „Vater und Mutter waren schwer getroffen in den Zeiten, in den ihr beide weg wart und es waren schwere Zeiten. Wir mussten Wachen bezahlen, damit diese den Hof und die Herden beschützten. Bis heute weiß keiner warum ihr gegangen seid. Doch Vater hat euch verziehen.“ „Was sollte er auch anderes tun, er ist alt und stirbt.“ Ehrk nickte sachte. „Es wird langsam Zeit, dass du den Hof übernimmst und dich nicht vor der Verantwortung - wie so häufig - drückst.“ „Noch nicht…“ Ehrk schüttelte nur den Kopf während Anrangar in die Glut des Lagerfeuers schaute und seinen Satz fortsetzte. „...der Schein muss noch gewahrt werden, aber ja, bald.“

Bruchtal, ein Ort an dem Ehrk sich nicht so wohlfühlte, wie sein Bruder. So überließ er es Anrangar all das zu beschaffen, was Sie für die Durchquerung des Nebelgebirges brauchten. „Die Pferde sind für lange Zeit versorgt.“ Mit diesen Worten drückte Anrangar Ehrk ein großes Bündel in die Hand. „Kleidung, Decken aus Fellen und etwas elbischer Proviant.“ Ehrk besah sich den Inhalt von dem Bündel. „Gut, dann sollten wir weiter, ich fühle mich hier nicht wohl.“ „Du wirst dich noch an diesen Ort hier zurückwünschen. Die Elben sagen es sein gerade viele Schneestürme im Gebirge.“

Ehrk antwortete nicht sofort, sondern schulterte das Bündel und zog los. Hast du Angst vor dem Wind?
Bild
Benutzeravatar
Ristred
Wächter
Beiträge: 575
Registriert: Do 22. Jan 2009, 12:24

Der Aufbruch

Beitrag von Ristred »

Ristred hat geschrieben:Ristreds Erzählstrang wird im Prolog Wegstrecken und ab Kapitel Nachtwache fortgeführt.
Antworten