[RP-Dokumentationsthread] Dol Dinen

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Celestiel
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[RP-Dokumentationsthread] Dol Dinen

Beitrag von Celestiel »

I. Der Söldnerauftrag

„Wollt ihr was von mir?“
Celestiel blieben die Worte in der Kehle stecken, als diese Frage sie unheilvoll erreichte. Wurden soeben noch flüsternd Worte gewechselt, legte sich nun erdrückende Stille auf sie und nur die Geräuschkulisse des Gasthauses tat dieser kurzweilig Abbruch. Sie hätte wissen müssen, dass der Mann, der bis vor wenigen Minuten noch in ein Gespräch mit einem Hobbit verwickelt gewesen war, früher oder später auf sie aufmerksam werden würde! Zu unvorsichtig, zu sorglos sprach sie mit ihren engsten Vertrauten in der Öffentlichkeit. Ihr Blick traf unsicher auf ihren Begleiter Selemir, der jedoch stattdessen Argwohn gegenüber dem Fremden erkennen liess. Dieser hatte seinen Kopf in der Zwischenzeit abwartend in ihre Richtung gedreht und sein fester Blick forderte geradezu eine Antwort. Celestiel, die um keinen Preis einen unhöflichen Eindruck hinterlassen wollte, bediente sich der letzten Selbstsicherheit, die sie finden konnte, und deutete eine Verbeugung vor dem ihr unbekannten Mann an. „Verzeihung der Herr. Celestiel Navayron mein Name. Es stand mir fern Euch zu stören, doch...“ Sie liess ein kurzes Schweigen aufkommen, um sich weitere Worte zurechtzulegen. Wohl legte die Dame grossen Wert darauf, sich gewählt und vor allem passend auszudrücken. „Ich fragte mich schlicht, ob ich richtig in der Annahme gehe, dass Ihr Söldner seid.“, offenbarte sie sodann vorsichtig ihr Begehr. Der Mann lüpfte als erste Reaktion jedoch nur eine Braue, ehe er Worte darauf folgen liess:Wozu wollt Ihr das wissen?“, entgegnete er etwas schroff ohne auf ihren Gruss einzugehen, geschweige denn sich vorzustellen. „Nun...“, begann sie langsam, wohl noch nicht im Besitz der passenden Worte. Gerade als sie fortfahren wollte und sich ihre Lippen schon für die nächsten Worte geöffnet hatten, gesellte sich ein weiterer Mann dazu. Schwarz gekleidet und das Gesicht tief in eine Kapuze gehüllt, machte er einen nicht minder zwielichtigen Eindruck wie sein Kumpane.

„N’abend, Isu.“, sprach der Neuankömmling zum Gruss, erntete von seinem Gegenüber jedoch nur ein dezentes Kopfnicken, das auf eine gegenüberliegende Ecke unweit der Tür abzielte. Zwei Hobbits standen dort und unterhielten sich angeregt über etwas.
„Hmm...was ist mit denen?“
„Die suchen Söldner.“, antwortet der andere und setzte abermals zu einem Kopfnicken an. Dieses Mal jedoch, um auf Celestiel und Selemir zu deuten. „Und die zwei auch.“
„Ein Auftrag wäre nicht schlecht grad. Etwas zu tun käme mir sehr gelegen“, kam es als Antwort zurück.
„Was übernimmst du? Die Hobbits oder die beiden da?“
„Die Hobbits sehen mir richtig für meine Gattung aus. Die frühstücke ich ab. Fertige du die anderen ruhig ab.“, antwortete der Schwarzgekleidete grinsend und begab sich zu den beiden Hobbits, seinen Kumpanen mit Celestiel und Selemir zurücklassend. Erstere blickte irritiert zwischen den Hobbits und den beiden Männern hin und her, wobei ihr Blick recht schnell in Ungläubigkeit umschlug. WAS er übernehmen soll? Waren sie denn irgendeine Ware, die es zu verfrachten galt? Empört über ein solches Gebaren, bei dem man kaum von Benehmen sprechen konnte, richtete sie ihr Augenmerk wieder auf den Mann vor ihr.
„Also, warum wolltet Ihr noch mal wissen, ob ich Söldner bin?“
„Abfertigen?“, platzte es dann doch aus ihr heraus. „Ihr müsst wohl wahrlich an neuen Kunden interessiert sein!“
„Kunden ich?“
„Da Ihr ja wirklich einer zu sein scheint, soll die Dame es Euch erklären.“, schaltete sich nun Selemir mit leiser, jedoch fester Stimme ins Gespräch ein.
„Wer will das überhaupt wissen?“
„Mein Name ist Selemir. Die Dame nannte ihren schon. Mehr müsst Ihr zurzeit nicht wissen.“
„Ganz richtig, ich stellte mich bereits vor. Celestiel Navayron mein Name.“, antwortete sie betont ruhig, doch war ihr anzumerken, dass sie sich gerade schwer damit tat, ganz ihrem ruhigen Gemüt entsprechend zu reagieren.
„Das sagtet Ihr schon, aber wer will es noch wissen?“
„Vorläufig nur wir.“, entwich es Selemir mit kalter Stimme.
„Das...“, setzte Celestiel als Antwort nach, schwerlich darum bemüht selbstsicher aufzutreten. „Das tut zurzeit nichts zur Sache.“ Sie atmete leise aus, als sie sich bewusst wurde, dass Selemir ihr mit stärkenden Worten zuvorgekommen war.
„Du solltest deinen Ton ändern mann.“, richtete der Söldner verärgert das Wort an Selemir.
„So lasst es mich Euch erklären.“, bot Celestiel ihm an, wohl auch um die erhitzten Gemüter schnellstmöglich zu besänftigen.
„Sonst was?“, stichelte Selemir zurück, dies jedoch mit ruhiger Stimme.
„...vergesse ich mich hier noch.“
Celestiel hob leicht die Hand an, diese gen Selemir ausstreckend. Auf seiner Brusthöhe verharrte sie in der Schwebe, wohl mit dem Ziel, ihn zum Schweigen zu bringen.
Selemir schien den Wink zu verstehen und blickte kurz zu Celestiel, ehe er einen halben Schritt zurücktrat.

„Ich höre, die Dame.“, forderte der Söldner sie sodann auf.
„Wir sind einem gondorischen Trupp angehörig, der vor einigen Monaten gegen die Orks in Nan Wathren gekämpft hat. Wir konnten sie zurückschlagen, doch zogen wir zu frühzeitig wieder ab, denn ein Bauer aus den Nordhöhen kreuzte vor einigen Wochen unseren Weg. Er schien auf der Flucht zu sein, so wirkte er eingeschüchtert und gehetzt, als er auf uns traf. Nur wenig liess er sich an Worten entlocken, denn er rannte vor uns davon. Dabei verlor er ein Schriftstück. Bei genauerem Betrachten stellte sich dieses als Brief heraus, der an einen Freund in den Nordhöhen gerichtet war. Der Bauer schrieb von der Verzweiflung, die das Land heimgesucht hat. Ein Trupp, der sie mit einer brüchigen Hoffnung zurückgelassen hatte, fand ebenso Erwähnung...“, schloss sie ihre Erzählung vage ab.
„Und das wart ihr?.“
„Wir.“, bestätigte sie seine Vermutung, dies hörbar betrübt. Der Dame machte die Gewissheit, diese Menschen im Stich gelassen zu haben, wohl zu schaffen.
„Und was haben die Söldner damit zu tun?“
„Nun, unser Trupp ist recht klein geworden. Wir bräuchten also Kampfunterstützung. Und da kämen Söldner ins Spiel.“, liess Selemir als Antwort folgen.
„Lasst mich die Geschichte zu Ende erzählen und Ihr werdet sehen, welche Rolle ihr dabei spielen könntet. Dieser Bauer schrieb noch davon, dass man die Streitmacht auf Dol Dinen hätte ausrichten müssen, weil dies der Ort sei, wo die Orks ihre Kraft bündeln.“. Erwartungsvoll blickte sich nach vollendeter Schilderung zu dem Söldner.
„Für so einen Feldzug sind viele Söldner notwendig und das wird nicht billig.“, antwortete er, verstummte jedoch, als Celestiel ihr vorgesehenes Ziel erwähnte.„Dol Dinen...Dort sind nicht nur Orks.“
Selemir legte Celestiel eine Hand auf ihren Unterarm und flüsterte: „Sagt noch nicht zuviel. Wer weiss, ob es die richtigen sind.“
„Ich bin mit diesem finsteren Ort noch nicht allzu vertraut, doch Ihr mögt recht haben...Das Böse hat viele Gesichter, nicht nur die von Orks.“, ebbte es Celestiel nachdenklich über die Lippen. Bei Selemirs Worten nickte sie jedoch stumm und straffte sogleich ihre Schultern, um ihrem Auftreten glaubwürdige Selbstsicherheit zuzuführen.
„Wenn ihr Söldner nicht vertraut, wieso sucht ihr dann welche?“, hakte er nach. Wohl waren die Worten dann nicht so leise gesprochen gewesen, als dass sie für ihn ungehört hätten bleiben können.
„Wir kennen euch nicht. Wir wissen nicht einmal, ob ihr welche seid.“, gab Selemir in ruhigem Tonfall zu bedenken.
„Nun, wie mein Begleiter bereits sagte: Wir sind zu wenige, um eine ganze Streitmacht gegen die Orks in Dol Dinen auszuschicken. Welche andere Möglichkeit bleibt uns, wo uns unsere Ehre doch gebietet, in die Nordhöhen zurückzukehren, um den Menschen dort jene Hoffnung zu schenken, die sie auch verdienen?“. Trauer zeichnete sich in Celestiels Gesicht ab, als sie diese Worte sprach.
„Mit Hoffnung werdet ihr keine Söldner finden.“, meinte er schlicht.
„Das ist uns bewusst.“, gab Selemir ebenso knapp zurück.
Celestiels Züge verhärteten sich allmählich ob des barschen Tones, den der Söldner so hartnäckig beibehielt.
„Jedoch sollte die Aussicht auf Beute und ein gewisses Salär doch ausreichend sein, Eure Gesprächsbereitschaft zu erkaufen.“, merkte Selemir an.
„Das Zauberwort heisst Sold.“
„Wir mögen uns vielleicht nicht in Eurem...“, Celestiel hielt kurz inne, um eine passende Bezeichnung zu finden. „...’Milieu’ fortbewegen, doch auf den Kopf gefallen sind wir ebenso wenig. Nennt eine konkrete Summe und wir kommen vielleicht zu einer Einigung.“
„Wann habe ich gesagt, dass ich ein Söldner bin?“, führte er sein Spielchen fort.
„Die Frage ist wohl eher, wie hoch Ihr den Sold ansetzen würdet und seid Ihr überhaupt dazu befugt für Eure....Gruppe zu verhandeln?“, warf Selemir erneut misstrauisch ein und fügte hinzu: „Nun, zumindest erwecktet Ihr bei den beiden vom kleinen Volk dort den Anschein, ein Söldner zu sein.“

„So, die Gnome sind abgefrühstückt, Isu.“, ertönte es aus unmittelbarer Nähe. Der schwarzgekleidete Fremde meldete sich soeben zurück.
„Ich sagte, ich kann Kontakte herstellen.“, liess der Söldner Selemir noch eine Antwort zukommen ehe er seinem Freund auf dessen Worte hin knapp zunickte.
Der Schwarzgekleidete klopfte ihm sodann auf die Schulter und wendete sich mit folgenden Worten dem Kamin zu:
„Das hier ist dein Vergnügen.“
„Nun, dann stellt ihn her, wenn Ihr so freundlich wärt.“, antwortete Selemir, in dessen Worten unterschwellig wohl eine Spur Provokation herauszuhören war.

Celestiels Blick schwenkte zu dem Mann am Kamin, diesen unauffällig betrachtend. Ganz ihrer Abstammung gebührend neigte sie höflich ihr Haupt in seine Richtung. Und sie schien nicht die einzige zu sein, die sich für den Fremden zu interessieren begann. Auch Selemir verlor sein Interesse an ihren bisherigen Gesprächspartner und begann den Neuankömmling zu beobachten. Dieser erwiderte jedoch weder Celestiels Versuch des Grusses, noch schenkte er ihnen in irgendeiner sichtbaren Art und Weise Aufmerksamkeit. Stattdessen begann er seelenruhig seine Laute zu stimmen...


[wird fortgesetzt]
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Celestiel
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Re: [RP-Dokumentationsthread] Dol Dinen

Beitrag von Celestiel »

Selemirs Forderung, dass ein Kontakt zu den Söldnern hergestellt werden sollte, war gerade erst im Raum verklungen, als der eine Söldner sich auch schon zu dem schwarzgekleideten Mann umdrehte.
„Lue, was meinst du?“
„Was?“
„Die suchen Söldner für einen Feldzug.“
„Feldzug! Wohin?“
„Dol Dinen.“
„Hmm...klar. Wenn der Preis stimmt. Viele Orks dort.“
„Trolle auch."
„Jope. Könnte amüsant werden.“, antwortete er grinsend und noch immer damit beschäftigt, an seiner Laute zu zupfen. Celestiel indessen beobachtete die Szene geduldig, obgleich weder von dem Gespräch angetan, das sich auf einer Schiene fortbewegte, die gewiss nicht zu sprachlicher Gewandtheit führen sollte, noch erfreut darüber, einfach wie Luft behandelt zu werden. Der Söldner, welcher auf den Namen Lue hörte, setzte seine Privatunterhaltung mit seinem Söldnerkumpanen in Anwesenheit von Celestiel und Selemir jedoch unbeirrt und ungestört fort:
„Wie ist der Preis?“
„Oh, die wissen noch nicht, dass ich einer bin.“
Lue schmunzelte, Celestiel jedoch war weit davon entfernt, soviel Dreistigkeit in irgendeiner Weise zu billigen. Sie wussten also noch nicht, dass er das Söldnerhandwerk ausführte? Verkaufte er sie denn für dumm! Die Dame schluckte ihren Ärger hinunter und folgte schweigend dem Gespräch.
„Wenn der Sold angemessen ist für die entsprechende Söldnerzahl...Warum nicht! Tut den Jungs mal gut, sich wieder auszutoben.“, nahm Lue seine Worte wieder auf und sein Grinsen kündete insgeheim von seiner Kampfeslust, welche die Aussicht auf den Auftrag in ihm ausgelöst hatte.
„Nun gut.“, willigte der Söldner, der schlicht ‚Isu’ genannt wurde, schliesslich ein.
„Die Dame wird mit euch verhandeln. Ich bin nur ihr Begleiter.“, stellte Selemir mit ruhiger Stimme richtig, liess die beiden Söldner jedoch keinen Herzschlag lang aus den Augen.
Lue legte die Laute beiseite und lenkte sein Augenmerk auf die Frau vor ihm.

„So, ihr habt die Söldner gefunden.“, verkündete der andere Söldner. Celestiel verschluckte sich jedoch beinah’ an ihren eigenen Worten, als Selemir klarstellte, dass nur mit ihr zu verhandeln wäre. Rasch blickte sie zu den beiden Söldnern und spannte sich unweigerlich an.
„Bissl nervös die Dame.“, stellte Lue grinsend fest.
„Die ganze Zeit schon.“, stimmte sein Kollege ihm zu, wieder so, als wäre Celestiel nicht anwesend. Deren Blick ruhte verärgert auf dem einen Söldner, der sie gerade als nervös eingestuft hatte. Fast schon um ihm Gegenteiliges zu beweisen, sprach sie mit versucht fester Stimme:
„Nun, die Geldsumme also“, und sah die beiden abwartend an.
Lues kühler Blick verstärkte sich, doch ehe er zu einer Antwort übergehen konnte, ergriff auch schon Selemir wieder das Wort:

„Sie ist es nicht gewöhnt unter euresgleichen zu weilen. Selbst der Ton in einer regulären Truppe macht ihr hin und wieder zu schaffen. Aber dennoch solltet ihr sie ernst nehmen. Sie weiss, was sie tut.“ Ein kaum merkliches Lächeln hatte sich dabei auf Selemirs Lippen geschlichen, das jedoch sogleich wieder in der Versenkung verschwand, als Lue kühl entgegnete:
„Und du bist wer? Ihr Hofnarr?“
„Wenn du so weitermachst, derjenige, der den Pfeil aus deinem Kadaver zieht.“
Celestiel liess die Schultern merklich sinken, als Selemir Worte sprach, die ihrer Autorität, welche sie vor den Söldnern eigentlich an den Tag legen wollte, nicht gerade einen Höhenflug bescherte. Als Selemir nun auch noch drauf und dran war, einen Streit vom Zaun zu brechen, stiess sie ein leises Seufzen aus.
„Wie viele Söldner braucht die edle Fürstin denn?“, fragt Lue in zynischem Tonfall.
„Edle Dame reicht vollkommen.“, schoss Celestiel sogleich trocken zurück.
„Was meine Frage noch immer nicht beantwortet.“
„Fragt ihn, wie viele Männer er aufbieten kann.“, flüsterte Selemir ihr leise zu.
„Wie viele Männer könnt Ihr entbehren?“, stellte sie sogleich die Frage, welche Selemir ihr zugeflüstert hatte. Kaum merklich nickte sie ihm zu, als Dank für seine Unterstützung.
„Kommt drauf an, wie lange die Vorbereitungen auf euren kleinen Feldzug dauern. Auf die Schnelle wohl acht bis zehn hervorragend ausgebildete Kämpfer. Aber mit ein wenig Zeit gewiss mehr.“
„Fragt ihn, wie viel Gold von Nöten wäre, wenn er zehn aufböte.“, eilte Selemir ihr abermals flüsternd zur Hilfe.
„Der ist echt lustig, Isu.“, kommentierte Lue spöttisch Selemirs Verhalten und lachte auf. Selemir musterte ihn jedoch nur unbewegt.
„Naja.“, gab sein Kumpane trocken zurück und machte somit deutlich, dass er wohl wenig von Selemir beeindruckt war.
„Acht bis zehn...“, wiederholte Celestiel leise, um sogleich wieder ihre Stimme anzuheben: „Das sollte reichen. So nennt mir euren Preis für diese Anzahl an Kämpfern und das Treffen könnte vielleicht lohnend für euch ausgehen.“
„Nun, Isu? Was meinst du? Zehn Mann um den kleinen Hintern dort durch Dol Dinen zu buchsieren.“, und handelte sich damit einen verärgerten Blick von Celestiel ein, der der Mund ob dieser dreisten Aussage schon beinahe wieder offen stand.
„200 Silber pro Söldner?“
„Denke mal das genügt für das bisschen Spass.“
Unvermittelt brach ein Lachen aus Selemir heraus. Celestiel, die schweigend abgewartet hatte, bis die definitive Geldsumme genannt wurde, schreckte hoch und setzte einen fragenden Blick auf.
„Wir dachten da eher an 50 pro Kopf.“, erklärte sich Selemir und verdeutlichte unterschwellig, dass er die 200 Silber wohl für Wucher hielt.
„Wenn es nur um Orks gehen würde, ja.“
„Für 50 Silber lockt ihr ja nicht mal mich. Und ich bin für jedes Töten zu haben normalerweise.“, setzte Lue noch nach und verschränkte die Arme, ob abwartend oder abweisend liess sich nicht genau sagen für die Dame, deren Blick verunsichert zwischen Selemir und den beiden Söldnern hin und her schwenkte. Unerwartet griff sie nach Selemirs Handgelenk und zog ihn sachte nach vorne:
„Hier. Verhandelt Ihr, so habt Ihr wahrlich das vorlautere Mundwerk und dies ist bei diesen zwei Herren bitter nötig.“
„Jetzt darf der Lakai ran, Isu,“, entfuhr es Lue spöttisch.
Selemir schaute verwundert, doch Celestiel deutete nur mit einem auffordernden Nicken zu den beiden Söldnern, wohl um Selemir anzutreiben, die Verhandlungen fortzuführen.
„Nun, wie wäre es denn mit 75 Silber plus allem, was ihr findet?“, schlug Selemir vor.
„Hmm...dort gibt es gute Beute, Isu. Bin schon oft da gewesen, um es auszuspionieren.“
„Hmm...", gab Isu nur nachdenklich von sich.
„Mach 100 draus und alles, was wir finden. Die Trolle sind nicht zu verachten, Isu.“
Celestiels Miene verzog sich, als die beiden wieder begannen, ihre eigene kleine Unterhaltung zu führen. Schlicht zuviel der Unhöflichkeit für die Dame aus gutem Hause, die ihren Unmut jedoch nicht zeigte. Als sich Selemir zu ihr umdrehte, blickte sie fragend auf.
„Jetzt muss er wieder nachfragen, ob er darf.“, spöttelte Lue grinsend.
„Hundert?“, fragte Selemir sehr leise, um Celestiels Einverständnis einzuholen.
„Ist ja fast so wie in meiner Ehe.“, stichelte Lue weiter und lachte hörbar auf, während ihm Isurim mit einem „Ja.“ beipflichtete.
Die Sticheleien der Söldner schienen langsam aber sicher auch Celestiels Ungeduld zu schüren. Mit festen Schritten schob sie sich an Selemir vorbei, um sogleich ganz ungewohnte Töne anzuschlagen:
„80. Silber. Entweder ihr akzeptiert oder ihr könnt euch weiterhin mit den kleinen Aufträgen hier in Bree herumschlagen. Die Katzen hilfloser Bauernmädchen zu retten macht bestimmt auch seinen Reiz aus, so scheint es zumindest, wenn ihr einen solchen Auftrag, den wir euch ermöglichen, nicht dankbar annehmt!“ Wohl selber überrascht über ihre Worte verstummt die Dame, hält den Blick jedoch fest auf die beiden Söldner gerichtet.
„Mutige Worte. Jetzt reden wir endlich eine gemeinsame Sprache.“, entgegnete Lue.
„Wird auch so langsam Zeit.“
„Nun, Isu?“
„Mutig? Ich bin es nur leid unsinnigen Verhandlungen zu lauschen, während unzählige von Menschen an ihrer Hoffnungslosigkeit verzweifeln! 80 Silber mit der ganzen Beute, die ihr aufsammeln könnt – Mehr biete ich nicht.“, und bekräftigte ihre Worte mit einem entschlossenen Blick.
„Die Menschen sind mir egal. Sollen sie sich wehren, wenn sie es leid sind zu jammern. Aber das Angebot klingt vernünftig in meinen Ohren.“, liess Lue als Antwort folgen.
„Also...ich denke, das Angebot ist ganz gut.“, versuchte nun Isu die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, was ihm nicht so recht gelingen wollte, so schickte Celestiel etwas hitzig nach:
„Ach, und womit? Mit der Heugabel in der ungeübten Hand, die noch nie eine Klinge geführt hat?“
„Er gibt dir Antwort, kleine Fürstin.“, entgegnete Lue schmunzelnd und deutete auf seinen Söldnerkumpanen. Celestiel hatte zwar ihre liebe Müh’ damit, ihren verärgerten Blick von dem schwarzgekleideten Mann loszureissen, fühlte sich jedoch durch seine Worte dazu veranlasst, ihren Blick zu dem anderen Söldner zurückkehren zu lassen.
„Lichtgestalten...Alle gleich in ihrem Wahn, die Welt zu verbessern.“, murmelte Lue noch.
„80 Silber pro Söldner, inklusive Beute.“, stellte sie die Konditionen noch einmal klar.
„Nun gut.“, erbrachte der Söldner seine Zustimmung und fügte noch hinzu: „Aber eins muss man der kleinen Fürstin lassen...“
„Hmm?“, fragte Lue nach.
„Sie hat Feuer.“
„Jope, das hat sie.“, bestätigte Lue schmunzelnd. „Wird lustig werden.“
Celestiel klappte der Mund auf ob solch’ einer Dreistigkeit in Anwesenheit einer Dame und auch Selemir schien nicht sonderlich davon angetan zu sein, so bedachte er die beiden Söldner mit einem bösen Blick.
„Vielleicht sollten wir sie mit Unterricht im Benehmen statt mit Gold bezahlen.“, war von Selemir noch zu hören, ehe sich der eine Söldner wieder zu Wort meldete:
„Schickt ihr uns Nachricht, wann und wo es losgehen soll?“
„Wie kann man mit euch in Kontakt treten, die Herren?“, erkundigte sich Celestiel, nicht ohne sich zuvor noch verhalten zu räuspern, wohl um sich der Höflichkeit zu entsinnen, die irgendwo in ihr drinnen noch schlummern musste, auch wenn sie sich im Laufe des Gespräches in ein tiefes Loch zurückgezogen hatte.
„Butterblume weiss Bescheid.“, meinte Isu nur vage und geizte mit einer konkreten Antwort.
„Und nicht das Silber vergessen.“, warf Lue nachdrücklich als Erinnerung noch ein.
„Das bekommt ihr nach dem Feldzug. Denkt Ihr, wir sind verrückt?“, entgegnete Selemir.
„So soll es sein. Zieht ihr uns über den Tisch, wird abgerechnet!“, zeigte sich Lue einverstanden.
Celestiel fixierte jeweils beide Söldner noch einmal mit einem festen Blick, verbeugte sich dann jedoch schliesslich ganz die Höflichkeit in Person und machte ihrem Auftreten als gesittete Dame alle Ehren. Lue jedoch war höchstens ein knappes Kopfnicken abzuringen.

"Seid bedankt für eure Zeit. Einen angenehmen Abend wünsche ich.“ Mit diesen Worten trat sie an den beiden vorbei und verliess das Gasthaus, dicht gefolgt von Selemir, der einen Abschiedsgruss ebenso ausliess wie es die Söldner getan hatten.
Ungehört für die beiden, jedoch mehr als deutlich für Lue, sprach Isu:

„Also der Mann von der möchte ich nicht sein.“


Celestiel schien etwas entspannter zu sein, als sie das Gasthaus hinter sich gelassen hatte. Erleichterte lächelte sie Selemir an, führte ihre Schritte jedoch wortlos die kleine Treppe zum Platz hinunter und steuerte das kleine Gemäuer an.
„Ich hoffe, sie sind das Silber wert und nicht nur ein paar Landstreicher mit Schwertern.“, äusserte Selemir seine Bedenken, während sich Celestiels Blick kurz in der Ferne verlor.
„Taldaras wird alles andere als begeistert sein...“, vertraute sie sich ihm mit ihren Sorgen an und seufzte leise auf.
„Wenn sie gut sind, sind sie es wert. Ich mag Söldner zwar nicht, aber kämpfen können sie zumeist. Und der Hauptmann muss einsehen, dass gute Söldner nicht billiger zu haben sind“, versuchte er ihr die Bedenken auszutreiben. „Dazu kommt, sie kämpfen in der ersten Reihe und je weniger zurückkehren, desto weniger müssen wir zahlen.“
Celestiels Blick schnellte aufgrund solch’ harter Worte ungläubig zu Selemir, dem ihre Reaktion nicht zu entgegen scheint. Leicht zuckte er mit den Schultern.
„Das sind die Gesetze des Krieges, werte Dame.“
„Ob Söldner oder nicht. Sie kämpfen noch immer auf der gleichen Seite wie wir.“
„Glaubt Ihr, die Pfeile der Orks interessiert das?“
Celestiels Blick senkte sich für einen Moment nachdenklich auf den gepflasterten Stein hinab, so als gäbe es dort etwas, das ihre Gedankenstränge ungemein antreiben und ihr zur Klärung ihrer Fragen verhelfen würde.
„Man mietet Söldner an, weil sie in der ersten Reihe kämpfen. Und dort gibt es in jedem Kampf die meisten Toten. Das ist das Gesetz des Krieges.“, wiederholte er sich nachdrücklich und stellte zuletzt die Frage: „Oder möchtet Ihr lieber unsere Leute dort sehen?“
„Seht Ihr...so haben wir einen gemeinsamen Feind. Dies verbindet, wenngleich dies ein Zustand ist, der noch so kurz währen mag. Ich verstehe nicht viel von solchen Dingen, doch weiss ich, dass wir zurzeit niemanden haben, der uns in dieser Schlacht anführen kann. Taldaras wie Dharogar scheinen wie vom Erdboden verschluckt zu sein und einem Söldner kann man kaum die Führung übertragen.“ Naiv mochte die Dame erscheinen, doch wer tat dies nicht, wenn man an eine Hoffnung glaubte, die erschwindend klein war?
„Ich verstehe mich nicht darauf, Befehle zu erteilen. Meine Arbeit ist das Kundschaften, mehr als ein Unteroffizier werde ich niemals sein.“
„Es genügt mir bei weitem, dass Ihr Euch als Kundschafter für dieses gefährliche Unterfangen anbietet.“, sprach sie mit einem warmen Lächeln auf den Lippen.
„Anbieten? Nun, ich bin Kundschafter und werde da sein.“, bekräftige er noch einmal.
Celestiels Blick driftete kurz in die Ferne ab, nachdenklich einer einzelnen Wolke folgend, die sich durch das Blau des Himmels schob.
„Doch so heisst dies wohl, dass wir noch nicht am Ende unserer Suche nach Verbündeten angelangt sind, nicht wahr?, fragte sie rhetorisch mit einem Lächeln, das sich mehr und mehr abschwächte.
„Hoffen wir, wir finden ein paar, die um der Menschen willen mitkommen.“, meinte Selemir leicht nickend ehe Schweigen aufkam. Celestiel hielt ihr Lächeln mit der letzten Zuversicht aufrecht, die ihr noch blieb. Letzte Worte des Abschiedes wurden gesprochen, als sich das Treffen seinem Ende zuneigte. Die Dame neigte höflich ihr Haupt und wendete sich mit bedächtigen Schritten ab. Dort, wo die Strasse abfiel und in den Süden der Stadt führte, blieb sie noch einmal stehen und blickte gen Norden, dorthin, wo ein Land lag, das Tag für Tag aufs Neue gepeinigt wurde. Innerlich aufseufzend nahm sie ihren Weg schliesslich wieder auf und verschwand schon bald hinter der nächsten Biegung.
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Re: [RP-Dokumentationsthread] Dol Dinen

Beitrag von Celestiel »

II. Ein erneutes Treffen

Unerbittlich ergoss sich der Regen aus den schweren, grauen Wolken, die jeden blauen Fetzen des klaren Himmels mit trübem Grau bedeckten. Celestiel fasste in einer fliessenden Handbewegung nach dem Saum ihrer nassen Kapuze und liess den Stoff, an dem Regentropfen um Regentropfen nach unten perlte, um schliesslich in den Rissen der Holzbodens zu versickern, vorsichtig in den Nacken fallen. Kälte ergriff ihren Nacken, als sich einige Regentropfen dann doch auf ihre Haut verirrten, die sich noch an die Wärme des schützenden Umhanges gewöhnt war. Dem Treiben im Schankraum schenkte sie keine grosse Aufmerksamkeit, so war es immerzu das Gleiche in dem überfüllten Gasthaus: Einsame sowie gesellige Seelen in trauter Zweisamkeit mit dem alt bekannten Bierhumpen, dazu lautes Johlen von ebenjenen, die sich schon zuviel Alkohol zugeführt hatten und die Kulisse war perfekt. Die Dame kehrte all dem nur allzu bereitwillig den Rücken zu und widmete sich stattdessen dem zerknitterten Schriftstück, das sie aus der Innentasche ihres Umhanges hervorholte. Auf der Rückseite waren einige Worte geschrieben, die als Antwort für die Nachricht des Söldners dienen sollten. Ja, dieser hatte sie wenige Tage zuvor um ein erneutes Treffen gebeten. Ein Wunsch, dem sie gerne nachkam, auch wenn die Gesellschaft dieser Söldner noch immer ein mulmiges Gefühl in ihrer Bauchgegegend verursachte. Leise bat sie den Wirtsmann die Nachricht für den Söldner, den sie schlicht beim Namen 'Isu' kannte, aufzubewahren. Hinter ihr beschwerte sich eine raue Zwergenstimme lauthals über das grässliche Wetter draussen und gerade als sie letzte Höflichkeitsfloskeln mit dem Wirt austauschte, stimmte eine weitere Person in die Jammertirade über das Regenwetter ein.
"Ein Sauwetter wieder."
Celestiels Haupt rückte hoch, so war ihr die Stimme keinesfalls unbekannt. Für den Moment horchte sie jedoch nur.
"Oh, die werte Frau Fürstin.", ertönte es dann schliesslich, als der Söldner sie ins Blickfeld fasste. Eine Betitelung, die der Dame sauer aufstösste, doch blieb dies weitesgehend unerkannt, so drehte sie sich erst jetzt zu ihm um. Es kostete sie einiges an Überwindung ihm jene Höflichkeit zukommen zu lassen, die sie sonst so penibel pflegte in Anwesenheit anderer. Sie liess es zu einem höflichen Neigen ihres Hauptes kommen, das jedoch nicht so überschwänglich wie sonst ausfiel.
"Der Herr.", gab sie nur knapp als Begrüssung zurück.
"Ihr habt meine Nachricht erhalten?"
"Sehr wohl. Ich habe eine Nachricht für Euch bei dem Herrn Butterblume hinterlassen, doch dies hat sich nun erübrigt wie es scheint."
"Gut, wenn Ihr Zeit habt, sagt Bescheid."
"Ich kehre nicht grundlos in dieses Gasthaus ein. Wenn es Euch also passt, können wir die Unterredung, um die Ihr mich gebeten habt, gerne jetzt abhalten. Ganz wie es Euch beliebt."
"Gern. Dann im Hinterzimmer."
Celestiel nickte sachte als Zustimmung und machte Anstalten, ihre Schritte den seinen folgen zu lassen. Nicht lange und sie waren in der Menschenmenge nicht mehr auszumachen, die durch die Flure im hinteren Bereich des Gasthauses hindurch strömte.

"Es geht um den Angriff auf Dol Dinen.", eröffnete er das Gespräch in den hinteren Räumlichkeiten, während Celestiel ihren Blick äusserlich ruhig durch den kleinen Raum wandern liess. Um ihm jedoch zu signalisieren, dass sie ganz Ohr war, lenkte sie das klare Blau ihrer Augen in seine Richtung. "Ich werde Späher entsenden, um dort die Lage auszukundschaften. Ich will nicht, dass meine Männer in den Tod laufen.", sprach er zuende und liess ein überdeutliches Mass an Misstrauen erkennen durch das angekündigte Vorhaben.
"Und wann werdet Ihr sie ausschicken?", fragte sie ruhig nach.
"Ich denke noch diese Woche. Ich werde Euch aufsuchen, wenn ich Näheres weiss. Ich denke, ich werde mich da selber auch umsehen."
"Dann bitte ich um Benachrichtigung, wenn der Aufbruch kurz bevorsteht. Ich will versuchen ein oder zwei unserer Späher an die Seite zu stellen, wobei ich es bevorzügen würde, Euch noch zusätzlich zu begleiten." Sie formulierte ihre Worte überaus höflich, doch vermochte sie nicht zu kaschieren, was ihre Worte genau genommen waren: Eine Forderung.
"Wenn Ihr es wollt, gern.", willigte er zu Celestiels Überraschung ein. "Wollen wir morgen aufbrechen?"
"Ich werde versuchen einige unserer Männer auf morgen zusammenzutrommeln. Mit meiner Anwesenheit könnt Ihr jedoch in jedem Falle rechnen." Trotz ihrer Worte war ihr anzusehen, dass sie ein wenig vor den Kopf gestossen war, als er den Aufbruch so kurzfristig ansetzen wollte. Der Drang, nun keinen Rückzieher vor ihm zu machen, siegte jedoch.
"Auf die 19. Stunde. Werdet ihr da bereit sein?"
"Ich schlage das Westtor als Treffpunkt vor.", schob sie gleich als Ergänzung nach und stimmte der vorangegangenen Frage gleichzeitig zu.
"Dann werden wir uns morgen sehen.", antworterte er nickend.
"Eines noch...", warf sie ein und wartete kurz ab, ob sich seine Aufmerksamkeit nicht bereits der Tür zugewandt hatte.
"Ich höre."
"Ich hörte bis jetzt nur, dass man Euch 'Isu' nennt. Soll ich Euch bei diesem Namen nennen? Leider fehlen mir solch' "reizende" Bezeichnungen wie 'kleine Fürstin'.", und liess ihren Worten unweigerlich einen trockenen Humor anhaften.
"Hmm...Isurim ist mein Name."
"Dann bis morgen, Herr Isurim.", sprach sie zum Abschluss und sogar ein Lächeln fand seinen Weg auf ihre Lippen zurück. Eine höfliches Neigen ihres Hauptes folgte als Abschied.
"Gut, Frau Fürstin." Und bei diesen Worten verliess nicht nur die Dame das Zimmer, sondern auch das Lächeln ihre Lippen. Leise grummelnd passierte sie die Türschwelle, verschwand jedoch mit ruhigen, bedächtigen Schritten aus seinem Blickfeld.
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Re: [RP-Dokumentationsthread] Dol Dinen

Beitrag von Celestiel »

III. Feindesland

Er war nicht zu übersehen. Mit seinen in tiefstes Schwarz gehaltenen Kleider, seinem lockeren Gang und seiner Selbstgefälligkeit, mit der er sich aufs Gemäuer hinter ihr setzte. Lue.
"Grüße, der Herr.", sprach sie in fast schon provokativ höflicher Art und Weise, von der sich Lue jedoch kaum beeindrucken liess.
"N'Abend, die kleine Fürstin und ihr Lakai. Isurim verspätet sich wohl wie ich sehe."
Wäre Celestiel nicht Celestiel gewesen, sondern eine gewöhnliche Frau, die sich keine Schranken auferlegen liess von ihrer guten Erziehung...Nun, sie hätte ihm wohl den Hals umgedreht - zumindest hätte sie es versucht. Doch es folgte nur ein flüchtiger Seitenblick auf ihren Begleiter Taldaras, der gerade Lues 'Herzlichkeit' zu spüren bekommen hatte. Es war bestenfalls ein knappes Nicken, welches sich Taldaras abringen liess. Wobei es auch sehr gut ein Senken seines Blickes hätte sein können, um sich zur Ruhe ermahnen. Oh nein, er war alles andere als begeistert davon gewesen, dass Celestiel Söldner angeheuert hatte. Und mit seiner wortkargen, distanzierten Haltung machte er auch keinen Hehl daraus, dass es Wünschenswerteres gab als die Gesellschaft von Söldnern.
"Hauptmann Taldaras Arnum.", stellte sie schliesslich ihre Begleitung vor, dies mit einem Handdeuten in seine Richtung. Es war wohl als ein Seitenhieb auf sein 'Lakai' zu verstehen.
"Wie auch immer.", gab Lue knapp zurück, als er ihr Gebaren grinsend beobachtet hatte.
"Nun, Pünktlichkeit soll bei manchen eine Tugend sein...", sprach sie Isurims Fernbleiben an und bediente sich dabei einer Art von versteckter Provokation.
"Sollte er nicht auftauchen in den kommenden Minuten werdet Ihr wohl mit mir und meiner Frau allein Vorlieb nehmen müssen."
"Eurer Frau?", schoss ihr ungewollt die Frage aus dem Mund. Celestiels Blick kündete von ihrer Verwunderung, wohl war es für sie unvorstellbar, wie eine Frau sich freiwillig an einen solchen Kerl binden konnte.
"Wieso reagiert jeder so?", lachte er leise. Celestiel jedoch räusperte sich laut, als sie sich bewusst wurde, wie auffallend ihr Interesse soeben gewesen war. Bevor sie jedoch in ihrer eigenen Verlegenheit irgendwelche Worte herausstammeln musste, wendete sie ihren Blick ab und wurde auf den Neuankömmling aufmerksam, der sich fast schon lautlos zu ihnen dazu gesellt hatte.
"Meinen Gruß.", entrichtete sie ihm wie immer höflich ihren Gruss.
"Guten Tag.", und dies sollte auch schon alles gewesen sein, was der Fremde an diesem Tag von sich geben sollte. Von Lue wurde er später schlicht beim Namen 'Ceo' genannt. Wohl wieder ein Kürzel, aus dem sie nicht schlau wurde. Was mussten diese Söldner ihre Namen auch immer abkürzen? Nach und nach trafen die letzten Gefährten ein: Egin, Kundschafter im Auftrag Celestiels und Silvina, Lues Gattin, bei dessen Anblick Celestiel für einen Herzschlag der Mund offen stand. Ihrer Überraschung, eine Elbe vor sich stehen zu sehen, verlieh sie jedoch keine Worte. Dazu blieb ihr auch gar keine Zeit, denn Lue ordnete den Aufbruch an. Und so trat diese Gruppe aus Personen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, den Weg in die Nordhöhen an, mit dem Ziel die Lage vor Ort auszukundschaften.

Es erwartete sie ödes Flachland, als sie das Waldläuferlager Esteldin hinter sich liessen und die Ebenen Ost-Nan Amlugs erreichten. Ein lauer Wind brachte die Blätter in den Baumkronen zum Tanzen und strich angenehm über ihre Wangen, die leicht gerötet waren von dem Ritt. Auf einer kleinen Anhöhe beim Gebirgspass, der sie aus Esteldin hinausgeführt hatte, überblickten sie die Ebenen und konnten in der Ferne zwei Eingänge nach Dol Dinen ausmachen. Sie entschieden sich für den hinteren, etwas versteckteren Eingang und sattelten dort ab.

"Hmm...", war von Lue nachdenklich zu hören, während sich sein Blick über die Landschaft, die sich vor ihnen ausbreitete, tastete.
"Was?", fragte ihn Silvina.
"Zuviele Bäume. Wir müssen vorsichtig sein, wollen doch nicht schon erwischt werden, bevor wir uns das Hauptlager ansehen können."
"Bieten Bäume nicht Schutz und Deckung?". Celestiels Frage war naiv, doch war sie ihrer Unwissenheit über Kriegskunst und gleichzeitig ihrem Drang, ihr Wissen stetig zu erweiteren, zuzuschreiben.
"Klar, wenn man als erster dort ankommt und nicht schon jemand vor dir die Idee hatte, dann ja.", kam es schroff als Antwort zurück ehe er die anderen anwies, hier zu warten und sich vorsichtig nach vorne schlich. Obgleich sie dem Tod dieses Söldners wohl keine einzige Träne nachgeweint hätte, hielt Celestiel angespannt die Luft an. Auch wenn sie es sich nicht gerne eingestand, doch: Er verstand sein Handwerk und ohne ihn würde sich der Angriff auf Dol Dinen wohl noch schwieriger gestalten als er ohnehin schon war.
"Keine Sorge...Er weiss, was er tut.", durchbrach Silvina beschwichtigend die Stille und blickte immer wieder prüfend gen Horizont.
"Kommt er nicht wieder, wissen wir immerhin, dass dieser Weg ungünstig ist.", schaltete sich plötzlich Taldaras ein und sprach seine Worte so trocken wie das Gras unter ihren Füssen.
"Netter Versuch, Knabe.", grinste Lue ihn böse an. Celestiel gab sich erleichtert über Lues Rückkehr und blickte ihn abwartend an, wohl gespannt auf das, was er zu berichten hatte.
"Kein Hinterhalt, kein Vorposten. Scheinen sehr selbstsicher zu sein, die Orks hier. Aber...sie haben Warge in der Schlucht postiert." Lue erklärte ihnen, dass es sich hierbei nicht um normale Warge handelte, sondern um Angmar-Warge. In ihrem Verhalten gefährlicher, gerissener als ihre Artgenossen. Man entschied sich dazu, trotz der Gefahr, die von den Wargen drohte, ins Lager vorzudringen und das Wargrudel möglichst ungesehen und unbemerkt zu umgehen. Mehr oder wenigen gelang ihnen dies auch, so war es unvermeidbar ein oder zwei Warge auf dem Weg zu töten. Sie stellten sich hinter die schützenden Planen, die das Lager vor ihnen umschloss. Ein Bilwiss-Lager. Ein grosses Bilwiss-Lager...
"Dieser Eingang hier ist zu riskant. Die Bilwisse könnten uns zum Verhängnis werden.", gab Celestiel zu bedenken.
"Dann sollten wir es auf der anderen Seite versuchen oder hmm...den langen Weg, wenn Ihr hier aufräumen wollt, Fürstin.", stichelte Lue, behielt jedoch aufmerksam die Umgebung im Auge.
"Herumstehen bringt uns auf jeden Fall nicht weiter...vor allem hier nicht.", warf Silvina ein und brachte es auf den Punkt: Sie konnten hier nicht länger verweilen. Nicht, wenn sie nicht das Risiko eingehen wollten, entdeckt zu werden.
"Laut unseren Informanten befindet sich der Oberbefehlshaber im Hauptlager am Ende der Hauptstrasse. Wenn wir ihn niederschlagen, treffen wir sie gewiss an einem wunden Punkt.", erklärte Celestiel und deklarierte gleichzeitig das Ziel des Angriffes.
"Ohne euch wären wir schneller im Auskundschaften. Aber es nützt nichts. Gehen wir weiter.", und wieder liess Lue keine Gelegenheit aus, ihnen mitzuteilen, was sie für ein Klotz an seinem Bein waren. Lautlos zog der kleine Trupp ab und steuerte die Hauptstrasse im Südosten an.

Auf der Hauptstrasse nach Dol Dinen standen nur vereinzelte Warge. Normale Warge, nicht aus der Brut Angmars stammend. Sorglos schritten sie die Strasse entlang, blieben jedoch nach einigen Metern wieder stehen, als sie vor sich die gleichen Warge erblickten wie schon zuvor. 'Warg-Bestien' nannte der Bauer sie damals in seinem Brief. Er hätte es wohl nicht besser treffen können mit dieser Bezeichnung. Das Fell dieser Tier war an vielen Stellen kahl und blutdurchtränkt. Rot wie ein Höllenschlund lauerten die Pupillen ihren Augenhöhlen, darauf getrimmt jede noch so kleine Bewegung zu erspähen. Die kleine Schar schlich sich an den Wargen vorbei und ging hintern einem Baum abseits der Strasse in Deckung.
"Am Tag des Angriffes brauchen wir zwei Gruppen. Eine, welche die Orks auf der Hauptstrasse ablenkt und eine andere, die unbemerkt zum Hauptlager vorstossen kann. Ich zweifle daran, dass die ganze Strasse frei von Orks ist.", eröffnete Celestiel den anderen ihre Gedankengänge und blickte etwas unsicher in die Runde.
"Dafür brauchen wir gute Leute." Kaum hatte er zu ende gesprochen drehte er sich in die Richtung von Silvina: "Sil, ich denke, ich muss Amber mitnehmen, sowie die anderen Schurken, um das zu bewerkstelligen."
"Wenn du meinst...", entgegnete sie in einem Tonfall, der nur den Schluss zuliess, dass sie nicht besonders angetan davon war. Ihr Blick mutete auch eine Spur genervt an, als der Name Amber fiel. Celestiel beobachtete die Szene schweigend und hielt sich diskret zurück. Nachdenkliche Falten wurden jedoch auf ihrer Stirn sichtbar. Sie kannte diesen Namen, nur woher? Sie liess diese Frage jedoch in den Hintergrund rücken, so standen nun wichtigere Dinge an:
"Fühlt Ihr Euch also mit Euren Söldnern dazu imstande?"
"Werden wir schaffen.", antwortete er lachend, so als wäre es eine Selbstverständlichkeit, dass sein Söldnerhaufen diese Aufgabe meistern würde. Lue führte den kleinen Trupp schliesslich tiefer nach Dol Dinen hinein. Dicht an die hohe Felswand links des Weges gedrängt versuchten sie unbemerkt voranzukommen. Die feindlichen Befestigungen wurden jedoch mit jedem Schritt, den sie tiefer ins Lager hineinsetzten, stärker und bedrohlicher. Gepanzerte Trolle waren an den Palisaden des Hauptlagers zu sehen, umgeben von nicht minder gerüsteten Orks. In der Zwischenzeit hatte sich ihnen noch ein weiterer Söldner angeschlossen. Fast schon sorglos war er zu ihnen gestiefelt, fast so als wäre all dies nur ein Spaziergang. Celestiel versucht gar nicht erst dies zu verstehen. Vielmehr beobachtete sie beunruhigt die Trolle am Eingang zum Hauptlager. Sie erinnerte sich an Lues Worte zurück, die er kurz zuvor an sie gerichtet hatte: "Also mal ganz ehrlich, kleine Fürstin...Mit einem Trupp Söldnern und ein paar Leutchen wird das 'ne nervenaufreibende Sache hier. Da braucht es schon mehr als ein paar Mann." Er hatte sie an einem wunden Punkt getroffen mit diesen Worten, wusste sie doch nur zu gut, wie recht er hatte. Sie wurde jedoch aus ihren Gedanken gerissen, als sich Lue von ihnen entfernte, um die Gegend auf eine eigene Faust zu erkunden. Silvina hatte die Aufgabe, sie sicher nach Esteldin zurückzugeleiten. Mit Celestiels Wunsch, Lue auszurichten, dass sie sich in den nächsten Tagen bei ihm melden würde, verliess die Elbe die kleine Runde oder das, was von ihr übriggeblieben war. Celestiel, Taldaras und Egin kehrten nach Bree zurück.

"Ich werde einige Zeit weg sein. Mein Weg führt mich nach Gondor. Ich versuche jedoch rechtzeitig beim Angriff auf Dol Dinen wieder da zu sein."
Nach Gondor! Er liess sie allein mit all den Bürden, die auf ihren Schultern lasteten. Würde sie auch Dol Dinen alleine durchstehen müssen? Das Blau ihrer Augen füllte sich mit Wasser und glitzerte wie ein Teich im Mondschein, doch noch schwappte das Wasser nicht über die Ufer. Celestiel versuchte ihre Fassung zu wahren, doch Stärke wurde stets mit viel Kraft erkauft - und diese hatte sie nicht. Nicht mehr. Celestiel und Taldaras gingen im Streit auseinander. Während er sich nach Gondor aufmachte, suchte sie Ablenkung im Trubel Brees, wo sie auch einen Brief an den Söldner aufsetzen wollte. Was sie jedoch noch nicht sehen konnte und hinter den schweren Wolken, die an ihrem Himmel aufzogen, den sie stets in ihrem Herzen trug, versteckt und verborgen lag:
Es war das letzte Mal, dass sie Taldaras lebend gesehen hatte.
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IV. Unerwartete Hilfe?

In Erwartung auf Ablenkung nach Bree gekommen, fand sie diese auch - leider zuhauf.
Celestiel drückte sich fest an die Hauswand und zog tief die Luft ein. Ein kurzer Blick galt dem Gasthaus, das sie soeben mit raschen Schritten verlassen hatte. Himmel, was für ein Trubel geherrscht hatte! Die Dame schloss für einen Moment die Augen, nach einer inneren Ruhe suchend, die aus ihrem ganzen Körper gewichen war. Ihr Kopf dröhnte. Im Sekundentakt schwirrten eine Vielzahl an Namen durch ihren Kopf: Beoring, Threogar, Finnla, Eleanya, Isurim... Sie würde sich hüten, dieses Gasthaus in den nächsten Tagen noch einmal aufzusuchen! Celestiel strich sich müde über das Gesicht mit der behandschuhten Hand, die sie sogleich wieder schlaff sinken liess. Der Abend hatte zu anfangs einen gewöhnlichen Lauf genommen. Diverse Bauern und Händler hatte sie im Gasthaus mit Aufträgen betraut, die meisten davon Anweisungen Proviant für die Reise nach Esteldin herzustellen. Die Wende an diesem Abend kam überraschend, als sie gerade mit einem Händler über vier Holzfässer-Ladungen Bier verhandelte. Zwei Männer unterhielten sich in unmittelbarer Nähe und schienen sich dem guten Feierabend-Bier zu widmen, zumindest war einer von den beiden dem edlen Tropfen besonders angetan. Celestiel, die in ihrer Art viel zu diskret und höflich war, als dass sie ein Gespräch lange hätte belauschen können, versuchte sich ganz auf die Verhandlungen mit dem Händler zu konzentrieren. Ein Preis wurde schliesslich festgelegt und die Summe der Vorauszahlung, die sie leisten musste. Gerade als sie den Mann bezahlen wollte, bemerkte sie, dass sie keine Hand frei hatte. Kurzerhand legte sie das Bündel in ihren Händen auf dem Tisch ab, an dem die beiden Mannen sassen.

"Verzeihung...", gab sie als Entschuldigung von sich ehe sie sich wieder umdrehte und dem Mann die verlangten Silberstücke überreichte. Die beiden Männer blickten irritiert auf.
"Ähhh, wir kaufen nichts, danke.", war von einem der beiden zu hören. Dieser sass mit dem Rücken zu ihr und war tief in einen Kapuzenmantel gehüllt. Nach getätigtem Geschäft drehte sich Celestiel nicht minder irritiert wie es die beiden Männer zuvor waren um und versuchte sich einen Reim auf die Worte des Fremden zu machen. Ihr Blick fiel schliesslich auf das Bündel, das sie bei ihnen abgelegt hatte.
"Verzeihung, die Herren. Ich hatte eben nur keine Hand frei. Wenn es euch jedoch stört, so nehme ich es natürlich sofort wieder an mich. Auch wenn mir schleierhaft ist, was an einem platzierten Bündel so störend sein soll.", drückte sie ihre Worte wie immer höflich aus und trat an den Tisch heran, um das Bündel wieder in ihre Arme zu betten.
"Ah, entschuldigt. Ich hielt Euch für eine fahrende Händlerin.", erklärte sich der verhüllte Fremde und schien die Sache wohl als geklärt zu halten. Celestiel jedoch verschlug es beinah' die Sprache. Sie und eine fahrende Händlerin?! Ungläubige blickte sie an sich hinab und besah sich ihre Kleidung, die gewiss nicht diejenige einer fahrenden Händlerin war, so schmiegte sich der feine Stoff sauber an ihren Körper und liess eigentlich nicht den Schluss zu, es bei der Dame mit einer fahrenden Händlerin zu tun zu haben. Der zweite Mann im Bunde schien ihren irritierten Blick deuten zu können und konnte sich eines Schmunzelns nicht erwehren. Wenige Minuten später sass Celestiel mit ihnen am gleichen Tisch, alsbald in der Gesellschaft der Hobbitdame Finnla, welche die beiden Männer zu kennen schien. Diese stellten sich nach und nach als Beoring und Threogar vor, beide aus dem Lande Rohan stammend. Das Gespräch wurde schnell auf Celestiels Geschäfte gelenkt, die sie hierher geführt hatten und scheinbar das Interesse der beiden Reiter geweckt hatten. So kam sie nicht umhin ihnen von ihrem Vorhaben in Dol Dinen zu erzählen, das abermals auf Interesse stiess. Die stetig ansteigende Geräuschkulisse im Gasthaus machte jegliches Gespräch jedoch alsbald zu einer schwierigen Angelegenheit, da man oft nicht mal mehr seinen eigenen Tischnachbarn hören konnte. Dies war wohl vor allem der feiernden und johlenden Menge auf der anderen Seite des Schankraumes zu verdanken gewesen. Celestiel erkannte sie sofort. Nicht nur an ihrem Gebaren, das sich durch Krach und exessives Tanzen auf den Tischen kennzeichnete, sondern auch weil unter ihnen bekannte Gesichter zu sehen waren. Gab sie sich noch alle Mühe, die Verbindungen zu den Söldnern, die wohl gerade eine Feier abhielten, zu vertuschen, wurden ihre Bemühungen spätestens dann zunichte gemacht, als Isurim sie lauthals durch den ganzen Raum hindurch als kleine Fürstin begrüsste. Ihr war als Gruss höchstens ein verhaltenes Nicken zu entlocken, so konnte sie die misstrauischen Blicke von Beoring und Threogar förmlich in ihrem Nacken spüren. Doch es half alles nichts. Die beiden Männer am Tisch hatten wie Wölfe etwas gewittert und sie war nur noch in der Lage ihnen den Fleischbrocken in die gierigen Mäuler zu werfen. "Söldner! Ihr habt Söldner angeheuert? Sie kämpfen für Gold. Sobald die Lage zu gefährlich und zu brenzlig wird, werden sie das Weite suchen!". Dies war nur einer der vielen Ausrufe, die Beoring verlauten liess, so sollte er an diesem Abend keine Gelegenheit auslassen, Celestiel spüren zu lassen, was sie für einen Fehler mit den Söldnern beging. Der Stuhl, der zuvor noch mit angenehmer Gesellschaft frohlockt hatte, wandelte sich zum Anklagestuhl für Celestiel. Beorings Worten konnte sie die Wahrheit kaum absprechen, dennoch war sie entschlossen, an ihrem Vorhaben und an den Söldnern festzuhalten. Inmitten der Debatte um die Richtigkeit ihrer Entscheidung, tauchte eine Dame auf, die sich als Eleanya herausstellte, ihres Zeichens Anführerin einer Reiter-Vereinigung, der auch Beoring und Threogar angehörten. Celestiel weihte Eleanya ebenso in das Besprochene und die Dol Dinen-Angelegenheit ein wie sie es bei den anderen am Tisch getan hatte. Es zeichnete sich ab, dass sie unverhofft Leute kennengelernt hatte, die eine wertvolle Unterstützung und Hilfe sein könnten für den Angriff auf Dol Dinen. Eine klare Entscheidung fiel an diesem Abend jedoch nicht, obgleich Threogar Celestiel seine Hilfe versprach. Es stand in den Sternen, ob sich die ganze Reiterschar diesem Hilfeangebot anschliessen würde. Celestiel brachte Eleanyas Entschluss, sich in Ruhe darüber beraten zu wollen, Verständnis entgegen. Ebenso willigte sie zu einem Treffen beider Sippen ein, so war es Eleanyas ausdrücklicher Wunsch, Celestiel und all jene, die mit ihr und diesem Unterfangen in Verbindung standen, besser kennenzulernen. Sie konnte es ihr kaum verübeln. Ein Blick um sich herum genügte, um zu wissen, dass es in dieser Stadt zwielichtige Gestalten gab, deren Absichten im selben Dunkel lagen wie ihr Territorium in den Gassen Brees. Und auf ganz Mittelerde bezogen verhielt es sich wohl nicht anders. Diese Zeiten verlangten Obacht und Wachsamkeit und Eleanya tat gut daran, diesem Leitsatz zu folgen. So trennte man sich im Vesprechen, in den nächsten Tagen ein Treffen der beiden Sippen einzuberaumen und Celestiel war es wohl nur recht, nicht länger auf diesem Stuhl sitzen und die Anwesenheit der Söldner um sich herum spüren zu müssen.

Celestiel öffnete ihre Augen wieder, als die Sonnenstrahlen angenehm warm über ihr Gesicht tasteten. Der Trubel im Pony fiel ihrer gewollten Vergesslichkeit zum Opfer. In der Hoffnung ihre Gedanken wieder ordnen zu können, trat sie bedächtigen Schrittes den Weg in den Süden der Stadt an. Der Höhenflug in die Unbeschwertheit und Sorglosigkeit war jedoch nur von kurzer Dauer.

"Na, so allein unterwegs, die Fürstin?"
Sie hätte nicht einmal aufblicken müssen, um zu wissen, wer sich ihr da in den Weg gestellt hatte. Celestiels Gemütszustand prasselte in den Keller, als sie schliesslich doch den Blick hob und sich vor Lue stehen sah. Vortrefflich. Von allen Personen, die ihr über den Weg laufen konnten, musste es ausgerechnet er sein! Das gewohnte Grinsen trat auf seine Lippen, es schien in förmlich in den Fingern zu jucken, sie aus der Reserve zu locken mit seinen Provokationen. Nach einem kurzen Wortgefecht mit seinem Söldnerkumpanen, der Celestiel provokativ fragte, wo ihr Wachhund abgeblieben wäre, wurde er von Lue mit dem Auftrag weggeschickt, Amber ausfindig zu machen. Amber...Seit geraumer Zeit verfolgte dieser Name sie nun schon und noch immer hatte sie nicht herausgefunden, was es mit dieser Amber auf sich hatte. Sie brachte sich jedoch selber wieder von diesem Gedankenstrang ab, so galt es nun alle Konzentrationen darauf zu richten, sich von Lue nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Versucht sachlich und ruhig erzählte sie ihm, dass sie vielleicht schon bald Unterstützung von den Reitern bekommen würden. Natürlich ein gefundenes Fressen für Lue, der es sich nicht nehmen liess, darüber zu witzeln und an dem Können dieser Reiterschaft zu zweifeln. Weitaus schlimmer war jedoch, dass sie ihn um ein weiteres Treffen bitten musste, ein Gespräch unter vier Augen, das durch Taldaras' Weggang nötig geworden war, da sich ihr durch seine Abwesenheit ein Problem aufgetan hatte. Dies verschwieg sie Lue jedoch und gab keinen Grund für das Treffen an. Man einigte sich auf gegenseitige Korrespondenz in den folgenden Tagen und setzte den Tag des Angriffes fest, da Lue darauf pochte, um die Kampfeslust und die damit einhergehende Ungeduld seiner Söldner nicht weiter unnötig zu schüren. Am 23. dieses Monates sollte die Reise nach Esteldin beginnen. Das waren die letzten Worte, die sie an Lue richtete ehe sie wortlos an ihm vorbeischritt in Richtung Südtor. Das Lachen, das sich aus seiner Kehle wand, begleitete sie, bis es verhallt war. Erleichtert lehnte sie sich an den Torpfosten und blickte den Weg entlang, der nach Osten führte. Sie musste zum Sippenhaus zurück, um die anderen zu benachrichtigen, so wollte sie Eleanyas Wunsch eines gemeinsamen Treffens nachkommen. Celestiel drehte dem Tor den Rücken zu und bewegte sich auf den Stallmeister zu, der ihr nach einem kurzen Wortwechsel die Zügel ihres Pferdes aushändigte. Im schnellen Galopp passierte sie das Stadttor und ritt in die Breeland-Siedlung. Eile war nun geboten, wenn sie die Unterstützung der Reiter bekommen wollte. Denn alleine mit den Söldnern würden sie in Dol Dinen nicht bestehen können.
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V. Das Treffen mit den Reitern

Ihr Blick glitt ruhig über die fünf Personen, die in einer Reihe vor ihr standen.
"Gadorast aus Gondor, Offizier der Reiter von Rohan. Daneben ist Eleanya aus Rohan, Anführerin der Reiter von Rohan. Beowared und daneben Balwin, zwei Streiter die seit langer Zeit bei den Reitern sind. Und Longdryt." Nach allen Regeln der Höflichkeit stellte der Reiter die Gastgeber vor und offenbarte zuletzt seinen eigenen Namen: "...daher bleibe noch ich. Beoring aus Rohan. Offizier der Reiter. Zu euren Diensten." Ganz um seine Worte zu unterstreichen verbeugte er sich vor Celestiel, die bei jedem genannten Namen ein sachtes Nicken hatte erfolgen lassen, um ihre Aufmerksamkeit, die ganz den Reitern gebührte, deutlich zu machen. Doch nicht nur ihr galt die höfliche Geste Beorings, sondern auch ihren beiden Begleitern, auf die sie nun mit leicht angehobener Hand deutete. Die Dame, welche an solche Etiketten gewöhnt zu sein schien, sprach sodann geübt: "Egin aus Thalland, einer unserer besten Kundschafter und Kanwyn Riddersherz aus Rohan." Ihr Handdeuten zielte dabei auf einen hochgewachsenen Mann und eine jüngere Frau ab, deren Haar strahlend blond war. Celestiel derweil liess einen Moment vergehen, damit die üblichen Blicke ausgetauscht und die Namen in die Erinnerung gebrannt werden konnten. Es überraschte sie selber wie überdrüssig sie in diesem Moment des ganzen Prozederes war. Sie, die stets von allen am hartnäckigsten auf die Regeln der Höflichkeit und guten Sitten beharrte. Auch erfolgte ihre eigene Vorstellung nicht ganz so überschwänglich wie man es sich sonst von ihr gewohnt war: "Meine Wenigkeit wird Celestiel genannt. Celestiel aus dem Hause Navayron, der Stadt Dol Amroth im Süden Gondors entstammend." Das folgende Neigen ihres Hauptes - mochte es noch so schlicht vollführt worden sein - strahlte den ganzen edlen Stolz aus, der ihrer Abstammung anhaftete. Froh schien sie jedoch zu sein, als Eleanya die ganzen Höflichkeiten schliesslich zum Abschluss brachte, indem sie die Gäste zum Kamin bat. Sie folgten ihr bereitwillig, doch blieb ein Lächeln auf Celestiels Lippen aus. Seltsam angespannt schien die Dame zu sein und diese Anspannung verstärkte sich im Verlauf des Gespräches nur noch mehr, so wurde sie mit einer Frage nach der anderen konfrontiert, die den Reitern schon bald fast gleichzeitig entfuhren. "Wenn es so kommen sollte, und wir mit euch in den Nordhöhen für die Menschen kämpfen sollten, wie, frage ich euch, würdet ihr vorgehen wollen?" Der Reiter, der diese Frage stellte, war Longdryt und ebenjener war es, der zuvor schon mit seinen kundigen und sachlichen Einwände auf sich aufmerksam gemacht hatte. Celestiels Blick legte sich auf seine Gestalt und verharrte dort einen Moment schweigend. Oh ja, er hatte sie soeben an einem wunden Punkt getroffen. Hatte das angesprochen, was ihr zurzeit die grössten Probleme bereitete: Das Vorgehen - ohne Anführer. "Es geht mir darum, dass wir es mit einem schwierigem Terrain zu tun haben, von dem ihr redet, dort geht man nicht einfach hinein und wieder hinaus.", fügte er noch erklärend hinzu, während sich nun auch die anderen Blick abwartend auf sie richteten. Gerade als sie ihm Rede und Antwort stellen wollte, erreichte sie auch schon die nächste Frage: "Habt ihr eigentlich nähere Informationen über die feindlichen Bewegungen in Dol Dinen? Truppenstärke, Befestigungen, Nachschub..." Celestiels Blick schwenkte zu dem älteren Herren, der ihr zuvor als Gadorast vorgestellt worden war. "Wir sind vor ein paar Tagen mit einigen Söldnern nach Dol Dinen aufgebrochen, um dort die Lager auszukundschaften. Ich will euch nichts verheimlichen: Die Streitmacht der Orks ist gewaltig. Doch hätte ich kein Vertrauen in dieses Unterfangen, so wäre ich nun nicht hier und würde eure Unterstützung erbeten. Die Chancen stehen gut, dass uns unser Vorhaben glückt, wenn...Ja, wenn wir genug Kämpfer haben." Und so verdeutlichte sie abermals der Grund ihres Kommens und die Wichtigkeit dieses Treffens. "Wie schlau haben sie sich angestellt, als ihr sie beobachtet habt? Als ich sie ausspähte haben sie sich untereinander geprügelt.", warf ein anderer Reiter, Beowared, fragend ein. Ein sachtes Kopfschütteln eilte ihrer Antwort voraus: "Die Orks sind nicht das Problem...Sie werden von gerüsteten Trollen unterstützt, welche die Palisaden des Hauptlagers bewacht haben. Wir werden wohl davon ausgehen müssen, dass sich noch mehr ihrer Artgenossen im Innern des Lagers aufhalten". Beoring verlieh mit einem Heben seiner Augenbraue seiner Verwunderung Ausdruck, während Balwin aus seiner Kampfeslust keinen Hehl machte: "Ah, Trolle...Jetzt wird die Sache interessanter." Wieder war es jedoch Longdryt, der mit seiner Weitsicht herausstach, denn so war von ihm zu hören: "Wie ist es mit Kriegsgerät in den Lagern?" War Celestiel schon im Begriff sich dieser Frage zu widmen, folgte zeitgleich schon die nächste von Gadorast: "Und von welcher Truppenstärke sprechen wir hier, die ihr für die Ausführung eures Plans benötigen würdet?" Innerlich aufseufzend über die fehlende Zeit, die sie ihr gewährten, um die Fragen zu beantworten, blickte sie kurz zu ihren beiden Begleitern Egin und Kanwyn, so als wäre ihr Anblick ein Hilfe, die sie all dies meistern liess. Beoring jedoch bedeutete Gadorast und Longdryt mit einem Kopfnicken sich mit ihren Fragen zurückzuhalten und nur eine nach der anderen zu stellen. Während sich das Gespräch nun den Kriegsgeräten der Orks und ihrem Zweck zuwendete, hüllte sich Celestiel in Schweigen und verfolgte das Gespräch nur passiv mit. Dann jedoch, als begehre sich in ihr ein Drang auf, der sich nicht mehr unterdrücken liess, ergriff sie wieder das Wort: "Lasst mich offen sprechen, die Herren und die Dame...Ich verstehe nicht viel von der Kriegskunst. Und mir hat sich das Problem aufgetan, dass ich zurzeit über keinen Hauptmann verfüge, der den Trupp durch Dol Dinen führen könnte. Hauptmann Taldaras Arnum, der Anführer unserer Gemeinschaft, weilt zurzeit ausser Lande und ist für eine wichtige Angelegenheit in sein Heimatland Gondor zurückgekehrt. Sein strategischer Berater Dharogar habe ich lange nicht mehr gesehen und so kann ich mir seiner Unterstützung nicht sicher sein. Mir fehlt zurzeit also eine Person, die einer Führungsrolle gewachsen ist. Ich glaube, dass ist zurzeit das einzige, was euch dazu bewegen könnte, uns eure Hilfe zu verwehren. Und ich würde es verstehen, wenn ihr diesen Grund als Ursache nennen würdet." Es waren ehrliche Worte, die Celestiel sprach, wohl hoffte sie auch, das Vertrauen der Reiter zu gewinnen, indem sie ihnen nichts verheimlichte und offen zu ihnen sprach, obgleich es ihnen wohl nicht zum Vorteil gereichen würde. Und wahrlich schien man den Umstand mit dem fehlenden Anführer mit Unbehagen aufzufassen. "Ich hoffe, Ihr verlangt nicht, dass einer von uns den Trupp anführt." Kaum waren die Worte von Eleanya verklungen, folgte auch schon prompt Celestiels Antwort: "Nein." Knapp die Antwort, jedoch im Besitz einer unmissverständlichen Klarheit und Entschlossenheit, auf die Eleanya stumm nickte. Nein, sie würde dies niemandem aufbürden wollen, obgleich sie wusste, dass sie es irgendwann tun musste. Doch noch war dieser Jemand nicht gefunden. "Ohne Führung, ohne Plan...", waren Eleanyas Worte, von der die Skepsis nicht abfallen wollte. Die vorsichtige Anführerin der Reiterschar zog sich zum Kartentisch zurück und begann im Stillen die Karten zu studieren. Nach und nach folgten ihr auch die anderen Offziere Beoring, Gadorast und Ethoric, ihr Gatte, der verspätet dazu gestossen war. Celestiel blieb stumm auf dem Boden neben dem Kamin sitzen und schüttelte innerlich den Kopf. Ohne Führung, jedoch nicht ohne Plan waren sie. Fragen hatte man ausgiebig gestellt, doch ihr Zeit gelassen, sich vollständig zu erklären, hatte man nicht. Doch wie immer war die Dame in ihrer Art und in ihrem Gebaren zu ruhig, um sich nun von ihrem Unmut beherrschen zu lassen. "Werte Gäste, dort drüben stehen Speise und Trank.", lud Beowared sie an die Tafel und dankend nahm man die Einladung an. Celestiels Gedanken blieben doch beim Kartentisch und den sich beratenden Offizieren, auch wenn sie sich nun mit den anderen zum Tisch begab, um sich dort zu verköstigen. Sie lächelte Kanwyn schwach an, als diese sich sogleich daran machte, zwei Brotscheiben für Celestiel und sie abzuschneiden, von welchen sie eine der Dame reichte. Wohlgesonnen Celestiels Blick, als sich Kanwyn so darum bemühte, die Gemüter ins Licht zurückzuführen, doch ihre Worte und ihr Antlitz mochten noch so hell wie ein Stern erstrahlen - bei Celestiel verfehlten sie ihre Wirkung. Unberührt blieb die Brotscheibe in ihren Händen, zu sehr beschäftigten sie die Worte, die hinter ihrem Rücken gesprochen wurden. Innerlich vermochte sie ihre Ruhe nicht zu bewahren. Dafür stand zuviel auf dem Spiel. Nur wenig konnte sie von der Diskussion aufschnappen, die am Kartentisch angeregt geführt wurde. Es war eine angenehme Überraschung, dass Beoring, von dem sie keineswegs Fürsprache erwartet hatte, nachdem er sie an ihrem letzten Treffen im Gasthaus mehrmals darauf hingewiesen hatte, dass ihre Entscheidung mit den Söldnern verhängnisvoll sein könnte, nun Partei für sie und ihr Vorhaben ergriff, feurig und leidenschaftlich, als wäre seine Kampfeslust entflammt. Und wahrlich, sein Kriegerherz musste Feuer gefangen haben. Die Frage war nur, ob dieses Feuer auch auf die anderen übergehen würde.

"Wir kämpfen an eurer Seite!", verkündete Eleanya feierlich ihren Beschluss. Egin und insbesondere Kanwyn konnten ihre Freude und Erleichterung kaum zurückhalten, so strahlten sie beide um die Wette. Auch Celestiel lächelte, doch war es abgeschwächt. Die Müdigkeit nagte an ihr. Die Müdigkeit, an der diese ganze Aufgabe, die sie zu bewältigen hatte, die Schuld trug. Gelöst lächelte sie Eleanya an, doch sprach sie nur schlichte Worte, keine grossen Worte, die an Willenskraft und Hoffnung appellierten: "Eine frohe Kunde. Seid bedankt für das Vertrauen, das ihr uns entgegenbringt." Auf Celestiels Wunsch hin stellte Eleanya ihr zwei ihrer besten Berater zur Seite. Die Wahl fiel auf Beoring und Longdryt, was von Celestiel begrüsst wurde, da es ohnehin ihr Wunsch gewesen war, auf diese beiden Männer zu vertrauen. So hatte ersterer ihren Respekt aufgrund seiner ungestümen Leidenschaft, die sich auf einen selbstlosen Mut begründete. Zweiterer jedoch hatte ihre Anerkennung ob seines strategischen Weitblickes, die aus grossem Geschick für strategische Fragen resultierte. Mit den besten Wünschen und dem Versprechen, sich in den nächsten Tagen mit den beiden Beratern in Verbindung zu setzen, ging man erleichterten Herzens auseinander, froh darüber, ein Bündnis eingegangen zu sein, das beiden Seiten von Nutzen sein würde. Celestiels Herz jedoch wog schwer, wie ein schwerer Stein, den man mit sich schleppen musste.
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VI. Von Söldnerehre

Sie hätte das Gasthaus erst gar nicht betreten sollen. Nicht etwa wegen den üblichen Gründen, zu denen der beissende, stinkende Rauch, der noch ein verhältnismässig dankbarer Willkommensgruss war, und der fühlbare und hörbare Alkoholpegel der Gäste, gehörten, sondern wegen einer Person, die sie schon anhand ihres schwarzen Umhanges erkannte.
"Amber.", forderte Lue die Aufmerksamkeit einer rothaarigen Frau und deutete zur Tür, wo Celestiel soeben eingetreten war und in ihre Richtung blickte, mit dem Drang kämpfend, auf der Stelle wieder umzudrehen.
"Darf ich dir vorstellen. Die kleine Fürstin." Lues Begleitung drehte den Kopf leicht zur Tür, schien jedoch äusserst bedacht darauf zu sein, die Bewegung unauffällig erscheinen zu lassen.
"Sieh' an, sieh' an, das Mädel hab ich schon mal gesehen..."
Celestiel zögerte sichtlich, ihre Schritte an die kleine Runde heranzuführen, doch hätte dies all ihren Grundsätzen von Höflichkeiten so ausdrücklich widersprochen, dass sie dies nicht hätte mit sich vereinbaren können. "Grüsse, die Herren...die Dame.", sprach sie, als ihre Schritte an ihrem ungewollten Ziel angelangt waren. Wie immer endete ihr Gruss mit einem höflichen Neigen ihres Hauptes. Ein Gebaren, das so deplaziert war in dieser Runde wie ein Elb in zwergischer Gesellschaft.
"N'Abend, Fürstin.", erwiderte Lue ihren Gruss gewohnt stichelnd. Nichts anderes war zu erwarten gewesen.
"Na, grüss Euch.", entgegnete die unbekannte Rothaarige mit einem undefinierbaren Schmunzeln auf den Lippen.
"Was wollt Ihr hier?", fiel der Gruss von Lues Söldnerkumpanen 'Ceo' dann schon schroffer aus. Celestiel beliess es bei einem verärgerten Blick, den sie ihm schenkte, so zog es ihr Blick in die Richtung der Rothaarigen, deren Antlitz ihr nicht ganz unbekannt zu sein schien, doch konnte sie es keiner lebhaften Erinnerung zuordnen.
"Interessanter Ort für einen Besuch ohne Lakaien.", sprach Lue ihre fehlende Begleitung an. Amber indessen entging der musternde Blick Celestiels nicht und schickte ihren Worten ein leises Lachen voraus:
"Ja, wir kennen uns oder...was man so kennen nennt." Eine Augenblick betrachtete Celestiel sie aufmerksam, als liesse sich in ihrem Gesicht die Antwort finden, doch hätte sie dadurch länger hier verweilen müssen, als sie zu bleiben gedachte. So liess ihr Blick von Amber ab und legte sich stattdessen auf Lue.
"Nun, ich hatte ohnehin gehofft-...", hielt sie mitten im Satz inne, wohl unzufrieden über die Worte, die sie gewählt hatte. Hoffen tat sie in seiner Gegenwart höchstens, dass sie nur von kurzer Dauer war. Sich korrigierend fuhr sie fort: "Ich wollte mit Euch ohnehin eine Unterredung halten, wie Ihr Euch sicher noch erinnern könnt."
Lue, der interessiert das Gespräch zwischen den beiden Frauen beobachtet hatte, liess Celestiel seine Aufmerksamkeit zukommen. „Meinst du mich?“
Oh ja, die Geduld kam ihr in seiner Anwesenheit so rasch abhanden, dass sie gefährlich nahe an Unhöflichkeiten vorbeischlitterte. Lautlos zog sie die Luft ein und ermahnte sich innerlich zur Ruhe. „Ja, der Herr.“
"Na dann, die Dame. Wo hätte sie es denn gerne?“, und nahm dabei offenkundig Bezug auf ihren Wunsch, ein Gespräch mit ihm zu führen. Celestiels Blick jedoch streifte noch einmal die Gestalt Amber ehe das fragende Blau ihrer Augen seinen Weg zurück zu Lue fand, wohl in der Hoffnung, er würde erklären, in welcher Beziehung er zu Amber stand. Jedoch geschah nichts dergleichen. Stattdessen wurde ihr fragender Blick von Ceoron falsch gedeutet.
„Wollt Ihr hier darüber reden oder einen stilleren Ort aufsuchen? Das meinte er.“, gab er erklärend von sich und erntete einen leicht genervten Blick von Celestiel. War sie denn begriffsstutzig?!
„Danke Ceo für die Übersetzung ins Adelische.“, erfolgte Lues Kommentar, den er mit folgenden Worten beendete: „Also kleine Fürstin. Wo sollen wir hingehen dafür?“
„Ich war mir der Bedeutung seiner Worte durchaus im Klaren, ich fragte mich nur...“, stellte sie Lues Frage zurück und liess ihren Blick wieder zu Amber wandern.
„Oh, ich gebe keine Anstandsdame ab, falls Ihr das meint.“, entgegnete sie auf Celestiels Blick und offenbarte dabei ein feines Lächeln.
„Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“, schaltete sich Lues Begleiter abermals ins Gespräch ein und erntete dieses Mal nicht nur einen missgelaunten Blick von Celestiel, sondern auch die dazu passende Worte: „Nun, dann kann sich der Herr gerne seinen wichtigen Aufgaben widmen.“
„Das habt nicht Ihr zu entscheiden.“
„Soll ich eine Strichliste führen? Gerade steht’s Null zu Eins für sie“, fragte Amber grinsend in Lues Richtung, welcher ihr sodann schelmisch zuzwinkerte. Dennoch schien sich sein Geduldsfaden langsam anzuspannen. Nicht weiter gewillt, den verbalen Schlagabtausch mitanzuhören, richtete er das Wort an Celestiel: „So also schön...Du willst reden und ich denke mal unter vier Augen wie du bereits sagtest. Sag wo und Amber amüsiert sich solange mit Ceo.“
„Solange Euer...Ach, wie nanntet Ihr es das letzte Mal...Euer Wachhund nicht dabei ist, soll mir alles recht sein.“, antwortete Celestiel hörbar gereizt und wendete ihren Blick von ihm ab, mit sich langsam abflauendem Ärger, dem sie schon zuviel Macht über sich verliehen hatte.
„Bin ganz Ohr, kleine Fürstin. Geh voran, ich folge dir wie einer deiner Metallhaufen, immer schön klirrend hinterher.“ Oh, es musste ein wahrer Genuss für ihn sein, sie so zu reizen und diese Tatsache mochte womöglich auch der Grund sein, wieso sich die Dame wortlos umdrehte und sich in die hinteren Räumlichkeiten begab, wo sie hoffentlich mehr Ruhe erwarten würde.

Lue gab sein Gesicht unverhofft von den Schatten seiner Kapuze frei, als sie sich in ein freies Hinterzimmer zurückgezogen hatten. Mit wachem Blick betrachtete sie das Gesicht des Söldners, dessen Anblick ihr zum ersten Mal gewährt war.
„Also?“
„Nun, es gibt Neuigkeiten. Die Reiterschar aus Rohan hat uns ihre Hilfe zugesichert."
„Ach, die Zirkuspferdartisten geben ihre Darstellung. Mal eine bescheidene Frage, Fürstin... Schonmal Gedanken darüber gemacht was man im Gebirge mit Pferden machen kann? Oder wollt Ihr sie die Straße auf und ab galoppieren lassen, um Fähnchen zu schwingen zur Ablenkung?“
„Es sind in erster Linie -Kämpfer-. Nur weil sie aus Rohan stammen, kleben sie nicht ständig an ihrem Pferd.“, und klang dabei keinesfalls so, als wäre er ihr wohlgesonnen. Die Wut darüber, dass er so provokant ihre Intelligenz in Frage stellte, unterdrückte sie jedoch wie immer.
„Na bei dem Namen...Rohirrim. Aber egal.“, winkte er schliesslich ab. „Was gab’s noch zu erzählen?“
„Sie haben mir auf meine Bitte hin zwei strategische Berater an die Seite gestellt. Ich möchte in den nächsten Tagen ein Treffen stattfinden lassen. Ihr solltet wenn möglich die Söldner an diesem Treffen vertreten.“
„Hmm...wie viele? Taktikbesprechung denke ich mal, oder?“
„Höchstens 4 Personen würde ich sagen. Es gilt strategische Fragen zu klären, ja.“
Lue bückte sich plötzlich und griff nach seiner Laute, die er stets an diesem Kamin postierte. Ein Tun, das Celestiel unbegreiflich war und noch mehr stumme Fragen aufwarf, als er begann ein Lied anzustimmen. Diskret lüpfte sich eine Braue in dem Gesicht der Dame, die sich keine sinnige Erklärung zusammenreimen konnte, wieso er nun in aller Welt an seiner Laute herumzupfen musste.
„Interessante Wahl. Dann...kann ich euch gleich etwas mitteilen.“
„Fühlt Euch ganz frei.“, bot Celestiel ihm höflich an, sich ihr mitzuteilen.
„Nein, dann bei der Besprechung. Eure Pferdemenschen soll es auch mitbekommen. Ich werde dann noch jemanden dafür mitbringen. Sonst noch was, das ich wissen müsste?“
„Nein...“, begann sie, eingenommen von ihrem Misstrauen, das er mit seiner Geheimniskrämerei in ihr ausgelöst hatte. „Nur eine Bitte...Verhaltet Euch am Treffen bitte so, dass es zu keinen Streitigkeiten kommt. Die Reiter sind eine wertvolle Hilfe, die ich nicht missen will und kann.“ Sie unterstrich ihre Worte mit einem ernsten Blick, so dass er kaum behaupten konnte, sie hätte es ihm nicht ans Herz gelegt. Sie zweifelte jedoch daran, dass diese Botschaft sein Herz erreichen würde.
„Ich werde Isurim oder Felanaur mitbringen als Taktikbesprecher. Meine Taktiken belaufen auf einem anderen Terrain als die euren, dessen bin ich mir sicher. Ansonsten werde ich mich bemühen mich zurückzuhalten.“, antwortete er mit diesem gewohnten bösen Grinsen. „Ach ja...und Amber bringe ich auch mit. Wär’ das in Ordnung so für die Fürstin und ihre Etikette?“
Celestiel nickte nur stumm und war schon im Begriff, das Gespräch zu beenden und den Raum zu verlassen, als sie Lue noch einmal zurückhielt:
„Eine Sache noch, Fürstin...“ Aus Anstand drehte sie sich auf der Türschwelle noch einmal um und erwartete seine angekündigten Worte. „...sollte es zum Kessel kommen und ich sehe eure Hintern in die falsche Richtung laufen und die Söldner opfern wollen, glaubt mir, ich finde euch. Wir sind vielleicht keine glanzvollen Wachen oder eure Handlanger, aber wir wissen, wann man zu kämpfen hat.“ Seine Worte und sein Auftreten waren ungewohnt ernst und dementsprechend präsentierte sich ihm ihr Antlitz. Fast schon betroffen mochte man ihren Gesichtsausdruck bezeichnen, aus einer inneren Entrüstung, wie man ihr nur eine solche Schandtat zutrauen konnte.
„Meine Absichten sind ehrlich.“, entgegnete sie ihm mit festem Blick und einem Stimmlaut, der nicht an ihrer Aufrichtigkeit zweifeln liess.
„Dann will ich hoffen, dass du auch die richtigen Verbündeten hast.“ Eine solche Intensität verwebte sich in seine Worte, dass sie nicht gleich wusste, was sie darauf antworten sollte. Eine Weile blickte sie ihm einfach stumm entgegen ehe sie sich mit einem Nicken aus ihrer Starre löste und endgültig die Türschwelle passierte.
„Wir sind Söldner aber nicht dumm, Fürstin. Wir kennen unseren Ruf.“, vernahm sie noch ehe die Tür ins Schloss fiel.


„Stolz und Ehre bis in den Tod...das ist mein Leitsatz und der meines Bruders im Geiste. Lue.“
Ihr Blick ruhte nachdenklich auf dem Söldner, der sie in einem überraschend höflichen und freundlichen Tonfall angesprochen und sie in ein Gespräch verwickelt hatte. Felanaur war wohl einer jener Raritäten, die Celestiel wieder Hoffnung fassen liessen, dass nicht jeder ein ungehobelter Bauer oder respektloses Bürschchen in dieser Stadt sein musste. Doch...wieso mussten Söldner stets darauf pochen, dass sie über Ehre verfügten? So spielten sie den Vorurteilen nur einen fälschlichen Funken Wahrheit zu. Je mehr sie sich zu verteidigen und rechtfertigen versuchten, desto mehr gewann der schlechte Ruf, der ihnen vorauseilte, an Glaubwürdigkeit. Zweifelten sie etwa selber an ihrer Ehre? Schon Lue versuchte ihr erst einen Tag zuvor einzutrichtern, dass sie im Kampf eine Ehre kannten, die ihr die meisten Aussenstehenden aberkannten. Würden sie die Leute einfach reden lassen und das Geschwätz nicht beachtet, so wäre der schlechte Ruf nur ein leerer, inhaltloser Schatten, der - je weniger er beachtet wurde – zu einem blassen Schemen verkommen würde. Celestiel liess Felanaur jedoch nicht an ihren Gedanken teilhaben. Stattdessen führten sie ein gewöhnliches Gespräch unter nicht minder gewöhnlichen Stadtbewohnern, alsbald erkennend, dass ihre gemeinsame Heimat Gondor sie verband. Im Laufe des Gespräches traute Felanaur ihr Vieles an, was er einem Auftraggeber gegenüber sonst nie ausgesprochen hätte. Es überraschte sie auf eine angenehme Art und Weise. Nicht nur, dass er offen zu ihr sprach, sondern auch, dass es in dieser Söldnerschar nicht nur Leute wie Lue gab.
„Ihr seid eine sehr höfliche und einfühlsame Person. Ihr könntet hier nicht mehr fehl am Platze sein wie ein Heer Elben aus früheren Zeiten. Meine Söldnerehre verbietet mir zu fragen, was Ihr in Dol Dinen sucht, aber seid gewiss, dass ich Euch schützen werde.“ Sein Versprechen ging mit einer höflichen Verbeugung einher, das Celestiel zum Lächeln brachte.
„Ich bin nicht auf der Suche. Ich will den Menschen in den Nordhöhen schlicht einen Funken ihrer geraubten Hoffnung zurückgeben, mag er auch noch so blass sein.“
Er glaubte ihr nicht. Sie sah es an seinem Blick, der stummen Zweifel widerspiegelte. Felanaur schwieg jedoch. Selbst nachdem er sich in höflicher Manier verabschiedet und sich ihrem Blickfeld entzogen hatte, stand sie im fahlen Schein des Lichtpegels, welcher die Laterne auf den Boden warf und ging stumm eigenen Gedankengängen nach.
Was war nur aus dieser Welt geworden? Hatte der Krieg den Geist der Menschen schon so vergiftet, dass sie nicht mehr an solche glauben konnten, die der Menschen wegen Gefahren auf sich nahmen? War es denn schon so unglaubhaft geworden, dass man uneigennützig und selbstlos handelte, ohne die Absicht, damit Profit zu machen oder irgendeinen ruhmreichen Titel zu erlangen? Am liebsten hätte sie die Zweifel, die aus ihrer Nachdenklichkeit entstanden, laut herausgeschrieen. War es falsch, diesen Weg weiterzugehen für eine Hoffnung, die im Laufe der Zeit so brüchig geworden war, dass sie unter ihren Stiefelpaaren zerbrechen könnte? Womöglich würden sie nicht einmal im Stande sein, diese Glassplitter aufzusammeln. Nur neues Blut würde darauf vergossen werden. Ihre Gedanken überschlugen sich, doch sollten sie unverhofft in andere Bahnen brechen, als sich eine Stimme in ihr von Gedanken benommenes Bewusstsein bohrte:

„Wirkst so verträumt, kleine Fürstin. Nicht sehr sicher mit träumerischen Gedanken durch die Strassen zu schlendern.“ Seine Worte waren fast schon freundlich, wäre da nicht dieser kühle Blick gewesen, der jede Silbe begleitete. Celestiel drehte sich um und blickte den massiven Stein hoch, der schon seit Urzeiten neben dem Brunnen vor dem Pony stehen musste. Lue...Ein schleichender Schatten, den sie nie kommen sah.
„Gut, dass ich Euch treffe...Ich hätte da eine Frage.“, schwenkte sie sogleich um, sich innerlich verfluchend, ihre Nachdenklichkeit so offen zur Schau gestellt zu haben.
„Jope, die hätte ich auch. Aber bitte. Frag.“
„Gedenkt Ihr den Herrn Felanaur nur im Falle von Isurims Abwesenheit zum Treffen mitzunehmen?“
„Hmm...Ich denke, er wird so oder so mitkommen, so wie ich ihn kenne. Er ist nicht viel anders als ich, ist ja auch kein Wunder...“ Celestiels Mundwinkel zuckten mit einem Mal, als sie sich ein Auflachen verwehren musste. Felanaur und ihm ähneln? Hätte sie die beiden vergleichen müssen, so war Lue die unwirtliche Nacht und Felanaur der strahlende Morgen danach.
„Nicht anders? Ihr scherzt...“
„...uns verbindet die Heimat, auch wenn meine etwas südlicher ist als seine.“ Auf Celestiels Worte fügte er barsch hinzu: „Hörst du mich lachen?“
„Verzeiht, wenn ich dies sagen muss, doch der Herr Felanaur hinterliess einen etwas...höflicheren Eindruck.“, antwortete sie vorsichtig, so als befürchtete sie, die falschen Worte fallen zu lassen. Ihre Lippen hatten sich in der Zwischenzeit wieder zu einem schmalen Strich geformt, wie es Kinder zu tun pflegten, die soeben getadelt wurden.
„Jope. Er spielt gerne den Förmlichen bei Fremden. Mir ist das zu anstrengend. Man erfährt mehr von seinem Gegenüber, wenn man keine Floskeln und Maskeraden benutzt. Und zu wissen, welcher Mensch einem gegenüber steht, ist wichtig in meinem Bereich.“ Celestiel war sichtlich verunsichert. Musste sie Lues Worte so deuten, dass Felanaurs Höflichkeit unaufrichtig gewesen war? Sie wurde jedoch aus ihren Gedanken gerissen, als Lue abermals die Stimme erhob: „Weißt du was ich nicht verstehe, kleine Fürstin? Warum diese Heimlichtuerei und dieses Vier-Augen-Gespräch? Bei dem was du zu berichtet hattest, hätte halb Bree ruhig mithören können. Und weißt du was mir das sagt oder besser, was es mich vermuten lässt? Dass du etwas verheimlichst. Und da werde ich hellhörig...“ Da. Da war es schon wieder. Dieses Misstrauen ihren Absichten gegenüber, die sie doch immer offen gelegt hatte, sichtbar für alle.
„Seid versichert, dass dies nicht der Fall ist. Es ist nur...“
„Nur?“
„Ich habe es mir angewöhnt, diese Heimlichtuerei. Aus Gründen, die ich Euch nicht nennen kann.“ Ja, die Meigol i Estel und allen voran Taldaras waren ihr in dieser Hinsicht beispiellose Lehrmeister gewesen. Der Gedanke an Taldaras versetzte ihr einen Stich, den sie gen Boden blicken liess. Aus der Befürchtung heraus, Lue könne dies missverstehen und hineininterpretieren, dass sie ihm etwas verheimlichte, richtete sie ihren Blick wieder auf ihn.
„Also doch ein Geheimnis...Solange es nichts mit Dol Dinen zu tun hat und nicht die Söldner gefährdet, behalte es ruhig für dich...“
„Es hat weder mit euch, noch mit Dol Dinen zu tun.“, antwortet sie ernst, so als wolle sie einen Schlussstrich darunter ziehen.
„Dann werde ich dir mal glauben, Fürstin.“
„Wegen dem Herrn Felanaur noch...“
„Hmm?“
„Ich wünsche, dass er in jedem Fall zum nächsten Treffen hinzugezogen wird.“ Ihre Forderung verpackte sie wie immer in einen höflichen Tonfall, doch änderte dies nichts an ihrem Begehr.
„Ist nicht meine Sache. Ist ein freies Land...noch! Aber ich wird’s ihm ausrichten.“
„Nun, er weiss es bereits. Ich wollte es nur Euch noch einmal sagen.“
„Hmm...“, gab er noch von sich, ehe er seine Schritte von Celestiel fortführte und bald aus ihrem Blickfeld verschwand.
Komischer Kerl. Und dasselbe dachte er wohl in weiblicher Form auch von ihr.



Noch am gleichen Abend beauftragte Celestiel einen Boten damit, den gleichen Brief mehreren Empfängern zu überreichen. Äusserst tüchtig stellte er sich an und so geschah es, dass wenige Stunden später, jene Personen, die am Treffen teilnehmen sollten, einen in fein geschwungener Schrift verfassten Brief in den Händen hielten.


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Werte Herren,
Werte Damen

Das Treffen, das dazu dienen soll, die letzten taktischen und strategischen Fragen zu klären, wird zum morgigen Tage um die 8. Abendstunde stattfinden. Wir werden uns in der Jagdhütte zu Bree einfinden. Die Herren Beoring und Londryt sowie der Herr Lue und seine strategischen Berater werden gebeten, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um diesem Treffen beizuwohnen. Die Zusammenkunft wird von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit sein.


Gez.

Celestiel Navayron,
im Auftrage der Meigol i Estel
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Re: [RP-Dokumentationsthread] Dol Dinen

Beitrag von Celestiel »

VII. Respekt und Vertrauen

Sie kündigten sich schon mit schweren, geräuschvollen Schritten an und das hörbare Öffnen der Türe tat ihr Übriges. Beoring, Londgryt und Celestiel, die sich bereits in der Jagdhütte zu Bree eingefunden hatten, hoben allesamt ihre Köpfe, ahnend, wer soeben zu ihnen gefunden hatte.
"Die Söldner sind da. Ha, das wollt' ich schon immer mal sagen." Lues Stimme ging in dem lauten Gelächter unter, das ob seiner Eröffnungsworte ausgebrochen war. Nun, es war kaum zu überhören, dass sich die Söldner soeben die Ehre gaben, dementsprechend langsam die halbe Umdrehung von Celestiel, deren Schultern sich jedoch unweigerlich anspannten. Da waren sie nun also. Alle versammelt und hoffentlich bereit, ihre Vorurteile für diese kurzweiligen Abendstunden, die sie zusammen in einem Raum verbringen mussten, beiseite zu schieben. Sie hatte jedoch allen Grund daran zu zweifeln, schon alleine deswegen, da sich nun beide Seiten misstrauisch und skeptische zu beäugen begannen. Fast wie zwei Wölfe, die in das Territorium des jeweils anderen eingedrungen waren und sich lauernd umschlichen. Doch Lue gab sich überraschend zahm und verzichtete darauf, seine Zähne zu fletschen - Vorerst.
"Einen...", und unterbricht seine Worte kurz, um sich für ein demonstratives Hüsteln Zeit zu lassen. "...wunderschönen guten Abend, Frau Fürstin."
"Meinen Gruss, die Herren...", begrüsste sie die Anwesenden und überhörte dabei Lues von Hohn triefende Worte gekonnt. Mit ruhigem Blick betrachtete sie die Söldner vor sich, während sich die dazugehörenden Namen in ihrem Kopf aneinanderreihten: Isurim, Felanaur,... Ihr Blick verfing sich unwillkürlich an der Gestalt der Elbe, die sie als Lues Gattin Silvina in Erinnerung hatte. Ihr Augenmerk wurde jedoch noch von einer anderen Person an sich gerissen. Hinter Lue schälte sich Amber aus den Schatten, wohl hatte sie schon lange zuvor den Schutz der Schatten aufgesucht, sich jedoch die ganze Zeit über bedeckt gehalten. "...und die Damen.", fügte Celestiel hinzu, damit ihr Gruss jeden Anwesenden umfasste.
"Ach, das sind dann wohl die Zirkus-...ähm...die Reiter." Lues Worte wurden von Celestiel mit einem mahnenden Blick bestraft, von dem er sich aber natürlich herzlich wenig beeindrucken liess.
"Und ihr die Söldner wie es scheint. Nun, wir sollten die Vorstellung schnell hinter uns bringen. Es gibt Wichtiges zu besprechen.", reagierte Beoring souverän auf die Provokation und lenkte das geistige Augenmerk aller auf den eigentlichen Grund ihres Kommens: Die Taktik-Besprechung.
Stühle scharrten und kratzten über den Boden, als die Versammlung Platz nahm und Lue das Gespräch eröffnete:
"Isurim, übernimm das Worte bitte." Celestiel atmete dabei erleichtert auf. Man würde sie bestimmt nicht darüber hinweg trösten müssen, dass Lue Isurim das Wort überliess, so erhoffte sie sich von diesem diplomatischeres Geschick.
Sogleich wurde eine Karte, auf welcher die Nordhöhen abgezeichnet waren, auf dem Tisch ausbereitet und Isurim zeigte Grundlegendes an der Lage und dem Standort des Orklagers Dol Dinen auf. Ebenso begann er zu erklären, mit welchen Feinden und Gefahren zu rechnen war. Sie widmeten sich schon bald komplizierten Fragestellungen über die effizienteste Taktik und einigten sich auf die Strategie, Dol Dinen über die nördliche Hauptstrasse durch einen Seiteingang anzugreifen und einen Frontalangriff zu vermeiden.

"Es gibt also einen Nebeneingang?", ging Longdryt auf Isurim ein, der soeben darauf hingewiesen hatte, dass das Hauptlager über zwei Seiteneingänge verfügte.
"Ja, wenn wir es schaffen dort einzudringen, sind wir sofort auf dem Hauptplatz.", antwortete Isurim nickend.
"Ihr müsst sie nur ablenken. Rein schaffen 'wir' es.", merkte Lue mit einem finsteren Lächeln an, was bei Celestiel nur ein fragendes Lüpfen ihrer Braue bewirkte. Wahrlich hatte sie ihre Müh' damit, mit der Fülle an Informationen und Vorschlägen Schritt zu halten, zumal die Tatsache, dass sie keinerlei erwähnenswertes Wissen über Kriegkunst hatte, ihr das Verständnis dann deutlich erschwerte.
"...aber ohne Deckung nicht mehr hinaus.", stellte Beoring nüchtern fest.
"Ach, es gibt noch einen Weg. Den werden wir rausschaffen.", gab sich Lue zuversichtlich.
"Ausserdem können uns die Bogenschützen Deckung geben.", bestätigte Isurim seinen Sölnderkumpanen.
"Ihr wollt also durch den einen Nebeneingang eindringen und durch einen anderen Ausgang wieder hinaus gelangen?", versuchte sich Beoring zu vergewissern und blickte stirnrunzelnd auf die Karte.
"Wir...", begann Lue und zeichnete mit den Fingern Gänsefüsschen in die Luft. "...ja. Der Rest kümmert sich darum, dass der Weg frei bleibt."
Die Diskussion nahm ihren Lauf und Celestiels Misere erst richtig ihren Anfang. Sie war überfordert, man sah es schon an ihrem Gesicht, in dem es unermüdlich arbeitete. Wie ein gerader Stock sass sie auf dem Stuhl und versuchte die Kontrolle über ihre Anspannung zu gewinnen, die mittlerweile ein Eigenleben entwickelt hatte. Von ihren Schultern wanderte sie in ihre Gesichtszüge und nistete sich dann in ihrem Magen ein. Lue wollte also eine Schar Attentäter zu dem oberkommandierenden Uruk hochbringen, welche die Tücke der Schatten nutzten, um aus dem Hinterhalt anzugreifen. Celestiel verstrickte sich in ihren eigenen wirren Überlegungen und Zweifel. Erst Isurims Frage holte sie aus ihrer zermürbenden Gedankenwelt zurück: "Was sagt die kleine Fürstin dazu?"
"Also...", stammelnd schüttelte sie mit dem Kopf die letzten Gedankenfetzen von sich ab. "Könnten die Herren Söldner nun noch einmal konkret und verständlich zusammenfassen wie sie anzugreifen gedenken? Die Worte waren etwas wirr durcheinander gesprochen." Im Anschluss an ihre Worte lächelte sie etwas verlegen, weil sie die Strategie nicht auf Anhieb verstanden hatte.
"Wie schätzt Ihr eure Stärke ein, kleine Fürstin?", fragte Isurim ohne auf ihre Worte einzugehen. Eine Braue wölbte sich in Celestiels Gesicht, als ihre Worte einfach so übergangen wurden und Isurim begann sich vor ihrem geistigen Auge in einen Holzklotz zu verwandeln. Diese Vorstellung schirmte sie aber natürlich vor den anderen ab und antwortete stattdessen höflich: "Das kommt ganz darauf an, wie viele Kämpfer die jeweiligen Gruppen zur Verfügung stellen können. Bei den Söldnern war von mindestens zehn Mannen die Rede."
"Ich meinte...Seid ihr in der Lage standzuhalten im Lager?" Celestiels freundlicher Blick musste einem Anflug an Ungeduld weichen. Woher sollte sie denn wissen, dass er mit der Stärke nicht die Grösse des Truppes meinte? Jeder normale Mensch, der über die Fähigkeit zu sprechen verfügte, zielte mit der Stärke eines Truppes doch auf die Anzahl-...! Die Dame schob ihren gehässigen Gedanken selber einen Riegel vor ehe sie zu ende denken konnte. So wahrte sie die Höflichkeit und entgegnete ruhig: "Ich zweifle nicht an unserem Kampfgeschick. Wir haben gute und erfahrene Kämpfer in unseren Reihen. Und bei den Reitern wird dies nicht anders sein."
"Sie weiss es nicht." Sachlich und ohne sich dabei anklagend anzuhören machte Amber diese Feststellung, dennoch störte Celestiel etwas daran. Es waren nicht unbedingt die Worte, sondern vielmehr das Auftreten dieser Frau, die nur etwas zu sagen brauchte und schon nickten sie alle wie Hündchen. Sie beschränkte sich jedoch auf einen verärgerten Blick und sagte nichts weiter dazu. Die Diskussion wurde jedoch fortgeführt und alsbald drehte sich wieder alles um die strategischen und taktischen Möglichkeiten, die sich ihnen boten.
"Ich denke, wir werden versuchen müssen eine Gasse freizuhalten. Es wird schwierig werden das unbemerkt zu schaffen.", brachte sich Longdryt fachmännisch wie eh und je in die Diskussion ein.
"Bringt uns nur ins Lager und nahe genug ans Hauptzelt. Und der Hauptmann wird sterben.", entgegnete Lue selbstsicher, so als gäbe es nichts, was ihn an dem Können seiner Leute zweifeln liesse.
"Dol Dinen ist ein gewundendes Labyrinth aus angespitzten Holzpfählen, Gräben und Hügeln. Daszwischen jede Menge Orks und Trolle. Unsere stärkste Waffe ist die Heimlichkeit und unser Verstand. Wir können den Feind nicht von Weitem sehen, dafür sehen auch sie uns erst, wenn es zu spät ist. Wir müssen nur dafür sorgen, dass sie keine Hilfe rufen können." Felanaurs Worte gaben dem Gespräch wieder neuen Antrieb. Eifrig wurden Vorschläge in die Runde geworfen und Befürchtungen kund getan bis...ja, bis Celestiels Position durch eine simple Frage gefährlich zu wanken begann.
"Wo sind all die Leute, die diese Truppen bilden?", fragte Amber mit hochgezogener Braue.
"Das frag mal die kleine Fürstin, Amber.", meinte Lue kühl und war Urheber dafür, dass sich nun alle Blicke wie Katapultgeschosse auf sie richteten. Malachit, jene Hobbitdame, die Celestiel zu ihren Vertrauten zählte und dem ganzen Gespräch bis jetzt schweigend beigewohnt hatte, zog den Kopf leicht zurück aus dem unangenehmen Gefühl heraus, in diesem Blickpegel zu stehen. Wäre dies nicht genug gewesen, schwenkte nun auch Beoring diesen Kurs ein: "Eine genaue Anzahl zu erfahren wäre natürlich von Vorteil...So genau es geht...", liess er seine Worte schon fast bittend ausklingen, doch war es Celestiel nicht möglich etwas darauf zu erwidern. Wieviele Male sollte sie denn noch sagen, dass es in den Sternen stand, wieviele Kämpfer sich ihnen zuletzt anschliessend würden? Da blieb immer noch das Lager Esteldin, in dem viele Abenteurer, Reisende und Kämpfer eine Rast einlegten. All ihre Hoffnungen ruhten auf diesem kleinen Waldläuferlager.
"Risiken lassen sich bei diesem Unternehmen nicht vermeiden...Wir sind alle alt genug, um das zu wissen. Dabei ist zweitrangig, ob uns das gefällt oder nicht." Ambers Worte waren Entfacher eines kampflustigen Lachens bei Lue.
"Mir gefällt's!", liess er verlauten und liess sein Lachen fortdauern, eine unbekümmerte Kampfeslust zu Tage fördernd, die im Stande war, andere zu motivieren und ihnen einen Teil ihrer Furcht zu nehmen. Es waren diese Momente, in denen Celestiel ansatzweise behaupten konnte, Lue zu mögen.
"Seid gewahr, dass keine Verletzten oder Tote gepflegt oder geborgen werden. Es geht allein um Frau Celestiels Schutz bei dieser Unternehmung.", fasste Felanaur entschlossen zusammen. Lue schloss sich dieser Einschätzung an:
"Der Tod des Hauptmannes, der Schutz der Fürstin. Keine Zwischenaktionen. So ist der Auftrag." Celestiels Blick schnellte dabei irritiert von einen Söldner zum anderen. Was?! Nein, hatten sie denn nicht verstanden?! Sie kam gar nicht dazu, ihrer Verwirrung die Erlösung zu bringen und das Hauptziel dieses Unterfangens zu erklären, denn Silvina schaltete sich nun ins Gespräch ein:
"Der beste Schutz für sie wäre daheim zu bleiben, Fel..." Von allen Seiten zustimmendes Nicken. Harmonische Eintracht, selbst zwischen Amber und Silvina, die kein Band der Freundschaft verband, wie sie nur allzu oft bei Silvinas Eifersüchteleien sehen und hören durfte. Doch nun waren die Streitigkeiten kurzweilig vergessen und alle waren sie miteinander im Einklang. Fast wie ein kleines Familientreffen. Fehlte nur noch, dass sich alle in die Arme fielen. Dieser und ähnliche Gedanken schossen nun durch Celestiels Kopf - und es brachte sie fast um den Verstand.
"Ohne sie wären wir besser dran, Sil. Aber ist nun mal ihre Feier. Wir die Arbeit, sie den Ruhm. Wir den Sold dafür." Lues Worte trafen sie hart und bohrten ein tiefes Loch in ihr Herz. Ihre Feier? Dachte er denn wirklich, dass all dies nur zu ihrem Amusement diente? Als sie sich erklären wollte, versagte ihr im ersten Moment die Stimme. Bemüht darum gefasst zu wirken entgegnete sie nach einer Weile im ruhigen Tonfall:
"Ihr irrt. Es geht hier nicht um mich. Es geht alleine darum, den Orks in Dol Dinen einen Schlag zu versetzen, von dem sie sich so schnell nicht erholen werden."
"Den Schlag werden sie bekommen, aber beschwer dich hinterher nicht, wenn du in der Gefahr umkommst, in die du dich begibst." Amber murmelte ihre Worte zwar nur, doch waren sie dennoch gut hörbar.
"Das ist kein Höflingsspiel hier, Fürstin. Hier geht es darum-..." Lues Worte hörte sie nicht mehr zu ende, zu sehr driftete sie in ihren Gedanken ab. Innerlich schrumpfte sie zu einem kümmerlichen Häufchen zusammen, wohl wissend, dass es genau diese Schwäche war, die ihnen erst eine Angrifffläche bot. Die Diskussion um den geplanten Angriff wurde indessen wieder aufgenommen und Celestiel war froh über diesen kurzen Moment, in dem sich die Konzentration aller auf den Kernpunkt des Gespräches richtete und ihr somit die Möglichkeit gegeben wurde, sich in ihren Schneckenpanzer zurückzuziehen. Das imaginäre Podest, auf dem sie sass, stürzte jedoch endgültig ein, als es zu einem Geplänkel über Ambers Mitarbeit kam. Sie gehörte nicht den Söldnern an und so sah Celestiel nicht ein, wieso sie ihr Sold bezahlen sollte. Lue stärkte Amber jedoch hartnäckig den Rücken und argumentierte, dass Celestiel nie etwas davon erwähnt hatte, keine Aussenstehende mitnehmen und einweihen zu dürfen.
"Ich glaube Celestiel, Ihr solltet Verträge mit Sölndern das nächste Mal genauer durchlesen." Beorings Worte kamen für sie einem Verrat gleich, doch war es schlicht nur Frust, stets zurechtgewiesen und nicht ernst genommen zu werden, der sie zu dieser falschen Annahme verleitete. Celestiel lehnte sich daraufhin wortlos auf dem Stuhl zurück und nahm es hin. Die folgenden Minuten verbrachte sie damit, halb anwesend dem weiteren Verlauf des Gespräches zu lauschen, während sie in ihrem Innern einen Zweikampf mit ihrem Frust austrug. Gerade dann als sich abzeichnete, dass sie als Verliererin aus diesem Kampf hervorgehen würde, wurde das Gespräch wieder in ihre Richtung gelenkt.
"Nun...noch etwas oder sind wir damit fertig?". Longdryt blickte bei seinen Worten fragend in die Runde.
"Kommt ganz auf ihre Fürstenheit an.", entgegnete Lue und unterzog Celestiel einer auffälligen Musterung. Diese sah sich nun aufgefordert zu sprechen. Leicht reckte sie ihr Kinn in die Höh', jedoch nicht aus Arroganz oder dergleichen, sondern schlicht um ihr Auftreten sicherer erscheinen zu lassen."Wenn du aufstehst, könnt' man sogar so tun, als ob du alles im Griff hättest, Fürstin.", kommentierte Lue böse grinsend ihr Gebaren, was jedoch Celestiel nicht daran hinderte, die Stimme zu erheben:
"Ich muss darüber nachdenken. Ich kann die Strategie an diesem heutigen Abend nicht bestätigen. Und das werde ich auch nicht tun. Es ist eine schwerwiegende Entscheidung und die will ich in aller Ruhe treffen. Von Ruhe bin ich hier jedoch weit entfernt. Es wurde viel gesagt. Und wie gesagt: Ich muss zuerst meine Gedanken ordnen." Die einen atmeten hörbar aus, die anderen unterdrückten ein Seufzen. Egal ob sichtbar oder nicht, sie spürte förmlich wie ihre Entscheidung auf Widerstand stiess. Ihre hart erkämpfte Sicherheit fiel in sich zusammen, gefolgt von einem betretenen Schweigen ihrerseits.
"Gut, dann ordne mal schön.", antwortete Lue ihr nur knapp und machte Anstalten, das Treffen zu beenden und die Jagdhütte zu verlassen. Er kam jedoch nicht weit, so stellte sich nun unverhofft Silvina ans untere Tischende.
"Einige von euch scheinen das für ein Spiel zu halten.", und dabei galt ihr Blick den Söldnern. "Andere scheinen sich wohl nicht darüber im Klaren zu sein, dass man nicht jeden retten kann und es Opfer geben wird. Und so ziemlich alle von euch scheinen hier wohl dem Gegenüber wenig Respekt und vor allem Vertrauen entgegenbringen zu wollen. Aber was wir hier vorhaben, erfordert genau das. Vertrauen und einen Blick für den Ernst der Lage." Niemand am Tisch konnte sich wohl vor der Tatsache verschliessen, welch' Warheit diesen Worten innewohnte. Nachdenklich gestimmt ob dieser Worte ging einen Moment lang jeder seinen eigenen Gedanken nach, selbst Lue. Doch war er derjenige, der dem friedlichen Schweigen zuerst eine Ende setzte:
"Ich denke damit ist alles für heute gesagt."
"Moment!", versuchte Celestiel ihm vom Gehen abzuhalten und richtete sich auf. "Hätte ich kein Vertrauen in euch Söldner, so wäre ich nimmer an euch herangetreten. Was den Respekt angeht...Hier wird ob meiner Unerfahrenheit und Unwissenheit, was Kämpfe und Schlachten betrifft, nicht einmal ansatzweise gezeigt, dass man mich ernst nimmt. Ich bin zwar nur eine Frau, doch länger mache ich dieses Spielchen auch nicht mit." Sie bereute die Worte schon, als diese ihrem Mund entwichen waren. Lue, der stehengeblieben war, als sie weitere Worte angekündigt hatte, liess sich zu einer Antwort bewegen:
"Wenn ich Euch nicht respektieren würde oder denken würde, dass dies ein Todesmarsch wäre, wäre ich nicht hier."
"Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun-...", wollte sie schon entgegnen, als Lue seine Schritte endgültig von ihnen wegsetzte und sie ihn hinter der zugleitenden Tür verschwinden sah. Sie kehrte den anderen schliesslich ohne ein Wort des Abschiedes ihren Rücken zu und begab sich ganz nach hinten, wo ein grosses Fenster Sicht auf die Gassen von Bree gewährte. Mit beiden Händflächen stützte sie sich auf dem Fenstersims ab und blickte starr durch die milchigen Fensterscheiben. Malachit, die ihr gefolgt war, stellte sich hinter sie. Ihre Anwesenheit war deutlich zu spüren, doch reagierte Celestiel nicht darauf. Während Amber, Felanaur und Isurim in der einen und Beoring und Longdryt in der anderen Ecke ihre flüsternden Unterredungen führten, hielt Celestiel ihren Blick nur stumm und regunglos auf das Fenster gerichtet. Die kleine Hobbitdame wartete geduldig ab und ihr Warten sollte nicht vergebens gewesen sein:
"Es ist alles so schwierig, Malachit..."
"Da...hinten sind noch zwei oder drei Herren...", merkte Malachit vorsichtig an, in der Befürchtung, die Anwesenheit der anderen könnte sich nachteilig auf Celestiel auswirken, wenn diese ihre Fassung verlieren würde. Celestiel nahm ihre Worte mit einem stummen Nicken zur Kenntnis und strich sich mit der behandschuhten Hand müd' über das Gesicht. Kraftlos. Und auch ihre Beine beugen sich dieser Kraftlosigkeit, so drehte sie dem Fenster wieder ihren Rücken zu und glitt stumm mit dem Rücken den Fenstersims hinab auf den Boden, wo sie die Beine an ihren Oberkörper zog und ihr Gesicht hinter den Knien vergrub. Ihre Stirn stützte sie dabei auf ihren Knien ab, fast so als hätte diese das Gewicht eines Steins. Malachit setzte sich neben sie und signalisierte mit ihrer Hand, die sich auf Celestiels Schulter legte, dass sie bei ihr war. Als sie in unmittelbarer Nähe beim Namen genannt wurde, wurde sie wachgerüttelt. Verwunderung strahlte ihr Gesicht aus, als ihr Blick die Gestalt Felanaurs hochwanderte.
"Ja bitte, der Herr?"
"Warum macht Ihr es Euch so schwer mit diesen...Leuten? Habt Vertrauen, dass alles gut gehen wird, was immer Ihr dort sucht." Celestiel lächelte nur, als sie diese Worte vernahm. Ja, wahrhaftig. In der womöglich unpassendsten Situation lächelte sie. Ein Lächeln, das Verzweiflung entsprungen war. Sich erhebend antwortete sie erregt:
"Mit diesen Leuten? Mit diesen Leuten, sagt Ihr? Ich werde behandelt wie ein nichtsahnendes, naives Kind! Aber nein, es sind nicht nur die Leute! Es ist diese ganze Sache! Ich hätte es nie beginnen dürfen. Nie." Ein Geständnis, das sie ausgerechnet vor einem Söldner ausbreiten musste.
"Jeder weiss, dass Ihr mehr dort sucht, als Ihr offen sagt, das ist in Ordnung. Doch dann müsst Ihr damit rechnen, dass man Euch manchmal nicht ernst nimmt."
"Ihr versteht es nicht. Ihr wollt es einfach nicht verstehen. Ich suche NICHTS! Ich will nur helfen! Ist es denn so abwegig, dass es noch Leute gibt, die einfach helfen wollen?" Ihre Frage hörte sich verzweifelt an und war nur ein weiterer Schritt zum Verlust ihrer Beherrschung. Ihr Gesicht war ein Spiegel sich rotierender Gefühle. Offen. Für jeden sichtbar. Dann jedoch erstarrte sie und wurde mit einem Mal ruhig. Sie begriff. Ihre Hilfe war eigennutzig, egoistisch, selbstsüchtig. Sie war auf der Suche, ja und wollte durch die Menschen in den Nordhöhen zu ihrem Ziel gelangen. Indem sie ihnen neue Hoffnung zu schenken versuchte, wollte sie all das vergessen, was sie in ihrem Innern peinigte, wollte sie die Leere mit Vergessen füllen, die sich ihr in Bree so plötzlich aufgetan hatte. Doch sie würde nicht fündig werden. Vergessen war stets eine kurzweilige Angelegenheit, so gab es immer Dinge, die einem wieder einholten. So lange bis die Vergangenheit mit einem abgeschlossen hatte, und nicht umgekehrt.
"Ich will Euch keinesfalls zu nahe treten, Frau Celestiel. Aber heutzutage ist ein solch' ehrbares Unterfangen mehr als unwahrscheinlich..." Felanaur behielt erstaunlicherweise seine Ruhe. Dennoch wendete sich Celestiel von ihm ab und richtete ihren Blick wieder auf das Fenster. Sie führte die Unterhaltung fort, brachte sogar eine Bitte über ihre Lippen, die sie viel Überwindung zu kosten schien. Als ihr Felanaur antworten wollte, gestellte sich jedoch Isurim zu ihnen.
"Und Feal, was raus bekommen?" Malachit fixierte ihn mit einem erbosten Blick, während Celestiel verstummte und wortlos wartete, bis er die Runde wieder verliess. Felanaur winkte nachdenklich ab bei Isurims Worten und sprach gen Celestiel:
"Ich werde mein Bestes tun, Frau Celestiel, Eurem Wunsch nachzukommen. Auch werde ich, falls Ihr es wünscht, die notwendige Diskretion wahren." Cestiel ging bewusst nicht auf seine Worte ein, sondern sagte nur noch:
"Auf bald, die Herren."

Später an diesem Abend sass sie alleine an einem leeren Tisch in der Jagdhütte und zog eine Kerze an das Pergament heran, das sie vor sich ausgebreitet hatte. Eine Karte. Bei genauerem Hinsehen erkannte man die gewundenden Wege und Strassen der Nordhöhen. Im fahlen Schein der Kerze strich sie immer wieder die Karte glatt und stützte ihren Kopf mit beiden Händen an der Stirn ab. Einige Bücher lagen neben der Karte aufgestapelt, eines davon aufgeschlagen. Immer wieder schwenkte ihr Blick von der Karte zu den aufgeschlagenen Seiten und zurück. Mit eisernem Willen wälzte sie sich durch die Bücher, während ihr Finger den Routen auf der Karte entlang wanderte. Malachit hatte sie schon lange weggeschickt, doch nicht weil sie ihrer Anwesenheit überdrüssig geworden war. Die Hobbitdame konnte ihr schlicht nicht helfen. Sie konnte sich ja nicht einmal selber helfen. Eine Erkenntnis, die sie nur noch energischer und hartnäckiger das Buch durchblätten liess. Sie versuchte die besprochenen Taktiken und Strategien zu verstehen. Unermüdlich drehten ihre Finger Seite um Seite um, mit einer Entschlossenheit, die sie am Gespräch hatte vermissen lassen.
Als der Morgen graute und seine ersten Spuren mit Lichtflecken auf dem Boden hinterliess, blickte sie auf. Mit einem müden Lächeln.
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VIII. Ein Schreiben

Ein schallendes Lachen brach aus ihrer Kehle. Celestiel konnte nur daneben stehen und warten, bis der plötzliche Anflug von Erheiterung vorbeigezogen war. Was für ein Fehler es doch gewesen war, ausgerechnet an sie heranzutreten. Ein weiterer Fehler in ihrer endlosen Schleife an Missgeschicken, die seltsamerweise genau dann begonnen hatte, als sie die ersten Vorbereitungen für Dol Dinen in die Wege geleitet hatte. Die Dame liess das Lachen geduldig über sich ergehen, obgleich ihren verhärteten Zugen anzusehen war, dass ihr Geduldsfaden bedeutend strapaziert wurde.
"Also?", hakte Celestiel schliesslich nach und liess ihren Blick erwartungsvoll auf der verhüllten Gestalt verharren.
"Mann, Kleine, das ist der beste Witz, den ich seit Langem gehört hab'. Du und Dol Dinen! Frau Zartbesaitet und ein Lager mit stinkenden Orks!" Kaum waren die Worte ausgesprochen, prustete sie in den Bierhumpen, aus dem sie gerade trinken wollte und war für die nächsten Minuten damit beschäftigt, dem Lachen nicht zuviel Macht über ihre Atemwege zu geben. Celestiel blickte missgelaunt zu den Spritzern, die über den Becherrand geschwappt waren und den ganzen Tisch besprenkelt hatten, sie inbegriffen. Verärgert wischte sie sich mit dem behandschuhten Handrücken die Spritzer aus dem Gesicht und fixierte ihren Gegenüber mit einem entschlossenen Blick. Ja, es wahr ihr ernst, diesen Angriff auf Dol Dinen zu wagen, ganz gleich was andere für ein Bild von ihr haben mochten. Ihre Entschlossenheit war unmissverständlich und so verebbte nach und nach auch das Lachen.
"Ihr wollt denen also wirklich in den Arsch treten. Nun ja, viel Erfolg. Was willst du also von mir?" Wie immer barsch die Worte, die sie zu hören bekam. Dennoch würde sich Celestiel nie damit arrangieren können, zumal sie von einem ganz anderen Wortschatz Gebrauch machte. Sie liess sich jedoch nicht davon beirren und trug ihr Anliegen abermals vor:
"Ich habe dir doch soeben die Taktik erklärt. Was hälst du davon?" Es war eine aufrichtige Frage, so schien es Celestiel wichtig zu sein, die Meinung dieser Person einzuholen. Und dies mochte vielleicht auch der Grund sein, wieso sich ihr Gegenüber nun dazu bewegen liess, einen genaueren Blick auf die Karte zu werfen, die Celestiel mitgebracht hatte. Leises Klirren ertönte, als sie sich ihrer Handschuhe entledigte und die Karte zu sich heranzog. Die nackten Hände fassten nun nach dem Saum der Kapuze und liessen jene in den Nacken fallen. Feuriges Rot wurde sichtbar, das in etwas zerzausten Strähnen ein Gesicht mit harten, strengen Zügen umrahmte.
"Weisst du eigentlich, dass du mich beim Essen störst? Gibst doch sonst immer soviel auf Höflichkeiten." Ein belustigter Tonfall schwang in diesem nicht ganz ernst gemeinten Tadel mit, was Celestiel stumm aufschmunzeln liess. Die Kriegerin derweil stütze sich mit einem Ellbogen auf das Knie ihres rechten Beines ab, das sie als Stütze leicht angewinkelt hatte. Celestiel quittierte diese alles andere als damenhafte Sitzposition mit einem irritierten Blick, schwieg sich jedoch darüber aus und liess die Kriegerin wortlos in den Apfel beissen, auf welchem sie geräuschvoll weiterkaute, während sich ihr Blick ruhig über die Landkarte tastete. Nach einen Moment des stillen Studierens, sagte sie:
"Hört sich ganz vernünftig an...ausser, dass es sich in Dol Dinen abspielen soll." Dem Wortlaut zu urteilen eine Provokation, doch richtete sich ihr Blick ernst auf Celestiel, die jedoch nicht anders konnte, als laut aufzuseufzen.
"Vreawyn, ich bitte dich...es ist mir ernst."
"Hör zu, was willst du hören? Das ist keines deiner Bücher, das du mal kurz zuklappen kannst, wenn dich ein böse Kreatur aus einer Geschichte anspringt! Hast du die Orks erst mal an deinem Arsch kleben, musst du sie auch wieder da wegschaffen, verstanden? Wenn du sichere Erfolgschancen haben willst, dann musst du das Lager besetzen. Doch dafür seid ihr scheinbar zu wenige. Was immert ihr dort also auch tut: Tut es schnell."
"Sei versichert, dass ich mir dessen bewusst bin.", entgegnete sie betont ruhig, scheinbar schon zu geübt in dem Umgang mit Vreawyn, als dass sie sich so schnell von ihr reizen lassen würde.
"Na reizend. Dann brauchst du ja nur noch dein Messerchen zu schwingen und alles ist perfekt, ne? Wenn deine Schattenschleicher was von ihrem Handwerk verstehen, dann bleibt ihr wahrscheinlich schon mal ein wenig länger am Leben. Ich bevorzuge zwar den offenen Kampf, aber es erscheint mir in dieser Situation eine passende Vorgehensweise, zumal die Orks zu dämlich sind, um zu kapieren, dass sich ein Teil des Trupps zum Oberkommandierenden davongemacht hat."
"Nun, die Söldner machten einen kompetenten Eindruck und Lue, der für das Attentat auf den Oberbefehlshaber zuständig ist, scheint nur die fähigsten für seinen Trupp auszusuchen. Die Dame Amber, die er mitzunehmen gedenkt, wirkte auf mich ebenso überzeugend." Celestiel hatte scheinbar noch vor weitere Worte folgen zu lassen, doch lag etwas in Vreawyns Blick, das sie irritierte und verstummen liess. Es war einer jener Blicke, die hätten töten können, wenn sie die Fähigkeit besessen hätten, wie ein Messer zuzustechen. Die Kriegerin beäugte schlecht gelaunt den Apfel, welcher erst zur Hälfte abgebissen war, und warf ihn in einem Ruck über ihre Schulter nach hinten in eine Ecke, fast so als ob ihr Hunger soeben die Flucht ergriffen hätte, als der Name Amber gefallen war. Celestiel hielt es an dieser Stelle für besser zu schweigen, so wusste sie um das Temperament der Kriegerin, das - war es erst einmal entfacht - sehr schnell zum Ausbruch kommen konnte.
"War's das?", fragte Vreawyn schliesslich gereizt.
"Du wirst etwas für mich tun müssen...", fasste sich Celestiel schliesslich wieder und schob ihr einen kleinen Beutel zu, in dem es verräterisch klimperte. "Eine Aufwandsentschädigung im Voraus. Reise noch heute nach Esteldin und bleibe dort, bis wir eingetroffen sind. Mir rennt die Zeit davon, Vreawyn. Ich habe noch immer niemanden gefunden, der fähig genug wäre, uns durch Dol Dinen zu führen. Und sollten wir bis zu unserer Ankunft in Esteldin führerlos bleiben, so will ich, dass du diese Aufgabe übernimmst." Celestiels Hände liessen ab von dem Beutel, gar als Zeichen, Vreawyn solle das Geld an sich nehmen. Die Kriegerin jedoch schien noch leicht unschlüssig zu sein, so fuhr Celestiel fort: "Solltest du von mir nichts hören, kannst du wieder abreisen. Das Geld gehört dir, ganz egal ob du nun gebraucht wirst oder nicht. Sollte ich deine Fähigkeiten benötigen, wird natürlich auch die Bezahlung höher ausfallen. Und wenn du einfach als kämpfendes Mitglied des Truppes nach Dol Dinen ziehen willst, dann nimm diese Vorauszahlung als volle Bezahlung. Es ist dieselbe Summe, die ich den Söldnern zahle."
"Dann muss ich also deinen Hintern in Dol Dinen retten, he?", entgegnete Vreawyn lachend, während sie den Geldbeutel an ihrem Gurt befestigte. Sie sollte jedoch keine Antwort von Celestiel bekommen, so senkte diese nur ihren Blick und biss sich stumm auf die Lippen. Ein Verhalten, das Vreawyn stutzig zu machen schien. "Ach nein...", setzte sie zu weiteren Worten an, als sie zu verstehen begann. "Die Dame wird nicht am Kampf teilnehmen?" Ihre Worte hatten einen spöttischen Beiklang, der Celestiel daran hinderte, die Festigkeit ihrer Stimme zurückzugewinnen:
"Ich...weiss es nicht." Stille trat nach diesen Worten ein, die von Vreawyn nur mit einem gleichgültigen Schulterzucken aufgenommen wurde. Die Kriegerin hatte sich noch nie für die Belange anderer interessiert und Celestiel sollte keine Ausnahme darstellen. Der Dame schien es jedoch ein Bedürfnis zu sein, sich zu erklären: "Vielleicht...ja, vielleicht haben die anderen recht. Vielleicht bin ich wirklich nur hinderlich und sollte dem Kampfgeschehen fernbleiben..." Ihre Zähne machten sich an ihrer Unterlippe zu schaffen, als sich wieder ihre Zweifel zurückmeldeten. Vreawyn war im ersten Moment nur ein Heben ihrer Braue zu entlocken, so war ihr unverständlich, wie man sich dermassen von anderen Leuten beinflussen lassen konnte.
"Drück 'nem Bauer 'ne Heugabel in die Hände und er wird seinen Hof genau so zu verteidigen wissen wie ein Krieger. Alles 'ne Sache der inneren Überzeugung und wie beherzt man an die Sache 'rangeht." Celestiel blickte überrascht auf, als Vreawyn diese Worte an sie richtete. Nachdenklich gestimmt strichen ihre Fingerkuppen über die Tischkante, während die Kriegerin gleich wieder in ihre alten Umgangsformen verfiel:
"He, Wirt! Ein Bier! Aber mach 'n bisschen hinne!"


Nur wenige Stunden später wurde ein Schreiben aufgegeben, das an beide Sippe ging und von einem Boten auf der Türschwelle der jeweiligen Sippenhäuser hinterlassen wurde.


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An die Damen und Herren der Reiterschar
An die Söldnerinnen und Söldner

Ich nehme Bezug auf das Treffen in der Jagdhütte zu Bree von vergangener Woche. Wie von mir versprochen habe ich meine Gedanken dazu gemacht und eine Entscheidung getroffen. Jene lautet wie folgt:
Am Tage des Angriffes werden wir nach jener Taktik vorgehen, die wir am Treffen besprochen haben. Es werden keine Veränderungen vorgenommen.
Zum morgigen Tage werden wir uns zur Mitte der 7. Abendstunde an der Baustätte des Herrn Dornlag versammeln, welche nördlich von Bree auf der linken Seite des Grünweges zu finden ist. Unser Weg wird uns über Nen Harn führen, da wir befürchten auf der Hauptstrasse durch Schragen zuviel Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen.

Seid tapferen Herzens, dann wird euch auch der nahende Schatten nichts anhaben können.

Gez.
Celestiel Navayron,
im Auftrage der Meigol i Estel
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Re: [RP-Dokumentationsthread] Dol Dinen

Beitrag von Celestiel »

IX. Nach Esteldin

Die Räuber im Steinbruch sind tot, fallera...
Ihr Blut färbt den Boden ganz rot, fallera...
Sie sangen Zwergenlieder,
das tun die jetzt nie wieder,
die Räuber im Steinbruch sind tot, falleraaaaa...


Einige Köpfe drehten sich zu den Söldnern um, die das Schlusslicht der kleinen Schar bildeten und sich lautstark in ihren Gesangeskünsten übten. Eine musikalische Untermalung, die gewiss nicht Jedermanns Sache war, so hörte sich eine Meute jaulender Hunde nicht einmal wirklich anders an. Celestiel unterliess einen Kommentar dazu und führte ihren Weg auf dem kleinen Weg, der sich in den Norden hochschlängelte, fort. Gänzlich in Schwarz gekleidet war sie. Ungewöhnlich, wenn man bedachte, dass die Dame sonst nur helle und freundliche Farben trug. An diesem Abend jedoch verschmolz sie fast mit dem anbrechenden Dunkel der Nacht, das sich langsam wie ein Band um die marschierende Schar schnürte, als wolle es seinen Besitzanspruch sichern. Das Geräusch aneinanderreibender Rüstungsteile und klirrender Schritte hatte die Stille hinfortgescheucht und begleitete ihren Weg gen Norden. Während die Gesichter der Reiter ernst dem Weg vor ihnen zugewandt waren, feierten die Söldner weiter hinten ihr eigenes, persönliches Fest, ungetrübt und sorglos, fast so als wären sie eine fröhliche Wandertruppe. Celestiel konnte nicht anders, als ein solches Verhalten innerlich zu bewundern. Was hätte sie dafür gegeben, dass der Sturm in ihrem Innern aufhörte zu wüten! Hätte sie über mehr Selbstsicherheit verfügt, so hätte sie diesen Sturm mit innerer Gelassenheit ersticken können. Sie zog in einem tiefen Atemzug die kühle Nachtluft ein, von der sie sich eine beruhigende Wirkung versprach und reckte leicht den Kopf in die Höh', als erste Wegbiegungen vor ihr auftauchten, die sie sich besonders gut eingeprägt hatte. Die Grenze zu den Nordhöhen war ganz nah', doch wussten alle Beteiligten, dass sie die Grenze ein grosses Stück weiter östlich passieren wollten. So lenkte Celestiel ihre Schritte in den Osten und führte den Trupp von der Strasse fort. Unweit des Wegesrandes stieg die Landschaft an und bildete eine kleine Anhöhe, die sie nun zu erklimmen gedachte. Man schickte Longdryt als Späher vor, um die Befürchtungen, dass sich Orks in nächster Nähe aufhalten könnten, zu zerstreuen. Und wahrlich: Laut seinen Beobachtungen streiften nur wilde Tiere über die Ebenen der östlichen Breefelder. So überwand man recht schell die grasbewachsene Anhöhe und fand sich auf einer grünen Fläche wieder, die sich über alle Seiten hin erstreckte. In einer Kulisse aus verwilderter, unberührter Natur setzten sie ihren Weg zum Binnen-Gewässer Nen Harn fort. Hier und da wurden von Longdryt kleinere Ork-Lager gemeldet, doch beschloss man, sich von diesen nicht ablenken zu lassen, zumal an der Wichtigkeit und dem Gefahrenpotenzial dieser Lager gezweifelt wurde. Celestiels stützte sich bei solchen Entscheidungen zumeist auf die Ratschläge von Beoring, doch war unschwer zu erkennen, dass sie nicht minder häufig Rat von Lue einholte. Vielleicht mehr als gewollt, oder konnte sie sich nur nicht mehr davor verschliessen, dass sie in dem Söldner, dessen Gesellschaft sich meist als Alptraum entpuppte, eine Unterstützung sah, die unersetzbar geworden war? Ihre Gedanken zerstoben wie Staub, als sie vor sich sah, wie sich das fahle Mondlicht glitzernd in der Schwärze brach. Die dunkle Leere stellte sich jedoch alsbald als glitzernde Wasseroberfläche heraus und die ersten sandigen Ausläufer des Ufers waren unter ihren Füssen zu spüren. Erleichtert überblickte sie den See und klärte die anderen über die zwei Möglichkeiten, den See zu umgehen, auf. Das West-Ufer war zwar gut begehbar, doch fehlte an einer Stelle das Ufer. Sie hätten schwimmen müssen und diese Aussicht lockte niemanden, erst recht nicht den Zwerg bei den Söldnern, der gleich klarstellte, dass er keinen Fuss ins Wasser setzen würde. So entschied man sich, den See über das Ost-Ufer zu umgehen, trotz Celestiels Befürchtung, dass dieser Weg zu nah' an das Trollgebiet im Sumpfgebiet Meluinen heranführen würde. Die überschaubare Schar wendete sich gen Osten und überquerte an einer seichten Stelle den kleinen Fluss, der in den See mündete. Eine unkomplizierte Angelegenheit mochte man meinen, doch scheinbar nicht für alle. Als die meisten schon die andere Seite des Flusses erreicht hatten, standen die Söldner noch immer an derselben Stelle und sprachen dem Zwerg, der sich nicht zu den wenigen Schritten durch das kühle Nass bewegen liess, lachend Mut zu. Celestiel beobachtete die Szenerie mit hochgezogener Braue, liess jedoch keine Ungeduld erkennen. In jeder anderen Situation hätten ihr die Ängste des Zwergs ein Lächeln entlockt, doch angesichts dem Ziel ihrer Reise verwelkte jede Art von Heiterkeit bei der Dame, die sich die ganze Reise über wortkarg gegeben hatte. Als dann schliesslich auch die letzten den Fluss durchquert hatten und sie den Zwerg noch schimpfen und motzen hörte, schritten sie vorsichtig das Ost-Ufer entlang. Ein mühsamer Weg, so hatten die vielen Mückenschwärme doch ein gefundenes Fressen an ihnen. Bald sah man die meisten nur noch genervt mit der Hand vor dem Gesicht herumwedeln, um die lästigen Mücken zu vertreiben - mit mässigem Erfolg.

"Trolle am Ende des Sees! Gerade hin in überschwommenen Ruinen ein Orklager!" Ruckartig hoben sich die Köpfe, als Longdryt mit dieser beunruhigenden Meldung zu ihnen zurückkehrte.
"Also die befürchteten Trolle...", war von Beoring zu hören, der alles andere als begeistert davon zu sein schien, dass ihre Befürchtungen eingetreten waren.
"Wir können das Ufer nicht ungesehen verlassen, Herr!", machte Longdryt noch einmal den Ernst der Lage deutlich.
"Naja, das musste ja früher oder später so kommen.", meldete sich Ethoric und schien das Ganze schon ein wenig gelassener zu sehen oder hatte er sich nur damit abgefunden? Celestiel indes schien von einer solchen Gelassenheit meilenweit entfernt zu sein. Unruhig knetete sie ihre Hände auf der Höhe ihres Schosses und dachte angestrengt nach, was es nun zu tun galt.
"Es sind die trägen Steintrolle der Nordhöhen. Sie sind nicht unter der Hand Angmars.", erklärte Longdryt. Worte, die ein wenig hoffen liessen.
"Lässt und schnell eine Angriffslinie bilden und die überraschen solange es nicht zu spät ist." Ethorics Vorschlag stiess bei Beoring auf weniger Begeisterung, so entgegnete dieser:
"Trolle könnt ihr noch überraschen, wenn sie euch fünf minuten gesehen haben..."
"Naja...unterschätzt sie nicht.", riet Ethoric, während Celestiel allmählich zu einem Entschluss zu kommen schien:
"Wir sollten versuchen unbemerkt vorbeizukommen...Es ist nicht gesagt, dass sie uns erspähen. Sie rechnen gewiss nicht mit uns."
"Nun denn, versuchen können wir es, aber wir müssen mit einem Angriff rechnen. Celestiel, tretet bitte neben Eleanya.", forderte Beoring sie sogleich auf. Celestiel tat wie ihr geheissen und führte ihre Schritte nach hinten zu Eleanya. Mit vorsichtigen, wohl überlegten Schritten setzte sich die Schar wieder in Bewegung. Der Boden erzitterte leicht unter ihren Füssen, als sie nah' genug herangekommen waren, um die Trolle über ihnen vorbeistampfen zu hören. Das Vorhaben, unbemerkt vorbeizuschleichen, liess sich unter diesen Bedingungen nur schwerlich verwirklichen. So geschah es, dass man blitzschnell den Angriff auf die Trolle ausrief und nach oben preschte, um die Trolle zu überwältigen. Celestiel jedoch blieb aprubt am Ufer stehen, während die anderen an ihr vorbeirannten und sie Beorings Ermahnung, bei Eleanya zu bleiben, damit er ihren Schutz gewährleisten konnte, nicht befolgte. Was war das für ein Licht am gegenüberliegenden Seeufer? Sie kniff die Augen zusammen, um in der Dunkelheit etwas erkennen zu können, doch alles was sie sah, war ein fahles Licht auf einem kleinen Berg, der nur an seinen schemenhaften Umrissen zu erkennen war. Celestiels Gedanken rasten. Was, wenn dies ein feindlicher Späherpunkt war? Hektisch blickte sich um sich, um schnell jemand Meldung zu machen, doch war schlicht niemand mehr in ihrer Nähe. Waffengeklirr zeriss die trügerische Ruhe und als die ersten Pfeile durch die Luft surrten, eilte sie hoch zu den anderen, die bereits ins Kampfgeschehen verwickelt waren. In blinder Wut darüber, so hinterrücks angegriffen worden zu sein, schlugen und traten die Trolle um sich, konnten den gezielten Schwerthieben der Kämpfer jedoch nichts entgegensetzen. Mit Erleichterung sah Celestiel einen Troll nach dem anderen fallen, bis die Gefahr schliesslich vollends eingedämmt zu sein schien.
"Wartet!", rief sie aus, als die anderen schon wieder im Begriff waren, weiterzuziehen.
"Wir sollten nicht zu lange hier pausieren, so schön ist die Gegend auch wieder nicht.", gab Lue trocken von sich, als die anderen auf Geheiss Celestiels stehen geblieben waren. Celestiel kommentierte seine Worte mit einem möglichst diskreten Augenrollen, versuchte dann aber die Aufmerksamkeit wieder auf das zu lenken, was der Grund für ihrer Besorgnis war:
"Dort hinten war ein Feuer zu sehen auf dem Hügel!", und deutete ein wenig hektisch hinter sich.
"Ja! Zu unserer Linken in den Ruinen sind Orks." Celestiel schüttelte auf Longdryts Worte energisch den Kopf. Sie meinte nicht das brennende Feuer im Lager, das die Orks mitten im Sumpfgebiet aufgeschlagen hatten.
"Nein, kein Orklager. Es sah mir fast wie ein Späherausguck aus." Zu weiteren Worten kam sie nicht, da just in dem Moment, Amber auftauchte. Celestiel konnte nicht anders, als ihr ungläubig entgegenzublicken, wohl weil sie gelassen an den Trupp heranschlenderte. Wie konnte man in einer solchen Situation nur über eine solch’ unverschämte Ruhe verfügen und heranschlendern, als wäre man auf einem Spaziergang? Sie versuchte gar nicht erst, eine Antwort darauf finden, sondern schüttelte nur sachte den Kopf.
"Zeigt ihn uns.", forderte Beoring sie schliesslich auf. Entschlossen führte sie ihre Schritte zurück und hielt am Ufer inne. Sie hob ihre Hand leicht an, um auf die gegenüberliegende Uferseite zu deuten, wo in der sich lichtenden Dunkelheit ein kleines Licht auszumachen war. Nachdem alle das Feuer gesichtet hatten, entbrannte eine Diskussion darüber, wer vorgehen sollte, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Longdryt bot sich als erster an, doch wurde dieser Vorschlag von Silvina abgeschlagen, die der Meinung war, dass man einen Reiter schon aus weiter Entfernung bemerken würde. Verbaler Schlagabtausch zwischen den Reitern und den Söldnern - Wie sie es doch hasste. Sie winkte kurzerhand Lue zu sich heran und trug diesem auf, dass er mit seinen Leuten in Erfahrung bringen sollte, was es mit diesem Feuer auf sich hatte. Einige Minuten später machte er sich mit den Söldnern auf den Weg, während Celestiel, Malachit und die Reiter auf der Lichtung, auf der soeben der Angriff auf die Trolle erfolgt war, zurückblieben. Celestiel blieb angespannt am Rand der Lichtung stehen und blickte unruhig zu der Feuerstelle. Die Reiter, welche sich kampfbereit aufgestellt hatten, um einen weiteren Angriff von Trollen abwehren zu können, wie auch sie blickten jedoch leicht erschrocken auf, als plötzlich das Geräusch eines brechendes Astes die Stille zerriss. In Alarmbereitschaft versetzt suchte man die Lichtung nun mit seinen Blicken ab und horchte angestrengt in die wieder eingekehrte Stille hinein. Dieser wurde jedoch abermals jäh ein Ende gesetzt, als mit lautem Poltern etwas von einem kleinen Felsvorsprung auf die Lichtung fiel. Celestiel blieb fast das Herz stehen, als sie erkannte, dass es ein fremder Mann war. Alle Gefahr, die von ihm hätte ausgehen können, ausser Acht lassend, eilte sie zu ihm. Ihr Weg wurde aber sogleich von Beorings Rücken versperrt. Während sie Sorge antrieb, war es bei dem Krieger schlicht Misstrauen gegenüber dem Eindringling.
"Was macht Ihr hier? Und was treibt Ihr in diesem trollverseuchten Tal?!", fuhr Beoring den Mann an und forderte Antworten.
"Nun...ich war auf der Suche...nach..." Weitere Worte verloren sich in unkontrolliertem Stottern.
"Himmel, Beoring. So bedrängt ihn doch nicht.", ermahnte Celestiel den Reitern und lächelte dem Fremden aufmunternd zu.
"Nein...ich suchte Amber." Celestiels Lächeln musste einem Anflug ehrlichen Erstaunens weichen. Amber? Was hatte dieser Mann mit Amber zu schaffen? Ihre vielen Gedanken verflüchtigten sich schlagartig, als ein Schatten an sie herankroch und sie plötzlich Lue neben sich stehen stah. Erschrocken drehte sie sich zu ihm um und warf ihm einen verärgerten Blick zu. Unglaublich, dass er sich ihr nicht auf normalem Wege nähern konnte, sondern immer von seinem Schleichtalent Gebrauch machen musste!
"Zwei Eurer Späher.", teilte er ihr kurz und bündig das Ergebnis ihres Kundschaftens mit. Celestiel schien im ersten Moment nicht zu verstehen, was er damit meinte. Erst als sich plötzlich kräftige Zwergenarme um sie schlossen und sie in das Gesicht von Grisgrim blickte, begann sie wissend zu lächeln. Ihr Blick streifte ebenso die Gestalt von Egin, den Jägersmann, den sie zusammen mit Grisgrim einige Tage zuvor vorgeschickt hatte, damit sie die Gegend im Auge behalten konnten. Ein herzliches Wiedersehen an einem gänzlich unpassenden Ort. Und auch Amber und Berian musste ihre Wiedersehensfreude, die Celestiel vom kurzen Beobachten mehr Berian als Amber zuordnete, für den Moment aufschieben, so war allen klar, dass sie nicht länger hier verweilen konnten und durften.

Ihr Weg führte sie weiter über die sumpfige Landschaft von Meluinen, wo kleinere Grüppchen von Orks patroullierten. Ihre Anzahl war jedoch zu gering, um für den Trupp eine ernste Bedrohung darzustellen. So konnten sie ohne grössere Zwischenfälle die sumpfigen Tümpel hinter sich lassen und passierten schon bald den Elbenhort Lin Giliath, aus dem sich ein Weg Richtung Königsfall-Tal wand. Ein grünes Meer erstreckte sich zu beiden Seiten des Weges und liess den Marsch nicht mehr so trist erscheinen. Vereinzelte Warge schlichen auf östliche Seite herum und auch Spinnen liessen sich beobachten. Die Aussicht auf krabbelndes Spinnengetier entlockte Eleanya einen Ausruf des Ekels und auch Celestiels verzerrte Gesichtszüge deuteten daraufhin, dass sie wenig begeistert war, Spinnen um sich zu wissen. Rechts von ihnen zweigte der Weg plötzlich ab und schlängelte sich uneben und an manchen Stellen mit viel Gras überwachsen durch das grüne Feld, durch einen grossen Torbogen, der von den Jahren, die seit seinem Erbauen vergangen waren, und vielen Angriffen gezeichnet war. Rissig und ramponiert präsentierte sich ihnen der Eingang von Esteldin, was jedoch ihrer Erleichterung, die nun durch die Reihe ging, keinen Abbruch tat...
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Re: [RP-Dokumentationsthread] Dol Dinen

Beitrag von Celestiel »

X. Mut zur Schwäche

"Nun Fürstin..."
Sie kannten diesen Ton in seiner Stimme. Wie er mit seinen Lippen langsam und bedächtig diesen Namen formte, ihn in einer demonstrativen Sprechpause ausklingen liess, um schliesslich abermals an den unvollendeten Worten anzusetzen und zum verbalen Schlag auszuholen.
"Wie sieht dein Plan aus wo wir nun hier sind?"
Celestiels Aufmerksamkeit galt zwar ihm, doch waren ihre Augen noch zu sehr damit beschäftigt, all die Eindrücke zu erfassen, die in Windeseile an ihr vorbeizogen und im selben Tempo von anderen, noch eindrücklicheren Einzelheiten ersetzt wurden. Auch war sie noch zu sehr in Aufruhr, beherrscht von der immensen Erleichterung, Esteldin sicher erreicht zu haben. Und auch in den Gesichtern ihrer Reisegefährten stand gross und breit die Erleichterung geschrieben. Lues Frage musste sie sich jedoch stellen, wusste sie doch nur allzu gut, auf was sie abzielte. Das klare Blau ihrer Augen richtete sich nun auf ihn, Träger einer Müdigkeit, die von keiner körperlichen Strapaze herrühren konnte. Doch was in den Tiefen dieses himmeblauen Abgrundes vonstatten ging, blieb hinter einem Schleier verborgen, der sich hartnäckig dagegen wehrte, sich zu lüften. Befremdlich also, als ihre Mundwinkel plötzlich von einem stummen Lächeln umschmeichelt wurden. Hilflosigkeit war der Auslöser. Hilflos in Anbetracht des Gefühls, alleine zu sein. Obwohl ihre nächsten Vertrauten nur einige Schritte von ihr entfernt standen, fühlte sie sich vereinsamt. Gerne hätte sie einen Strang in Reichweite gesehen, an dem sie sich festhalten und sich aus dieser Leere ziehen konnte, doch die vergangenen Wochen und Monaten hatten ihre Spuren hinterlassen und fast war ihr, als ob sie tiefe Fusstapfen, die sich in ihr Herz gedrückt hatten, spüren konnte.
"Wie angekündigt werden wir hier nächtigen. Morgen erfolgt der Angriff." Wie eingeübt erfolgte die Antwort, sachlich und monoton, als hätte sie diverse Standard-Antworten in Schubladen abgelegt.
"Dann solltest du aber noch was klären vorher...Etwas, das du uns schuldig bist seit dem letzten Treffen." Seine Forderung war unmissverständlich. Zumindest wusste Celestiel seine umschriebenen Worte zu deuten. Unwillkürlich spannte sich der zierliche Körper an, wie ein Tier, das durch ein nahendes Unwetter von Unruhe gepackt wurde.
"Wer führt die Armee nun an? Du ja wohl kaum...", und liess seinen letzten Worten einen fast herablassenden Tonfall anhaften. Nein, sie wohl kaum. Wie könnte sie denn? Es wurde ja schon an ihrem blossen Geschick, sich auf dem Schlachtfeld auf den Beinen zu halten, gezweifelt. Wie also sollte sie einen ganzen Trupp in die Schlacht führen? Celestiels Hände verkrampften sich, als sie wieder diese Zweifel beschlichen und sie sich in ein Kind versetzt fühlte, das die Welt weinend als eine einzige grosse Ungerechtigkeit empfand, weil die kleinen Füsschen es auf den Boden hatten plumpsen lassen. Wäre es ihr in dieser Situation erlaubt gewesen, sich selber eine Ohrfeige zu geben - sie hätte es getan. Schon allein deswegen, weil sie nun wieder drohte sich zu verhaspeln und jene Unsicherheit zu zeigen, die sie an sich so zu hassen gelernt hatte.
"Ich werde morgen nicht am Kampfgeschehen teilnehmen.", verkündete sie mit fester Stimme ihre Entscheidung, wohl wissend, dass es einige als Feigheit abtun würden. Doch es war seltsam...Sie fand zu einem unerklärlichen Gefühl von Zufriedenheit, auch wenn sie sich von den Befürchtungen anderer hatte beeinflussen lassen. Sie hatte Mut zu einer Entscheidung bewiesen, die viele aus Angst sich feige nennen zu müssen, nicht hätten treffen können. Schwäche zu zeigen erforderte zumeist mehr Kraft, als sich stark zu geben, denn wer gestand sich selber schon gerne eine Niederlage ein? In knappen, halbherzigen Worten teilte sie den anderen mit, dass sie Vreawyn als Anführerin ausgewählt hatte. Während Amber Tränchen lachte, stöhnten andere, die bereits Bekannschaft mit der rauen Kriegerin geschlossen oder von ihrem Ruf gehört hatten, in böser Vorahnung auf. Celestiel liess es stillschweigend über sich ergehen und sah zu, wie Lue, der ihren 'Rückzieher' als weise Entscheidung empfand, dem Gespräch den Rücken zukehrte und seine Schritte wegführte.

Die Schar hatte sich mittlerweile über das ganze Lager verstreut. Trafen die einen letzte Vorbereitungen für den morgigen Kampf, sahen sich die anderen nach einem Schlafplatz um. Celestiel stand mit ihren vier Sippenkumpanen beisammen und versuchte ihren Entschluss zu erklären. Er stiess bei allen auf Unverständnis. Allen voran bei Malachit, der kleinen Hobbitdame, die nicht wusste, was sie ohne Celestiel an diesem schrecklichen Ort, den sie nur von den grausigen Erzählungen anderer kannte, machen sollte. Hinzu kam Felanaur, der an sie herantrat, und sie umzustimmen versuchte.
"Ihr habt die Leute bis hierher gebracht...mit eurem Herz. Nun sind alle verstreut. Hattet Ihr das so im Sinn?" Sie musste dagegen ankämpfen, laut aufzuschreien. Was erwartete man letztendlich von ihr? Sie war einerseits ein Klotz am Bein der anderen und andererseits musste sie der helle Stern am Firmament sein, der anderen den Weg wies?
"Die einen sagen ich bin ein Stolperstein auf dem Wege, die anderen meinen, sie sähen ohne mich kein Ziel. Sagt mir, Felanaur...Wie würdet Ihr Euch da entscheiden?"
"Ich verstehe eure Zerissenheit...und eure Angst. Sagt, ist es dasselbe, wenn ihr der Schlacht fernbleibt?"
"Wie meint Ihr das?"
"Ist es dasselbe Ziel, das Ihr verfolgt?. Wäre es nicht besser, Ihr stündet Seite an Seite mit den Männern und Frauen, die für Euch kämpfen...für Euch sterben?" Auch wenn sie tief in ihrem Innern wusste, dass er nur das Beste für sie wollte, so fühlte sie sich von seinen Worten ermüdet. Sie war es leid, immer und immer wieder sich für die selben Dinge zu erklären. Celestiel schwieg und liess ihm darauf keine Antwort zukommen. Er versicherte ihr schliesslich, sich nicht gegen Vreawyn zu stellen und ihren Befehlen zu folgen, und verbeugte sich in höflicher Manier vor ihr und Malachit. Kurz war sie versucht, ihn vom Gehen abzuhalten, um...Sie blickte ihm regungslos nach. Ja, um was zu tun? Um ihm zu danken, dass er einer der wenigen war, der an sie glaubte?
"Viel Erfolg...", schickte sie ihm noch nach.
"Den werden wir haben.", antwortete er und kehrte mit diesen schlichten, jedoch entschlossenen Worten zu seinen Söldnerfreunden zurück. Sein Weggang war für Celestiel jedoch nur die Fortsetzung der endlosen Diskussion um ihre Entscheidung, so beharrte der Zwerg Grisgrim darauf sie zu begleiten, weil es ihm sein Schwur verbot, den er Celestiel aus tiefer Zuneigung einst geschworen hatte, sie alleine zu lassen. Die Dame, welche sich stets für ihr ruhiges Gemüt und ihre Geduld rühmte, konnte ihren Ärger über sein Gebaren jedoch nicht zurückhalten. Wie konnte er nur seine Freunde in der Schlacht im Stich lassen für eine Person, die sich dann ohnehin in Sicherheit befinden würde? Es wurde ihr alles zuviel. Malachit mit ihrer Ziellosigkeit, Felanaur, bei dem sie das Gefühl hatte, ihn enttäuscht zu haben, nachdem er so unerschütterlich an sie geglaubt und sich sogar dazu anerboten hatte, sie persönlich im Kampf zu schützen, und dann noch Grisgrim, dieser verfluchte Sturkopf von Zwerg, der ihr Wohl über das der anderen zu stellen schien, obwohl nicht sie es sein würde, die der Gefahr ausgesetzt war! Doch bevor sie die Möglichkeit hatte, ihn zurechtzuweisen, trat unverhofft Lue an sie heran und stellte sich vor sie hin.
"Fürstin.", versuchte er ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen und zog sich einen Handschuh aus. Celestiel war sichtlich irritiert, als er sich den Handschuh abstreifte und ihr die nun entblösste Hand entgegenstreckte. "Viele verlassen sich auf euren Plan. Wir werden sehen wohin es uns bringen wird. Ishja gassal gaur, Celestiel Navayron!" Einen Moment stand sie einfach mit halb geöffnetem Mund vor ihm und wusste nicht wie ihr geschah. Nach und nach löste sie sich jedoch aus ihrer Starre und entledigte sich ihres Handschuhs, um die dargebotene Hand fest mit der ihren zu umschliessen. Ein fester Druck, der von Lues Hand ausging, folgte ehe er ihre Hand wieder losliess und sich wieder abwendete. Celestiels Hand verharrte noch in der Schwebe, ungläubig angestarrt von ihrer Besitzerin, die Lue schliesslich nachdenklich hinterherblickte.

"Vreawyn? Hörte ich grade Vreawyn? SIE soll UNS führen? Diese Wildkatze? NIEMALS werde ich IHR gehorchen!" Celestiel schreckte aus ihren Gedanken hoch und liess die Hand ruckartig sinken, als Grisgrim lautstark seinen Unmut darüber äusserte, Vreawyn in den Kampf folgen zu müssen.
"Grisgrim, das werdet Ihr wohl oder übel müssen.", antwortete sie ihm trocken, während sie ihre Hand wieder in den Handschuh gleiten liess.
"NEIN! Es sei denn, dass Ihr es einfordert!"
"Grisgrim....schenkt der Lady mehr vertrauen. Sie wird uns nicht ins Unglück führen.", versuchte Kanwyn ihn zu beschwichtigen, während Celestiel schweigend daneben stand und den Zwerg seine Jammertiraden von sich geben liess.
"Sie ist ja auch nicht dabei, Kanwyn."
"Und das ist gut so. Es gäbe kaum einen schlimmen Hieb,den ich weniger gern verbinden würde."
"Ich auch...daher werde ich in ihrer Nähe bleiben!"
"Und uns allein losziehen lassen?"
"Egin ist bei euch!"
Es geschah selten, dass Celestiel ihre Selbstbeherrschung verlor, doch angesichts des Zwerges, der gerade drauf und dran war, mit seiner Loyalität zu brechen, konnte sie nicht anders, als ihn ihren Ärger spüren zu lassen:
"Grisgrim, es reicht! Ihr werdet den anderen beistehen! Und wenn nicht, dann lauft Ihr Gefahr, dass ich an Eurer Loyalität zweifle, haben wir uns verstanden?"
"Und Ihr? Was wird aus Euch?!"
"Ihr seid an die Meigol i Estel gebunden, nicht an mich! Lasst Ihr Eure Sippenkumpanen im Stich? Eure Freunde?!"
"Mein erster und ältester Eid gilt Euch...auch wenn Ihr ihn gerne verdängt! Meine Loyalität gilt Euch und ich schwor Euch zu beschützen! Meine Freunde sind mir wichtig, doch dieser Schwur gilt mir mehr!" Für Celestiel war hier der Punkt erreicht, wo sie Grisgrim von seinem Schwur freisprechen musste, damit er Kanwyn, Egin und Malachit im Kampf beistand.
"Ich will das Leben der anderen Sippenmitglieder nicht so leichtsinnig für das Wohlwollen eines anderen opfern. Ihr seid entbunden." Und so kam es an diesem Abend zum Bruch zwischen Celestiel und dem Zwerg, der sein Herz zu Stein erstarren spürte und in Celestiels Handeln einen nicht wiedergutzumachenden Verrat an seiner tief empfundenen Zuneigung und Treue sah. Während hinter ihr Felanaur eine Lobrede auf ihre feurigen Worte hielt, fühlte sie nur eine unendlich schwere Müdigkeit auf ihr lasten. In kurzen Worten erklärte sie den Verbliebenen, dass sie morgen in aller Früh' nach Bree aufbrechen würde und bedachte jeden einzelnen ihrer Sippengefährten mit einem ernsten Blick.
"Kämpft tapfer morgen.", sprach sie noch ehe sie die Runde mit raschen Schritten verliess und den Torbogen passierte, hinter dem ein tiefschwarzes Loch gähnte.

Das Land schlummerte tief und fest unter der dunklen Decke, welche die Nacht ausgebreitet hatte. Die langen Gräser wurden vom kühlen Wind sanft hin und her geschaukelt, dabei ein Geräusch erzeugend, das eine Wohltat für ihr unruhiges Inneres war. Celestiel sass zusammengekauert an einer Säule, die einsam in der Ruine in den Himmel empor ragte. Welch' passende Kulisse. Einige dieser Tiefschläge mehr und in ihr drinnen würde es nicht anders aussehen wie in dieser Ruine, in welcher der Geist vergangener Schönheit hauste. Sie hatte die Beine eng an ihren Oberkörper gezogen, während sich ihr Gesicht in den geöffneten Handflächen vergrub und sie mit den Fussballen auf und ab wippte. Ein jämmerlicher Anblick. Selbst sie musste es sich eingestehen. Gedankenfetzen schwirrten in unüberschaubarer Anzahl durch ihren Kopf und machten es ihr unmöglich einen klaren Gedanken zu fassen. Auch drängten sich immer wieder die gleichen Worte in ihr Bewusstsein. Was hatte Silvina heute zu ihr gesagt, als man sie und ihre Entscheidung in Frage stellte?

"Ihr habt mehr getan, als Ihr glaubt. Schaut Euch nur um. Ihr seid auf Eure Weise an diesem Kampf beteiligt. Man muss wissen wofür man geschaffen ist und Ihr habt gut getan mit Eurer Entscheidung." Wahrscheinlich ungewollt hatte die Elbe etwas ausgesprochen, das Celestiel in ihren Grundfesten erschüttert hatte und tief in ihr Innerstes griff. Wissen, wofür man geschaffen war... Sie drückte die Handflächen gegen ihre Stirn, um ihren wirren Gedanken, die allesamt gegen ihre Schädeldecke hämmerten, Einhalt zu gebieten. Wofür war sie geschaffen? Diese Frage hallte wie ein Echo in ihrem Kopf wider, ohne jedoch beantwortet zu werden. Sie hatte sich verloren. So verloren wie der Stern, der über ihr einsam am Firmament prangte. Lächerlich zu denken, sie könnte anderen Hoffnung schenken, während sie jegliche Hoffnung für sich selber schon lange verloren hatte! Ihre Gedanken führte sie zu Kanwyns Worten: "Ihr solltet Morgen nicht gehen. Euch darf...nichts geschehen." Noch immer fragte sie sich, was sich alles hinter diesen Worten verbarg. War es schlichte Sorge um sie gewesen? Oder versteckte Weitsicht? Tatsächlich begründete sich Celestiels Entscheidung, sich vom Kampfgeschehen fernzuhalten, nicht nur auf die Befürchtungen der anderen. Sie musste vorausdenken, sich vor Augen führen, dass sie noch immer ein Ziel verfolgte, dass sie um keinen Preis aus den Augen verlieren durfte. Das Geheimnis. Es musste gewährleistet werden, dass die Träger jenes Geheimnisses, das ihre Sippe behütete, die Zeit überdauerten, fortlebten, damit das Geheimnis nicht dem Vergessen zum Opfer fiel. Gerade jetzt wo ungewiss war, wo sich Taldaras aufhielt und wann er zurückkehren würde, mussten sie Obacht walten lassen. Spielten Kanwyns Worte auf das ab? Wollte sie Celestiel hinter den sicheren Stadtmauern Brees wissen, um nicht um das Geheimnis bangen zu müssen? Sie strich sich mit der Handfläche über das Gesicht und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Wieder fühlte sie sich wie ein Kind, das stets einer helfenden Hand bedurfte, um sich aufzuhieven und seinen Weg zu gehen. Frauen wie Amber bewunderte sie. Frauen, die sich nahmen, was sie wollten. Die eine Selbstsicherheit und ein Selbstbewusstsein von der Stärke eines Felsens ausstrahlten. Bei solchen Frauen hätten dicke Felsbrocken auf ihren Weg hinabregnen können - sie hätten sich nicht aufhalten lassen. Celestiel stemmte sich unvermittelt mit beiden Handflächen vom Boden hoch und stellte sich auf den Sockel der Säule, den Blick gen Süd-Osten gerichtet. Dorthin, wo sich am morgigen Tage alles entscheiden würde. Ihr Blick schwenkte weiter hoch zum dunklen Himmelszelt, das mit Sternen bedeckt war. Der einsame Stern hatte nun Gesellschaft.
"Zeit erwachsen zu werden, Celestiel...", flüsterte sie in die Stille hinein.
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