Re: Celestiel Navayron
Verfasst: Do 6. Nov 2008, 15:06
XI. Eine schicksalshafte Begegnung (Jahr: 3018)
Unverhofft war das Aufeinandertreffen mit dem gondorischen Krieger auf dem Vorplatz des Gasthauses zu Bree. Als Taldaras Arnum stellte er sich vor, Anführer einer Gemeinschaft mit dem Namen ‚Meigol i Estel’. Scheinbar eine gewöhnliche Gemeinschaft aus Abenteuern und Reisenden, die sich zusammengeschlossen hatten, um Abenteuer zu bestehen. Wahrlich nichts Weltbewegendes, so waren dieser Tage viele solcher Gruppierungen unterwegs. Ohne festen Hintergrund. Lose oder auch feste Zusammenschlüsse, Anlaufstellen für all jene, die der Einsamkeit trotzen wollten. Und so liess sich auch Celestiel auf eine solche Gemeinschaft ein, in der Hoffnung der Einsamkeit zu entfliehen. Niemand hätte sie jedoch darauf vorbereiten können, was in den kommenden Monaten folgen sollte.
Ominöse Angriffe, die von Mal zu Mal an Bedrohung gewannen, zwangen die Gemeinschaft dazu, sich eine schützende Tarnung zu geben. So sollte die Meigol i Estel fortan nur noch als gondorischer Trupp in Bree und Umland bekannt sein und Celestiel als Schreiberin eben jenes Trupps. Die genauen Hintergründe dieser Gemeinschaft blieben jedoch ebenso verschleiert wie die Angriffe, deren Verursacher namen- und gesichtslos waren. Eine aufreibende Zeit, die nur mit starkem Zusammenhalt bewältigt werden konnte. Dieser Zusammenhalt wandelte sich bei Celestiel und Taldaras in eine starke Zuneigung, der jedoch Steine in den Weg gelegt waren. Taldaras verstand sich vortrefflich darin, jedwede Gefühlsregung hinter seiner stoischen Miene zu verbergen. War Celestiel also nicht im Begriff wieder den gleichen Fehler zu begehen? Einen Mann zu lieben, den sie sich wieder mit dem Schlachtfeld teilen musste und der nie ganz ihr gehören würde?
Menschen sind in Liebesdingen nicht nur blind. Sie sind auch unbelehrbar.
Oder war Celestiels Handeln nur von ihrer Naivität bestimmt?
Egal, was schlussendlich der Grund war, Celestiel knüpfte ein enges Band zu Taldaras, mit jenem stolzen Krieger Gondors, der in Gefühle ein Übel sah, das es zu vermeiden galt, lenkten ihn diese doch von seiner eigentlichen Aufgabe ab.
Eine Aufgabe, die nur Eingeweihte kannten.
Eine Aufgabe, die ganze Schicksale bestimmte.
Eine Aufgabe, die er nie zu Ende führen sollte.
>>Was tun, wenn ein Teil deines Herzens wegbricht? Stehst du gerade und wirst dem Schmerz trotzen? Oder lässt du dich von ihm wegtreiben? Ein schnellend, reissender Fluss, der tosend über dich hereinbricht und dich mitreissen wird, an einen Ort, wo keine Menschenseele auf dich warten wird. Ja, du wirst allein sein, mit dem Wissen, dass nach deinem Fall niemand mehr da sein wird, der dich auffangen kann. Denn dieser jemand - er ist hinfort.<<
Innerlich wusste sie es bereits, als sie das Wappen Gondors in seinem Waffenrock eingestickt sah. Mit ihrem tapferen Lächeln schien sie jedoch zu versuchen ihre innere Gewissheit herauszufordern, zu einem Kampf, den sie nimmer gewinnen konnte. Regungslos und stumm beobachtete sie wie der Bote stramm das Pergament aufrollte und in monotoner Stimme vorzulesen begann:
"Wir bedauern zutiefst Euch mitteilen zu müssen, dass Euer Gemahl und unser treuer Kamerad Hauptmann der zweiten Verteidungswall Taldaras Arnum im Kampf um die Verteidigung Gondors gefallen ist. So möchten wir unser tiefstes Bedauern aussprechen. Gondor hat einen tapferen Sohn und Krieger verloren. Doch war sein Tod nicht vergebens, diente jener doch einem höherem Zweck. Mögen seine ruhmreichen Taten, sein Opfer nicht in Vergessenheit geraten und sein Mut auf uns alle übergehen. Gezeichnet Bentalas Jorsan, Feldherr der vierten Verteidigunswall, Minas Tirith."
Sie sah die Blicke nicht, die in stummer Trauer zu Boden sanken. Sie nahm nicht wahr, wie Grisgrim in die Halle stürmte. Sie hörte das Schluchzen von Kanwyn nicht, ebenso wenig wie sie hörte, dass der Krug aus Kanwyns Händen glitt und scheppernd auf den Boden knallte, um dort in unzählige Stücke zu zerbrechen. Sie bemerkte nicht einmal, dass ebendies auch mit ihrem Herz geschah. Es zerbrach, wurde von einer unsichtbaren Klaue zerquetscht, die sich fest um ihr Herz drückte. Vom Schicksal eingeholt und gemeistert, zu Boden gedrückt und mit Tritten gepeinigt.
"D-das...das ist doch Unsinn! Das kann nicht sein...Taldaras ist in Gondor, bei den Letzten seiner Familie!"
Celestiel begann hektisch um sich zu blicken, suchte mit ihrem Blick fieberhaft nach der Bestätigung, die sie in ihrem Innern misste. Ihre Züge resignierten ob der Verzweiflung, die von ihr Besitz ergriff, als rundherum nur stummes Kopfschütteln sie erwartete. Der menschliche Verstand spielte ihr Streiche, wollte nicht erfassen, was längst geschehen und nicht mehr rückgängig zu machen war. Und doch hielt sie an einem irrwitzig kleinen Funken Hoffnung fest, der einfach nicht weggefegt werden wollte. Ihrem Blick wohnte Unglauben inne. Unglauben darüber, dass all dies wirklich geschehen war. Dass man sie eines Menschen beraubt hatte, mit dessen Wegsterben ebenso ein Teil ihres Herzens verdorrte. Ein Gefühl machte sich in ihrem Bauch bemerkbar, das Wut gefährlich nah' kam. Aufrecht? Oh ja, sie stand aufrecht, doch konnte man schwerlich übersehen, dass sich jede Sehne in ihrem Körper dem Schmerz unterwarf, wie alles in ihr nachgab. Was bliebt war ein kümmerliches Abbild ihrer selbst. Sie driftete ab in einen Strudel an hereinbrechenden Gefühlen, unfähig alle Geschehnisse klar zu erfassen. Nur bruchstückhaft konnte sie sich später an diesen Abend erinnern. Gedankenfetzen, wirr aneinander gereiht und kaum zu ordnen, selbst dann nicht, als sie das Sippenhaus schliesslich verlassen und in Bree Zuflucht vor ihrem verfolgenden Schmerz gesucht hatte.
Taldaras kehrte nie aus Gondor zurück. Aufgebrochen, um sich um Familienangelegenheiten in der Heimat zu kümmern, fand er seinen Tod unter mysteriösen Umständen in einem Waldstück irgendwo in Gondor. Er hinterliess einen schlichten Schlüssel in Celestiels Obhut, dessen Zweck bis heute ungeklärt blieb. Sein Vermächtnis war jedoch auch eine Bürde, der sich eine Person annehmen musste. Vorerst galt es jedoch eine Trauer zu bekämpfen, die eine ganze Gemeinschaft ins Wanken brachte. Und Celestiel suchte ihren Trost an den Ufern Evendims. Ein schicksalsträchtiger Ort für sie und eine Person, deren Seele nicht minder gemartert war wie die ihre.
Unverhofft war das Aufeinandertreffen mit dem gondorischen Krieger auf dem Vorplatz des Gasthauses zu Bree. Als Taldaras Arnum stellte er sich vor, Anführer einer Gemeinschaft mit dem Namen ‚Meigol i Estel’. Scheinbar eine gewöhnliche Gemeinschaft aus Abenteuern und Reisenden, die sich zusammengeschlossen hatten, um Abenteuer zu bestehen. Wahrlich nichts Weltbewegendes, so waren dieser Tage viele solcher Gruppierungen unterwegs. Ohne festen Hintergrund. Lose oder auch feste Zusammenschlüsse, Anlaufstellen für all jene, die der Einsamkeit trotzen wollten. Und so liess sich auch Celestiel auf eine solche Gemeinschaft ein, in der Hoffnung der Einsamkeit zu entfliehen. Niemand hätte sie jedoch darauf vorbereiten können, was in den kommenden Monaten folgen sollte.
Ominöse Angriffe, die von Mal zu Mal an Bedrohung gewannen, zwangen die Gemeinschaft dazu, sich eine schützende Tarnung zu geben. So sollte die Meigol i Estel fortan nur noch als gondorischer Trupp in Bree und Umland bekannt sein und Celestiel als Schreiberin eben jenes Trupps. Die genauen Hintergründe dieser Gemeinschaft blieben jedoch ebenso verschleiert wie die Angriffe, deren Verursacher namen- und gesichtslos waren. Eine aufreibende Zeit, die nur mit starkem Zusammenhalt bewältigt werden konnte. Dieser Zusammenhalt wandelte sich bei Celestiel und Taldaras in eine starke Zuneigung, der jedoch Steine in den Weg gelegt waren. Taldaras verstand sich vortrefflich darin, jedwede Gefühlsregung hinter seiner stoischen Miene zu verbergen. War Celestiel also nicht im Begriff wieder den gleichen Fehler zu begehen? Einen Mann zu lieben, den sie sich wieder mit dem Schlachtfeld teilen musste und der nie ganz ihr gehören würde?
Menschen sind in Liebesdingen nicht nur blind. Sie sind auch unbelehrbar.
Oder war Celestiels Handeln nur von ihrer Naivität bestimmt?
Egal, was schlussendlich der Grund war, Celestiel knüpfte ein enges Band zu Taldaras, mit jenem stolzen Krieger Gondors, der in Gefühle ein Übel sah, das es zu vermeiden galt, lenkten ihn diese doch von seiner eigentlichen Aufgabe ab.
Eine Aufgabe, die nur Eingeweihte kannten.
Eine Aufgabe, die ganze Schicksale bestimmte.
Eine Aufgabe, die er nie zu Ende führen sollte.
>>Was tun, wenn ein Teil deines Herzens wegbricht? Stehst du gerade und wirst dem Schmerz trotzen? Oder lässt du dich von ihm wegtreiben? Ein schnellend, reissender Fluss, der tosend über dich hereinbricht und dich mitreissen wird, an einen Ort, wo keine Menschenseele auf dich warten wird. Ja, du wirst allein sein, mit dem Wissen, dass nach deinem Fall niemand mehr da sein wird, der dich auffangen kann. Denn dieser jemand - er ist hinfort.<<
Innerlich wusste sie es bereits, als sie das Wappen Gondors in seinem Waffenrock eingestickt sah. Mit ihrem tapferen Lächeln schien sie jedoch zu versuchen ihre innere Gewissheit herauszufordern, zu einem Kampf, den sie nimmer gewinnen konnte. Regungslos und stumm beobachtete sie wie der Bote stramm das Pergament aufrollte und in monotoner Stimme vorzulesen begann:
"Wir bedauern zutiefst Euch mitteilen zu müssen, dass Euer Gemahl und unser treuer Kamerad Hauptmann der zweiten Verteidungswall Taldaras Arnum im Kampf um die Verteidigung Gondors gefallen ist. So möchten wir unser tiefstes Bedauern aussprechen. Gondor hat einen tapferen Sohn und Krieger verloren. Doch war sein Tod nicht vergebens, diente jener doch einem höherem Zweck. Mögen seine ruhmreichen Taten, sein Opfer nicht in Vergessenheit geraten und sein Mut auf uns alle übergehen. Gezeichnet Bentalas Jorsan, Feldherr der vierten Verteidigunswall, Minas Tirith."
Sie sah die Blicke nicht, die in stummer Trauer zu Boden sanken. Sie nahm nicht wahr, wie Grisgrim in die Halle stürmte. Sie hörte das Schluchzen von Kanwyn nicht, ebenso wenig wie sie hörte, dass der Krug aus Kanwyns Händen glitt und scheppernd auf den Boden knallte, um dort in unzählige Stücke zu zerbrechen. Sie bemerkte nicht einmal, dass ebendies auch mit ihrem Herz geschah. Es zerbrach, wurde von einer unsichtbaren Klaue zerquetscht, die sich fest um ihr Herz drückte. Vom Schicksal eingeholt und gemeistert, zu Boden gedrückt und mit Tritten gepeinigt.
"D-das...das ist doch Unsinn! Das kann nicht sein...Taldaras ist in Gondor, bei den Letzten seiner Familie!"
Celestiel begann hektisch um sich zu blicken, suchte mit ihrem Blick fieberhaft nach der Bestätigung, die sie in ihrem Innern misste. Ihre Züge resignierten ob der Verzweiflung, die von ihr Besitz ergriff, als rundherum nur stummes Kopfschütteln sie erwartete. Der menschliche Verstand spielte ihr Streiche, wollte nicht erfassen, was längst geschehen und nicht mehr rückgängig zu machen war. Und doch hielt sie an einem irrwitzig kleinen Funken Hoffnung fest, der einfach nicht weggefegt werden wollte. Ihrem Blick wohnte Unglauben inne. Unglauben darüber, dass all dies wirklich geschehen war. Dass man sie eines Menschen beraubt hatte, mit dessen Wegsterben ebenso ein Teil ihres Herzens verdorrte. Ein Gefühl machte sich in ihrem Bauch bemerkbar, das Wut gefährlich nah' kam. Aufrecht? Oh ja, sie stand aufrecht, doch konnte man schwerlich übersehen, dass sich jede Sehne in ihrem Körper dem Schmerz unterwarf, wie alles in ihr nachgab. Was bliebt war ein kümmerliches Abbild ihrer selbst. Sie driftete ab in einen Strudel an hereinbrechenden Gefühlen, unfähig alle Geschehnisse klar zu erfassen. Nur bruchstückhaft konnte sie sich später an diesen Abend erinnern. Gedankenfetzen, wirr aneinander gereiht und kaum zu ordnen, selbst dann nicht, als sie das Sippenhaus schliesslich verlassen und in Bree Zuflucht vor ihrem verfolgenden Schmerz gesucht hatte.
Taldaras kehrte nie aus Gondor zurück. Aufgebrochen, um sich um Familienangelegenheiten in der Heimat zu kümmern, fand er seinen Tod unter mysteriösen Umständen in einem Waldstück irgendwo in Gondor. Er hinterliess einen schlichten Schlüssel in Celestiels Obhut, dessen Zweck bis heute ungeklärt blieb. Sein Vermächtnis war jedoch auch eine Bürde, der sich eine Person annehmen musste. Vorerst galt es jedoch eine Trauer zu bekämpfen, die eine ganze Gemeinschaft ins Wanken brachte. Und Celestiel suchte ihren Trost an den Ufern Evendims. Ein schicksalsträchtiger Ort für sie und eine Person, deren Seele nicht minder gemartert war wie die ihre.