~ Die Geburt eines neuen Lebens ~
Es war ein Morgen, an dem man denken könnte, dass Iluvatar selbst den Boden geküsst hatte, und noch immer seine Macht über das Land fegen lies.
Die Grillen spielten ihre leisen Lieder, es klang als würden sie auf Harfen spielen, die durch die Hand der Valar selbst gezupft würden, nach einem Thema, dass sich Eru, wie ihn die Elben nannten, selbst erdacht hatte. Doch waren es nicht nur die Grillen, die ihre Musik zum Besten geben wollten. Denn auch die Vögel auf den Bäumen zwitscherten ihre Melodien, und es klang als würden tausende von Flöten spielen, jede perfekt auf die andere Klänge an diesem Morgen abgestimmt.
In einiger Entfernung hörte man eine Eule gurren. Dieser tiefe und monotone Ton, fügte sich so in das Geflecht der Melodien ein, dass es schien als würden sie von einem gemeinsamen Dirigenten geleitet werden. Selbst die Hufschläge eines heran galoppierenden Pferdes passten in das Thema, denn auch sie wirkten rhythmisch, und störten die anderen Tiere nicht bei ihrem morgendlichen Konzert.
Es war an diesem Morgen ‐ die Sonne schaute gerade über die westlichen Ebenen und tauchte die Welt mit ihren goldenen Strahlen in ein herrliches Licht, die Gräser der Pelenorfelder waren noch mit morgendlichen Tautropfen bedeckt, und einige lockere Nebelfelder hingen über der Ebene ‐ als Faburin mit schnellem Galopp über die Pelenorfelder ritt. Er trieb sein Pferd an, schneller als er es normalerweise tat, doch er musste zurück zu seiner geliebten Frau Elyvena. Denn er hatte vor wenigen Tagen Botschaft erhalten, dass sie bald ihr erstes Kind gebären sollte. Die Botschaft, dass seine Frau bald entbinden würde, hatte ihn erreicht, als er auf dem Rückweg einer langen Reise war, auf der er etliche Waren verkauft hatte, denn er war wie sein Vater, und auch dessen Vater, Kaufmann.
Die Meilen schienen unter den Hufen seines braunen Pferdes nur so dahin zu fliegen. Kaum hatte die Sonne den Morgen begrüßen können, so konnte er am westlichen Horizont das Haus seiner Vorfahren erblicken. Es war ein prächtiges Gebäude, das sich von den umliegenden Häusern abhob. Ursprünglich war es ebenfalls ein Bauerhaus, doch vor mehreren Generationen, hatte die Ahnen seiner Familie das Haus umgebaut, da sie keine Bauern oder Handwerker waren, sondern eine, bei den Truchsessen von Gondor sehr angesehene Kaufmannsfamilie, sodass es nun eher wie ein Schloss aussah. Neben dem Haupthaus befanden sich auf dem Gelände noch mehrere kleine Gebäude, in denen das Personal der Familie, die Pferde, sowie einige Schweine und Hühner untergebracht waren. Um das gesamte Anwesen hatte sein Vater einen Holzwall errichten lassen, da es immer öfter zu Angriffen von wilden Tieren gekommen war. Doch bot dieser dünne Holzwall keinen Schutz vor Angriffen von Räubern, oder gar Orks oder anderen Scheusalen.
Es dauerte noch eine weitere Stunde, bis er das Tor zu seinem Anwesen erreichte. Doch zügelte er sein Pferd nicht an dem hölzernen Wall, sondern ritt bis vor die Eingangstür des Haupthauses. Dort angekommen sprang er mit einem Satz von seinem Pferd und gab die Zügel einem Knecht, der ihn empfangen hatte. Trotz der frühen Stunde, herrschte auf dem Hof schon hektischer Betrieb. Eine Vielzahl von Männern eilte hin und her, allesamt tief in ihrer Arbeit versunken. Niemand hatte die Zeit dem herrlichen Bauwerk einen Blick zu würdigen. Das Haupthaus war ein herrliches Bauwerk, das zum Großteil aus Stein bestand. Der gesamte Bau, war wie ein großes D gebaut, in dessen Mitte sich ein kleiner Garten befand, wo man in den Abendstunden einen wunderschönen sitzen und in klaren Nächten die Sterne am Firmament betrachten konnte. Die Fenster waren allesamt mit Holz ausgekleidet und mit kleinen filigranen Mustern verziert, ebenso die Eingangstür, durch die Faburin mit schnellen Schritten hindurch eilte. Im Zufallen konnte man erkennen, das auf die Doppeltür das Wappen der Familie geschnitzt war. Ein Baum mit drei Kronen, die wohl für die Tugenden stehen sollte, welche die Familie verkörperte: Loyalität, Mut, Neugier.
Kaum hatte Faburin die Tür hinter sich ins Schloss fallen lassen, kehrte Ruhe ein. Das Treiben und all die Geräusche, die man vor wenigen Augenblicken noch vernommen hatte, schienen vor der Tür stehen zu bleiben und vermochten es nicht in durch die Steinwände des Haues zu dringen.
Der Boden sowie die Wände waren mit schweren Teppichen bedeckt, die auch die schweren Schritte von Faburin dämpften.
Faburin eilte durch einen Gang auf eine ausgetretene Steintreppe zu, die zu den privaten Gemächern von Elyvena und ihm führten. Am Absatz der Treppe wendete er sich nach links und ging den Gang im Obergeschoss entlang, bis er vor einer unscheinbaren Holztür stand. Bevor er eintrat, zögerte er einen Moment um tief Luft zu holen.
In diesem Augenblick hörte er ein Kind leise weinen, und da wusste er, dass er zu spät gekommen war, sein Kind hatte schon das Licht er Welt erblickt.
Er sammelte sich noch einmal und trat ein. Es war das Schlafgemach der Hausherren, und das konnte man auf den ersten Blick erkennen. Der Boden war mit dunklem Holz ausgekleidet, und die Wände waren mit schönen Bildern geschmückt. Auf dem Boden lag ein Teppich, der aus Lammwolle gesponnen war, in dessen Mitte ebenfalls das Familien Wappen geknüpft war. Der Raum war durch eine Vielzahl von Kerzen hell erleuchtet und an der Wand zu seiner Rechten, brannte in einem Kamin ein wärmendes Feuer. Mit raschen Schritt ging er auf das Bett an der gegenüberliegen Wand zu. Es war ein mächtiges, großes Bett, das sein Urgroßvater von den Elben geschenkt bekommen hatte, somit passte es nicht zu dem sonstigen Mobiliar, aber niemand wollte dieses edle Bett aus dem Zimmer entfernen. In diesem, aus rotem Holz gefertigtem Bett, saß an ein Kissen gelehnt Elyvena. Eine Rohirrim, die Faburin vor einigen Jahren kennen gelernt hatte, als er einige Zeit in dem Land der Pferdeherren verbrachte. Sie war eine wunderschöne Frau, ihre leuchtend grünen Augen, und ihr braunblondes Haar, fiel in leichten Wellen über ihre Schultern, bis zu ihrer Taille. In ihrem Gesicht konnte man fast immer ein Lächeln finden, und ihre Augen, sie strahlten heller als jeder Stern, wenn sie glücklich war.
Genau dieses Leuchten war es, was Faburin sah, als er ihr ins Gesicht schaute. Ihr Haar war zerzaust, und an der Stirn von Schweiß verklebt, doch diese trübte nicht ihre Schönheit, vor allem jetzt nicht, da ihre Augen so wundervoll strahlten.
In ihren schlanken Armen hielt sie ein Kind, ganz in Decken gehüllt, das unruhig schlief. Faburin trat an sie heran, und sagte mit einer Stimme, die etwas rauer war als gewöhnlich, denn er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen: „
Es tut mir Leid, dass ich zu spät gekommen bin meine liebs…“ Doch Elyvena hielt ihm einen Finger auf die Lippen und flüsterte:
„Leise, sonst weckst du unseren Sohn auf, er ist gerade erst eingeschlafen“.
Faburin sah auf den kleinen Jungen in ihren Armen herab. Es war ein sehr schönes Kind, mit einem friedlichen Ausdruck im Gesicht. Mit seiner kleinen Hand, klammerte sich der Junge an das Gewand seiner Mutter, ganz so als hätte er Angst, dass er von ihr fort müsse. Diese Ruhe und dieser Frieden, den das neugeborene Leben ihren Eltern schenkte, zauberte Faburin ein warmes Lächeln auf die Lippen. Er bedeute sich vor und gab dem kleinen einen, bestimmt sehr kratzigen Kuss auf die Stirn. Seine Lippen hatten den Kopf des kleinen kaum verlassen, als er sich in dem Armen seiner Mutter herumdrehte und aufwachte. Er schaute seinen Vater mit großen blauen Augen an.
„Er hat blaue Augen, wunderschöne blaue Augen“, murmelte Faburin.
„Ja, er hat die Augen meiner Mutter, die Augen eines Rohirrim.“ Dann strich sie ihrem Mann eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste ihn sanft auf den Mund.
„Ich mache dir keinen Vorwurf mein Liebster, dass du zu spät bist, ich bin sicher, dass du dein bestes gegeben hast, um pünktlich zu sein, belaste dich nicht. Und nun ruhe dich aus, du siehst sehr müde aus.“ Sie hatte recht, Faburin war sehr müde, denn er hatte seid zwei Nächten kein Auge mehr zugetan, nur um jetzt festzustellen, dass er es trotzdem nicht geschafft hatte pünktlich zu der Geburt seines Sohnes zu Hause zu dein.
„Sie hat, recht“, dachte er für sich,
„ich sollte mich freuen, dass es Elyvena gut geht, dass mein Sohn, mein Erbe das Licht der Welt erblicken durfte.“ Mit diesen Gedanken stand er auf, legte seine Reisekleidung hab, zog sich ein leichtes Leinenhemd und eine Leinenhose an, und legte sich neben seine Frau und seinen neugeboren Sohn ins Bett.