Bahadirs Fragmente

Schreibt hier die Geschichte Eures Charakters nieder.

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Bahadir
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Bahadirs Fragmente

Beitrag von Bahadir »

Man stelle sich vor, dies sei die Bibliothek von Duillont. Jenes dicke Buch mit folgenden Sindarinzeichen liegt nahe eines der riesigen Fenster auf einem Stapel Bücher, der sich über einen Hocker erhebt. Das fahle Morgenrot kriecht über den Einband.

Buch 116, begonnen 3018 im dritten Zeitalter.
Persönliche Aufzeichnungen Bahadirs, Sohn des Schiffsbauers Allandrion aus dem Gefolge Cirdans - einst begonnen im neunundvierzigsten Jahr meines Lebens, als der Wachsame Friede endete.


Ein silberhaariger Elb sitzt im Schneidersitz auf der gepolsterten Fensterbank. Der Blick seiner eisgrauen Augen ruht auf dem zwei Ellen langen Modell eines Schiffes, das er auf einem der nahe stehenden Tische drapiert hat, um es besser betrachten zu können. Die filigrane Arbeit des Elbenschiffs setzt seinen Gedanken Segel. Sie sind auf Reisen, doch weit entfernt von den Gestaden, an denen diese Schiffe ablegen, um nie wiederzukehren. Sie haben sich nach Osten gewandt, durchstreifen die Ered Luin nach einem Ausweg, überfliegen das Auenland und Breeland, um sich im aufziehenden Dunkel des alten Feindes zu verlieren.
"Bahadir?"
Er blinzelt, seufzt und wendet sich dem Sprecher zu, der vor ihn getreten ist und ihn vorwurfsvoll anblickt.
"Träumst du von der Ferne?"
Bahadir nickt langsam.
"Einer Ferne, die ich schon immer gekannt habe", antwortet er. "Aus Büchern", fügt er nach einer kurzen Pause säuerlich hinzu.
Der Sprecher deutet auf die Bücher und Schriftrollen, die lange Regalreihen füllen und bis zur geschwungenen Decke der Bibliothek emporragen.
"Hier ist deine Ferne aufgereiht."
Bahadir schüttelt energisch den Kopf.
"Dies sind Worte und Bilder wider das Vergessen, nicht die Wahrheit, die ich mit eigenen Augen sehe."
Der Sprecher weiß darauf keine Antwort. Er mustert die Kohlestifte, die neben Bahadir liegen, und den Papierbogen, auf dem sich die Umrisse Eriadors erahnen lassen.
"Du zeichnest?", fragt er.
"Ich kartografiere", erwidert Bahadir bestimmt. "Das Abbild einer ganzen Welt ist in meinen Gedanken, aber ich vervielfältige das, was andere vor mir bereisten." Er wendet sein kühles, helles Antlitz dem Betrachter zu. "Diese Sehnsucht, die diese Karten in mich pflanzten, ist unbeschreiblich."
Der Sprecher nickt versonnen.
Bahadir räuspert sich.
"Kann ich etwas für Euch tun?"
"Wie? Nein, verzeiht. Ich kam nur zufällig vorbei."
"Um mich zu beobachten?" Bahadir schmunzelt. "Schon gut. Setzt Euch und seht ruhig zu, aber ich warne Euch: Eine Karte dauert, bis sie fertig ist. Berge und Täler, Flüsse, Seen und Grasland, Wälder und Steppen...all das muss sorgsam verzeichnet werden, vermessen und beschrieben."
Der Sprecher setzt sich auf einen zerbrechlich wirkenden Hocker, den er sich zurechtschiebt und dann die lange Robe sorgsam über seinen Beinen zurechtfaltet. Unauffällig greift er nach dem Buch,
Bahadir wendet sich wieder der Karte zu und beginnt schweren Herzens, Grenzen einzuzeichnen.
* * *
Nach einem Disput mit Vater Berialeth getroffen und hernach vorstehenden Text in einem neuen Tagebuch verfasst. Sie ist die Stellvertreterin der Dame Sidaneth Adameldis aus dem Hause der Himmelsblume, jener Gemeinschaft, die Vater allenfalls ein widerwilliges Zucken seiner Nasenflügel entlocken würde.
Ihre Ansichten jedoch beflügeln mich. Ich muss die Menschen verstehen, um sie zu beschreiben. Karten sind mir einerlei im Augenblick, doch mag sich das zeitig wieder ändern - denn ich brauche sie, um mich in dieser unbekannten Welt dort draußen zurechtzufinden.
Das neue Tagebuch wird die Chroniken meiner Reisen erfassen. Das alte Buch 115 habe ich vorzeitig abgeschlossen.
Es war sterbenslangweilig.
* * *
Gwaith-I-Menelloth - das Haus der Himmelsblume

Bahadir, Kartograph der Sindar
Ayryn Macalistair, Heermeisterin
Daevyn Macalistair, Warg-Jäger
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