Lyobeth
Verfasst: Fr 8. Nov 2019, 19:24
[Anm.: Neu verfasst von Ristred. Danke dir dafür :)]
Prolog
Ein Auftrag ins Ungewisse
Dies musste das Anwesen sein, das er ihr beschrieben hatte. Im hintersten Winkel von Südbree, umschlossen von weiteren Häusern. Die Eingangstüre des Anwesens die Erkenntnis, dass diese Straße in einer Sackgasse endete. Wo noch auf der Hauptstraße reges Treiben herrschte, war es nun still. Die Nacht war erst gerade angebrochen. Was auch immer Anrangar vorhatte, diese kurze Strecke hätte er sie auch begleiten können. Langsamen Schrittes ging sie auf die Türe zu und lauschte. Mehrere Frauen- und Männerstimmen konnte sie hören. Sicherlich zehn oder mehr. Bevor sie an der Türe klopfte, fiel ihr auf, dass jemand in das Holz geschnitzt hatte. Der Regen hatte sein Bestes getan, um die Schnitzerei so unkenntlich zu machen, wie es nur möglich war aber es sah ihr doch sehr nach den Resten eines Schwertes aus.
Zweimal klopfte sie. Die Stimmen verstummten nicht und auch keine kam der Türe näher. Sollte sie nochmals anklopfen? Bevor sie sich entscheiden konnte, öffnete sich diese nach innen. Vor ihr stand niemand. Sie sah hinein. Ein großer, spärlich beleuchteter Raum öffnete sich vor ihr. In kleinen Gruppen sprachen Frauen und Männer miteinander. Die meisten hatten Krüge in der Hand und schienen sich zu amüsieren. Niemand schenkte ihr Beachtung. Zwei Schritte ging sie in den Raum, dann schloss sich die Tür. Ihr Blick fuhr erschrocken zurück. Ein kleines Mädchen, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt, stand hinter ihr. Es war in einem braunen Kleid gekleidet, das vom Staub und Matsch der Straßen verdreckt war. Das Kind selbst sah wohl ernährt und sauber aus. Die hellbraunen Haare waren durchgekämmt und ein freundliches Lächeln schmückte ihre Lippen. Ein Stein fiel ihr vom Herzen. Wo Kinder waren, da konnte kein Unheil sein. Die kindliche Stimme durchbrach ihr Schweigen: „Ihr werdet erwartet! Folgt mir!“ Flinken Schrittes drehte das Kind nach rechts, stieß eine angelehnte Tür auf und sprang singend den Gang entlang. Sie folgte. Auch der Gang war spärlich beleuchtet und der Bretterboden knirschte bei jedem Schritt. Sie gingen an mehreren Türen vorbei, alle fest verschlossen bis das Mädchen vor einer stehen blieb, sich auf die Zehenspitze stellte, um den Türgriff zu drücken und mit dem Türgriff in der Hand nach hinten manövrierte. So konnte sie also nicht sehen, wer die Türe geöffnet hatte. Waren der Eingangsraum und der Gang noch spärlich beleuchtet, so spendete hier nur eine auf einem kleinen Tisch stehende Kerze Licht. Die Wände waren gänzlich vom Schatten verschluckt. Fragend sah sie das Mädchen an. Dieses nickte, lächelte und wies mit ihrer linken Hand auf den Stuhl, der vor dem Tisch stand. Sie trat ein und die Tür schloss sich. Über der Türe war noch eine zweite Kerze angebracht. Sie vermochte aber nicht, die Wand so weit zu erhellen, dass die Decke erkennbar wurde. Sie besah sich Tisch und Stuhl. Der Schreiner, der diese Möbelstücke hergestellt hatte, verstand sein Handwerk. Präzise aneinander gereiht und ohne Lücke oder Erhebung formten die Bretter Tisch und Stuhl. Sitzend besah sie sich den Raum genauer. Jetzt, wo sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie mehr erkennen. Vor allem wurde ihr gewahr, dass in der Dunkelheit vor ihr jemand saß. Ein Mann, sicherlich sechs Fuß groß, kräftiger Körper und das Gesicht unter einer Kapuze verborgen. Er bewegte sich nicht. Sein Blick war auf sie gerichtet. Er schien sie zu mustern, sprach aber kein Wort.
Sie hielt die Stille nicht mehr aus. „Ist Euch Anrangar bekannt?“ Der Mann nickte. „Das Mädchen sagte, dass ich erwartet werde. Was wollt Ihr wissen?“ Ihre Stimme klang forscher als sie es meinte. War Anrangar bewusst wohin er sie gesandt hatte? Die sonore Stimme des Mannes unterbrach ihre Gedanken. „Beginnen wir mit Eurem Namen.“ Sie streckte ihren Rücken durch und fixierte nun ihrerseits den Mann vor ihr. „Lyobeth.“ Ihren Familiennamen nannte sie nicht. Sie hatten ihn schon vor langer Zeit abgelegt. Lyobeth Schneedorn, Tochter des Thaddeus Schneedorn. Diese Namen waren nun Vergangenheit. „Ihr seid aus Bree?“ War es der Name, der ihre Herkunft verriet oder war es ihr Äußeres? Die langen braunen Haare und ihre grünen Augen? „Ich wurde hier geboren, ja.“ Der Mann nickte. „In Eurer Aussprache schwingt ein gondorischer Dialekt. Habt Ihr Familie dort?“ Sie nahm sich Zeit für ihre Antwort. Ihr Vater war fahrender Händler. Jeden Monat ein neuer Ort, neue Gesichter, neue Betten. Seine Waren hatten ihn wohlhabend gemacht und größenwahnsinnig. Weit waren sie gereist um seinen Kundenkreis zu erweitern. Ihre Mutter und ihre drei Geschwister folgten ihm. Früh lernten sie lesen und schreiben, um den Vater zu unterstützen. Oft mit Widerwillen. Der Vater akzeptierte keine Fehler in seiner Buchführung. Stets musste alles korrekt sein. Fehler führten zu Schlägen mit der Handaußenfläche. Ihre Mutter vermochte nicht den Vater zu beruhigen. Sie legte aber Wert darauf, dass ihre Kinder mehr lernten, dass ihre zukünftigen Familien sich in guter Obhut wussten. Sie lernten zu kochen, putzen, das Feld zu bestellen, einfache Reparaturen an Wagen und Häusern auszuführen. Als der Vater reich genug war, kaufte er ein großes Anwesen an der Küste von Belfalas. Dort lebten sie für einen Großteil ihres Lebens. Dort lernte sie den Vater ihrer Tochter kennen. Elisiah nannten sie das Kind. Der schönste Moment ihres bisherigen Lebens. Ihr Vater sah das anders. Er blockierte jedes Mal das Thema Hochzeit. Stattdessen raubte er Elisiah und gab sie an eine Adelsfamilie ab, die selbst kein Kind hervorbringen konnte. Sicherlich bekam er dafür eine stattliche Summe. In seinen Augen war die Tochter ein Bastard. Nicht seiner Familie würdig. Stattdessen verbot er dem Vater Elisiahs jeglichen Kontakt zu seinem Nachwuchs und verlobte die geraubte Mutter mit einem reichen Spross. Des Brautpreises wegen. Ihre Mutter starb. Die Ungerechtigkeit hatte sie erkranken lassen. Während sie selbst über die Zeit Gefühle für ihren Zukünftigen entwickelte, verschob dieser die Hochzeit immer wieder. Sein Herz galt einer anderen.
Dies waren keine Erfahrungen, die den Fremden vor ihr etwas angingen.
„Mein Vater war fahrender Händler. Als wir an der Küste von Belfalas ankamen, ließen wir uns nieder und lebten viele Jahre dort.“
Eines Tages fanden die Kinder ihren Vater tot auf seinem Grundstück. Ob sein höheres Alter oder ein ehemaliger Geschäftspartner für sein Ende verantwortlich war, wollten sie alle nicht wissen. Das erste Mal in ihrem Leben waren sie frei zu entscheiden. Die jüngste Tochter machte sich auf einen ehrbaren Mann zu ehelichen. Die Brüder eilten dem Ruf Gondors nach, das Land zu beschützen.
Sie führte fort: „Meine Eltern starben. Meine kleine Schwester wurde in Belfalas sesshaft. Meine Brüder folgten dem Ruf Gondors. Ich kehrte zu meiner Geburtsstadt zurück.“ Ihr Gegenüber erhob die Hand, um sie zu unterbrechen. „Gondor ruft zur Verteidigung aus?“ Sie nickte. Klopfgeräusche auf Holz kamen aus der Richtung des Mannes, die Tür öffnete sich und das Mädchen stand dort wieder ihr zulächelnd. Der Mann bedeutete ihr aufzustehen. „Teilt Anrangar mit, dass die Zeit gekommen ist!“
Bevor sie den Raum verließ, wandte sie sich dem Mann ein letztes Mal zu. „Nennt Ihr mir Euren Namen, jetzt wo Ihr auch meinen kennt?“ Der Mann stand auf. „Ristred.“
Das Mädchen führte sie denselben Weg zurück, den sie gekommen waren. An der Eingangstür winkte das Kind ihr zum Abschied und schloss die Tür.
Prolog
Ein Auftrag ins Ungewisse
Dies musste das Anwesen sein, das er ihr beschrieben hatte. Im hintersten Winkel von Südbree, umschlossen von weiteren Häusern. Die Eingangstüre des Anwesens die Erkenntnis, dass diese Straße in einer Sackgasse endete. Wo noch auf der Hauptstraße reges Treiben herrschte, war es nun still. Die Nacht war erst gerade angebrochen. Was auch immer Anrangar vorhatte, diese kurze Strecke hätte er sie auch begleiten können. Langsamen Schrittes ging sie auf die Türe zu und lauschte. Mehrere Frauen- und Männerstimmen konnte sie hören. Sicherlich zehn oder mehr. Bevor sie an der Türe klopfte, fiel ihr auf, dass jemand in das Holz geschnitzt hatte. Der Regen hatte sein Bestes getan, um die Schnitzerei so unkenntlich zu machen, wie es nur möglich war aber es sah ihr doch sehr nach den Resten eines Schwertes aus.
Zweimal klopfte sie. Die Stimmen verstummten nicht und auch keine kam der Türe näher. Sollte sie nochmals anklopfen? Bevor sie sich entscheiden konnte, öffnete sich diese nach innen. Vor ihr stand niemand. Sie sah hinein. Ein großer, spärlich beleuchteter Raum öffnete sich vor ihr. In kleinen Gruppen sprachen Frauen und Männer miteinander. Die meisten hatten Krüge in der Hand und schienen sich zu amüsieren. Niemand schenkte ihr Beachtung. Zwei Schritte ging sie in den Raum, dann schloss sich die Tür. Ihr Blick fuhr erschrocken zurück. Ein kleines Mädchen, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt, stand hinter ihr. Es war in einem braunen Kleid gekleidet, das vom Staub und Matsch der Straßen verdreckt war. Das Kind selbst sah wohl ernährt und sauber aus. Die hellbraunen Haare waren durchgekämmt und ein freundliches Lächeln schmückte ihre Lippen. Ein Stein fiel ihr vom Herzen. Wo Kinder waren, da konnte kein Unheil sein. Die kindliche Stimme durchbrach ihr Schweigen: „Ihr werdet erwartet! Folgt mir!“ Flinken Schrittes drehte das Kind nach rechts, stieß eine angelehnte Tür auf und sprang singend den Gang entlang. Sie folgte. Auch der Gang war spärlich beleuchtet und der Bretterboden knirschte bei jedem Schritt. Sie gingen an mehreren Türen vorbei, alle fest verschlossen bis das Mädchen vor einer stehen blieb, sich auf die Zehenspitze stellte, um den Türgriff zu drücken und mit dem Türgriff in der Hand nach hinten manövrierte. So konnte sie also nicht sehen, wer die Türe geöffnet hatte. Waren der Eingangsraum und der Gang noch spärlich beleuchtet, so spendete hier nur eine auf einem kleinen Tisch stehende Kerze Licht. Die Wände waren gänzlich vom Schatten verschluckt. Fragend sah sie das Mädchen an. Dieses nickte, lächelte und wies mit ihrer linken Hand auf den Stuhl, der vor dem Tisch stand. Sie trat ein und die Tür schloss sich. Über der Türe war noch eine zweite Kerze angebracht. Sie vermochte aber nicht, die Wand so weit zu erhellen, dass die Decke erkennbar wurde. Sie besah sich Tisch und Stuhl. Der Schreiner, der diese Möbelstücke hergestellt hatte, verstand sein Handwerk. Präzise aneinander gereiht und ohne Lücke oder Erhebung formten die Bretter Tisch und Stuhl. Sitzend besah sie sich den Raum genauer. Jetzt, wo sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie mehr erkennen. Vor allem wurde ihr gewahr, dass in der Dunkelheit vor ihr jemand saß. Ein Mann, sicherlich sechs Fuß groß, kräftiger Körper und das Gesicht unter einer Kapuze verborgen. Er bewegte sich nicht. Sein Blick war auf sie gerichtet. Er schien sie zu mustern, sprach aber kein Wort.
Sie hielt die Stille nicht mehr aus. „Ist Euch Anrangar bekannt?“ Der Mann nickte. „Das Mädchen sagte, dass ich erwartet werde. Was wollt Ihr wissen?“ Ihre Stimme klang forscher als sie es meinte. War Anrangar bewusst wohin er sie gesandt hatte? Die sonore Stimme des Mannes unterbrach ihre Gedanken. „Beginnen wir mit Eurem Namen.“ Sie streckte ihren Rücken durch und fixierte nun ihrerseits den Mann vor ihr. „Lyobeth.“ Ihren Familiennamen nannte sie nicht. Sie hatten ihn schon vor langer Zeit abgelegt. Lyobeth Schneedorn, Tochter des Thaddeus Schneedorn. Diese Namen waren nun Vergangenheit. „Ihr seid aus Bree?“ War es der Name, der ihre Herkunft verriet oder war es ihr Äußeres? Die langen braunen Haare und ihre grünen Augen? „Ich wurde hier geboren, ja.“ Der Mann nickte. „In Eurer Aussprache schwingt ein gondorischer Dialekt. Habt Ihr Familie dort?“ Sie nahm sich Zeit für ihre Antwort. Ihr Vater war fahrender Händler. Jeden Monat ein neuer Ort, neue Gesichter, neue Betten. Seine Waren hatten ihn wohlhabend gemacht und größenwahnsinnig. Weit waren sie gereist um seinen Kundenkreis zu erweitern. Ihre Mutter und ihre drei Geschwister folgten ihm. Früh lernten sie lesen und schreiben, um den Vater zu unterstützen. Oft mit Widerwillen. Der Vater akzeptierte keine Fehler in seiner Buchführung. Stets musste alles korrekt sein. Fehler führten zu Schlägen mit der Handaußenfläche. Ihre Mutter vermochte nicht den Vater zu beruhigen. Sie legte aber Wert darauf, dass ihre Kinder mehr lernten, dass ihre zukünftigen Familien sich in guter Obhut wussten. Sie lernten zu kochen, putzen, das Feld zu bestellen, einfache Reparaturen an Wagen und Häusern auszuführen. Als der Vater reich genug war, kaufte er ein großes Anwesen an der Küste von Belfalas. Dort lebten sie für einen Großteil ihres Lebens. Dort lernte sie den Vater ihrer Tochter kennen. Elisiah nannten sie das Kind. Der schönste Moment ihres bisherigen Lebens. Ihr Vater sah das anders. Er blockierte jedes Mal das Thema Hochzeit. Stattdessen raubte er Elisiah und gab sie an eine Adelsfamilie ab, die selbst kein Kind hervorbringen konnte. Sicherlich bekam er dafür eine stattliche Summe. In seinen Augen war die Tochter ein Bastard. Nicht seiner Familie würdig. Stattdessen verbot er dem Vater Elisiahs jeglichen Kontakt zu seinem Nachwuchs und verlobte die geraubte Mutter mit einem reichen Spross. Des Brautpreises wegen. Ihre Mutter starb. Die Ungerechtigkeit hatte sie erkranken lassen. Während sie selbst über die Zeit Gefühle für ihren Zukünftigen entwickelte, verschob dieser die Hochzeit immer wieder. Sein Herz galt einer anderen.
Dies waren keine Erfahrungen, die den Fremden vor ihr etwas angingen.
„Mein Vater war fahrender Händler. Als wir an der Küste von Belfalas ankamen, ließen wir uns nieder und lebten viele Jahre dort.“
Eines Tages fanden die Kinder ihren Vater tot auf seinem Grundstück. Ob sein höheres Alter oder ein ehemaliger Geschäftspartner für sein Ende verantwortlich war, wollten sie alle nicht wissen. Das erste Mal in ihrem Leben waren sie frei zu entscheiden. Die jüngste Tochter machte sich auf einen ehrbaren Mann zu ehelichen. Die Brüder eilten dem Ruf Gondors nach, das Land zu beschützen.
Sie führte fort: „Meine Eltern starben. Meine kleine Schwester wurde in Belfalas sesshaft. Meine Brüder folgten dem Ruf Gondors. Ich kehrte zu meiner Geburtsstadt zurück.“ Ihr Gegenüber erhob die Hand, um sie zu unterbrechen. „Gondor ruft zur Verteidigung aus?“ Sie nickte. Klopfgeräusche auf Holz kamen aus der Richtung des Mannes, die Tür öffnete sich und das Mädchen stand dort wieder ihr zulächelnd. Der Mann bedeutete ihr aufzustehen. „Teilt Anrangar mit, dass die Zeit gekommen ist!“
Bevor sie den Raum verließ, wandte sie sich dem Mann ein letztes Mal zu. „Nennt Ihr mir Euren Namen, jetzt wo Ihr auch meinen kennt?“ Der Mann stand auf. „Ristred.“
Das Mädchen führte sie denselben Weg zurück, den sie gekommen waren. An der Eingangstür winkte das Kind ihr zum Abschied und schloss die Tür.