Nächtliche Schwankungen oder auch Liebe ist doof!
Der Abend war schon weit fortgeschritten, die Stadt des Breelande lag ruhig und still da, die Lichter in den Häusern erloschen und abgesehen von ein paar wilden Katzen oder Kötern war niemand mehr auf der Straße als sich eine Gestalt den Weg hindurch bahnte.
Sie schwankte auf den Keilerbrunnen zu an dessen Rand sie dann mit ihrem Armen Halt suchte, sie blinzelte und im nächsten Moment waren laute Würgegeräusche, gefolgt von einem plätschern zu hören als sie sich in das Wasser des Brunnen erbrach.
“Woah” sie hielt sich den Bauch “Das letzte Bier war nich gut, nene gar nich gut” ein weiterer Schwall verließ ihren Körper, wieder in das Wasser des Brunnens hinein, doch da spielte nun ohnehin keine Rolle mehr.
“Mist..verdammter” murmelnd wischte sie sich mit dem Handrücken über die Lippen, ihr Blick ging umher. “Zumindest das” sprach sie zu sich selbst als sie niemanden in ihrer näheren Umgebung ausmachen konnte.
“Nie wieder soviel Bier, eh?” fluchte sie leise vor sich her als sie sich wieder in eine aufrecht stehende Position begab, soweit aufrecht wie es ihr Zustand eben zuließ.
Einen ganzen Moment wartete sie noch ab ehe sie ihren Weg fortsetzte, in die Siedlung. Ein verdammt weiter Weg wohl bemerkt! Zumindest in ihrer momentanen Verfassung. Eigentlich hatte der Abend gut begonnen, sehr gut sogar.
War doch auf einmal Berendt vor ihr gestanden, sie sah ihn wieder öfter in letzter Zeit, eine Tatsache gegen die sie nichts einzuwenden hatte. War er doch über die Jahre hinweg ein guter Freund geworden, wenngleich er auch ein Schürzenjäger war, ein Chaot noch dazu, so doch auf seine ganz eigene Art liebenswert. Zugegeben jene musste man zuerst einmal ausmachen, oder es sich einfach nur einreden, je nachdem.
Sie prustete los als sie daran dachte wie er ein paar Tage zuvor im Pony vor ihr stand, mit Ruß bedeckt, mit Brandlöchern versehen, einer neuen deutlich kürzeren Frisur bis hin zu der Tatsache das einem in seiner Gegenwart das Wasser im Mund zusammen laufen konnte, zumindest wenn man Rauchfleisch mochte.
So sehr er und sie sich auch immer ärgerten, man konnte beiden von keinem nachsagen nicht auf den anderen zu schauen, so auch diesmal. Anrangar gewährte ihm einen Platz im Truppenhaus.
Achja Berendt, war der wirklich in Begleitung nach Hause gegangen? Ach egal, sollte er doch seinen Spaß haben.
Nach und nach gesellten sich noch zwei Frauen dazu, Ana und Feya, sie beide waren Schwestern und, was wichtig war, sie waren Breeländer! Ein lustiger breeländischer Abend also, so etwas konnte man nur genießen, zumindest wenn man davon absah das eine unter ihnen ihre wahre Freude über diesen Abend nicht zum Ausdruck bringen konnte, und warum? Natürlich wegen einem Kerl, warum auch sonst? Es sind immer Kerle über die man sich aufregen muss, wegen denen man miese Laune und ja wegen denen man dann auch noch mehr trinkt als einem gut tut! Aber bis dato eben ein schöner Abend.
Langsam wankte sie aus dem Stadttor hinaus, ihre Hände glitten an die Wand als ein erneutes Gefühl der Übelkeit überhand nahm, ein ausgelassener Schwung nach rechts und schon übergab sie dem dort wachsenden Busch eine Portion Alkohol, direkt aus ihrem Magen. Die Torwache die ganz in der Nähe besagten Busches stand hob die Brauen in beachtliche Höhen an und besah sich das Häufchen Elend das sich fast vor seinen Füßen erbrach.
Ein paar Würgegeräusche und wehleidiges Husten später richtete sich Laranell wieder auf, nun fiel auch ihr die Wache auf, die dort stand, den Blick noch immer auf sie gerichtet.
“Tschuldigung” raunte sie ihm leise zu, begleitet von einem verlegenen räuspern.
Die Wache reagierte wie eine Wache dies eben tut, äußerst gelassen und vor allem auch sachlich.
“Geht es denn wieder?” fragte er lediglich, wohl mehr aus Höflichkeit heraus denn aus wirklichem Interesse wie es ihr ging.
“Jaja, klar. Passt alles, mir gehts gut! Jawohl, total gut” murmelte sie ihm zu und machte sich auch schon weiter auf den Weg. Der Wachmann bedachte sie nur mit einem Stirnrunzeln und sah ihr noch nach ehe er sich wieder seiner Aufgabe zu wand. Stehen und dabei gut und vor allem wichtig aussehen!
So, also ein schöner Abend. Doch dann gesellte sich ein gewisser jemand zu der Truppe hinzu, ganz normal begrüßte er sie, so als wären sie vielleicht gute Freunde, nicht aber zwei Menschen die sich ein Bett teilten. Eine Tatsache die ihr, warum auch immer, ein Dorn im Auge war. Eigentlich verstand sie selbst nicht was sie daran so störte, doch irgendwie gab es ihr ein seltsames Gefühl. Noch dazu wenn dieser jemand dann kurz darauf noch andere Frauen in ihrer Gegenwart als ach so schön bezeichnete und ihnen ein Kompliment nach dem anderen machte. Ein kleiner Schlag in ihr Gesicht, jedes einzelne. Das Vertrauen in ihn würde dadurch sicherlich nicht wachsen. Zumal es da noch die ein oder andere Kleinigkeit gab die sie zum denken brachte. Warum dachte sie überhaupt soviel nach? Alles seltsam aber doch war es so.
“Mist verdammter..Orkmist” fluche sie leise vor sich her als ihre Gedanken an eben jenem Punkt des Abends angelangt waren der die Wende brachte und alles bisherige in einen Schatten stellte. Sie trat an einen nahe gelegen Baum an den sie gerade vorbei schwankte.
“Wahh...aua! Mistding blödes!” fauchte sie die Rinde besagten Baumes an als der Schmerz ihr Bein durchfuhr. Wütend funkelte sie ihn als, als wäre er schuld, schuld an ihren Gedanken, an ihrer Wut, an dem Bier welches zweifelsfrei zu viel war für diesen Abend. Ja dieser verdammte Baum war in diesen Moment einfach an allem schuld und all ihre Wut manifestierte sich auf ihn.
Allerdings war sie klug genug kein weiteres Mal gegen ihn zu treten, wer dies gewinnen würde lag auf der Hand, doch sollte sie das nicht daran hindern dem garstigen Wesen die Zunge heraus zu strecken ehe sie weiter ging.
Der Kerl also, jener Kerl der ihr ganzen Leben auf den Kopf stellte, der soviel veränderte. Doch irgendwie konnte sie nicht alles gut befinden, nein bei weitem nicht. Er setzte Gefühle in ihr frei von denen sie nicht einmal wusste das es jene gibt. Das konnte nicht gut sein.
Die Luft zwischen ihnen war zum zerschneiden dick geworden, eine Tatsache die auch an den anderen nicht vorüber ging, zumindest machte es den Anschein als ein Pärchen nach dem anderen seiner Wege ging und die beiden allein zurück ließen. Aber nein, nicht einmal das half jetzt noch, hatte er doch nichts besseres zu tun als sie zu kritisieren ob des Kruges in ihrer Hand. Es folgten Vorhaltungen über zu viel Biergenuss, sicherlich abstreiten konnte sie dies nicht, doch jetzt klein beigeben? Noch dazu ihm gegenüber? Pah, nein. Nicht im Traum wäre ihr dies eingefallen, nicht nach seinen Worten eben. Verdammter Sturkopf, natürlich ging er, natürlich ging er alleine, ohne sie.
Ächzend und schnaufend näherte sie sich der Siedlung, ihre Beine fühlten sich an als würden sie ihr jeden Moment den Dienst versagen.
“Nur noch nen bisschen, reiß dich zusammen, Weib” murmelte sie sich selbst zu als sie einen kurzen Halt machte. Hinlegen, einfach hinlegen, die Augen verschließen und schlafen, den ganzen Mist vergessen der sich wie ein roter Faden durch ihre Gedanken zog. Vergessen, nunja das konnte sie vorher auch, Noch im Pony als dieses Kapuzenmännchen auf sie zukam und ihr einen Keks entgegenstreckte. Eigentlich ja mutig von ihm wenn man bedenkt das sie noch kurz zuvor einen Krug am Boden zerschellen ließ und sich missmutig, unterstützt von ihrer Schnute und mit verschränkten Armen gegen das Faß lehnte.
Irgendwie war es ja ein seltsamer Kerl, vor allem als sie sich wieder erinnern konnte woher sie diese Stimme kannte, die Angewohnheit Kekse zu essen, sowie das wenige von seinem Gesicht was durch tragen einer Kapuze eben zu sehen war.
Dennoch unterhielt sie sich mit ihm, schon alleine aus Trotz, noch dazu war er recht freigiebig was das bezahlen und bringen von diversen, gut befüllten Bierkrügen betraf. Je länger sie mit ihm sprach umso mehr wich der seltsame, fast schon schlechte Eindruck den sie anfangs von ihm besaß und irgendwann erzählte sie ihm sogar brühwarm wann und vor allem wie sie bereits vor einiger Zeit aufeinander trafen.
Alles in allem war es ein angenehmes, vor allem aber witziges Gespräch in welchem sie vergessen konnte was der Grund für ihre Laune gewesen war, eine Laune die sie dem Fremden gegenüber natürlich nicht zugab.
“Woah..endlich” murmelte sie als sie sich den Weg hinauf zum Truppenhaus befand, nur noch ein paar Stufen und sie konnte sich endlich hinlegen und schlafen, lange schlafen. Dann würde sie morgen eben etwas später kochen oder das lesen ausfallen lassen. Hauptsache es würde ihr, zumindest körperlich wieder besser gehen.
Im Truppenhaus angekommen, blinzelte sie umher, schnurstracks steuerte sie auf den Teppich vor dem Kamin zu und ließ sich darauf plumpsen. Hah, so würden ihr zumindest die Stufen erspart bleiben und es war besser wenn sie heute Nacht hier schlafen würde, auch wenn sie sich schon so sehr an seine Nähe gewöhnt hatte, in diesem Zustand wollte sie sich nun nicht neben ihm legen.
Morgen würde sie mit ihm reden, morgen würde sie ihm alles sagen was sie dachte. Wirklich alles. Doch er wollte mit ihr reden ehe sie zumindest ein Bier zu sich genommen hatte. Ach, aber egal Hauptsache war sie würden reden.
“Liebe ist doof” murmelte sie noch, zusammengerollt auf den Teppich ehe sie schließlich einschlief.