Gaimlin

Schreibt hier die Geschichte Eures Charakters nieder.

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Gaimlin
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Gaimlin

Beitrag von Gaimlin »

Der Auftrag
Brüder

Die Schneeflocken tanzten zwischen den Gebirgsspitzen der Ered Mithrin hin und her und bedeckten selbst den kleinsten Fleck Gestein, der noch zu sehen war. Kein Vogel, kein Wolf, kein Hase, niemand wagte sich aus seiner Höhle außer zweier Zwerge.
Gaimlin zog seine Kapuze tiefer ins Gesicht und versuchte noch einmal Richtung Süden zu schauen. Rhovanion war kaum mehr zu erkennen und selbst der Düsterwald ließ sich nicht erahnen. Bei guter Witterung war von dieser Stelle der beste Ausblick garantiert. Er beugte sich etwas nach vorn, um nach unten zu schauen und den Pfad abwärts erkennen zu können. Der Wind peitschte ihm dafür strafend ins Gesicht und er ließ sein Vorhaben liegen. „Bruder, komm zurück ans Feuer, hier wirst du nichts erkennen können. Du musst schon warten, bis der Wind die Wolken an uns vorbei bläst. Setzt dich zu mir, der Hase schmeckt vollzüglich und ich kann dein Stück nicht länger ansehen ohne hineinzubeißen.“ Gaimlin lachte auf und drehte sich zu seinem Bruder um, der am Lagerfeuer saß und an seinem Stück Fleisch kaute. Er hatte schon zwei Krüge, an den Rand gefüllt mit Met, neben das Feuer aufgestellt. Insgesamt ein einladender Eindruck in der weißen Wüste. „Setzt dich, setzt dich.“ „Der Hase ist schon fertig und ich habe es nicht gerochen? Wie hast du das denn angestellt, Gaimloin?“ Der zweite Zwerg sah auf: „Oh, das musst du den Wind fragen, mein Bruder, nicht mich“, und lachte. „Na, dann lass mich mal sehen, wie er schmeckt“. Mit diesen Worten stand Gaimlin auf und setzte sich zur linken Seite seines Bruders und nahm sich den übrigen Teil des Hasen vom Spieß. Schnell war der Hase gegessen und die Krüge geleert, da veränderte sich der Himmel um Südosten.

Ja, wirklich lecker. Ich kenne niemanden, der einen Hasen so köstlich zubereiten kann. Doch schau einmal Gaimloin, dort in der Ferne, über dem Erebor. Dort reißen die Wolken auseinander und die Sonne kommt hervor.“ „Wahrlich mein Bruder, du sagst es.“ Sofort erhob sich Gaimloin und ging an den Rand des Felsens. „Wenn unser guter Vetter nun draußen stehen und seine abendliche Pfeife rauchen würde, so könnten wir ihn bestimmt sehen. Aber was sage ich, siehst du den schwarzen Punkt dort, das muss er sein Bruder!“ Gaimlin versuchte dem Finger seines Bruders zu folgen, um den besagten schwarzen Punkt auszumachen. „Gaimloin das ist eine Bärenherde und nicht unser Vetter. Werden deine Augen etwa schon schwach?“ „Hmpf, ich wollte doch nur sehen ob du noch wach genug bist…“, kam murmelnd, mit einem freundschaftlicher Stoß in Gaimlins Seite, als Antwort. „Doch komm, mein Bruder, lass uns in die Hallen zurückkehren und uns ausruhen. Noch eine Nacht will ich hier draußen nicht verbringen und unsere Trinkschläuche sind auch fast leer.“ Demonstrierend hielt er seinen Schlauch in die Höhe, der nur noch wenig Flüssigkeit enthalten konnte, so schlaff hing er herab. „Recht hast du Gaimloin, lass uns aufbrechen.

Sie brachen auf und stiegen langsam den engen, kleinen Pfad bergab, der sich oft im Schnee verlor und doch immer wieder hier und da erkenntlich wurde. Die beiden Zwergenbrüder trugen große Beutel aus festen, stabilen Lederhäuten um den Rücken, in denen sie oft Proviant, Werkzeug und Post für die Zwerge, die in den abgeschiedeneren Teilen der Ered Mithrin lebten und gern die Dienstleistungen der Kundschafter in Anspruch nahmen. Bewaffnet waren beide mit zwei kurzen Äxten, die an ihren Seiten fest angeschnürt waren. Oft dienten sie auch als Kletterhilfen, wenn die Berghänge zu steil wurden. Auf den Rücken der Zwerge, leicht verdeckt von den großen Beuteln, ließ sich bei jedem ein Bogen ausmachen, denen man ansehen konnte, dass sie oft genutzt wurden. Auf ihrer Brust ließ sich ein Wappen ausmachen, dass jedem zeigte, dass sie zu den Kundschaftern der Ered Mithrin gehören.

Gorbolin, ein älterer Zwerg, der oft in dem prachtvollsten Gasthaus der Hallen der Ered Mithrin einkehrt, erzählt gerne von der Entstehung der Kundschafter, deren Schar seit vielen Jahren stets klein gehalten wurde und immer mehr in Vergessenheit gerät. „Einst sicherten sie unsere Grenzen und hielten Ausschau nach den Drachen, den Trollen und zu guter Letzt auch nach den Elben im Süden. Dazu kam die Versorgung unserer Hirten, hoch in den Bergen. Nach der Zeit übernahmen sie auch Botengänge, denn sie kannten das Gebirge wie kein anderer und oft waren sie am Einsamen Berg und brachten Kunde. Doch ihre Zahl schrumpfte und die jüngeren Zwerge bekamen andere Träume, sie wurden von anderen Berufen gelockt und zogen weg. Nur noch wenige werden zu Kundschaftern der Ered Mithrin. Doch es gibt sie und sie kennen ihre Pflichten und Verantwortungen. Ihre Ausbildung ist hart und beschwerlich und ihr Dienst kräftezehrend.“ Jedes Mal, wenn die Jüngeren ihn baten davon zu erzählen, füllten sich seine Augen mit Stolz und Sehnsucht nach den alten Zeiten, in denen er selbst über die weißen Steppen der Berge zog. Lange Zeit ist es her und seine beiden Neffen waren in seine Fußstapfen getreten. Oft wanderten seine Gedanken zu ihnen, die gerade irgendwo in Bergen unterwegs waren und ihren Dienst verrichteten.

Schau, Bruder! Die Hallen…ich kann sie sehen.“ Gaimlin schaute auf. Er hatte zwar die gerufenen Worte nicht verstanden, obwohl sein Bruder nur zwei Schritte vor ihm lief,doch da der Schnee, hier weiter unten, immer noch kräftig gegen das Gestein geweht wurde, war es schwer irgendetwas zu hören, Aber er konnte sich denken, was sein Bruder gerufen hatte und nickte ihm zu. „Ja, wir sind wieder zu Hause, Bruder“, gab er leise wieder, mehr zu sich selbst gesagt. Lange waren sie fort gewesen und bis zum Erebor waren sie gekommen. Dort hatte man sie beauftragt in die, weit westlich gelegenen, Ered Luin zu ziehen und Fürst Dwalin Kunde zu bringen. Doch der Auftrag erfüllte ihn mit Trauer, denn schon lange hatte er seinen Vater nicht mehr gesehen und auch diesesmal würde es nur ein kurzes Treffen geben.

Und so war es auch. Nur kurz waren sie bei ihrem Vater gewesen und schnell wieder aufgebrochen. Nun wanderten sie den Anduin in Fließrichtung entlang. Einen ganzen Tag folgten sie nun schon dem Flusslauf und die alte Waldstraße kam in Sicht. Ihr folgten sie über den Anduin und dann dem Pass über das Nebelgebirge nach Bruchtal, dass sie aber umgehen wollten, da nur selten Zwerge aus den Ered Mithrin nach Bruchtal kamen und sie unangenehmen Fragen aus dem Weg gehen wollten. Wo im Tal noch die Sonne schien, da schneite es im Gebirge stark. Die Sicht war auf einige Schritte beschränkt und kein Leben war zu erkennen. Gaimlin klopfte seinem Bruder auf die Schulter um ihm zu signalisieren, dass er sie nun führen würde. Im Spurenlesen war er sehr begabt. Sein Vetter bemerkte früh, dass Gaimlin ein Talent dafür besaß und brachte ihn zu seinem Kommandanten. Dieser nahm ihn in die Kundschafter auf und gab ihm, wie es üblich war bei den Kundschaftern, einen neuen Nachnamen: Spurenleser; Gaimlin Spurenleser. Später folgte ihm sein Bruder, der die Stärke seines Vater geerbt hatte. Kein Zwerg traute sich mit ihm Kraftspiele auszutragen. Sie ergänzten sich so wie Hammer und Amboss. Sie wurden zu Gefährten und jeden Botengang, jeden Auftrag, jede Jagd erfüllten sie gemeinsam. Nur selten sah man sie allein.

Und nun führte er sie, bei schlechter Sicht und dichtem Schneefall. Doch der Pfad, der schon seit Zeitaltern Reisende über das Nebelgebirge führte, blieb ihm nicht verborgen. Doch nicht das Schneetreiben machte ihm Sorgen, sondern riesige Schneespuren, die er noch nie gesehen hatte. Sie hatten etwa die große eines Baumstumpfes, doch waren sie nicht rund sondern bildeten vorne einen kleinen Einschnitt nach innen. Die Abstände der Spuren waren groß, Gaimlin lief selbst vier Schritte bis zur nächsten Spur. Da ihm die Spur aber nicht bekannt vorkam und er nicht mehr erkennen konnte in welche Richtung sich die Spuren bewegt hatten, gingen sie weiter. Der höchste Punkt des Pfades mündete in eine größere Fläche, die wie ein breiter Weg wirkte. An den Seiten wurde der Weg links und rechts durch eine breite Gletscherspalte, um die zwanzig Fuß breit, teilweise von vereisten Schnee bedeckt, begrenzt. „Schau her Gaimloin, es sieht aus wie eine Brücke aus Eis, weder von Zwergen- noch von Elbenhand geschaffen. Es scheint als habe Mahal selbst sie aus dem ewigen Eis der Berge geschaffen.“ Gaimloin nickte nur, er fand keine Worte um dieses Schauspiel, welches ihm sich darbot, zu beschreiben. „Was hältst du davon Gaimlin, wenn wir die Brücke überqueren und dann etwas essen? Vater hat uns was Gutes mitgegeben.“ Voller Vorfreude auf das Mahl liefen sie über die Brücke doch Gaimlin konnte nicht widerstehen vorsichtig in die Gletscherspalte zu schauen. Viel sah er nicht und er konnte nur raten, wie tief die Spalte wohl sein mochte. Er drehte sich um und blieb auf der Mitte der Brücke nochmals stehen. Der Ausblick, hoch oben im Nebelgebirge war fantastisch. Er hatte das Gefühl nur einen großen Schritt machen zu müssen um in den Düsterwald zu kommen oder die Ered Luin zu erreichen. Da bemerkte er sie wieder. Riesige Spuren, überall verteilt. Vor der Brücke und auch dahinter. Dann spürte er es auch. Irgendetwas war hier und beobachtete sie, sah sie mit hasserfüllten Augen an. Nur wo waren die Augen? Hastig sah er sich um. Gaimloin, der die Beobachtung seines Bruders in seinem Gesicht erkennen konnte, zog seine Axt. Dann spürte es Gaimlin nicht nur sondern hörte es auch. Ein Brüllen, tief, bösartig und kalt erfüllte die Luft. Er kannte diesen Schrei, er hatte ihn schon einmal gehört.

Ein Troll!“, schrie er seinem Bruder zu und legte einen Pfeil an die Sehne seines Bogens. Rücken an Rücken standen sie nun auf der Brücke und warteten, von welcher Seite der Troll nun kommen würde. Gerade als Gaimlin seinem Pfeil etwas Kraft nahm um seinen Arm wieder zu entspannen, kam er hervor. Ein riesiger, weißer Troll. „Hmpf, dabei habe ich solchen Hunger. Warum muss uns das immer passieren Gaimlin? Und vor allem immer, wenn ich Hunger habe?“ Gaimlin sah seinen Bruder verdutzt an. Da stand ein Troll vor ihnen und er dachte an's Essen. Doch auch er wünschte vorher etwas gegessen zu haben, denn ihr letztes Mahl lag länger zurück und einige Kräfte waren während des Aufstieges verzehrt worden. „Nun denn Bruder, da müssen wir durch. Am besten wäre es, wenn wir ihn von beiden Seiten bedrohen. So hat einer von uns immer eine ungedeckte Seite zu sich gerichtet.“ Und schon rannte Gaimloin auf den Troll zu, ohne eine Reaktion seines Bruder abzuwarten, schrie den Troll an: „Baruk Khazâd! Khazâd ai-mênu!“, und rutschte zwischen den Trollbeinen hinter das Ungetüm. Dieser bemerkte nicht das Vorhaben der Zwerge und rannte voller Tollwut auf die Brücke. Erst dort merkt er, dass ihn die Zwerge eingekesselt hatten. Voller Wut schlug er verzweifelt um sich, doch Gaimlin legte den Pfeil wieder auf die Bogensehne, zielte und schoss. Ein schmerzerfülltes Brüllen ließ erkennen, dass er getroffen hatte. Schnell sah er zu seinen Bruder auf der anderen Seite der Brücke hinüber. Dieser hatte nicht tatenlos zugesehen, sondern einen Stein heran getragen. „Schieß noch mal , ich brauche mehr Zeit.“ Und wieder spannte Gaimlin seinen Bogen, zielte und schoss auf den Troll, der gerade auf seinen Bruder losstürmen wollte. Wieder brüllte der Troll laut und blieb taumelnd stehen. Diese Möglichkeit nutze Gaimloin aus. Er hob den Felsbrocken hoch, nahm etwas Anlauf und warf dem Troll den Fels an den Kopf. Der noch schwankende Troll kam durch den Felsen komplett ins stolpern und rutschte aus. Er schlitterte seitlich die Brücke hinunter und blieb auf dem vereisten Schnee, der die Gletscherspalten etwas abdeckte, stehen. Das Eis fing laut zu knarren an und im nächsten Moment brach es zusammen und fiel mit dem Troll in die Tiefe. Doch auch die Brücke fing an zu knarren und Risse entstanden im Eis, die sich stetig erweiterten. Beide Zwerge machten einen Satz nach hinten, weit von der Brücke weg, die einbrach und in der Dunkelheit verschwand. Gaimloin sank zu Boden.

Bei Durins Barte! Wieso auch noch das?“ Die zerbrochene Brücke hatte sie getrennt. Zwischen ihnen befand sich nun eine Schlucht, die man nicht überwinden konnte. Gaimlin war auf der Seite, in der ihr Ziel lag, sein Bruder auf der, wo sie herkamen. Lange saßen beide da und überlegten, wie Gaimloin über den Spalt kommen könnte. Doch nichts fiel ihnen ein. „Es hat keinen Zweck, Bruder“, rief ihm Gaimloin schließlich zu. „Wir müssen uns trennen. Ich werde wieder in die Ered Mithrin zurückkehren und unserem Vater unterstützen, während du dich in die Ered Luin aufmachst. Die Botschaft muss an Dwalin überbracht werden. Vielleicht erfährst du von ihm auch, ob es noch einen Pfad gibt, der dich nach Hause führt.
Und so war es entschieden. Gaimloin machte sich auf den Rückweg und Gaimlin brach zu Fürst Dwalin auf. Zum ersten Mal reiste er ohne seinen Bruder und dann noch in ein Land, in dem er nie zuvor war und es nur aus Erzählungen kannte. Leise flüsterte er in den Wind: „Ich werde zurückkehren Bruder. Irgendwann finde ich einen Weg zurück, selbst wenn ich dafür Moria durchschreiten oder einen Tunnel graben müsste. Ein Gebirge vermag uns nicht zu trennen.


Am Ziel

Die Sonne lag tief und gab der Welt einen letzten roten Schein. Die Berge, hinter denen sie verschwand, wirkten von hier aus klein und in weiter Ferne. Der Tag war im Wandel, die einen legten sich nieder, andere wiederum durchströmte der Jagdtrieb. Der Schrei einen Uhus lies erkennen, wer nun jagen würde. Von Nadelbaum zu Nadelbaum flog er um zwischen den einzelnen Schneefeldern Beute zu erkennen. Doch unausweichlich folgten ihm etwas, ließ nicht von ihm ab oder forderte sein Territorium. Jedes Mal, wenn er landete hörte er wieder dieses Stapfen. Es wurde ihm genug und mit einem letzten Schrei, verließ er zum ersten Mal sein Jagdgebiet.

Die Reise war lang und entbehrlich gewesen. Da er nur wenig über die Beziehungen der Völker wusste, war er oft der Straße ausgewichen und hatte Reisende gemieden. Doch auch hier traf er auf Warge, Orks und andere Viecher, die ihm die Reise erschwerten. Als er den Amon Sul erreichte, lenkte er seine Schritte mehr gen Norden, denn er hatte zwei Menschen belauscht, wie sie von eine baldigen Ankunft in Bree sprachen. So wanderte er quer Feld ein. Nach einigen Tagen kam er an einen See, von dem er schon oft gelesen hatte. Es war der See von Evendim. Bald würde er da sein und endlich ruhen können. Er zwang sich Schritt vor Schritt zu setzen und den Schlaf zu verdrängen.

Und endlich war er hier, in den Ered Luin, Schnee wich nun wieder seinen Stiefeln, ein kühler Wind erfrischte wieder sein Gesicht und gab ihm ein Gefühl seiner Heimat wieder näher zu sein, hier in der weiten Ferne. An Hand von Spuren wollte er erkennen, in welche Richtung er sich nun hier wenden sollte, doch der Schnee hatte die ganze Landschaft verdeckt. Nach einigem Suchen sah er eine noch gerade so eben freiliegende Spitze einer Wegmarkierung, die einen möglichen Pfad aufzeigte. Da in allen anderen Richtungen auch auch nur Schnee und Bergmassive waren, folgte er der Richtung, die die Markierung angab, bis er endlich vor den Hallen Thorins stand.
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Gaimlin
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Gaimlin

Beitrag von Gaimlin »

Vertrauter Fels
Kalte Schmieden

Gaimlin war also auf dem Weg. Die Ered Luin hinter sich und den Einsamen Berg vor sich. Die Orks seien zahlreicher und aus dem Osten kamen dunkle Botschaften durch die Späher. Die Handschrift war deutlich. Der Brief wurde nicht in Eile geschrieben. Der Aufbruch wurde aus Vorsicht gewählt. Der Zwerg rollte den Brief von seinem Bruder wieder zusammen, der ihn vor einigen Wochen erreichte. Die letzten Tage waren eine Zeit des Abschieds gewesen. Von Orten, die ihm Herberge waren, von Freunden, die ihm treu zur Seite standen. Wen hatte er nicht alles getroffen? Falandir, Feldheer, Dunedain, der dem Blut seiner Ahnen alle Ehre erbrachte. Celestiel, die Dame an der Seite Falandirs. Stolz und Unerschrocken einen gondorischen Trupp zu führen, der ihr auch in die dunkelsten Gebiete folgte. Beiden wäre er bis in die Tiefen Morias gefolgt. Anrangar, die ermahnende Stimme aber stets loyal zu seinen Freunden, wie töricht die Reise auch war. Lycande, deren Bogen er stets an seiner Seite wusste und ihr Vertrauen in seine Entscheidungen. Gemeinsam gingen sie jedes Wagnis ein. Gefährten, die er sein Leben lang vermissen wird.

Aber es sollte schon bald eine Zeit des Wiedersehens, der Freude, der Umarmungen werden. Nach Jahrzehnten seinem König wieder gegenüberstehen, Seite an Seite mit seinem Bruder. Wieder nach dem Feind spähen, hoch im Gebirge, gut verborgen im Schnee. Diese Vorfreude; sie zeichnete Gaimlin ein breites Grinsen in sein Gesicht, sodass selbst sein langer Bart sichtlich nach oben gehoben wurde.

Patz, sein treues Kleinpferd hatte er nur mit den notwendigen Dingen beladen, die er nicht in den Hallen Thorins zurücklassen wollte. Auch wenn er besonders begabt im organisierten verstauen ist, soll es nicht heißen, dass sein Lastenpferd noch reichlich Platz auf dem Rücken hätte. Nicht einmal ein Hobbitkind würde noch eine freie Fläche finden, auf der es mit Mühe und Not Halt finden könnte. Vielleicht hätte er etwas Gepäck auf seinen Rücken laden sollen. Sein Ziel war es, mindestens zwei Sonnenaufgänge pro Reiseabschnitt zu reisen aber Patz war bereits vor dem ersten Untergang der Sonne der Meinung, genug gelaufen zu haben und blieb störrig stehen. Also ging seine Reise langsamer. Es betrübte ihn aber nicht. Die Möglichkeit, die Ruinen Eregions erkunden zu können, war ihm eine Freude. Bauwerkkunst aus lang vergessenen Tagen, direkt vor den Toren Khazad Dums. Aber nicht nur die Tage waren vergessen sondern auch die Handwerkskunst, die durch die Kriege vernichtet wurde. Schwerlich war zu erkennen, was die Noldor einst in die Mauern eingraviert hatten. Nur noch erahnen konnte er die majestätischen Bauten. Von den Schmieden der Gwaith-i-Mírdain verlor sich jede Spur. Die Natur hatte sich ihr ursprüngliches Gebiet zurückerobert.

Aber nicht alles war hier Vergangenheit. Nur einen Steinwurf entfernt von den Ruinen Ost-in-Edhils traf er auf eine junge Frau. Blonde lange Haare, blaue Augen, eher blasse Haut. Eine Rohirrim. Selufa, so stellte sie sich vor. Begleitet wurde sie von einem Rappen. Gimm, wie sie ihn nannte. Selufa schien interessiert in seine Reiseroute. Nicht durch die Pforte Rohans sondern über das Nebelgebirge. Und in die Wegpunkte auf seiner Reise, die er besuchen möchte. Zu einigen dieser Wegmarken werden sie gemeinsam reisen. Den steilen Pass hinauf, ihre Pferde an der Hand führend. Und wenn sie etwa in 3000 Meter Höhe die Schneegrenze erreichen, dann wird sie der fallende Schnee gut vor neugierigen Augen verbergen. Aber bis dahin kann er ihr am Lagerfeuer noch einige Geschichten zu diesem Land erzählen und warum genau diese Ruinen eine besondere Beziehung zu Khazad Dum haben.
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