Laranell

Schildert Erlebtes oder berichtet über Abenteuer aus der Sicht Eures Charakters.

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Laranell
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Re: Laranell

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Die Vergangenheit vor Augen
Mit nachdenklichen Blick saß die Rothaarige vor einem der Kamine im tänzelnden Pony, in ihren Händen ein Krug den sie fest umklammert hielt. Wenngleich ihr Blick auch gen Flammen ging so schien sie ihren Schein nicht zu sehen, das sachte knistern des Feuers nicht zu hören. Man könnte annehmen das sie von ihrer Umgebung in diesem Moment nichts mit bekam.
Vielmehr hing sie ihren Gedanken nach, Gedanken an einen früheren Zeitpunkt dieses Abends.


Wie so oft stand Laranell in der Taverne, besah sich das bunte Treiben. Auch wenn sie sich äußerlich nicht mehr von den meisten Gästen unterschied so war in ihr immer noch dieses Gefühl von früher, als sie noch nicht groß beachtet wurde. Lautes Stimmengewirr drang an ihr Ohr, mit scharfen Zungen aus unfreundlichen Mündern gesprochen. Neugierig wandte sie sich um, ein Streit in diesen Räumen war zwar wahrlich nichts ungewöhnliches aber doch des öfteren interessant oder auch nur amüsant. Doch das Bild das sich ihr dann darbot war in gewisser Weise ein neues, ein seltenes.
Zwei Männer die ein Mädchen, vielleicht 11 oder auch 12 Sommer alt, bedrängten. Nahe standen sie an ihr und als einer von ihnen das Handgelenk der Kleinen umgriff und jene laut aufschrie ging Laranell ohne groß über ihr Tun nachzudenken auf die Gruppe zu, um sogleich den einen Mann zur Rede zu stellen. Schnell war erklärt was denn deren Problem war, weshalb einer von ihnen die Kleine nach wie vor festhielt. Geklaut sollte sie haben, zumindest hatte sie es versucht und war von dem zweiten dabei gesehen und somit erwischt worden.
Laranell war sicherlich nicht naiv genug sodann dem kleinen Mädchen Glauben zu schenken, denn was sollten die Männer für einen Grund für solch Behauptung haben wenn nicht ein Körnchen Wahrheit darin steckte, zumal sie selbst nicht einmal fremden Männern zutraute sich an einem kleinen Mädchen grundlos abzureagieren. Doch erschienen ihr die Männer eher als ungemütliche Zeitgenossen, sie wäre nicht sie selbst gewesen hätte sie sich in diesen Moment nicht auf die Seite des Mädchens gestellt.
So tischte sie den beiden Herren eine Lügengeschichte auf, darüber dass sie die Kleine kannte die praktischerweise danach sogar Tante zu ihr sagte. In der darauffolgenden Diskussion behielt sie die Oberhand, schlagfertig war sie schon immer gewesen, dies wurde ihr auch hier zum Vorteil. Sie machte den beiden auf ihre “charmante” Art klar das sie ohnehin keine Beweise in der Hand hielten, das nichts geklaut wurde und das der alleinige Versuch nicht nach zu weisen wäre. So konnte die Kleine davon laufen als die beiden Herren ihr Augenmerk auf sie gerichtet hatten und so schaffte sie es auch das die beiden gingen, ohne weitere Worte außer ein paar Beleidigungen die an ihr abprallten, auch ohne die Drohung mit der Stadtwache wahr zu machen.
Später legte sie dem Mädchen noch nahe besser auf sich acht zu geben, vor allem auch vorsichtiger beim stehlen zu sein wenn sie dies schon tun musste und drückte ihr zwei Silberlinge in die Hand, denn viel Münzen trug sie selten bei sich wenn sie hier war. Doch würde es für einen warmen Eintopf und ein Brot am nächsten Tag reichen.

In mehreren kleinen Zügen leerte sie ihren Krug, schweigend machte sie sich auf den Weg nach draußen und wie von selbst führten ihre Schritte sie in Richtung Viertel. Mit einem seufzen ließ sie sich auf dem Brunnen davor nieder, den Blick gerade aus gerichtet, hinein in das Viertel das so lange Zeit ihr zu Hause war, da Viertel in dem auch die Kleine lebte - alleine.
So wie sie selbst vor einigen Jahren:

Sie sah sich vor ihrem inneren Auge als sie selbst so alt war. Ihr Vater war gestorben an dieser Krankheit die kein Heiler zu deuten wusste, die kein Mittel zu lindern wusste. Einen langen Kampf hatte sie mit angesehen, wie aus dem einst so stolzen Mann nur noch ein Schatten seiner selbst blieb, dünn, abgemagert. sein Gesicht eine eingefallene Fratze. Und doch hatte die kleine Laranell sich jeden Tag um ihn gekümmert, ihm Essen und Trinken an sein Bett gebracht, ihn schlussendlich sogar gefüttert als er zu schwach war selbst seine Hand an den Mund zu heben oder den Krug zu halten, auch versuchte sie stets die kleine Hütte in Ordnung zu halten, so wie ihr Vater dies früher tat, bevor er krank wurde. Des Abends war sie auf einem kleinen Schemel neben ihm gesessen und erzählte ihm Geschichten, sie erzählte ihm wie gut es ihr doch ginge, wie sie tagsüber mit den anderen Kindern spielte, wie sie lachten. Doch waren dies alles Lügen gewesen, die anderen Kinder beachteten sie nicht, wollten nichts mit ihr zu tun haben. Sie wurde stets gehänselt, ob ihrer viel zu kleinen Kleidung die vom Schmutz bedeckt war. Und doch fiel ihr jeden Abend wieder eine Geschichte ein die sie ihrem kranken Vater erzählen konnte, denn die Wahrheit wollte er sicherlich nicht hören und sie widerrum wollte sie ihm nicht erzählen. Er sollte sich keine Sorgen um sie machen, sie hatte Angst das ihn das noch kränker machen würde.
Eines Morgens war er einfach nicht mehr aufgewacht als sie mit einem Stück Brot und einem frischem Krug Wasser zu ihm kam, sogar ein paar Beeren hatte sie ihm zum Frühstück gesammelt doch der Kranke lag mit aschfahlem Gesicht in seinem Bett, die Augen verschlossen. So sehr sie den Körper auch rüttele und schüttelte so sehr sie schrie er öffnete sie nicht mehr und ihr wurde bewusst das er sie nie wieder öffnen würde, sie nie wieder ansehen und sein kleines Mädchen nennen würde. Laranell ließ den Krug fallen der auf dem Holzboden zerschellte und seinen Inhalt über selbigen vergoss, der Teller mit Brot und Beeren folgte kurz darauf. Die süßen roten Früchte kullerten über den ganzen Boden während das Brot seinen Weg unter das alte Bett fand. Dann war sie  aus der kleinen Hütte gerannt, zu jung um das gesamte Ausmaß des Geschehenen zu verstehen, zu naiv um zu wissen was sie tun solle und so rannte und rannte sie einfach bis sie schließlich inmitten einer Wiese erschöpft zusammenbrach.

Einige Zeit, es mochten Stunden vielleicht auch Tage später sein, fand sie sich in Bree wieder. Früher war sie oft hier gewesen, mit ihrem Vater. Doch lag dies lange zurück und die Erinnerungen daran waren nur noch vage vorhanden. Viel mehr als der Markt war ihr nicht bekannt. Was wollte sie hier? In der großen Stadt, alleine? Niemand schenkte dem kleinen verdreckten Kind große Beachtung, außer am Markt, dort jagte man sie von einem der Stände weg wie einen räudigen Straßenköter ob der Sorge das sie dort etwas stehlen wollte.
So striff sie weiter durch die große Stadt, ohne Ziel vor Augen, ohne zu wissen was sie hier wollte. Zurück nach Hause? Nun daran dachte sie sicherlich nicht, weitere Verwandte gab es nicht, auch keine engen Freunden der Familie. Noch dazu lag dort der tote Körper ihres Vaters. Also würde sie sich hier umsehen, irgend etwas, so dachte sie, würde sich schon ergeben.
Auf ihrem Weg kam sie auch an dem Viertel wobei das einen weniger behaglichen Eindruck machte, schon von außen sah man die alten Fassaden der Häuser an denen der Zahn der Zeit nagte der die Fassade zum bröckeln brachte. Zwei junge Burschen, kaum älter als sie selbst gingen durch den kleinen Torbogen, ihre Kleidung war nicht so sauber und gepflegt wie die der anderen Bewohner der Stadt, ein jeder von ihren hatte einen Apfel in der Hand und der eine stieß den anderen an der Schulter an woraufhin man ihr Lachen hören konnte. Neugierig folgte die kleine Laranell ihnen in das Viertel hinein.  Letztendlich war sie dort geblieben, eine sehr lange Zeit, wie lange genau vermochte sie nicht mehr zu sagen doch waren viele Jahre ins Land gezogen, viel war geschehen ehe sie eines Abend mit einem Mann zusammen stieß.

Sie wusste wie sie die ganzen Jahre verbrachte, sie wusste was sie alles erlebte und sie wusste das sie selbst der Kleinen nicht helfen konnte, nicht alleine und nicht aus eigener Kraft heraus.
Ebenso war ihr klar das dieses Mädchen nur eines von vielen war, warum also sollte ausgerechnet ihr geholfen werden wenn doch so viel andere ebenso dieser Hilfe bedürfen? Sie konnte weder allen helfen noch andere dazu bringen dies zu tun. Sie konnte die Welt nicht verändern. So musste sie nur hoffen dass die Kleine irgendwann ebenso viel Glück haben würde wie sie selbst, bestenfalls sollten bis dahin nicht so viele Jahre ins Land ziehen. Doch würde sie ein Auge auf sie haben.
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Re: Laranell

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Bertah - Rückblende
Schluchzend saß das kleine rothaarige Mädchen hinter einem Busch an einer Hausmauer gelehnt, die Beine an ihren kleinen dünnen Körper gezogen, die Arme eng darum geschlungen. Ihr Kopf war auf ihre Knie gebettet und bebte sachte auf und ab. All die Gefühle der letzten Zeit waren mit einem Male wieder über sie hereingebrochen, ihre Fassade war zusammengefallen wie ein Kartenhaus ob eines Windstoßes.
Von wegen es würde sich etwas ergeben in der großen Stadt, hier im Viertel fiel sie nicht auf, sie war weder besser noch schlechter als alle anderen, eine von vielen eben. Die anderen Menschen der Stadt, jenen den es besser ging, die ein Dach über den Kopf hatten und jeden Tag genügend zu essen, nun jene gingen an ihr vorbei ohne sie zu beachten, sie könnte auch Luft sein es würde nicht viel Unterschied machen. Die einzigen Momente in denen sie Aufmerksamkeit bekam waren jene wenn sie sich zu verdächtig benahm, wenn ihre Finger länger wurden um irgendwie an etwas essbares zu kommen, schließlich gab nicht jeder Strauch genug Beeren her um satt zu werden.
So ließ sie hier ihren Tränen freien Lauf, unentdeckt, so dachte sie.
Zumindest bis ihr auf die Schulter geklopft wurde. hastig trocknete sie ihre Tränen an dem schmutzigen Stoff ihres Kleides ab ehe sie ihn anhob um zu der Verursacherin der Berührung zu sehen.
Ein kleines Mädchen, sie sollte in etwa ihr Alter haben stand vor ihr. Ihr Körper bedeckt von einem alten zerschlissenen Kleid welches ihr viel zu groß war, der Saum berührte ständig den Boden und dementsprechend verschmutzt war er. Ihr Gesicht das ebenso vom Staub der Straßen bedeckt war machte einen neugierigen und zugleich freundlichen Eindruck.
Die Fremde musterte Laranell aus ihren rehbraunen Augen aufmerksam, strich sich ihre zerzausten Haare aus dem Gesicht hielt der am Boden sitzenden einen Apfel hin.

“Du hast sicher Hunger, hm? Ich bin Bertah, bist du neu hier? Hab dich hier noch nie gesehen” sprudelte es aus dem Mädchen heraus. Ihr Stimme klang hell, freundlich mit einem Hauch eines naiven Untertones wie man ihn von Kindern oft hört.
“Ja, hab ich” sprach der Rotschopf leise und ihre Finger ergriffen sich schnell den Apfel von dem sie sogleich hungrig ab biss, kauend sprach sie weiter. “Ich bin Laranell, seit ein paar Tagen in der Stadt”
“Laranell, schöner Name, bist alleine hier? Und warum hast du eigentlich geweint?” Bertah ließ sich ebenfalls auf den Boden nieder.
“Ich hab nicht geweint! Ich hatte nur etwas im Auge, ehrlich. Und ja ich bin alleine hier, ganz alleine.” sprach sie immer noch kauend.
“Ach, deshalb brauchst nicht weinen, ich bin auch allein, also ohne Familie. Außerdem kennste jetzt mich un ich kenn hier ganz viele. Also sin wir ja eigentlich gar nich allein.” in einer freundschaftlichen Geste legte sie der Rothaarigen eine Hand auf die Schulter. “Ich werd einfach auf dich aufpassn un du passt auf mich auf, eh?”
Laranell blickte auf das Mädchen neben sich, sie nickte ihr zu und ein Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab, das erste Mal seit langem trat ihr wieder jemand derart offenherzig gegenüber wie sie es tat. “Ja, das klingt gut, sehr gut sogar”

“Komm, steh auf, ich zeig dir jetzt erst einmal alles hier” schnell sprang Bertah auf und reichte ihr die Hand um ihr auf zu helfen. Laranell ergriff sich die Hand und zog sich daran hoch, den Apfelbutzen warf sie achtlos hinter sich und ihre Lippen überkam ein überraschter Laut als das Mädchen mit der anderen Hand ihr eigenes, viel zu langes Kleid hochhob und sogleich los rannte und Laranell hinter sich her zog.
Vor einem alten, schäbigen Haus blieben sie stehen. “Hier drin” Mit ausgestreckten Zeigefinger deutete Bertah auf die alte Holztüre die wohl mehr schlecht als recht überhaupt noch in ihren Angeln hing. “Da wohnen zwei ganz ekelhafte Jungs. Halt dich bloß von denen fern sag ich dir, mit denen haste nichts als Ärger, die ärgern nämlich gern kleine Mädels, weißt du” mit anklagenden Blick sah sie zu dem Haus als sie erzählte und noch ehe Laranell viel erwidern konnte lief sie auch schon weiter zum nächsten Haus.
Dieses wies eine Vielzahl von kaputten Fensterscheiben auf die sicherlich mehr kalte Luft hinein ließen als die warme drinnen zu behalten. “Und da drin wohnt die Liva, eine gute Freundin von mir, ihr zwei werdet euch sicher verstehen, aber die ist schon älter, jaha. Die hat sogar schon einen Mann und ein kleines Kind habn sie auch” Bertah deutete mit ihren Armen die Größe eines Babys an. “Noch ganz klein, kann noch nicht redn, schreit dafür aber umso mehr und sabbern, ja es sabbert eigentlich den ganzen Tag” sie lachte hell auf und schon rannte sie weiter.
“So und da drin, da wohnt der Arndt, das ist zwar nen Junge aber dafür isser echt ganz nett. Hat zwar auch nur Flausen im Kopf aber is nich ganz so fies zu uns Mädchen” Bertah zeigte auf eine Hausecke. “dann gibts noch viele die nich in nem Haus schlafn, so wie ich. Komm mit” sprach sie überflüssigerweise und zog sie den ganzen Weg wieder zurück bis in eine kleine Ecke hinein. Rechts und links ragten die Dächer der eng zusammen stehenden Häuser so weit über das nahezu die ganze Ecke bis auf einen schmalen Spalt in der Mitte überdacht war.

“Hier schlaf ich!” ganz stolz zeigte Bertah auf einen Haufen Stroh in einer der Ecken. “Ist es nicht toll hier? Es regnet fast nie hier hin un der Wind bleibt vorn an den Häusern hängen. Natürlich sieht man im Sommer den Sternenhimmel nicht aber sonst isses hier angenehmer als woanders.” mit leuchtenden Augen zählte sie die wenigen Vorzüge die solch ein Schlafplatz im Freien mit sich brachte auf.
“Wenn du willst dann holen wir dir Stroh un du kannst hier neben mir schlafn” das kleine Mädchen zeigte in die andere Ecke.”
Laranell selbst hatte die meiste Zeit über geschwiegen, den Worten des kleinen Wirbelwinds an ihrer Hand gelauscht. Lediglich durch ein Nicken merkte man ihr an das sie sehr wohl zuhörte, aufmerksam folgte. Doch nun, in der Ruhe dieser Ecke fing sie auch wieder an zu sprechen.
“Ich, ehm, also” sie räusperte sich ehe sie weitersprach. “Ich würde gerne hier neben dir schlafen” mit einem Lächeln blickte sie von der leeren Ecke zu Bertah und wieder zurück.

“Gut dann komm ich weiß wo wir Stroh her bekommen, können nur nicht so viel auf einmal nehmen aber nach und nach sammeln wir dir was zusammen” Bertah drückte ihre Hand und zwinkerte ihr zu ehe sie sich mitsamt ihr auf den Weg machte, zu den Stallmeistern in Bree. “Weißt du, wo Pferde sind da ist auch Stroh” stellte das Mädchen altklug fest. “Und die habn soviel davon, da fällt es nicht auf wenn wir uns etwas nehmen”
“Psschh” sie legte geheimnisvoll einen Finger auf ihre Lippen. “Ah, schau er ist gerade beschäftigt” sprach sie leise weiter und nickte zu dem Stallburschen der gerade dabei in einer der Boxen ein Pferd zu striegeln und zu bürsten.
Laranell nickte ihr zu und schlich ihr sodann auf leisen Sohlen nach hinter die Stallungen, dort war ein großer Strohhaufen. Schnell rafften die beiden Mädchen soviel Stroh wie es nur ging in ihre Schürzen, hielten sie fest zusammen und liefen davon. Wieder in das Viertel, in die kleine Ecke in der sie dann das Stroh auf dem Boden ausbreiteten. Das ganze machten sie drei Mal an diesen Nachmittag, dann waren sie endlich zufrieden, zumindest vorerst und Laranell’s Schlafplatz war fertig.
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Eines Morgens
Wieder brach ein neuer Tag heran und man konnte bereits die Vögel hören die draußen in den Ästen der Bäume ihr Morgenlied sangen. Auch die Sonne sandte bereits ihre ersten schwachen Strahlen über die Wiesen und Wälder und natürlich auch über die Siedlung.
Sie war erwacht, wieder in einem Bett das nicht das ihrige war. Wieder einmal hatte sie nicht in ihrem Bett geschlafen, eigentlich ein Hohn wenn man bedenkt wie froh sie war ein eigenes zu haben, in einem warmen Haus.
Doch war es dieses Mal anders, wusste sie doch diesen Morgen wie sie des Nachts in das Bett gekommen war, nicht wie vor einigen Tagen als man sie im Rausche und fernab von logischen Denken in das Haus einer Bekannten brachte, auf das sie dort sicher schlafen kann. Seltsam nur, das man dies jetzt tat, jetzt da sie nicht mehr in der Gosse lebte machte man sich Sorgen um eine einzige Nacht. Eigentlich ja ziemlich verrückt, aber wohl auch wirklich besser so, vor allem nach den ganzen Rum.
Auch war sie nicht wieder im Bett des Wolfes, was auch gut so war. Es war nach wie vor ein Fehler gewesen neben ihm zu liegen, trotz des Abstandes, trotz der Tatsache das außer einem gemeinsamen Essen, Reden und kleinen Rangeleien nichts vorgefallen war. Beim nächsten Treffen musste sie ohnehin Nägel mit Köpfen machen und klar mit ihm reden, die Spiele waren vorbei, ein für alle Mal. Es war nur zu hoffen das er nicht die selbe Reaktion zeigte wie der Wanderer. Noch einen Betrunkenen der sich den Kopf aufschlug konnte sie nicht gebrauchen.
Sie lenkte ihren Blick neben sich, betrachtete den Schlafenden an ihrer Seite mit einem Lächeln auf den Lippen, diesmal bereute sie nicht in einem fremden Bett auf zu wachen, dieses Mal wusste sie das es richtig war, außerdem fühlte es sich gut an, mehr als gut. Sogar auf eine, ihr lange Zeit verwehrte, vertraute Art und Weise.
Sie lag noch eine ganze Weile wach ehe sie aufstand, es war an der Zeit zu kochen, also würde sie sich auf den Weg zu ihrem Arbeitsplatz machen, heute sollte es Eintopf geben, mit viel Kartoffeln und Fleisch.

Ein Treffen mit Bertah
“Hey Bertah! Schön dich endlich wieder zu sehen, erzähl wie geht es dir. Los, ich will alles wissen” Laranell umarmte ihre Freundin innig, fast so als würde sie jene nie wieder los lassen wollen, doch tat sie es dann doch, auch noch bevor sie die Frau vor sich erdrückte. “Hach, gut siehst du aus, neues Kleid?” sie hielt Bertah noch an den Schultern fest und betrachtete sie eingehend. Jene wiederum schnappte erst einmal nach Luft ob der herzlichen Begrüßung, auf ihren Lippen lag ein Lächeln und in ihren Augen lag ein sanfter Ausdruck als sie ihrerseits die rothaarige Freundin ansah. “Ich denke nicht nur bei mir hat sich etwas verändert, wenn ich dich so ansehe. Gerade das man dich noch erkennt.”
“Jaja, ich weiß, war ebn ma Zeit für was anderes, hm? Aber egal, jetzt erzähl du erst. Wohnst du immer noch bei dem Kerl da?” neugierig sah sie zu Bertah, wohl auch mit einer gewissen Hoffnung im Blick.
“Ja natürlich und..ich muss dir was erzählen, aber. Setz dich erst, ist wohl besser so.” lächelnd ließ sie sich auf das kleine Stück Wiese nahe des Viertels vor dem sie sich getroffen hatten fallen und wartete bis Laranell neben ihr Platz nahm ehe sie mit ihren Erzählungen fort fuhr.

“Also, eigentlich wollte ich dir dass das letzte Mal schon erzählen, nur war ich mir da selber noch nicht so sicher wie ich es mir jetzt bin”
Laranell nutzte die kleine, theatralische Pause ihrer Freundin um dazwischen zu platzen. “Du willst den Kerl endlich verlassen?” ein schelmisches Grinsen lag auf ihren Lippen.
Bertah schüttelte entschieden den Kopf. “Nein! Nein, ganz und gar nicht. Im Gegenteil, wir werden heiraten..weil”
“Du willst was? Du willst doch nicht ernsthaft den alten Kerl..sag ma spinnst du?” fuhr sie erneut dazwischen. “Das könnte nicht nur dein Vater sein sondern sogar dein Großvater! Den kannst du doch nich heiratn. Neh, echt nich”
“Laranell, nun lass mich doch erst einmal erzählen” sachte legte sie ihr eine Hand auf ihren Arm und strich sachte darüber, mit leiser, freundlicher Stimme fuhr sie fort. “Ich bin schwanger von ihm, wir bekommen ein Kind, deshalb die Heirat. Es ist gut so”. Auf Bertahs Lippen lag ein glückliches Lächeln, ganz im Gegensatz zu Laranell, der in diesem Moment die Gesichtszüge erstarrten, ungläubig sah sie zu ihrer Freundin.
“Nein? Das ist nicht dein Ernst, Verdammt, das musste doch so kommen. Hach so ein Mist aber auch, eh? Als ob das wirklich wert war aus dem Viertel zu kommen. Erst seine Mätresse spielen und jetzt noch seinen Bastard im Bauch.” Laranells Stimme klang alles andere als freundlich, vielmehr spuckte sie ihre Worte aus.
“Lea..ehm, Lara..nell! Hast du mir nicht zugehört? Wir werden heiraten, also kein Bastard, außerdem geht es mir gut. Ich freue mich darauf”. versuchte Bertah mit sanfter Stimme ihre aufbrausende Freundin zu beruhigen.
“Ja klaar, dir geht es gut. Verdammt noch Ma, glaubst du das wirklich? Du redest dir das doch nur ein, du redest dir das die ganze Zeit schon ein. Hauptsache raus aussem Viertel auch wenn du das Bett dafür mit nem halb Toten teiln musst. Das kanns nicht sein Bertah, echt nicht. Hey, vielleicht hab ich einen anderen Weg für dich, einen besseren.“ ungeachtet von den Worten ihrer Freundin sprach Laranell ihre Gedanken offen und ohne darüber nachzudenken aus.

Bertah hingegen verlor ihre Ruhe langsam aber sicher und zog hastig ihre Hand zurück, so als hätte sie sich an etwas heißem verbrannt, auch ihre folgenden Worte klangen bei weitem nicht mehr so ruhig wie noch zu Anfang ihres Gespräches. “Nur weil du es nicht verstehen kannst Laranell, heißt es nicht das es nicht für mich gut ist. Das es mir dabei nicht gut geht. Oder soll ich mein Leben nach deinen Vorstellungen leben? Ungeachtet dessen was ich will?."
“Nein Quatsch, wie kommste jetzt darauf? Aber, wir zwei sind doch gleich Bertah und du weißt auch das du das nich ernst meinst, das es dir nich wirklich gut geht dabei. Sei doch ehrlich!” kopfschüttelnd sah die Rothaarige auf ihr Gegenüber, riss nebenher ein Grasbüschel aus und ließ es sogleich wieder fallen.
Seufzend blickt Bertah zu ihr, einen ganzen Moment überlegend ehe sie wieder das Wort erhob.
“Ich bin ehrlich und du als meine Freundin solltest mir vertrauen und solltest es auch wissen. Denkst du nicht das ich es dir sagen würde hättest du Recht? Gut, anfangs war es vielleicht noch anders, doch die Dinge haben sich geändert, ich habe gelernt ihn zu lieben.”
“Pah! Lieben! Den alten Kerl? Haste dir den ma angesehn? Das kannst du nich ernst meinen!” keifte sie und sprang auf.

Nun war es endgültig um die Fassung von Bertah geschehen, was man sicherlich nicht zuletzt der Umstellung ihres Körpers ob ihrer Schwangerschaft anlasten konnte auch sie erhob sich wieder und baute sich vor ihr auf.
“Es reicht Laranell. Es reicht! Du solltest dich reden hören. Willst mir sagen wen ich liebe und wen nicht? Das lasse ich mir nicht sagen, von niemanden auch nicht von dir. Und es ist mir egal wie alt er ist, wie er aussieht. Ich liebe ihn weil er ist, wie er ist..aber das kannst du natürlich nicht verstehen. Ich denke es ist wohl besser das Gespräch für heute zu beenden.” Bertah wandte sich nach ihren Worten bereits um, um zu gehen, doch konnte Laranell ihre Freundin nicht so einfach gehen lassen. Sie machte einen Satz nach vorne und ergriff sie an der Schulter.
“Ich meine es doch nur gut mit dir, mehr nicht. Ich will nicht das du dir einredest das du ihn liebst. Und heiraten? Damit bindest du dich an ihn, für eine verdammt lange Zeit. Da draussn gibt es soviel Kerle, also warum ihn?”.
Bertah zittere leicht, wohl vor Wut, sie riss sich los und wandte sich um, verengte ihre Augen als sie zu ihrer Freundin blickte.
“Ich meine es erst und ich rede mir nichts ein. Nur weil du keinen Kerl mehr an dich ran gelassen hast. Seit über sechs Jahren, seit Arndt getötet wurde. DU weißt doch gar nicht mehr was Liebe wirklich ist. Also lass mich damit in Ruhe, lass mich einfach in Ruhe” schrie sie ihr entgegen.
“Aber..aber” Laranell schnappte nach Luft, das hatte gesessen. Doch noch ehe sie etwas sagen konnte drehte ihr Bertah erneut den Rücken zu und entfernte sich schnellen Schrittes.
Zurück blieb eine verdutzte Laranell, sie rief ihr nach. “Aber..bleib jetzt da un lass uns redn”
Doch von ihrer Freundin kam keine Reaktion mehr, es waren wohl zu viele unüberlegte Worte die an diesem Tag gefallen waren.
“Außerdem...weiß ich was Liebe ist” murmelte die Rothaarige noch leise.
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Re: Laranell

Beitrag von Laranell »

Volltreffer!
Erneut konnte sie Bertah nicht antreffen, dabei war sie heute wirklich über eine Stunde vor deren Haus gestanden, gut eigentlich war es nicht Bertahs Haus, eher das ihres Liebsten. Den Mann wegen dem sich die beiden Freundinnen derart in die Wolle bekamen auf das sich ihre Wege in Streit trennten.
Laranell war sich wohl mittlerweile bewusst geworden das ihre Worte nicht gerade mit Bedacht gewählt waren, dies für sich selbst einzusehen war nichts schweres,zu Kreuze zu kriechen um sich zu entschuldigen etwas gänzlich anderes. Doch hier ging es nicht um irgend jemanden, es ging um Bertah.
“Verdammter Mist verdammter” fluchte sie leise vor sich her, langsam aber sicher wurde ihr trotz des Mantels den Anrangar ihr gekaufte hatte kalt, Ein letzter Blick zu der verschlossenen Türe und ohne zu klopfen machte sie sich auf den Weg in das tänzelnde Pony, ein oder zwei Bier und ihre Laune würde sich deutlich anheben, dessen war sie sich sicher.

Kaum hatte sie die Tür der Taverne hinter sich geschlossen sah sie ihn auch schon. Ihn, diesen Agramir, der Wanderer wie sie ihn still nannte. Erst vor ein paar Tagen war ihr gesagt worden was der “feine Herr” denn über sie sprach. Keine guten Worte..verletzte Eitelkeit wohl oder was sonst brachte einen Mann dazu sich mit einer Trophäe zu schmücken an welcher er kläglich gescheitert war?
Sie musste unwillkürlich grinsen als sie noch dazu die Frau erblickte die an seinen Lippen klebte.
“Na, warte Bürschlein” murmelte sie leise vor sich her und schon ging sie auf das Pärchen zu und legte dem Kerl von hinten eine Hand auf die Schulter. Alleine sein Gesichtsausdruck als er seinen Kopf wand und sie erblickte war Gold wert. Wie ein Ehebrecher auf frischer Tat ertappt saß er vor ihr mit hochrotem Kopf.
„Oh...ehm..Du?“ stammelte er ihr zu.
“Ich muss noch mit dir redn, wegn letztens” sprach Laranell, bemühte sich um eine normale Stimme, ihren Zorn würde sie ihm schon noch zeigen, doch nicht hier, nicht in Gegenwart des Weibes, auch nicht durch bloße Worte. Natürlich willigte er ein mit ihr zu reden.
Laranell nickte zufrieden, sie war noch einen kurzen Blick auf seine “Beute” und blinzelte, hatte das Weib wirklich graue Haare? Ohne näher darauf einzugehen beschwichtige sie das Weib noch, sie würde ihr den Kerl gleich wieder bringen, so sagte sie zu ihr. In welchem Zustand, nun das gab sie nicht an, warum auch.

Draußen angekommen wandte sie sich sogleich ihm zu, noch oben auf der Treppe vor der Taverne, Laranell nickte, ob sie nun ein paar Zuschauer haben würde oder nicht war ihr reichlich egal, hauptsächlich wollte sie ihn von diesem Weib wegbringen weil die hatte sicher den ein oder anderen Grund ihr Vorhaben zu verhindern.
“Du das da drin ja, das ist nicht so wie es aussieht” begann er das Gespräch, als müsse er sich raus reden, als wäre er ihr Rechenschaft schuldig.
Sie ging nicht näher darauf ein, wollte sie dem Gespräch doch eine deutlich andere Richtung geben als ihre nicht vorhandene Eifersucht. Zudem hätte sie sich genau dies denken können, kaum das sie ihm eröffnete das er sich keine Hoffnung machen soll, schon da war ihr klar gewesen das er schon bald an dem nächsten Weib hängen würde, nichts besonderes also.

“Sag ma, wie gehts dir denn eigentlich, was machtn dein Kopf?” mit betont fürsorglichen Blick besah sie sich seine Stirn auf der noch vor kurzer Zeit eine Wunde prangte die sie sodann noch versorgte.
“Ach schon wieder alles gut” mit einem überzeugenden Nicken.
“Ja, doch. Sieht ja auch scho wieder gut aus” murmelte sie und ging auf ihn zu, das Augenmerk auf seine Stirn gerichtet, legte sie ihre Hände auf seine Schulter und hob ihr Knie schnell an.
Sie konnte sich ein leicht gehässiges Grinsen nicht verkneifen als der Mann vor ihr zu Boden ging, sich betroffene Stelle hielt und nur noch zu schmerzlichen Aussagen wie “Uhhhhh” oder “Ahhhh” in der Lage war.
“Eh das mit der Kleinen da drin is eine Sache eh...aber wehe ich hör noch ma das du behauptet du hast mich ran genommen.” zischte sie ihm entgegen.
Es folgten Ausflüchte seinerseits denen sie allerdings keinen großen Glauben schenkte.
“Och, was ist denn mit dem Mann passiert?” ertönte die gar besorgte wirkende Stimme einer Elbin neben ihr.
“Ich hab ihm in die Weichteile getreten weil er es verdient hat.” Sie wandte ihren Kopf nach links und sprach mit trockener und sachlich erklärender Stimme.
Dann wandte sie sich auch schon wieder dem auf dem Boden liegenden zu, der sich langsam und unter Schmerzen wieder aufrappelte. Von hinten war vernahm sie nur noch ein lautes: “In seine Kronjuwelen” wahr.

Es folgte also eine hitzige Diskussion darüber ob er nun wirklich schuldig war oder nicht, er stritt nach wie vor alles ab, tat es als Missverständnis ab, als ob es ihm noch was geholfen hätte, den Tritt hatte er bekommen, so oder so. Warum dann nicht den Arsch in der Hose haben und dazu stehen und sich schlicht entschuldigen? Doch so waren die Kerle Bree’s nun einmal, verlogen, verlogen und feige noch dazu.
Irgendwann verlor sogar Laranell die Lust weiter mit ihm darüber zu reden. Er hatte gesprochen, ihr wurde es erzählt und sie hatte ihm aufgezeigt was sie davon hielt, was also gab es noch so lange zu reden? Peinlich genug das sicher der ein oder andere Umstehende, und davon gab es genug, denken musste sie wäre ein eifersüchtiges Eheweib.
Zudem gesellte sich irgendwann sein grauhaariges Weib dazu, seltsam so alt sah sie eigentlich noch nicht aus.
Also wandte sich Agramir von ihr ab und dem anderen Weib zu, nicht das Laranell diese Tatsache sonderlich störte, doch der ein oder andere spitzfindige Kommentar überkam noch ihre Lippen. Vor allem als sie mit bekam wie dieses Weib sich an den Kerl schmiss, wohl froh das er ihr wirklich wieder gegeben wurde, wenn vielleicht auch etwas beschränkt in seinen Einsatzmöglichkeiten. Bei ihm schlafen wollte sie.
“Na dann noch viel Spaß heute, eh? Wenns überhaupt noch geht” sprach sie mit einem schiefen grinsen auf den Lippen nach links ohne ihren Kopf in die Richtung zu bewegen.
Damit war diese Sache für sie auch schon beendet, nun war es Zeit für ein Bier um diesen grandiosen Treffer zu feiern.
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Re: Laranell

Beitrag von Laranell »

Nächtliche Schwankungen oder auch Liebe ist doof!
Der Abend war schon weit fortgeschritten, die Stadt des Breelande lag ruhig und still da, die Lichter in den Häusern erloschen und abgesehen von ein paar wilden Katzen oder Kötern war niemand mehr auf der Straße als sich eine Gestalt den Weg hindurch bahnte.
Sie schwankte auf den Keilerbrunnen zu an dessen Rand sie dann mit ihrem Armen Halt suchte, sie blinzelte und im nächsten Moment waren laute Würgegeräusche, gefolgt von einem plätschern  zu hören als sie sich in das Wasser des Brunnen erbrach.
“Woah” sie hielt sich den Bauch “Das letzte Bier war nich gut, nene gar nich gut” ein weiterer Schwall verließ ihren Körper, wieder in das Wasser des Brunnens hinein, doch da spielte nun ohnehin keine Rolle mehr.
“Mist..verdammter” murmelnd wischte sie sich mit dem Handrücken über die Lippen, ihr Blick ging umher. “Zumindest das” sprach sie zu sich selbst als sie niemanden in ihrer näheren Umgebung ausmachen konnte.
“Nie wieder soviel Bier, eh?” fluchte sie leise vor sich her als sie sich wieder in eine aufrecht stehende Position begab, soweit aufrecht wie es ihr Zustand eben zuließ.
Einen ganzen Moment wartete sie noch ab ehe sie ihren Weg fortsetzte, in die Siedlung. Ein verdammt weiter Weg wohl bemerkt! Zumindest in ihrer momentanen Verfassung. Eigentlich hatte der Abend gut begonnen, sehr gut sogar.

War doch auf einmal Berendt vor ihr gestanden, sie sah ihn wieder öfter in letzter Zeit, eine Tatsache gegen die sie nichts einzuwenden hatte. War er doch über die Jahre hinweg ein guter Freund geworden, wenngleich er auch ein Schürzenjäger war, ein Chaot noch dazu, so doch auf seine ganz eigene Art liebenswert. Zugegeben jene musste man zuerst einmal ausmachen, oder es sich einfach nur einreden, je nachdem.
Sie prustete los als sie daran dachte wie er ein paar Tage zuvor im Pony vor ihr stand, mit Ruß bedeckt, mit Brandlöchern versehen, einer neuen deutlich kürzeren Frisur bis hin zu der Tatsache das einem in seiner Gegenwart das Wasser im Mund zusammen laufen konnte, zumindest wenn man Rauchfleisch mochte.
So sehr er und sie sich auch immer ärgerten, man konnte beiden von keinem nachsagen nicht auf den anderen zu schauen, so auch diesmal. Anrangar gewährte ihm einen Platz im Truppenhaus.
Achja Berendt, war der wirklich in Begleitung nach Hause gegangen? Ach egal, sollte er doch seinen Spaß haben.

Nach und nach gesellten sich noch zwei Frauen dazu, Ana und Feya, sie beide waren Schwestern und, was wichtig war, sie waren Breeländer! Ein lustiger breeländischer Abend also, so etwas konnte man nur genießen, zumindest wenn man davon absah das eine unter ihnen ihre wahre Freude über diesen Abend nicht zum Ausdruck bringen konnte, und warum? Natürlich wegen einem Kerl, warum auch sonst? Es sind immer Kerle über die man sich aufregen muss, wegen denen man miese Laune und ja wegen denen man dann auch noch mehr trinkt als einem gut tut! Aber bis dato eben ein schöner Abend.

Langsam wankte sie aus dem Stadttor hinaus, ihre Hände glitten an die Wand als ein erneutes Gefühl der Übelkeit überhand nahm, ein ausgelassener Schwung nach rechts und schon übergab sie dem dort wachsenden Busch eine Portion Alkohol, direkt aus ihrem Magen. Die Torwache die ganz in der Nähe besagten Busches stand hob die Brauen in beachtliche Höhen  an und besah sich das Häufchen Elend das sich fast vor seinen Füßen erbrach.
Ein paar Würgegeräusche und wehleidiges Husten später richtete sich Laranell wieder auf, nun fiel auch ihr die Wache auf, die dort stand, den Blick noch immer auf sie gerichtet.
“Tschuldigung” raunte sie ihm leise zu, begleitet von einem verlegenen räuspern.
Die Wache reagierte wie eine Wache dies eben tut, äußerst gelassen und vor allem auch sachlich.
“Geht es denn wieder?” fragte er lediglich, wohl mehr aus Höflichkeit heraus denn aus wirklichem Interesse wie es ihr ging.
“Jaja, klar.  Passt alles, mir gehts gut! Jawohl, total gut” murmelte sie ihm zu und machte sich auch schon weiter auf den Weg. Der Wachmann bedachte sie nur mit einem Stirnrunzeln und sah ihr noch nach ehe er sich wieder seiner Aufgabe zu wand. Stehen und dabei gut und vor allem wichtig aussehen!

So, also ein schöner Abend. Doch dann gesellte sich ein gewisser jemand zu der Truppe hinzu, ganz normal begrüßte er sie, so als wären sie vielleicht gute Freunde, nicht aber zwei Menschen die sich ein Bett teilten. Eine Tatsache die ihr, warum auch immer, ein Dorn im Auge war. Eigentlich verstand sie selbst nicht was sie daran so störte, doch irgendwie gab es ihr ein seltsames Gefühl. Noch dazu wenn dieser jemand dann kurz darauf noch andere Frauen in ihrer Gegenwart als ach so schön bezeichnete und ihnen ein Kompliment nach dem anderen machte. Ein kleiner Schlag in ihr Gesicht, jedes einzelne. Das Vertrauen in ihn würde dadurch sicherlich nicht wachsen. Zumal es da noch die ein oder andere Kleinigkeit gab die sie zum denken brachte. Warum dachte sie überhaupt soviel nach? Alles seltsam aber doch war es so.

“Mist verdammter..Orkmist” fluche sie leise vor sich her als ihre Gedanken an eben jenem Punkt des Abends angelangt waren der die Wende brachte und alles bisherige in einen Schatten stellte. Sie trat an einen nahe gelegen Baum an den sie gerade vorbei schwankte.
“Wahh...aua! Mistding blödes!” fauchte sie die Rinde besagten Baumes an als der Schmerz ihr Bein durchfuhr. Wütend funkelte sie ihn als, als wäre er schuld, schuld an ihren Gedanken, an ihrer Wut, an dem Bier welches zweifelsfrei zu viel war für diesen Abend. Ja dieser verdammte Baum war in diesen Moment einfach an allem schuld und all ihre Wut manifestierte sich auf ihn.
Allerdings war sie klug genug kein weiteres Mal gegen ihn zu treten, wer dies gewinnen würde lag auf der Hand, doch sollte sie das nicht daran hindern dem garstigen Wesen die Zunge heraus zu strecken ehe sie weiter ging.

Der Kerl also, jener Kerl der ihr ganzen Leben auf den Kopf stellte, der soviel veränderte. Doch irgendwie konnte sie nicht alles gut befinden, nein bei weitem nicht. Er setzte Gefühle in ihr frei von denen sie nicht einmal wusste das es jene gibt. Das konnte nicht gut sein.
Die Luft zwischen ihnen war zum zerschneiden dick geworden, eine Tatsache die auch an den anderen nicht vorüber ging, zumindest machte es den Anschein als ein Pärchen nach dem anderen seiner Wege ging und die beiden allein zurück ließen. Aber nein, nicht einmal das half jetzt noch, hatte er doch nichts besseres zu tun als sie zu kritisieren ob des Kruges in ihrer Hand. Es folgten Vorhaltungen über zu viel Biergenuss, sicherlich abstreiten konnte sie dies nicht, doch jetzt klein beigeben? Noch dazu ihm gegenüber? Pah, nein. Nicht im Traum wäre ihr dies eingefallen, nicht nach seinen Worten eben. Verdammter Sturkopf, natürlich ging er, natürlich ging er alleine, ohne sie.

Ächzend und schnaufend näherte sie sich der Siedlung, ihre Beine fühlten sich an als würden sie ihr jeden Moment den Dienst versagen.
“Nur noch nen bisschen, reiß dich zusammen, Weib” murmelte sie sich selbst zu als sie einen kurzen Halt machte. Hinlegen, einfach hinlegen, die Augen verschließen und schlafen, den ganzen Mist vergessen der sich wie ein roter Faden durch ihre Gedanken zog. Vergessen, nunja das konnte sie vorher auch, Noch im Pony als dieses Kapuzenmännchen auf sie zukam und ihr einen Keks entgegenstreckte. Eigentlich ja mutig von ihm wenn man bedenkt das sie noch  kurz zuvor einen Krug am Boden zerschellen ließ und sich missmutig, unterstützt von ihrer Schnute und mit verschränkten Armen gegen das Faß lehnte.
Irgendwie war es ja ein seltsamer Kerl, vor allem als sie sich wieder erinnern konnte woher sie diese Stimme kannte, die Angewohnheit Kekse zu essen, sowie das wenige von seinem Gesicht was durch tragen einer Kapuze eben zu sehen war.
Dennoch unterhielt sie sich mit ihm, schon alleine aus Trotz, noch dazu war er recht freigiebig was das bezahlen und bringen von diversen, gut befüllten Bierkrügen betraf. Je länger sie mit ihm sprach umso mehr wich der seltsame, fast schon schlechte Eindruck den sie anfangs von ihm besaß und irgendwann erzählte sie ihm sogar brühwarm wann und vor allem wie sie bereits vor einiger Zeit aufeinander trafen.
Alles in allem war es ein angenehmes, vor allem aber witziges Gespräch in welchem sie vergessen konnte was der Grund für ihre Laune gewesen war, eine Laune die sie dem Fremden gegenüber natürlich nicht zugab.

“Woah..endlich” murmelte sie als sie sich den Weg hinauf zum Truppenhaus befand, nur noch ein paar Stufen und sie konnte sich endlich hinlegen und schlafen, lange schlafen. Dann würde sie morgen eben etwas später kochen oder das lesen ausfallen lassen. Hauptsache es würde ihr, zumindest körperlich wieder besser gehen.
Im Truppenhaus angekommen, blinzelte sie umher, schnurstracks steuerte sie auf den Teppich vor dem Kamin zu und ließ sich darauf plumpsen. Hah, so würden ihr zumindest die Stufen erspart bleiben und es war besser wenn sie heute Nacht hier schlafen würde, auch wenn sie sich schon so sehr an seine Nähe gewöhnt hatte, in diesem Zustand wollte sie sich nun nicht neben ihm legen.
Morgen würde sie mit ihm reden, morgen würde sie ihm alles sagen was sie dachte. Wirklich alles. Doch er wollte mit ihr reden ehe sie zumindest ein Bier zu sich genommen hatte. Ach, aber egal Hauptsache war sie würden reden.
“Liebe ist doof” murmelte sie noch, zusammengerollt auf den Teppich ehe sie schließlich einschlief.
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Re: Laranell

Beitrag von Laranell »

Zurück ins alte Leben
Sachte begannen die Augenlider von Laranell zu zucken als der Schleier des Schlafes von ihr abfiel und sie langsam aber sicher erwachte. Noch unfähig ihre Augen zu öffnen lag sie da.
“Nur noch ein wenig liegen bleiben” murmelte sie vor sich her.
Neben sich vernahm sie ein gleichmäßiges Atmen, begleitet von einem leisen Schnarchen.
Es war lange her das sie jemanden neben sich spürte beim wachwerden und eigentlich hatte sie schon nicht mehr daran geglaubt das dies so schnell geschehen sollte.
Nicht nachdem er sie einfach von einem Moment auf den anderen allein gelassen hatte, ohne etwas zu sagen, vor allem nicht nachdem sie ihn vor einem Tag wieder traf, zufällig im Pony.
Sie war wie vor den Kopf gestoßen als sie ihn sah. Nach all der Zeit der Sorge und des Kummers nach seinem Verschwinden stand er vor ihr und alles was er zu sagen hatte war :”He, was gibts Neues?” Soviel Nerven musste man erst einmal besitzen. Auch im folgenden Gespräch kam kein einziges “Es tut mir leid“ oder ein „ich bin froh dich wieder zu sehen”, von einer Umarmung oder gar einem Kuss ganz zu schweigen.

Doch nun lag er wohl wieder neben ihr, konnte sie alles nur geträumt haben? War er vielleicht nie weg gewesen? Hatte dieser Abend im Pony nie statt gefunden?
Sogleich sah sie Bilder vor ihrem inneren Auge, dieser eine Abend, nachdem sie die zwei Tage ohne Bier überstanden hatte und dafür reichlich belohnt wurde. Noch immer lag ihr der frische Duft von den Blumen, die in dem Kranz steckten den er für sie geflochten hatte, in der Nase.
Dann fragte er sie ob sie denn eine Familie mit ihm möchte. Natürlich war ihre Antwort ja gewesen, was auch sonst? Denn in diesem Moment war ihr Vertrauen in ihm größer als jemals zuvor, aller Streit, alle dunklen Wolken am Himmel waren vergessen. Ihr Versprechen sich zu ändern war ihr ernst, sie würde dann eben nur noch wenig Bier trinken wenn ihm dies so am Herzen lag. Denn immerhin sollte er glücklich mit ihr sein.
Abgesehen davon wäre es wohl ohnehin besser weniger zu trinken wenn sie eine Familie wollte, eine richtige Familie. Vielleicht würde sie dort endlich die Geborgenheit erfahren und weitergeben können die sie selbst nie erleben durfte.
Es musste einfach so sein, sie erwachte aus einem schlechten und vor allem verdammt langen Traum.
“Ich hab echt was blödes geträumt” murmelte sie und wandte sich auf die Seite von der das regelmäßige Atmen an ihr Ohr drang. Mit einem Lächeln auf den Lippen blinzelte sie und öffnete langsam ihre Augen.

“Ach du Scheiße” schrie sie auf als ihr Blick auf ihr Nebenan fiel. Ein lautes Auf-grunzen war die Antwort des Schlafenden.
“Verdammt..wo” ihr Blick ging umher. Marode Hauswände, ein kaputtes Fenster, der Boden lehmig und von vereinzelten Grashalmen durchzogen.
Ihr Schlafplatz im Viertel...
Rasch brachte sie sich in eine sitzende Position was sie sogleich bereute. Ein schmerzhafter Stich durchzog ihren Kopf und in ihrem Bauch machte sich ein flaues Gefühl breit.
“Was zum..” irritiert blinzelte sie. Der Traum..oder war es gar keiner gewesen, war alles nur ein Traum gewesen, ihr neues Leben? Das Truppenhaus?
Sachte schüttelte sie ihren Kopf und versuchte ihre Gedanken zu ordnen und langsam und vor allem unsanft landete sie in der Realität.
Es war alles geschehen, es gab ihr neues Leben, es gab ihre neuen Aufgaben, ihre neuen Fähigkeiten, das neu erlernte und vor allem gab es ihre neue Liebe.
Doch vor allem war auch alles andere geschehen, er war wirklich verschwunden und nach etlichen Wochen stand er wie aus dem Nichts gekrochen wieder vor ihr.
“Vielleicht wär es besser gewesn er wär gar nich erst wieder gekommen” nuschelte sie und stütze ihren Kopf. Denn jetzt wo er wieder da, vor allem wohl auch wie ihr erstes Aufeinandertreffen verlaufen war, war ihr eines klar geworden.
Ihr neues Leben war hiermit beendet, hatte es doch auch mit ihm angefangen.

Ihr Blick fiel auf Berendt, immerhin war er noch da. Und im Moment konnte sie einen guten Freund mehr als alles andere gebrauchen. Er war auch schon früher für sie da gewesen als sie jemanden brauchte, eigentlich war er schon immer da gewesen.
Er war ihr auch gestern zur Seite gestanden als sie ihre Sachen aus dem Truppenhaus holte, leise, still und heimlich war sie dabei vor gegangen. Auch ohne eine Nachricht zu hinterlassen, denn was er konnte, das konnte sie schon lange.
Irgendwann würde es sicherlich auffallen wenn kein fertiges Essen mehr an der Feuerstelle stand, vielleicht würde dem ein oder anderen sogar auffallen das ein paar Vorräte und etwas von dem Geschirr fehlte, vielleicht aber auch nicht, denn eigentlich war von allem genug da.

Sie seufzte leise als es zu regnen begann und rutschte näher an die Hauswand, dort angelehnt stand immer noch die Flasche Rum von letzter Nacht, sie griff danach und trank sogleich einen Schluck. Er würde sie wärmen, vor allem aber würde er sie vergessen lassen, ihr dabei helfen sich wieder in ihrem alten Leben zurecht zu finden.
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