Traum einer Erinnerung

Schreibt hier die Geschichte Eures Charakters nieder.

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Cruithne
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Registriert: Do 4. Dez 2008, 15:45

Traum einer Erinnerung

Beitrag von Cruithne »

Schwerter scharren, scharren, scharren.

Bereit zum Aufbruch waren sie, zwanzig an der Zahl. Ihre Ausrüstung war leicht, ihre Herzen schwer. Niemand schaute zurück. Der Geruch von verbranntem Holz und Fleisch umwehte sie, ließ sie Fäuste ballen, Kiefer spannen, sie erinnern.
Rasch sattelten sie ihre Pferde, ihre Mienen steinern, ihre Augen feucht.
Eine Hand erhob sich, deutete gen norden und neunzehn Köpfe nickten. Ihr Ritt begann.
Auf Tag folgte Nacht, auf die Nacht der nächste Morgen. Sie schliefen wenig, sie rasteten kaum.

Schwerter scharren, scharren, scharren.

Tage vergingen. Karg erschien die Lande, braun die Erde, kahl die Bäume.
Kein Wort entglitt ihren Lippen, nur das Schnauben der Pferde und der rhythmische Klang ihrer Hufe durchdrang die Stille. Rastlos, ruhelos, setzten sie den Weg fort.

Schwerter scharren, scharren, scharren.

Grau war der Himmel, kalt der nieselnde Regen, in naher Entfernung ein dunkler Streifen Rauchs.
Stumm erreichten die Reiter einen größeren Hügel, brachten die Pferde zum Halt, stiegen ab. Im Tal unter ihnen der Grund ihrer Reise, ihrer Rast- und Ruhelosigkeit. Dreißig, vierzig Bestien, Mörder, Schlächter mit Namen Orks umringten ein großes Lagerfeuer. Grobe Zelte mit Planen aus halb gegerbtem Fell waren zu sehen mal hier, mal dort.
Fünf der Reiter legten sich flach auf den Hügel, zogen Pfeil um Pfeil, machten sich bereit.
Der Rest begab sich zurück zu den Pferden, sattelte auf, zog Schild und Schwert.

Schwerter scharren, scharren, scharren.

Die fünfzehn Reiter hörten kaum die Kriegsschreie der Orks, die Hufe ihrer Pferde, nur ihr eigener Herzschlag schien donnernd, laut und schnell.
Zum ersten Mal seitdem sie ihre Reise begannen erhoben sie die Stimmen.
„Belestan“, der Name eines Ortes, riefen sie als sie mit ihren Schwertern ausholten.
„Belestan“, der Name einer Heimat, schrieen die fünf Mannen auf dem Hügel und ließen Pfeil um Pfeil herniederregnen.
„Belestan“, der Name eines verbrannten Dorfes, riefen die zwanzig Männer wie mit einer Stimme.

Schwerter klirren, Schilde bersten, Schreie hallen.



Cruithne wachte schweißgebadet auf. Er richtete sich auf und ein Blick zum Fenster verriet ihm dass es noch mitten in der Nacht war. Seine Hand zitterte leicht als er über die Narbe an seiner linken Stirnhälfte fuhr. Er war einer der Bogenschützen damals. Seine zweite Begegnung mit den Orks, sann er.
Bei der ersten Begegnung war er in Panik verfallen und die Narbe war eine gute Erinnerung daran, doch bei der zweiten Begegnung…er seufzte.
Sie waren zu spät gekommen. Niemand war mehr am Leben als sein Trupp das Dorf Belestan erreichte.
Er hatte damals so eine unbändige Wut gegenüber den Orks gespürt, doch das hatten sie alle.
Der Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Konfrontation mit den Bestien war nur, dass sich Cruithne vor dieser Wut die ihn bei der zweiten Begegnung erfasste, fürchtete.
Es war wie ein roter, heißer Schleier der sich um ihn legte, ihn furchtlos aber auch blind und rasend machte.
In den zwei Jahren indem er auf der Suche nach seiner Schwester war versuchte er dieses Gefühl der Wut tief in sich zu begraben. Es hatte funktioniert und er hoffte und betete still, dass es nicht ein weiteres mal passieren würde.
Langsam sank Cruithne wieder zurück auf das Bett und entglitt in einen traumlosen Schlaf.

Schwerter, scharren, scharren, scharren.
Cruithne
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Das Lied der Hoffnung

Beitrag von Cruithne »

Das tänzelnde Pony, ein Gasthof das mitten in Bree gelegen war, war an jenem Abend gut besucht. Der Geruch von Schweiß, Alkohol, verschiedenen Pfeifentabak und Gerichten schwängerte die Luft. Unzählige Stimmen vermischten sich miteinander, wurden zu einem lautstarken Stimmengewirr. Hier konnte man Fetzen eines Gelächters hören, dort einen Streit zweier Personen, wieder wo anders schien sich jemand verzweifelnd zu entschuldigen. Cruithne saß still am Ende einer langen Bank und schaute sich um. Er konnte beobachten wie Hobbits miteinander um einen Kamin tanzten, begleitet von den Tönen einer Laute auf der ein Mensch spielte. Eine Gruppe von Elben stand etwas Abseits, flüsterten sich gegenseitig Dinge ins Ohr die mit einem Nicken beantwortet wurden.
Es waren inzwischen ein paar Wochen vergangen seitdem Cruithne das erste Mal Bree betreten hatte und die Suche nach seiner Schwester war erfolglos verlaufen bis jetzt. Er entschied sich ins Tänzelnde Pony einzukehren und die Suche für heute sein zu lassen. Langsam schwenkte er seinen Kelch, gefüllt mit dünnem Wein, in einer Hand während seine Blicke weiter über die Menge schweifte.
Es waren mehr Leute im Gasthaus als erwartet und als er Butterblume nach den Umständen gefragt hatte, hatte dieser ihm erklärt dass an diesem Abend eine bekannte Bardin auftreten würde. Langsam verstummten die Gäste und blickten in eine Richtung im hinteren Teil des Schankraumes. Cruithne folgte den Blicken.
Auf einem Podium, groß genug damit mehrere Leute darauf Platz fanden und hoch genug dass man darauf den Schankraum gut überblicken konnte, stand eine Frau der Menschen.
Ihr Alter war schwer einzuschätzen, vielleicht zwischen zwanzig und dreißig Sommern.
Sie trug braune Lederstiefel die sich bis zu ihren Knien erstreckten, eine graue Stoffhose, ein weißes Rüschenhemd und darüber eine, in blau gefärbte Lederweste.
Ihre Haut hatte einen leichten Teint. Gewelltes, langes Haar in der Farbe von Kupfer umrahmte ihr Gesicht. Ein paar Sommersprossen waren auf ihren Wangen zu erkennen.
Ihre ungleichen Augen, eines hatte die graue Farbe von Schiefer, das andere das blau des Meeres, ruhten auf den Gästen bis sie sich sicher war deren ganze Aufmerksamkeit zu haben. Schließlich griff die Bardin nach ihrer Laute die sie auf dem Rücken trug. Niemand sprach ein Wort. Das ganze Gasthaus war in Stille verfallen als die Bardin zu spielen begann. Sie entlockte ihrem Instrument sanfte, langsame Töne. Es waren einfache Akkorde die sie spielte und doch oder vielleicht aufgrund dessen, gewann ihr Stück an Kraft.
Ein paar Sekunden vergingen als sie schließlich anfing zu der Musik zu singen. Ihre Stimme war nicht laut und doch schien es jeden Winkel des Gasthauses zu erreichen. Wie warmer Honig glitten die Worte aus ihrem Mund.


Weißer Schnee bedeckt die Erde, der Winter bricht herein.
Ein Wind zieht um die Häuser, kriecht durch die Fugen in das Heim.
Kürzer werden die Tage und kälter jede weitere Nacht.
Frost bedeckt die Fenster, macht sichtbar euren Atem.
Frühling wird nicht jeder sehen, so manches Herz erstarrt und bricht.

Doch wenn die Nacht am tiefsten ist,
Und Dunkelheit sich um euch legt,

Lasst nicht alle Hoffnung fahren, eure Häupter haltet hoch.
Seht im Osten aufgeh’n die Sonne, ihre wärmenden Strahlen.
Aure entuluva.
Es soll wieder Tag werden.
Aure entuluva.
Die Nacht weicht einem neuen Morgen.

Rotes Blut bedeckt die Erde, sickert langsam in den Boden.
Krähen drehen ihre Kreise, starren hinab aus schwarzen Augen.
Zu viele Feinde sind noch am Leben, zu viele Freunde bereits tot.
Lange habt ihre gerungen, eure Arme müd’ vom Kampf.
Das Ende der Schlacht wird nicht jeder sehen, so manches Herz verstummt durch Stahl.

Doch wenn die Angst am größten ist,
Und ihr am verzagen seid,

Lasst nicht alle Hoffnung fahren, eure Häupter haltet hoch.
Seht im Osten aufgeh’n die Sonne, ihre wärmenden Strahlen.
Aure entuluva.
Es soll wieder Tag werden.
Aure entuluva.
Die Nacht weicht einem neuen Morgen.

Grünes Gras bedeckt die Erde, hoch am Himmel steht die Sonne.
Ein Geruch von Blumen steigt in die Nase, Kinderlachen dringt ans Ohr.
Gramesfalten bedecken eure Züge, die um die Augen jedoch kündigen von Lachen.
Alt seid ihr geworden, doch glücklich sind eure Tage.
Euer Herz kann nicht verstummen, schlägt weiter in den Erinnerungen eurer Nachkommen.

Und wenn ihr schließlich schließt die Augen,
mit einem Lächeln auf den Lippen,

Haltet eure Häupter hoch, eure Hoffnung hat euch getragen.
Seht im Osten aufgeh’n die Sonne, ihre wärmenden Strahlen.
Aure entuluva.
Es soll wieder Tag werden.
Aure entuluva.
Die Nacht weicht einem neuen Morgen.

Aure entuluva
Aure entuluva…
Cruithne
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Re: Traum einer Erinnerung

Beitrag von Cruithne »

ooc:
So sang- und klanglos kann ich ja nicht einfach verschwinden ;)
Also hier ein kleine 'ingame'-Verabschiedung.

Bis März. :)

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