Thereyna Rosenhang
Verfasst: Sa 16. Aug 2008, 15:36
1.1 Erinnerungen im Walde
Als Thereyna im Schatten des Chetwaldes Rast machte, war sie gerade einmal wenige Wegstunden von ihrem Heimatdorf, Archet, am Rande des Waldes gelegen, entfernt. Doch die Erinnerungen an die längst vergangene Tragödie, die ihr Leben so ruckartig in eine andere Richtung gedreht hatte, waren trotz der langen Zeit noch zu prägnant, als das man sie einfach so aus dem Gedächtnis wegwischen könnte. Ihr Herz war schwer von Trauer und jeder weitere Schritt den sie tat, machte die Beine müde von Kummer.
Geplagt von einem leichten Heimweh, drehte sie sich ein letztes Mal um, doch ihre Augen vermochten die Siedlung nicht auszumachen, nur ein paar leichte Rauchschwaden waren zu erkennen … Archet, ihre Heimat. Schöne Erinnerungen konnte sie mit dieser Siedlung verbinden, trotz der nicht immer leichten Kindheit, sie musste nie hungern oder ähnliches, doch die Identität ihres Vaters blieb stets ungewiss und die fehlende Vaterfigur machte ihr manchmal zu schaffen, doch obwohl sie früher oft einen großen Hass gegen ihn verspürte, hatte Thereyna stets das Gefühl ein warmer Schatten würde sie beschützen und nichts Böses könne zu ihr durchdringen.
Besonders mit ihrem Bruder Theros, der so gut er es vermochte stets versuchte die fehlende Vaterfigur zu übernehmen, verband sie eine innige Geschwisterliebe, stets streiften sie zusammen durch die Wälder, immer auf der Suche nach kleinen Abenteuern, die das bürgerliche Leben zumindest etwas interessanter gestalten konnten.
Plötzlich ergriff Thereyna ein leichter Anflug von Wut, wie konnte sie bloß so töricht sein und ihr wohlbehütetes Leben einfach so wegwerfen? Doch sie hatte einfach das Gefühl, dass es notwendig war, nicht nur um die bösen Erinnerungen möglicherweise abseits ihrer Heimat besser verarbeiten zu können, nein auch um vielleicht den schieren Hass gegenüber dem Bösen zu befriedigen.
Thereyna war nicht immer so, nein, auf keinen Fall, doch vor vier Jahren sollte sich alles ändern.
Sie wollte nicht zu sehr darüber nachdenken, zu sehr fürchtete sie sich davor, dass die Trauer sie wieder umfangen könne, doch die Bilder, die Bilder von Theros schrecklichem Ende wird sie wohl nie wieder vergessen können, wie auch, viel zu traumatisch waren die Erinnerung.
Erschossen von feigen Bilwissen, die sich an die beiden während eines Steifzugs anschlichen. Sie überlebte wie durch ein Wunder, ihr Wissen über den Chetwald machte sie sich zu Nutzen und konnte entkommen.
Doch sie fühlte sich elendig, ja, feige, denn sie konnte für ihren Bruder nichts tun und ihn nicht einmal rächen. Natürlich, tief im Herzen, war ihr bewusst, dass es wohl die beste Entscheidung war, einfach so schnell wie möglich weg zu laufen, sonst wäre es ihr wohl nicht viel besser ergangen.
Es fiel ihr schwer ihrer Mutter von Theros Tod zu berichten, denn sie hing wirklich stark an ihrem einzigen Sohn und seitdem zog sie sich immer weiter zurück und ihre sonst so frohe Miene verfinsterte sich immer mehr, und trotz der vergangenen Zeit wurde sie immer verbitterter.
Theros Leichnam wurde nie gefunden, vermutlich wurde er von den Bilwissen weggeschafft und sonst wie geschändet, doch daran vermag Thereyna nicht zu denken… wohl als Selbstschutz.
Und so versprach sie ihrer Mutter am Tag der Beerdigung, ohne Sarg, sich an allem Bösen für diese feige Tat zu rächen. Eigentlich war das nur zu erst nur ein Hirngespinst einer verzweifelten jungen Frau, doch voller Tatendrang meldete sie sich bereits am nächsten Morgen bei ihrem Onkel, einen mittelprächtigen Klingenführer, doch dennoch einer der Größten seines Fachs in dem kleinen Dorf Archet.
So vergingen an die vier Jahre, fast im Flug wie Thereyna sich früher erinnerte, mit einigen Hoch und Tiefs, denn nicht immer waren sie einer Meinung und an manchen Tagen verließ sie ihr Mut und Ehrgeiz, doch stets wenn sie sich an Theros und ihre gemeinsamen Ausflüge erinnerte, sprudelte der Tatendrang nur so aus ihr heraus und so verfeinerte sie ihre Fähigkeiten immer weiter, auch wenn viele sie anfangs belächelten, schließlich war sie kein hochgewachsener Recke, sondern „nur“ eine Frau, von der man eher verlangte die Männer nach der Jagd zu bekochen, als mit ihr zusammen los zu ziehen.
Gewiss, sie war noch lange nicht am Ziel mit ihrer Waffenkunst, doch am Ende ihrer Ausbildung übertraf sie sogar ihren Meister und ihr wurde bewusst, dass er ihr nichts mehr beibringen könne.
Tief in Gedanken verbrachte sie die nächsten zwei Tage, mit dem endgültigen Entschluss ihre Heimat zu verlassen und in die weite Welt zu reisen, oder… zumindest fürs erste nach Bree, die Hauptsache war für sie erstmal fort zu gehen, wohin sie ihre Füße dann leiten, vermochte sie sich nicht auszumalen, und es war ihr eigentlich auch egal. Sie zog nicht los auf der Suche nach Ruhm und Ehre, nein, sie war nicht so bedacht, über ihr Ansehen bei anderen, sie verfolge einzig und allein ihr eigenes Ziel… natürlich waren die Pläne ein leichter Schock für Thereynas Mutter, doch in den Augen ihrer Tochter konnte sie lesen, dass sie niemals glücklich werden könnte, wenn sie in Archet bliebe und im Kummer ersticke, bis sie alt und grau wird, zu schwach um sich wieder aufzurappeln, wenn sie der Tatendrang doch packt.
Thereyna riss sich selbst aus ihren Gedanken fort, nahm noch einen kurzen Schluck aus ihrer Trinkflasche, gefüllt mit dem Wasser aus Archets Stadtbrunnen, gönnte sich noch ein Himbeerküchlein von ihrer Mutter und verschwand wieder gedankenversunken im Dunkeln.
Nach Bree, nach Bree.
Es war der dreizehnte Tag des Monats Lithe, genau vier Jahre nach dem Tod von Theros.
Als Thereyna im Schatten des Chetwaldes Rast machte, war sie gerade einmal wenige Wegstunden von ihrem Heimatdorf, Archet, am Rande des Waldes gelegen, entfernt. Doch die Erinnerungen an die längst vergangene Tragödie, die ihr Leben so ruckartig in eine andere Richtung gedreht hatte, waren trotz der langen Zeit noch zu prägnant, als das man sie einfach so aus dem Gedächtnis wegwischen könnte. Ihr Herz war schwer von Trauer und jeder weitere Schritt den sie tat, machte die Beine müde von Kummer.
Geplagt von einem leichten Heimweh, drehte sie sich ein letztes Mal um, doch ihre Augen vermochten die Siedlung nicht auszumachen, nur ein paar leichte Rauchschwaden waren zu erkennen … Archet, ihre Heimat. Schöne Erinnerungen konnte sie mit dieser Siedlung verbinden, trotz der nicht immer leichten Kindheit, sie musste nie hungern oder ähnliches, doch die Identität ihres Vaters blieb stets ungewiss und die fehlende Vaterfigur machte ihr manchmal zu schaffen, doch obwohl sie früher oft einen großen Hass gegen ihn verspürte, hatte Thereyna stets das Gefühl ein warmer Schatten würde sie beschützen und nichts Böses könne zu ihr durchdringen.
Besonders mit ihrem Bruder Theros, der so gut er es vermochte stets versuchte die fehlende Vaterfigur zu übernehmen, verband sie eine innige Geschwisterliebe, stets streiften sie zusammen durch die Wälder, immer auf der Suche nach kleinen Abenteuern, die das bürgerliche Leben zumindest etwas interessanter gestalten konnten.
Plötzlich ergriff Thereyna ein leichter Anflug von Wut, wie konnte sie bloß so töricht sein und ihr wohlbehütetes Leben einfach so wegwerfen? Doch sie hatte einfach das Gefühl, dass es notwendig war, nicht nur um die bösen Erinnerungen möglicherweise abseits ihrer Heimat besser verarbeiten zu können, nein auch um vielleicht den schieren Hass gegenüber dem Bösen zu befriedigen.
Thereyna war nicht immer so, nein, auf keinen Fall, doch vor vier Jahren sollte sich alles ändern.
Sie wollte nicht zu sehr darüber nachdenken, zu sehr fürchtete sie sich davor, dass die Trauer sie wieder umfangen könne, doch die Bilder, die Bilder von Theros schrecklichem Ende wird sie wohl nie wieder vergessen können, wie auch, viel zu traumatisch waren die Erinnerung.
Erschossen von feigen Bilwissen, die sich an die beiden während eines Steifzugs anschlichen. Sie überlebte wie durch ein Wunder, ihr Wissen über den Chetwald machte sie sich zu Nutzen und konnte entkommen.
Doch sie fühlte sich elendig, ja, feige, denn sie konnte für ihren Bruder nichts tun und ihn nicht einmal rächen. Natürlich, tief im Herzen, war ihr bewusst, dass es wohl die beste Entscheidung war, einfach so schnell wie möglich weg zu laufen, sonst wäre es ihr wohl nicht viel besser ergangen.
Es fiel ihr schwer ihrer Mutter von Theros Tod zu berichten, denn sie hing wirklich stark an ihrem einzigen Sohn und seitdem zog sie sich immer weiter zurück und ihre sonst so frohe Miene verfinsterte sich immer mehr, und trotz der vergangenen Zeit wurde sie immer verbitterter.
Theros Leichnam wurde nie gefunden, vermutlich wurde er von den Bilwissen weggeschafft und sonst wie geschändet, doch daran vermag Thereyna nicht zu denken… wohl als Selbstschutz.
Und so versprach sie ihrer Mutter am Tag der Beerdigung, ohne Sarg, sich an allem Bösen für diese feige Tat zu rächen. Eigentlich war das nur zu erst nur ein Hirngespinst einer verzweifelten jungen Frau, doch voller Tatendrang meldete sie sich bereits am nächsten Morgen bei ihrem Onkel, einen mittelprächtigen Klingenführer, doch dennoch einer der Größten seines Fachs in dem kleinen Dorf Archet.
So vergingen an die vier Jahre, fast im Flug wie Thereyna sich früher erinnerte, mit einigen Hoch und Tiefs, denn nicht immer waren sie einer Meinung und an manchen Tagen verließ sie ihr Mut und Ehrgeiz, doch stets wenn sie sich an Theros und ihre gemeinsamen Ausflüge erinnerte, sprudelte der Tatendrang nur so aus ihr heraus und so verfeinerte sie ihre Fähigkeiten immer weiter, auch wenn viele sie anfangs belächelten, schließlich war sie kein hochgewachsener Recke, sondern „nur“ eine Frau, von der man eher verlangte die Männer nach der Jagd zu bekochen, als mit ihr zusammen los zu ziehen.
Gewiss, sie war noch lange nicht am Ziel mit ihrer Waffenkunst, doch am Ende ihrer Ausbildung übertraf sie sogar ihren Meister und ihr wurde bewusst, dass er ihr nichts mehr beibringen könne.
Tief in Gedanken verbrachte sie die nächsten zwei Tage, mit dem endgültigen Entschluss ihre Heimat zu verlassen und in die weite Welt zu reisen, oder… zumindest fürs erste nach Bree, die Hauptsache war für sie erstmal fort zu gehen, wohin sie ihre Füße dann leiten, vermochte sie sich nicht auszumalen, und es war ihr eigentlich auch egal. Sie zog nicht los auf der Suche nach Ruhm und Ehre, nein, sie war nicht so bedacht, über ihr Ansehen bei anderen, sie verfolge einzig und allein ihr eigenes Ziel… natürlich waren die Pläne ein leichter Schock für Thereynas Mutter, doch in den Augen ihrer Tochter konnte sie lesen, dass sie niemals glücklich werden könnte, wenn sie in Archet bliebe und im Kummer ersticke, bis sie alt und grau wird, zu schwach um sich wieder aufzurappeln, wenn sie der Tatendrang doch packt.
Thereyna riss sich selbst aus ihren Gedanken fort, nahm noch einen kurzen Schluck aus ihrer Trinkflasche, gefüllt mit dem Wasser aus Archets Stadtbrunnen, gönnte sich noch ein Himbeerküchlein von ihrer Mutter und verschwand wieder gedankenversunken im Dunkeln.
Nach Bree, nach Bree.
Es war der dreizehnte Tag des Monats Lithe, genau vier Jahre nach dem Tod von Theros.